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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 6
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In Angelegenheit des Knollerschen Freskogemäldes
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Ziegler, Walter: Herstellung von Bunt- und Vorsetzpapieren, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0027

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Nr. 6.

Münchner kunsttechnische Blätter.

'3

eindringende weniger schade, wenn sie schnell
wieder verdunsten kann. In jeder Kirche müsse
man mit dem Schwitzwasser rechnen.
Der längere Einfluss dieser Feuchtigkeit kann
naturgemäss auf die Freskooberfläche schädlich
sein, wenn die schwefelhaltigen Gase der Luft
die Kalkoberfläche angreifen; aus dem Kalzium-
karbonat bilde sich dann Gips (schwefelsaurer
Kalk), der, in Wasser löslich, in Form von Aus-
witterungen sich geltend mache und den raschen
Zerfall der Freskomalerei bewirke. Tatsächlich
haben die chemischen Analysen, die im Jahre 190$
von Prof Dr. G. Schulz am ehern.-techn. Labora-
torium und neuerdings von Prof. Dr. Eibner an
der Versuchsanstalt vorgenommen wurden, das
Vorhandensein von etwa 1 — 2*^ Gips ergeben.
Auch in dem Waschwasser, mit dem etliche Stellen
gereinigt worden waren, hatte Prof. Schulz Schwefel-
säure und Chlor nachgewiesen, welch letzteres
von der zur Reinigung des Bildes verwendeten
Salzsäure herrühren könnte. Ueber die Gefahren
bei Verwendung von Salzsäure zur Reinigung von
Fresken brauchte man sich nicht zu täuschen.
Die Salzsäure löst naturgemäss die Kruste von
kohlensaurem Kalk um so leichter, als die Säure
konzentriert angewendet wird; das Gemälde geht
bei unverständiger Anwendung zugrunde, denn
es entsteht eine hygroskopische Substanz, nämlich
Chlorkalzium, das die Feuchtigkeit stets anzieht.
Wenn auch in dem einen Falle (der Restau-
rierung des Cornelianischen Bildes in der Ludwigs-
kirche) das Reinigen der auf andere Weise nicht
entfernbaren Flecken mittels verdünnter Salzsäure
ohne schlimmere Nachwirkung geblieben war, so
neigten besonders die Herren Chemiker zu der
Ansicht, dass gerade in dieser Behandlung des
Bildes die Hauptursache des jetzigen schlechten
Standes zu suchen sei. Nun wird wohl niemand
einem derartigen Reinigungsverfahren das Wort
reden; aber wenn auch der Salzsäure jetzt die
Schuld beigemessen wird, die erste Schwärzung
des Bildes, die ja die Reinigung erforderlich
machte, ist damit nicht im geringsten erklärt!
Für diese erste Schwärzung, die anfangs in kleinen
Partien auftrat und die sich immer mehr ver-
breitete, bliebe nur als Ursache: die Russablagerung
an dem vom Schwitzwasser einen grossen Teil
des Jahres feuchten Gemälde, dann die Bildung
von Pilzwucherung, oder aber beides zusammen.
Pilz oder Russ ist die Frager Mit vollem
Rechte wurde auch vom Maler Prof. Kolmsperger
darauf hingewiesen, dass man sich doch zunächst
über diese Ursachen klar werden müsste, denn
davon hänge es ab, was für Massnahmen zu er-
greifen wären; diese müssten doch ganz andere
sein, wenn es sich um Pilze, als wenn es sich um
Russ handle. Er stelle somit den Antrag, zu ver-
anlassen, dass vor allem durch einen sach-
verständigen Pflanzenphysiologen die Untersuchung

in diesem Sinne gemacht werde. Dieser Antrag
wurde auch allseitig unterstützt. Als weiterer
Punkt wurde ins Auge gefasst, das jetzt aufge-
stellte Gerüst zu einigen Vor versuchen und Rei-
nigungsproben zu benutzen, und nach Ausfall
dieser Proben erst weitere Beschlüsse zu fassen.
Herr kg). Konservator A. Müller hatte sich bereit
erklärt, diese Versuche vorzunehmen. Zur ge-
naueren Beobachtung des allgemeinen Zustandes
und der Einflüsse auf diese Proben solle bis zum
nächsten Frühjahr von jeder weiteren Massnahme
abgesehen werden. (Schluss folgt.)
Herstellung von Bunt- und Vorsetz-
papieren.
Von Walter Ziegler. (Fortsetzung.)
Beide angeführten Marmoriergrunde haben ihre
Vorteile, es muss dem Arbeitenden überlassen bleiben,
selbst zu erproben, welche Art ihm mehr zusagt.
Karragheenmoos wird im allgemeinen schon der Billig-
keit wegen bevorzugt, er behält aber nur etwa 3 Tage
seine langzügige Konsistenz und kann dann noch
weitere Tage für die Herstellung von gesprengtem
oder Adermarmor Verwendung finden. Tragantgrund
hält sich beiläufig 6—7 Tage, er ist aber nicht so glatt
wie der erstgenannte.
Der Grund darf beim Arbeiten weder kälter noch
wärmer sein als die Temperatur des Arbeitsraumes.
Man verwende den Grund auch nicht zu dick, die Er-
kenntnis des zweckmässigen Verdünnungsgrades muss
empirisch erlernt werden, eine präzise Angabe in
dieser Richtung kann nicht gemacht werden, weil das
Moos nicht immer den gleichen Schleimgehalt aufweist.
Marmorierfarbe ist in fertigem Zustande käuflich
zu erhalten, und zwar in Handlungen für Buchbinder-
material. Die besten dürften wohl die Halferschen
Marmorierfarben sein. Desgleichen bekommt man auch
zugerichtete Ochsengalle. Es würde zu weit führen,
die Zubereitung dieser Ingredienzien hier anzuführen.
Die Farben befinden sich in Flaschen, vor dem
Gebrauch müssen diese tüchtig geschüttelt werden
und giesst man davon in kleine Näpfchen; gewollte
Töne werden durch Mischen erzielt. Auf je io Gramm
Farbe setzt man 6—8 Tropfen Galle zu.
Bevor man zu arbeiten beginnt, muss der Treib-
grad jeder Farbe ausgeprobt werden. Man giesst
etwas Grund in einen Teller, streicht mit einem steifen
Papier die Oberfläche ab, um vorhandene Bläschen
und gleichzeitig ein störendes Häutchen zu entfernen,
das sich schon nach kurzem Stehen immer wieder auf
der Oberfläche des Grundes bildet. Um die Häut-
chenbildung möglichst hintanzuhalten, ist, wie erwähnt,
die gleichmässige Temperatur von Grund und um-
gebender Luft nötig. Nun wirft man mit einem lang-
haarigen Pinsel einen Tropfen Farbe auf den Grund.
Die Farbe wird sich in einem runden Hecken
ausbreiten und so stehen bleiben. Die Farbe
darf nicht zu dick sein, sonst sinkt sie zu Boden,
auch darf sie nicht zu dünn sein, sonst erscheint
die Farbe zu blass. Man nimmt an, dass sich
ein Tropfen auf zirka 6—7 cm ausdehnen soll, tut er
das nicht, so setzt man der Farbe tropfenweise Galle
zu, bis die gewünschte Treibkraft erreicht ist.
Neben- oder ineinandergesetzte Farbentropfen
vereinigen sich auf dem Grund nicht zu Mischfarben,
sondern sie stehen scharf abgegrenzt nebeneinander.
Zieht man nun mit einem dünnen Hölzchen, einer
Stricknadel u. a. durch die schwimmenden Farben-
augen, so wird man erstaunt sein, wie reizend die
Formen sich verändern.
 
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