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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 17
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Schüz, Friedrich: Zum Thema: Leonardos "Abendmahl", [3]
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0072

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68

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. :y.

Zum Thema: Leonardos „Abendmahl^.
II. Zuschrift von Herrn Maier Friedrich Schüz-
Düsseidorf.
Zu den kürziich in den „Münchener Kunsttech-
nischen Biättern" erschienenen Aufsätzen über die
Restauration des Abendmahis von da Vinci durch
Prof. Cavenaghi möchte ich mir auf Grund iängerer
Studien am Original einige Bemerkungen ertauben.
Zunächst herrschen im Pubiikum vielfach fatsche
Meinungen darüber, worin die restaurierende Tätig-
keit Prof. Cavenaghis im Cenacoto Vinciano bestanden
hat, wetche teits durch wenig gewissenhafte Zeitungs-
artiket genährt wurden, teits aus dem nicht ganz
passenden Ausdruck „Restauration" zu erktären sind.
Soviet ich setbst mit angesehen und Cavenaghis
eigenen Worten entnommen habe, handett es sich im
wesenttichen um ein Reinigen, Konservieren und Be-
festigen, nicht aber um Abnahme von Uebermatungen,
Restauration im eigenttichen Sinne oder gar Rekon-
struktion. Das grosse Verdienst Cavenaghis besteht
darin, dass er das Vorhandene in den bestmöglichen
Zustand gebracht und so die Mögtichkeit der Erhaltung
für eine unabsehbare Spanne Zeit geschaffen hat.
Nur die heben, durch die abgefattenen Farbteite ent-
standenen Mauerftecke hat Cavenaghi ein wenig dunkler
getönt, um die störende Wirkung zu mitdern. Un-
richtig ist ferner, was neutich behauptet wurde, dass
die Restauration unsichtbar gewordene Detaits wieder
an das Tageslicht gefördert habe. Es ist das weder
am Origina! setbst, noch durch Vergteich der äusserst
genauen, grossen vor und nach der Restauration ge-
machten Photographien festzusteHen, die (in bezug
auf Zeichnung) wesenttiche Unterschiede überhaupt
nicht aufweisen.
Ganz merkwürdig ktang die Behauptung, Prof.
Cavenaghi habe sich die verschiedenen Kopien des
Abendmahts kommen lassen. Die bedeutenderen in
Itatien verbtiebenen Kopien hatten tängst ihren Platz
im Cenacoto gefunden. Die besonders erwähnte Kopie
von Ponte Capriasca in der Kirche des gteichnamigen
Bergdörfchens aber ist ein Fresco! Die Bauern dort
hätten sie, auch wenn das anginge, gewiss nicht ein-
ma! hergetiehen, da sie fest davon überzeugt sind
(und nicht ganz grundtos), dass ihre Kopie, die neben-
her gesagt attein die Nomenklatur der einzetnen
Apostel aufweist, die treueste von alten ist.
Interessiert haben mich in den letzten Nummern
die Auseinandersetzungen über den günstigsten Stand-
punkt bei Betrachtung des Bildes. Ich gtaube, dass
die Künstter in dieser Sache der Ansicht beipftichten
werden, dass Staffeteibitder mit ausgesprochenem, vor-
nehmlich die mit hochtiegendem Horizont („Voget-
perspektiven" gibt es in der Kunst einstweilen noch
nicht) niedrig hängen müssen. An Wandgemälde dürfen
nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden, wie
an Panoramen und Dioramen!! Auch nicht annähernd
bezüglich der Horizonthöhe. Diese Forderungen:
Wandbilder in annähernder Bildhorizonthöhe zu be-
trachten, können nur da erfüllt sein, wo Emporen,
Gallerien usw., also Teile der Raumarchitektur selber
das möglich machen.
Zu dem vorgeschlagenen Podium möchte ich be-
merken, dass ich durch die Freundlichkeit Prof.
Cavenaghis wiederholt Gelegenheit hatte, das Abend-
mahl in Bildhorizonthöhe zu sehen. Dieser Standpunkt
ist der beste, das liegt in der Natur der Sache. Ich
konnte aber nicht ßnden, dass die Betrachtung von
unten eine wesentlich ungünstigere sei. Daher möchte
auch ich gegen den Vorschlag des Podiums prote-
stieren, da ich den Vorteil nur gering erachte und
selbst bei einer künstlerisch gelösten Form desselben
das grosse Bedenken habe, dass die einfache Erhaben-
heit des Raumes zerstört werde. Das wäre eine neue

Gefahr, nachdem das Gespenst des Absperrungsge-
rüstes eben glücklich gebannt ist, wie mir das Uffizio
Reggionale zu meiner Freude mitgeteilt hat.
Leonardofreunde wird auch freuen zu hören, dass
die störenden Kopien aus dem Cenacolo entfernt sind ;
sie sollen zusammen mit den Photographien usw. in
einem besonderen Ausstellungsraum untergebracht
werden. Nur die anerkannt getreueste Kopie von
Andrea Solari (aus dem Hieroymitenkloster zu Castel-
lazzo) soll wie früher im Cenacolo verbleiben.
Maler Friedrich Schüz-Düsseldorf.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn F. H., Düsseldorf. — Ihre Frage: „Wie
entfernt man von einem Oelbilde den Damarfirnis-
überzug, der gänzlich milchig geworden ist, ohne die
Farbschicht zu beschädigen?" kann wie folgt beant-
wortet werden. Da das Milchig- oder Trübwerden
eines Firnisses (Damar- oder Mastixfirnis, die in Terpentin
gelöst sind) eine Folge der Lockerung des molekularen
Zusammenhanges der Schicht ist, wie dies v. Petten-
kofer zuerst erkannt hat, so kann man diesen Uebel-
stand wieder beseitigen, wenn durch Alkohoidämpfe
die Firnisteilchen wieder aufgeweicht werden. Dies
geschieht ganz einfach, indem man das Bild (erst vom
Staub gereinigt) auf dem Deckel einer flachen Kiste
befestigt, auf dem Boden eine Lage Watte oder ein
paar Bogen Fliesspapier ausbreitet und mit reinem
Alkohol tränkt. Dieser verdampft und bewirkt nach
wenigen Minuten das Wiedervereinigen der mikro-
skopisch kleinen im Firnis gebildeten Haarrisse. Falls
die Trübung gering ist, genügt mitunter nur ein Ueber-
reiben mit weichem Seidentuch ; durch die beim Reiben
erzielte Wärme wird ein ähnlicher Effekt erzielt. Das
Mitchigwerden des Firnis tritt bei schwankenden
Temperatureinßüssen (feuchte, kalte Luft) infolge der
damit zusammenhängenden Kondensation der Luft-
feuchtigkeit ein. Näheres ist zu finden in der bekannten
Schrift M. v. Pettenkofers, Ueber Oelfarbe und Konser-
vierung der Gemäldegalerien durch das Regenerations-
verfahren, 3. Auf!., Braunschweig 1907. Vgl. auch „Münch,
kunstt. Bl.", I. Jabrg., Nr, u. 15.
Herrn C. F. in Berlin. — Dass Sie in dem grossen
Berlin keine Farbenhandlung haben sollten, die Ihren
Zwecken entsprechende Farben in Pulverform auf
Lager hat, ist sehr zu verwundern; es gibt deren ge-
wiss eine ganze Reihe. Wenden Sie sich an Gebr.
Heyl & Co., A.-G. in Charlottenburg oder an die
Künstlerfarbenfabrik von G. B. Moewes. Soviel uns
bekannt, liefert die Fabrik von H. Schmincke & Co.,
Düsseldorf, alle Sorten von Farben in Form „unfühl-
baren" Pulvers, die also nur mit dem Bindemittel an-
gerieben zu werden brauchen. Sollten Sie nur geringerer
Mengen bedürfen, dann sind die Powder colours von
Windsor & Newton sehr zu empfehlen. Diese sind
wohl etwas kostspielig (das kl. Gläschen à 50 Pf.), aber
von ganz exquisiter Feinheit. In den grösseren Spezial-
geschäften für Kunstmaterialien werden Sie diese Farben
vermutlich vorrätig ßnden.
Herrn Fr. H.-M. in Hannover. — Auf Ihre Frage
nach Werken, die über Farbstoffe und Färberei,
sowie die Herstellung der neuesten Teerfarben näheren
Aufschluss geben, können Ihnen folgende genannt
werden : 1. Muspratts Chemie in Anwendung auf
Künste und Gewerbe (Ausg. von F. Stohmann u. Bruno
Kerl, IV. Aufl.), III. Bd., t.—8. Lief. (Braunschweig
1889); 3. Farbstoffe und zugehörige Industrien von Prof.
Dr. G. Schultz in Posts chem.-techn. Analyse (Ausg.
von Prof. Dr. Bernh. Neumann), II. Bd., IV. Heft (Braun-
schweig 1909); 3. Organ. Farbstoffe von Dr. H. Wichel-
haus (Dresden 1909). E. B.
 
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