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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 18
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Berger, Ernst: Technisches zur Hans von Marées-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0073

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Inhalt: Technisches zur Hans von Marées-Ausstellung. Von E. B. — Die Wiederfestigung der Rethelschen
Fresken im Krönungssaaie des Rathauses zu Aachen. Von Paui Gerhardt-Düsseidorf. — Zur Kenntnis
des Farbstoffs des antiken Purpurs. — Zur gef!. Kenntnisnahme.

Technisches zur Hans von Marées-Ausstellung.
Von E. B.

Die im Kunstausstellungsgebäude am Königs-
platz (Dez. 1908 bis Feb. 1909) zur allgemeinen
Freude veranstaltete Uebersicht über das Lebens-
werk des bis vor kurzen Jahren kaum beachteten
Künstlers Hans von Marées hat Gelegenheit ge-
boten — jedenfalls zum ersten Male in solchem
Umfange —, die einzelnen Phasen der Entwick-
lung des in vieler Beziehung interessanten Malers
zu zeigen. Und wie lehrreich und anregend eine
solche Schau für das kunstliebende Publikum wie
für den Künstler ist, erhellt aus dem Umstande,
dass die gleiche Kollektion in Berlin gezeigt
wurde und wie es heisst, bereits Schritte geschehen
seien, um sie nach Paris zu bringen.
Die von Marées zurückgelegte Entwicklung
war in der Tat einer recht langen Reihe von
Leidensstationen vergleichbar, bis er seinen eigenen
Stil, und die nur ihm eigentümliche Ausdruck-
fähigkeit gefunden hatte. Von den „Reiterattacken",
die der junge Schüler Steffecks geschaffen, bis
zu den gross angelegten Tryptichen „Werbung",
„Hesperiden", „Raub der Helena" hat Marées
gar manche Wandlung durchgemacht und ist gar
mancher Beeinflussung unterlegen. Dazu kam
noch, dass es gerade zu jener Zeit, zu Anfang
der 60er Jahre, in der deutschen Kunst brodelte
und kochte, wie junger Most gärte; allerorten
war ein Streben nach neuen Zielen. Auf der
einen Seite der Drang nach krassem Realismus
und als Gegenströmung das Liebäugeln mit den alten
Meistern, mit der Renaissance und der Romantik.
Sein Lebens werk zeigt, wohin es den Künstler
Marées endlich gezogen hatte. Der Einfluss der
Freunde Marées' war nicht minder gross als der
eigene Trieb. In München waren es anfangs
Landschafter wie Lier, Langko, Teichlein, denen


er sich anschloss, aber mit Lenbach ging er im
Herbst 1864 nach Rom und dort verkehrte er
wieder viel mit Böcklin und seinem Kreise.*) Dazu
kam dann als besonders starke Persönlichkeit der
Bildhauer Hildebrand, mit dem Marées in Florenz
innig vertraut bis 1875 gemeinsam hauste. Mit Aus-
nahme der kurzen Zeit von 1870—73 in Deutsch-
land war Marées über 20 Jahre in Italien tätig
und er starb, nur 50 Jahre alt, 1887 in Rom.
Wenn man nun in der Ausstellung die lange
Reihe von Bildern sieht und sie vom technischen
Standpunkt betrachtet, dann fällt es auf, wie
verschieden sie sich erhalten haben und es ist
mitunter von Interesse, den Ursachen nachzugehen,
warum diese Unterschiede in grösserem oder
geringerem Masse vorhanden sind. Bei Marées
ist es schwer, technische Fragen zu beantworten,
weil wir für die ersten Jahrzehnte seines Schaffens
keinerlei Berichte haben, die uns darüber aufklären,
in welcher Weise er vorgegangen ist; man kann
demnach nur aus dem jetzigen Zustand Schlüsse
ziehen, z. B. aus der Art der Risse und aus dem
Grade der Leuchtkraft der Farbe. Und in dieser
Hinsicht ist zu beachten, dass die am besten
erhaltenen Bilder in den Anfang der 60 er Jahre
fallen und dann zumeist Arbeiten sind, die ohne
viele Uebermalungen prima gemalt, sind. Es sind
verschiedene Porträts darunter, deren Erhaltung
tadellos genannt werden kann, und wobei nur
die für Leinwandbilder unvermeidlichen Risse-
bildungen zu bemerken sind, die stets eintreten,
wenn die Oelfarbe vollkommen getrocknet den

*9 v. Schicks Tagebuchaufzeichnung v. 26. Mai 66
(Böcklin mit M. im Boccia-Klüb), 27. Mai (Ausflug nach
Tre Fontane) u. 24. Juni.
 
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