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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 5
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Pudor, Heinrich: Von den modernen Farbstoffen, [2]
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Church, Arthur H.: Die Erhaltung von Bildern und Zeichnungen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0022

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 5.

:S

Stoffe zu bemalen, so müssen wir bei der Aus-
wahl der Farbstoffe auf die zu bemalenden Ge-
genstände dem Material nach Rücksicht nehmen,
weil eben immer, wie aus dem Obigen ersichtlich,
der Farbstoff eine gewisse Verwandtschaft zu dem
zu bemalenden Stoff haben muss, wenn die Farbe
den letzteren wirklich durchdringen soll und eine
Einheit „farbiger Gegenstand" statt der Zweiheit
(Farbe und Gegenstand) hergesteilt werden soll.
Dass der Farbstoff lichtecht und regenecht sein
muss, ist selbstverständlich; wir müssen aber dem
Farbenfabrikanten oder -handler auch sagen, für
welchen Stoff oder für welches Material wir die
Farbe brauchen. Und hierbei muss vor allem
unterschieden werden, ob Metall, Holz, Scherben
oder die Faser in Betracht kommt, und weiter
ob vegetabilische oder animalische Faser usf.
Nur dann ist es möglich, dass die Farbe auch
wirklich den betreffenden Stoff durchdringt und
mit ihm eins wird, und dass eine Harmonie zu-
stande kommt. Und auf diese Weise wird die
„Echtheit" ganz von selbst erreicht.
Vielleicht wird es auch gut sein, wenn wir,
wie schon erwähnt, unser Auge eine Zeitlang
an ungestrichenem Material und Stoff, ob es nun
Holz oder Faser ist, zur Natur zurückbilden,
so dass es für feinere Farbenunterschiede wieder
empfänglich wird. Die „Anstreicherei" ist wahr-
haftig dazu angetan, unser ganzes Dasein zu ver-
giften, im buchstäblichen und im übertragenen
Sinne des Wortes, ob es sich nun um Nahrungs-
mittel, Konditorwaren, Rotwein, oder um Ge-
brauchs- und Kunstgegenstände handelt. Und
selbst die hohe Kunst kann von dem hier Ge-
sagten profitieren, denn auch die Malerei müsste
unseres Erachtens mehr darauf sehen, dass die
Farben sich mit der Leinwand besser verbinden,
dann wird auch die Haltbarkeit der Farben und
Gemälde wieder eine dauernde sein.
Die Erhaltung von Bildern und
Zeichnungen.
Von A. H. Church. (Schtuss.)
Manchmal lässt sich eine weitere Schädigung
durch die Anwendung von Leinöl vermeiden.
Immer, wenn man ein Lösungsmittel zum
Reinigen eines Bildes verwendet, muss man
die Wattebäuschchen von Zeit zu Zeit sorg-
fältig untersuchen, ob sie auch nichts von der
Originalfarbe mitgenommen haben. Sie dürfen
nur eine Färbung vom braungewordenen Firnis
aufweisert. Ausser diesen schon genannten Lösungs-
mitteln werden manchmal noch andere zum Bilder-
reinigen gebraucht, besonders wenn harte Oellacke
zu entfernen sind. Solche Lösungsmittel sind
Azeton, Amylalkohol, Benzin, Chloroform und Aetz-
kalilösungen. Ihre Anwendung ist von grossen
Gefahren begleitet — tatsächlich ist der Gebrauch

jeder Art von Lösungsmitteln mit Gefahr verbunden
und sollte nie von Ungeübten unternommen werden,
y Gewöhnlich werden wirkliche Risse in der
Untermalung oder Gesso-Gründen alter Bilder mit
Gips ausgefüllt. Wenn dieser fest geworden ist,
wird seine Oberfläche vorsichtig mit einem Kork
und trockener Schlämmkreide oder Ossa Sepiae
eben gemacht. Man muss sich dabei sehr in acht
nehmen, dass die daneben befindlichen Farben
nicht mit abgerieben werden. Ich halte Asbest-
kitt in vielen Fällen für einen ausgezeichneten
Gipsersatz; mit Hilfe eines Palettenmessers kann
man seine Oberfläche gleichmässig und eben
machen. Aber man kann ihn weder mit Wasser,
noch mit Temperafarben färben, um ihn zu dem
übrigen Teil des Bildes passend zu bekommen;
dazu sind Oelfarben nötig. Bei jedem erforder-
lichen Nachmalen verlorengegangener Farben in
alten Oelbildern ist es ratsam, keine Oelfarben,
sondern Wasserfarben zu verwenden, weil diese
immer von der alten Arbeit unterschieden werden
können und sich, wenn nötig, auch entfernen lassen;
dies ist auf „Füllungen" von Schlämmkreide und
Leim ebenso ausführbar wie auf solchen von Gips.
Meiner Meinung nach sollte man Temperabilder
mit trockenen Farbstoffen, die mit Eigelb ver-
mischt sind, reparieren, weil so eine allgemeine
harmonische Wirkung erzielt wird, wenn der
Schlussfirnis schon darauf ist. Wenn Wasserfarben
zum Ausbessern eines Oelbildes verwendet werden,
so wird die später darübergelegte Firnisschicht
sicherlich sie dunkler und tiefer erscheinen lassen,
es sei denn dieser Veränderung schon während
der Arbeit Rechnung getragen worden, was nicht
leicht zu bewerkstelligen ist. Wenn bei irgend-
einer Uebermalung Oelfarben benutzt werden, so
mische man sie gründlich mit ein klein wenig
Kopalürnis und Terpentingeist; sie müssen auch
etwas heller und weniger gelb im Ton sein als
die Farben, zu denen sie passen sollen, weil ein
Nachdunkeln und Gelbwerden bis zu einem, wenn
auch geringen Grade, sicherlich erfolgt.
Das Reinigen und Restaurieren von Fresko-
gemälden erfordert besondere Sorgfalt. Der Er-
satz von abgebröckelter Farbe geschieht am besten
mit Tempera. Wenn ein Freskobild durch die
rauchige Luft einer Stadt verschmutzt ist, so kann
man mit Methylalkohol, der mit Wattebäuschchen
reichlich aufgetupft wird, die teerigen und russigen
Unreinigkeiten entfernen, die bei einem vorher-
gegangenen vorsichtigen Abbürsten der Bildfläche
nicht gewichen sind. Versuche, die dunkelge-
wordenen Teile eines beschädigten Freskobildes
mit destilliertem Wasser oder mit kohlensäure-
haltigem Wasser aufzuhellen, sind meist von nur
wenig Erfolg begleitet. Die Häutchen, welche
die Oberfläche in solchen Fällen verdunkeln, be-
stehen manchmal aus schwefelsaurem Kalzium,
das aus dem vorhandenen Kalziumkarbonat durch
 
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