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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 19
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Berger, Ernst: Technisches zur Hans von Marées-Ausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0077

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Inhalt: Technisches zur Hans von Marées - Ausstellung. Von E. B. (Schluss.) — Die Wiederfestigung der
Rethelschen Fresken im Krönungssaale des Rathauses zu Aachen. Von Paul Gerhardt-Düsseldorf.
(Fortsetzung.) — Zum Thema: „Leonardos Abendmahl". I. Nachtrag von Friedr. Schüz-Düsseldorf.
II. Zuschrift von Prof. Manchot-Frankfurt a. M. — Schlusswort.

Technisches zur Hans von Marées-Ausstellung.
Von E. B. (Schluss.)

Gegen das Ende der 70er Jahre muss Marées
eine gewaltige Umwälzung in seinen technischen
Mitteln vorgenommen haben, indem er begann,
die Tempera-Technik immer mehr zu bevorzugen.
Genau den Zeitpunkt dieser Wandlung zu bestimmen,
ist mir infolge des Mangels an authentischem
Material nicht möglich. Wahrscheinlich ist hier
der Einfluss von Böcklin mit bestimmend gewesen
und ausschlaggebend die Stilrichtung, der sich
Marées nach Jahrzehnte langem Suchen hingegeben
hatte. Dem Stil musste auch die Technik ange-
passt werden und er knüpfte deshalb bei der
altbekannten Eitempera an.
Wer sich über diese für Marées Kunstschaffen
wichtigste Periode näher unterrichten will, Undet
in den „Aus der Werkstatt eines Künstlers" be-
titelten „Erinnerungen an den Maler Hans von
Marées aus denjahren 1880—8: u. 1884—85" seines
Schülers Karl von Pidoll*) genauen Aufschluss.
Im Katalog der Marées-Ausstellung ist als ältestes
Temperabild verzeichnet: Jüngling auf einem Boot
in Seelandschaft (1880). Es sind aber jedenfalls
schon vor dieser Zeit Arbeiten in dieser Art ent-
standen, denn schon in den /Oer Jahren malte
der Florentiner Kreis Böcklins, mit dem Marées
ja längst innige Beziehungen unterhielt**), in der
Tempera-Manier, indem diese zumeist als Unter-
malung diente, um hernach mit Oelhrnisfarben
übergangen zu werden.
Die besten und abgeklärtesten Werke der

*) 1890 als Manuskript gedruckt. Nachdruck.
Erste Auü. Luxemburg 1908. Verlag v. V. Bück.
**) Vgl. Floerke, Zehn Jahre mit Böcklin, den
Abschnitt Böcklin und Hans v. M., eine Parallele.
II. AuH. S. r68ff.

Spätzeit Marées' sind in dieser Eitempera-Manier
gemalt oder zum mindesten sehr weit durchge-
arbeitet worden. Pidoll äussert sich mit wahrer
Begeisterung über „die wahrhaft herrlichen Resul-
tate, welche er in der Eitempera erzielt hatte",
und er erzählt (a. a. O. S. 49) von mehreren
grösseren im Winter 1880—1881 ausgeführten
Arbeiten in Eitempera, darunter das dreiteilige
Wandbild „Helena-Legende", zu dem auch ein
dekorativer Sockel (Sechs Putten auf tiefrotem Grund)
und ein Architrav als gemeinsamer Abschluss ge-
hörte. „Diese Arbeit", sagt Pidoll, „war, ehe sie
Marées mit Firnisfarbe überging, von einer solchen
Schönheit, dass sich niemand, der sie in diesem
Zustande gesehen hat, ihrem Zauber entziehen
konnte. Die Kinder an den Säulen, in dekorativem
Sinne gemalt, so frisch und lebendig, und trotz
der blossen Eitempera, von einer solchen Kraft
in der Erscheinung, dass sie sich dreist neben
die besten Leistungen der Bologneser-Schule
stellen konnten. Die Figuren der Bilder aber
konnte man schlechthin mit nichts vergleichen.
Man konnte sich nur vorstellen, dass etwa die
griechischen Meister, denen die pompejanischen
Handwerker ihre Darstellungen entlehnten, ähnlich
gemalt haben müssten."
Genau dasselbe mag im Winter 1884—1885
mit dem dreiteiligen Hesperiden-Bilde der Fall
gewesen sein, über das Böcklin so entzückt ge-
wesen ist, dass er dem Künstler einen langen
begeisterten Brief schrieb (s. Floerke, S. I7ß).
„Und diese in ihrer Art ganz gewiss einzigen
Leistungen sind für immer dahin!" bemerkt Pidoll,
weil Marées nicht davon zurückzuhalten war,
durch Uebermalungen mit Oelhrnisfarben sein
 
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