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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 16
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Schüz, Martin: [Rezension von: Manchot, Wilhelm, "Leonardos Abendmahl"], [2]
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Neue Literatur
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64 Münchner kunsttechnische Blätter. Nr. :6.

die dahinteriiegenden Räumlichkeiten, Küche und
andere (Wirtschafts-?)Räume bezügiich ihrer Boden-
höhe und Grösse, andere Verhältnisse aufwiesen wie
das Refektorium, zu dem vieüeicht ein Treppchen
hinabführte, was mir freilich nicht wahrscheinlich dünkt ?
Erst nach solchen Voruntersuchungen, meine ich,
kann man mit Bestimmtheit sagen, wie hoch diese Tür
von unten gemessen gewesen ist. Wie sollen denn
die Eingänge zu diesem hochgelegenen Refektorium
vom Kreuzgang her gewesen sein? Es müssten ja
dann wieder störende Treppen die Wandelgänge des
Kreuzgangs verunziert haben. Wäre dergleichen Bra-
mante oder seinen Schülern zuzutrauen? Oder muss
nun vielleicht auch der Kreuzgang früher ein höheres
Niveau gehabt haben ? Meines Wissens liegt das
Kloster mit seinen beiden Höfen und allen anschliessen-
den Höfen samt der dazu gehörigen Kirche St. Maria
delle Grazie heute wie damals zu ebener Erde. Mag
dem nun sein, wie ihm wolle — wenn Herr Prof.
Manchot nun doch nur verlangt, dass man Aufsicht
auf den Rand des Gesimses habe, würde uns schon
mit einem Podium von etwa m Höhe gedient sein.
Demgegenüber aber möchte ich die Frage aufwerfen:
wiegt der dadurch gewonnene Vorteil, dem Augenpunkt
des Bildes von 4*/g m über dem Boden ^ m näher
gekommen zu sein, den Schaden auf, dass dadurch
der ehrwürdige Raum, der in erster Linie Ruhe ver-
langt, verunziert wird? Wenn Herr Prof. Manchot
wirklich mit mir „in dem Wunsche übereinstimmt,
dem Raume wieder das Aussehen seiner ursprünglichen
Bestimmung zu geben" — m. E. lag übrigens darin
gerade die Differenz unserer Anschauungen —, dann
hat er damit selbst das Urteil über jedes Schaupodium
gesprochen. M. Schüz-Düren.
(Schluss folgt.)
Neue Literatur.*)
Malmaterialienkunde als Grundlage der Mal-
technik. Von Prof. Dr. A. Eibner, Verlag
von Julius Springer, Berlin.
Seit einigen Jahren besitzt die technische Hoch-
schule in München einen Lehrstuhl für Malereichemie
und ein damit verbundenes Institut, in welchem mal-
technische Untersuchungen ausgeführt werden und
theoretischer wie auch praktischer Unterricht über
die einschlägigen Fragen erteilt wird. Die Leitung
dieses Instituts ist Herrn A. Eibner übertragen, der
dadurch Veranlassung und Gelegenheit gefunden hat,
sich mit einem bisher an Hochschulen noch wenig
gepflegten Zweige der technischen Chemie eingehend
zu beschäftigen, und der in seiner „Malmaterialien-
kunde" das bisherige Ergebnis seiner Quellenstudien
und eigener Untersuchungen niederlegt. Der Verfasser
behandelt ziemlich ausführlich und mit Geschick alle
den Maler interessierenden Fragen, soweit sie in das
Arbeitsgebiet des Chemikers fallen, aber er lässt auch
die physikalische und die rein künstlerische Seite des
Stoffes nicht unberücksichtigt.
In der Hauptsache ist also das bearbeitete Thema
dasselbe, welches den Gegenstand des vortrefflichen,
kürzlich schon in zweiter Auflage erschienenen Werk-
chens „Die Malerfarben, Mal- und Bindemittel" von
Friedrich Linke bildet, doch ist die Eibnersche Be-
arbeitung viel ausführlicher.

*) Ueber das nämliche Werk ist uns von anderer
fachmännischer Seite eine Besprechung in Aussicht
gestellt worden, wobei Einzelheiten genauer behandelt
werden sollen, als es in einer kurzen Anzeige möglich
ist. Bei der Wichtigkeit der vorliegenden Publikation
scheint es angebracht, verschiedene Urteile zu hören.
Die Schriftleitung.

Eine Aufzählung der einzelnen, Abschnitte erscheint
an dieser Stelle überflüssig, weil sie in den Prospekten zu
finden ist, welche den Fachzeitungen zurzeit beiliegen.
Hier möge nur gesagt sein, dass sich die ver-
schiedenen Kapitel in natürlicher, ungezwungener Weise
aneinanderreihen, dass die Art der Darstellung eine
klare und anregende ist und dass ein gutes Namen-
und Sachregister eine rasche Orientierung ermöglicht.
Selbstverständlich wird man nicht alle Tatsachen,
die in der „Malmaterialienkunde" niedergelegt sind,
als zweifelsfrei feststehend anzusehen haben und auch
nicht immer den Schlüssen beitreten können, welche
der Verfasser aus feststehenden Tatsachen zieht; viel-
mehr ist es durchaus notwendig, dass das gesammelte
Material einer sorgfältigen Nachprüfung unterworfen
wird, denn bei der Schwierigkeit und dem grossen
Umfange des Stoffes vermag der Einzelne ihn nicht
vollkommen zu beherrschen, zumal die exakte wissen-
schaftliche Forschung sich diesem Wissenszweige noch
wenig zugewendet hat und die Praktiker mit ihren
Erfahrungen und Beobachtungen bisher vielfach Zu-
rückhaltung geübt haben.
Erfolgt die Nachprüfung in ausgiebiger Weise,
und findet sie bei späteren Auflagen genügend Be-
rücksichtigung, so wird die „Malmaterialienkunde"
schliesslich eine geeignete Grundlage für das „Deutsche
Farbenbuch" bilden, dessen Schaffung Prof. Eibner
anstrebt und bereits in die Wege geleitet hat, und
das dazu bestimmt ist, im Handel mit Farben und
Bindemitteln und deren Anwendung geordnete und
sichere Zustände zu schaffen.
Freilich hat es noch gute Wege, bis dieses Ziel
erreicht sein wird, bis also die verschiedenen Roh-
materialien des Maler- und Anstreichergewerbes scharf
charakterisiert und analytische Methoden ausgearbeitet
sind, die ihre sichere Identifizierung gestatten.
Wie aber auch die „Malmaterialienkunde" gedacht
sein mag, jedenfalls stellt sie schon in ihrer jetzigen
Gestalt ein sehr nützliches Werk dar, das die zer-
streute Fachliteratur in übersichtlicher Weise ver-
arbeitet enthält und durchaus berufen ist, praktischen
Zwecken zu dienen. Sie wird nicht nur dem wiss-
begierigen Künstler und dem gebildeten Handwerker
Belehrung bringen und direkten Nutzen gewähren,
sondern sie ist auch sehr geeignet, dem Chemiker
rasche Aufklärung zu geben über das, was auf dem
Gebiete der Malchemie bisher geschafft worden ist
und was alles noch zu tun übrig bleibt, sodass es ihm
nunmehr sehr erleichtert ist, selbst an der Bebauung
des noch wenig kultivierten, aber gewiss sehr ertrags-
fähigen Bodens tätigen Anteil zu nehmen.
Dr. Ernst Täuber.
Bücheranzeige.
Im Verlag von Georg D. W. Callwey, München,
erscheint demnächst:
Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Maltechnik
mit Unterstützung des Königlich Preussischen Mini-
steriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-
Angelegenheiten herausgegeben
von Ernst Berger, Maler.
V. Folge.
Fresko- und Sgrafhto-Technik
nach älteren und neueren Quellen bearbeitet.
Mit :2 Beilagen und 5 Abbildungen im Text.
München 1909. gr. 8". VIII, 157 Seiten.
Preis geh. M. 3.—.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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