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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 5
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Ziegler, Walter: Herstellung von Bunt- und Vorsetzpapieren
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Beziehungen zwischen Pigment und Bindemittel bei Aquarellfarben
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Schwierige Beantwortung!
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0024

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20

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 5-

fiüssigkeit schwimmt auf dem PHanzenschieim etwa so
wie Fettaugen auf der Suppe. Mit einfachen Nadein
oder Nadeikämmen werden die Fiecken verzogen und
geformt. Legt man dann Papier auf die Oberfläche
der Fiüssigkeit, so übertragen sich die Farbenüecke
auf dieses.
Tunkpapiere herzusteiien erfordert einige empiri-
sche Uebung. Das Wesentiiche zum guten Geiingen
der Arbeit sei hier festgesteiit. Für den PHanzen-
schieim (Marmoriergrund) kommen hauptsächiich zwei
vegetabiiische Stoffe in Betracht, das Karragheenmoos
und der Gummi Tragant.
!. Karragheenmoosgrund wird hergesteiit auf foi-
gende Weise: „In einem Topf, der zirka 8 Liter Wasser
fasst, bringt man 6 Liter weiches Wasser zum Kochen.
In das siedende Wasser gibt man 70 Gramm obigen
Mooses und iässt es nur so iange am Feuer, dass ein
zwei- bis dreimaiiges Aufwaiien erfoigt. Man hebt das
Gefäss vom Feuer, iässt es etiiche Stunden ruhig
stehen und auskühien. Die dickiiche Fiüssigkeit wird
durch einen Leinenbeutei fiitriert, der Satz aber ja
nicht ausgedrückt. Das Fiitrat wird heii, ohne Fiocken
und öiig in der Konsistenz sein. Man verdünnt den
PHanzenschieim noch durch Zumischen von t—2 Liter
Wasser und ist dann der Marmoriergrund gebrauchs-
fertig."
2. Marmoriergrund aus Gummi Tragant: „90 Gramm
Gummi Tragant werden in einem Topf mit 2 Liter
kaitem Wasser übergossen und einen Tag stehen ge-
lassen, dann knetet man die gequoiiene Masse mit den
Händen und quirit den dicken Schieim. Nach weiteren
t2 Stunden wiederhoit man das Durcharbeiten und
dann wieder noch so oft, bis eine gieichmässige Auf-
iösung entstanden ist. Der Masse setzt man bei ge-
schildertem Mischen immer etwas Wasser zu, so dass
das ganze Quantum zuietzt beiiäufig 6 Liter ausmacht
und kann man dann den Grund zum Marmorieren ge-
brauchen." (Fortsetzung foigt.)
Beziehungen zwischen Pigment und
Bindemittei bei Aquarellfarben.
Unter diesem Titei iiegt uns eine Meine Broschüre
vor, die ais 7. Lieferung der von der bekannten
Künstierfarbenfabrik H. Schmincke & Co. in Düssei-
dorf herausgegebenen „Maitechnischen Mitteiiungen"
vor kurzem erschienen ist. Wenn auch naturgemäss
diese „Mitteiiungen" im Interesse der Verbreitung der
eigenen Fabrikate erscheinen, so biiden sie dennoch
ein für jeden Maier sehr wiiikommenes, nütziiches und
praktisches Handbüchiein der darin erörterten Mai-
techniken. So finden wir in den ersten Lieferungen das
Wissenswerte über die fetten, trocknenden Oeie, die
ätherischen Oeie, Harze und Baisame, die Sikkative,
die Maimittei (Mussini-Maimittei), die Firnisse, dann
über das Farbmateriai für die Oeimaierei und die
einzeinen für diese Technik brauchbaren Rohfarben,
ihre Eigenschaften und ihre Verwendbarkeit in sach-
gemässer, trefflicher und ieichtfassiicher, vor aiiem
sehr knapper Weise beschrieben. Die ù. Lieferung
behandeit das Thema: „Worin bestand das Geheimnis
der aiten Niederiänder bezügiich der Bindemittei für
die Oeimaierei;"' und begründet (an der Hand des
Eastiake-Hesseschen Buches) das Prinzip der Mussini-
Farben und der sog. Harzöifarben. Ebenso pro domo
wird in der neuesten Lieferung das Prinzip der Hora-
damschen Patent-Aquareiifarben erörtert, die sich in
den ietzten Jahren eines bedeutenden Rufes erfreuen
und an Güte den ehemais unübertroffenen engiischen
Fabrikaten nicht im geringsten nachstehen. Einer
früheren Veröffentiichung des Erfinders zufoige be-
steht das Prinzip dieser Farben in einer Zugabe von
Gaiie, und zwar des tourochoisauren Anteiis der Tier-

gaiie, wodurch eine gieichmässigere V.erteiiung des
nassen Farbengemisches auf dem Papier ermögiicht
wird. Bekanntiich war die tierische Gaiie schon im
Aitertum ais Farbenzusatz in Gebrauch und sie
hat sich in den Werkstätten der Miniaturmaier viel-
fach erhaiten. Vor etiichen Jahren wurden aber die
spezifischen Eigenschaften dieser organischen Stoffe
wieder erkannt und die Firma Schmincke hatte das in
Deutschiand patentierte Verfahren neuerdings modifi-
ziert und verbessert. Wer sich für Aquareiifarben
interessiert und sich über die hierbei zu beachtenden
Prinzipien genauer informieren wiii, möge die oben-
erwähnte Broschüre, die von der Firma kostenios ab-
gegeben wird, einsehen. Die Farben seibst hier zu
empfehien, erachten wir für überflüssig, da es wohi
nicht vieie Aquareiimaier in Deutschiand gibt, denen
die Vorzüge der Horadamschen Aquareiifarben unbe-
kannt sind. B.
Schwierige Beantwortung!
Vor einiger Zeit erhieit der Herausgeber dieser
Biätter foigende Zuschrift:
„Geehrter Herr!
Hierdurch bitte ich Sie freundiichst, einen Artikei
betr. das Restaurieren aiter Oeigemäide in Ihrer Zei-
tung erscheinen zu iassen. Sie schreiben so viei über
Tempera und ob man viei Oei und Harz zur Oeifarbe
nimmt oder weniger. Dies sind Dinge, die für einen
erfahrenen Maier ganz seibstverständiich sind und ent-
haiten weder Neues noch Beiehrendes. Da bin ich der
Ansicht, dass viei Oei zwischen den Farben und ge-
höriges Austrocknen jeder Farbschicht keine chemi-
schen Verbindungen zustande kommen lässt. Beweis:
auch die aiten Meister.
Bitte woiien Sie die Güte haben und mir, ais
Abonnenten, mitteiien, wie es mögiich ist, aiten Ge-
mälden Risse zu nehmen, die sich in der Farbe be-
finden, nicht im Untergründe (Leinwand), auch nicht
im Lack, denn dieser ist in dem Faiie bereits entfernt.
Es genügt mir nicht, dass man nur schreibt, man
wende das Pettenkofersche Verfahren an. Dies eben
wünsche ich etwas genau besprochen zu iesen. Der
Herr Restaurateur soii sich nicht einbiiden, man könne
seinen Auseinandersetzungen nicht foigen. Wir alie
verstehen doch etwas von der Sache. — Aiso Frage:
t. Oeigemäide, von denen der Lack entfernt
ist, von Brüchen zu befreien, weiche sich
in der Farbe befinden?
(Wenn es Ihre Zeit ertaubt, dann bitte das
Thema erschöpfend zu beantworten.)
2. Wie entfernt man Damariack, wie Kopaliack usw. ?
3. Wie zieht man aite Gemäide auf neue Leinwand;
ieimt man oder wie?
Es ist gar nicht nötig, Spaiten zu schreiben, ob
aite Biider übermait oder ausgebessert werden soiien,
und wie, oder nicht. Haben Sie die Geneigtheit, Herr
Redakteur, diese Zeiien baidmögiichst eingehend zu
beantworten, es würde wohi aiien Maiern damit ge-
dient sein.
Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung
bin ich Ihr Maier R. B., zurzeit S."
Da die erteiite Antwort Herrn Koiiegen R. B. vor-
aussichtiich nicht befriedigt haben wird, möchten wir
an die verehrten Leser dieser Biätter die Bitte richten,
uns bei dieser Arbeit nach Kräften durch Ueber-
sendung wenn auch nur teiiweiser Antworten gefl. zu
unterstützen. E. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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