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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 202 - Nr. 210 (1. September - 11. September)
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Wr Woche ». 1. -8. Sept. Ml. M0«Si
Anzeigentaris: Die einsp^Petilj-Ut
der.Raum (88mm br.) Mt. liXIVV^
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Holungen Nachlaß »ach Tarik.


»ekchästssttlndenS—SUHr. Spreä
stunden der Redaktion: II—IS Uh
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Tel.-Adr.: VolkszeitungHeidelberi
Druck u. Verlag der llnterbadische
Verlagsanstalt T. m.b. H., Heide
berg. Geschäftsstelle: Echröderstr.S
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leües-ZeüMg für tz!r mrMaeMMekuss der AMsbeM ßBMrs. WkesloS. öissdeliu, Svvwge». Gerdas. Mosbach. Baches. Mürtzel«, Norberg. rasberbWoWew s. WertbeiA


Heidelberg, Montag, den 3. September 1V23

5. Jahrgang

Nr. 26s

M Ski Mk« MkW.
* Heidelberg, 3. September.
In eiirem hochbedeutsamen Leitartikel schreibt
die „Frankfurter Zeitung" in ihrem sestrigen zwei-
ten Morgenblatt wie folgt:
„Die steigende Flut der Inflation «ms der einen
Und der fürchterliche Sturz der Währung auf der
anderen Seite haben einen Zustand geschaffen; der
unmittelbar die Existenz des Reiches
und seinen Zusammenhalt bedroht. Wir ha-
ben es schon ausgesprochen, daß die Steuergesetz-
gebung der letzten Monaie, so notwendig sie war,
nicht ans gereicht hat, die Mißwirtschaft der Ver-
gangenheit wieder gut zu machen.
Das Haiipttibel ist die unerhörte Belastung, die
d c R u rkonflikt dem Reich auferlegt hat; er
: -:i.:.-ingt setzt mehr Mittel, als die ganze Reichs-
. - altimg zusammen, unld hat dazu geführt, daß
las Sketch täglich mehr als IVO Billtonen
s eh tu ehrnde Schulde n inacheu nrutz. Gegen-
über einer solchen Ausgabenlast spielen die eigenen
Einnahmen der Reichskasse immer mehr eine unter-
üeordnete Rolle. Diese Entwicklung, die sich täglich
beschleunigt, bringt die Auslösung von Staat und
Wirtschaft in bedrohlichste Nähe. Ohne eine bal-
dige Liquidierung des Ruhrkonflrktes kann eben das
finanzielle Chaos in Deutschland nicht beseitigt wen-
den; das ist die Auffassung der Reichsregte-
rung und sie befindet sich -Ein in Ueberein-
n i in un u n g mit den Parteien, die hinter ihr stehen
und mit alle»! Teilen der Bevölkerung, die sich auch
nur oberflächlich ein klares Bild der Lage gemacht
haben."
Diese Sprache wäre endlich einmal deutlich und
würde beweisen, das;, wenn auch spät, nunmehr die
verantwortlichen Organe des Reiches zu jener Er-
kenntnis gekommen sind, die di« „Volkszeitung" seit
r-angem verkündete, indem sie betonte, daß der Ab-
bau des Rnhrkriegcs die Voraussetzung jeglicher
Gesuirdung W- Leider knüpft jedoch die „Frkf. Ztg."
MI diese Mitteilung wieder eine Reihe Einschrän-
kungen, so das; deren praktischer Wert wieder in
Frage gestellt ist. Auch heute scheint man aus Angst
vor der nationalistischen Dolchstoßlegende immer
noch nicht den Mut zu haben, die volle Konse-
gne nz aus der leider viel zu spät erkannten Lage
ZN ziehen.
Nicht die Konsequenzen ziehen zu wollen scheint
auch RsichLtanzlsr Sire sc mann, wie uns seine
gestrig- Siede in Stuttgar: erkennen lernt. Wenn
auch die von der bttrger i rcn Presse übers grüne
Klee gelobte Rede Stress .'.uns von dem Ton ab-
ivcicht, den man früher aus volkspavt,etlichem Mund
Zu Wien gewohnt war, so ist sie u. E. -och nicht das,
wa; das Gehst der Stunde erheischt. Wohl spricht
-irese-mann von produktiven Pfändern, Wohl wen
dei er sich mit Schärfe gegen die Steuersabotage -er
Besitzenden und gegen die deutschnationale Hetze —
seine Bemerkungen über den passiven Wider-
staud sind jedoch wiederum verklausuliert, so daß
wir nicht glauben, -atz diese Rede uns weiter vor-
wärts bringt. Herr Stresemann scheint die Rede
-cs Neichswirtschastsminiisters Dr. Raumer, daß
uns nur noch eine Frist von Tagen gegeben
ist, nicht gelesen zu haben.
Wie kritisch die Situation geworden ist, zeigt
eine uns soeben gewordene telegraphische Mittei-
lung des Soz. Parlanrentsdienstes, worin dieser es
für notwendig befindet, erneut festzustellen, daß die
'n Berlin versammelten Abwehrausschüsse
aus den besetzten Gebieten mit Nachdruck von der
Reichsregierung eine Poltttkder Verständt-
Sung gefordert haben. Die Abwehrausfchüsse sind
in Ueberemstimmung mit der Rnhrbevölkerung be-
reit, zu einem vernünftigen Kompromiß und zur
V e rz reh, leist un g aus den passiven Widerstand,
sobald sich Frankreich durch eine Formulierung be-
reit erklärt, die Ausgewiesenen zurückzulassen, die
Gefangenen freizugeben und allgemeine Sicherheiten
für Leben und Existenz zu bieten.
Herr Stresemann hätte alle Ursache, diese kon-
kreten Dinge in den Mittelpunkt seiner Ausführun-
gen zu stellen. Denn damit, daß verspätet die deut-
sche Volkspartei erkennt, daß das Deutsche Reich,
um existieren zu können, Erfüllungspolttik treiben
muß, ist es nicht mehr getan. Will der Reichskanz-
ler die so dringend notwendige Verständigung mit
Frankreich zustande bringen, so muß er schon posi-
tivere Vorschläge machen, als dies seinen in natio-
nalistischer Hetze erzogenen Freunden und Mit-
läufern lieb ist.
*
Die Rede Stresemann«.
Stuttgart, 2. Sept.
. G^sentllch seines heutigen Besuches beim
.württembergischen Staatspräsidenten Hteber

Ikl MliU-MW MW.

Griechenland appelliert an den
Völkerbund.
Paris, 1. Sept. Wie die Morgenblätter aus
Athen melden, hat die griechische Regierung dem
Sekretärilat des Völkerbundes, dessen
Rat heute zusammeutrttt, die Bitte unterbreitet, nach
Art. 12 und 15 des Völkerbundpaktrs zu interve-
nieren. Außerdem hat die griechische Regierung beim
Völkerbund gegen die griechenfeindliche Demow-
Jtaliens stattgefunden habe». Im Protest heißt es
stvalion protestiert, die in verschiedenen Testen
u. a.: Es ist festzustellen, daß, nachdem di« italieni-
sche Gesandtschaft um 12 Uhr mittags das Mini-
sterium des Neußer» benachrichtigt habe» -atz sie um
5 Uhr eine neue Note überreichen würde, die ein»
fünfstündige Frist gebe, diettalientscheFlotte
schon im 4 Uhr nachmittags zur Besetzungvon
Corfu geschritten ist.
Weiter seil yervorzuheben, daß di« italienisch«
Flotte gegen-eine offene unverteidigte un-
außerdem durch den Vertrag von 1864 unter die
Garantie der Mächte gestellte Stadt gefeuert
habe. Griechenland, obschon klein, hätte auf diesen
sein-seligen Akt Italiens antworten können und
müssen. Es habe es aber vorgezogen, sich an den
Völkerbund zu wenden, an -en Areopag, der
zur Hütung der Unabhängigkeit, der Souveränität
und der Ehre aller Länder gegen jeden Zwang eiu-
gerichlet worden fei. Wenn aber die Intervention
des Völkerbundes sich als ohnmächtig Herausstellen
sollte, dann wäre Griechenland, durch die Verzweif-
lung getrieben, gezwungen, sich gegen die italienische
Invasion zn verteidigen.
Der Völkerbundsrat prüft.
Genf, 1. Sept. Der Völkerbundsrat hielt heute
nachmittag unter dem Vorsitz des japanischen Ver-
treters Jshti eine geheime Sitzung ab, in deren Ver-
lauf er eine Vorprüfung des Appells der
griechischenRegierung über den iMtentsch-
grtochischen Streitfall vornahm. Nach einem allge-
meinen Meinungsaustausch nahm der Rat
in Eiwartung weiterer Informationen einstimmig
folgenden Entschluß an:
„Der Völkerbundsrat, indem er in «ine kurze
Vertagung der Prüfung einwilligt, spricht die feste
Hoffnung aus, daß die beiden interessierten Staaten
bis dahin keinerlei Akte begehen werden,
die die Lage verschärfen könnten."
Eine Zirkularnote Italiens.
Rom, 1. Sept. Nach der „Tribuna" hat die
italienische Regierung heute an alle Ver-
bündeten eine Zirkularnote gerichtet, in wel-
cher erklärt wird, daß es sich nicht uM eine klie-
ge r t s che Maßnahme handele, sondern nur
um eine normale Maßnahme des Selbstschutzes.

Auch Samos besetzt?
London, 1. Sept. Ein im Laufe der letzten
Nacht eingetrofseneS Telegramm teilt mit, daß die
Italiener die Insel Samos besetzt haben.
Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht liest
bis zur Stunde noch nicht vor.
London, 1. Sept, lieber die Besetzung
Korfus werden noch folgende Einzelheiten
bekannt: Als erstes Schiff langte das Torpedoboot
„Primudo" in Korfu an und landete eine italienische
Marineabtetlung. Kurz darauf traf eine ganze
Schtffsdivision ein. -
Die Auffassung in England.
Paris, 1. Sept. Der Londoner Korrespondent
des „Temps" meldet, daß trotz des von der eng-
lischen Admiralität veröffentlichten Dementis die
Nachricht, daß das englische Mittelmeer-
geschwader Befehl erhalten habe, nach den
Ionische« Inseln zu dampfen, auf Rich-
tigkeit beruhe. In den offiziellen englischen Kreisen
sei man Mit Rücksicht auf die Abwesenheit der lei-
tenden Minister außerordentlich reserviert. Immer-
hin erklärt man, daß die englische Regierung
bisher keine Maßnahmen von Beden-
tung getroffen habe. Der Appell Griechenlands
an den Völkerbund wurde mit Genugtuung re-
gistriert, doch verweigert man jede Meinungsäuße-
rung über die wahrscheinliche wettere Entwicklung
der Dinge. An den zuständigen Stellen werde dte
Situation als sehr crnst bezeichnet.
London, 1. Sept. (Reuter.) Die Haltung
Italiens bietet in gutunterrfchteten Kreisen in Lon-
don zu Besorgnissen Anlaß. Die Ansicht in verant-
wortlichen Kreisen geht dahin, daß der Streit
schiedsrichterlich entschieden werden müsse.
Eine Maßnahme Jugoslawiens.
Wten, 2. Sept. Hier ist die sehr überraschende
Nachricht eiugetrvffen, daß die jugoslawische Regie-
rung gestern nacht sämtliche Linien der früheren
österreichischen Südvahnen, die auf jugo-
slawischem Gebiet liegen, in den Staatsbe-
trieb übernommen hat. Man vermutet, daß stra-
tegische Rücksichten Jugoslawien zu diesem Schritt
veranlaßt haben.
Ablehnung eines Schiedsspruches?
Paris, 2. Sept. Wie weit der italienisch-
griechische Konflikt gediehen ist, geht daraus hervor,
daß in Italien die Pressezensum und in Griechenland
der Belagerungszustand verkündet worden ist.
Einem Raviotelegramm zufolge will Italien
einen Schiedsspruch des Völkerbundes ab lehnen, da
es sich um eine Frage seiner Ehre handeln würde.

hielt Reichskanzler Stresemann vor einem ge-
ladsnen Kreis folgende Ansprache: Die tiefsten
Kräfte eines Volkes erwachsen aus der Not. Wir
sind in einer Not, die kaum zu beheben ist.
Dte Alliierten verlangen von uns Garantien
tatsächlicher deutscher Leistung. Wir sind bereit,
auf den Boden der Stellung produktiver
Pfänder zu treten. Reichsbesitz und Privat-
besitz sind dte Pfänder, die wir dargeboten haben.
Jede Fortführung der Diskussion und neue
Ideen, die brauchbar sind, würden wir dankbar
begrüßen. Meiner Auffassung nach wird aber
das Rsparationisproblem nicht gelöst werden kön-
nen durch Aufstellung von Leistungen Deutschlands
an die Alliierten, bet denen der Gegensatz zwischen
Forderung und Leistungsfähigkeit schwer zu lösen
sein würde. Dieser Gegensatz wird nur überbrückt
werden können durch eine wirtschaftlich«
Verbundenheit der Völker, die in ihren Ver-
hältnissen der Industrien auseinander angewiesen
sind.
Deutschland braucht ein Moratorium für
seine Leistungen. Deutschland kann seine Repara-
tionsverpflichtuugen zunächst nur als Zinsver-
Pflichtungen aufnehmen. Will man diese
ZinSverpflichtungen kapitalisieren, will man den
Ländern; dte ihre Kriegsverpflichtungen schneller
abdecken wollen, große Summen aus etnmail zur
Verfügung stellen, so kann das nur auf dem Weg«
einer internationalen Anleihe geschehen, für die
Deutschlands produktive Pfänder haften.
Deutschland ist jederzeit bereit, eiuem Bündnis
der Rhetnstaaten für dte Unversehrtheit des jetzigen
Gebiets,zsustandeS bMutretem Gin« Zerstückelung
Deutschlands würde jedoch einem solchen Bündnis
entgegenwirken. Jeder ehrliche Mensch an Rhein
und Ruhr sehnt sich nach Wiederaufnahme der Ar-
beit. Diese Stunde wird gekommen sein, wenn
wir die Sicherheit haben, daß auf der Grundlage
deutscher produktiver Pfänderleistung die Lösung
des Konfliktes möglich ist, dte der Sim« unseres
passiven Widerstandes war. Wir sind der eit zu
schwere« materiellen Opfern; wir sind nicht bereit,
die Freiheit deutschen Bodens irgend jemand ge-
genüber preiszugeben (lebhafter Beifall).
Met unserer inneren Lage möchte ich keinen
Hehl daraus machen, daß wir in einem Zustand

heftiger finanzieller Bedrängnis, in einem Zustand
höchster wirtschaftlicher Not sind. Es zeigt sich das
eine, ein Deutschland ohne Ruhr und Rhein ist
nicht lebensfähig, ein Deutschland ohne die Ver-
fügung Wer Ruhr und Rhein ist außerstande,
Wer irgendwelche Repavattonsverpflichtungen zu
verfügen. (Sehr gut.)
Wir brauchen ein« Wehrpflicht, eine Wehr-
pflicht des Besitzes, aber auch ein« Wehrpflicht der
Arbeit. Wir brauchen auch eine Wehrpflicht des
Beamtentums. Vom Besitz müssen ganz andere
Opfer verlangt werden als bisher. Wir bauchen
auch die Uebe rarbeit für das Gemeinwohl.
Außerdem ist die Hingabe des Beamtentums an -en
Staat nötig.
Wir lassen mit der Staatsautorttät nicht Schind-
luder treiben. An der Durchführung der beschlos-
senen Steuern lässon wir nicht rütteln. Es
müssen Eingriffe in dte Substanz vorgenommen
werden. Wer in dieser Zeit ctne Sabotierung der
Steuern organisiert oder gar dazu aufrnft, der ge-
hört nach Meiner Meinung hinter Schloß und Rie-
gel. (Sehr lebhafter Beifall.) Die Regierung be-
absichtigt als ihre nächste Aufgabe rin wertbestän-
diges Geld in Deutschland cinzusührm. So schwer
auch das Eingeständnis wird, daß die dcut'che Mark
zwar als Umlaufmittel fortbeitehen wir-, aber
nicht mehr eine feste Währung darstellen wird; so
muß doch
eine neue Goldmark
geschaffen werden in der Hoffnung, daß Deutsch-
land dann wieder den Pfennig, den neuen Gold-
pfennig, ehre» wird.
Die Regierung Wird für eine produktive Ar-
beitslosenfitrsorge sorgen; aber wenn sie Unter-
stützungen gewährt, verlangt sie auch das Recht, die
Arbeit zuzuweisen, deren sie bedarf. Wenn auch in
diesem Augenblick, wo man vielleicht zur Ver-
kürzung der Arbettsschichten wegen der
drohenden Arbeitslosigkeit Wergehen muß, der Ruf
nach Steigerung der Produktion nicht aktuell erschei-
nen konnte, fv wird man jetzt schon an den Win -
t e r denken müssen, wenn in jedem einzelnen Haus-
halt die Sorge um dte Kohle entsteht. Dafür kommt
eine U «Verstünde der Bergleute ln Frage. Heute
gibt es nur ein Programm: die Rettung Deutsch-
land». . ,

Politische Ueberficht.
Die kapitalistische WelLordnung.
Aus Kolorado, geschrieben am 23. Juli ds. IS
ging von einer Deutschen folgender Brief ei«:
„Die Farmer hier herum Yavm mich gcbttest
an jemand zu schreiben, der Helsen kann, in einet
Angelegenheit, die ich'Ihnen hiermit schreibe. Es
ist viel Weizen hier gebaut worden, abet
kein Markt dafür vorhanden. Die Farmst
denken, wenn sich ein Markt öffnen lassen könnt,'
direkt in Deutschland, das würde den Deniichit
und zugleich auch den Farmern eine große Httfs
sein. Könnten Sie da vermitteln mit cmiget
Häusern, die Weizen kaufen? Wir würden Jhnei
recht dankbar sei»; denn die Zuständ: für die Far
mer sind hier schrecklich. Wie g>!>t cs Ihnen!
Hoffentlich recht gut. Bitte lassen Sie mich glrtl,
Wissen, ob Sie etwas für uns tun können."
Unsere kapitalistische Weltordnung ist unHöcnreif
l-ch in ihrer Organisation. Währen- in ctnmr Welf
teil die Menschen in den Gaben, die Mutter Natn
gespendet, ersticken, müssen in Dmttchicmd viel-
Menschen mangels dieser Gaben hungern Anstai
dte Mittel zur Kulturarbeit — zur Schassung vo
Transportmögilichkeiten usw. zu verwend m, nrußi
jahrelang die Kultur Vernich!.'! werden. Ausgal
aller Kulturvölker mutz es fein, sich so weil zu vci
ständigen, daß die Zeit kommt, wo nicht mehr i
Kolorado der Wetzen schließlich verbrannt wir!
weil kein« Verwendung dasür vorhanden ist, wär
rcnd in andern Erdteilen dte Menschen NnnKcrn
Die Entrepublikanifierung der
österreichischen Reichswehr
In der „Frankfurter Zeitung lesen wir:
Die österreichische Reichswehr, dit
nach dem Unksturz von den Sozialdemokraten oL
ganisiert worden war und der tu Wien fast auÄ
schließlich, in den Ländern in der überwiegendes
Mehrheit Sozialdemokraten, angehören, ist seit jeher
den Christlichsoztalen ein Dorn im Auge. Das Be>
streben des Ministers Vaugoin ist darauf gerichteh
den sozialdemokratischen Einfluß immer mehr zu)
riickzudrängen und dem kleinen österreichischen Hee
ein an die Zeit der Monarchie erinnerndes Gepräg
zu geben- Er har dte Grußpflicht und da:
Tragen der Seitenwafsen wieder eingesübrt, Hal
Paraden und Inspizierungen mit allem militäristheii
Pomp ab und verwendet die Soldaten auch Wiede
bei den Frohnletchnahmsprozessionen. Jetzt hat ei
sür die einzelnen Truppenkörper eigene Defilier
Märsche bestimmt, die alle, wie der Radetzky-Marsch
der Prinz Eugen-Marsch »sw. im alten Oesterreich
traditionell waren. Auch die gegenwärtige Abjustiel
rung sagt ihm nicht zu. Er will die Tellerkappe, dis
seinerzeit mit Rücksicht auf die Einheitlichkeit mit deik
Deutschen Reich gewählt worden war, durch dte alts
österreichische Soldatenmiitze und Oflizierskapve er>
setzen und neue Chargenabzeichen statt der bisheriges
Arinstretsen einführen. Hier allerdings hält er sich
an das deutsche Muster, denn er ist für die Einfühl
rung von Achselspangen mit einem Geflecht von gob
denen und silbernen Schnüren mit Stcrnrosettes
zur Bezeichnung des Ranges. Die Generäle solles
überdies die von der alten Armee her bekanntes
scharlachroten Borden an der Hose tragen.
Daß sich aber trotz dieser äußerlichen Neueruui
gen der Geist in der Wehrmacht nicht geändert Has
beweisen dte jetzt im Zug befindlichen Wahlen -ef
Vertrauensmänner, bet denen (wie wir bereits t«
-er „Volkszeitung" berichteten) die Lift« des sozial!
demokratischen Militärverbandes in Wien wie ts
den Ländern fast alle abgegebenen Stimmen erhielt
wählend der christlich soziale Wehrbund beinah«
leer ausging.

Internationale Lage.
Lord Curzon in Paris.
Paris, 2. Sept. Das Tagesereignis sür P»
ris war gestern die plötzliche Ankunft Lori
Curzons. Der englische Minister des Aeußeren
Lord Curzon, fuhr zum Quai d'Orsay, wo er sicf
mit Poincare eine Viertelstunde unterhielt.
Paris, 3. Sept. Der britische Außeumtnistcs
Lorr Curzon hat gestern Mittag 12 Uhr Paris vesi
lassen und ist nach Loudon zurückgekehrt.
Eine Brandrede Sinowjews.
P e t ers b u r g, 1. Sept. Die letzte Tagung de!
Petersburger Sowjets war der deutschen Frag
gewidmet. Im Mittelpunkt der Verhandlungen
stand eine große Rede Sinowjews. Er schitdet
die Verelendung Deutschlands, die einen großen Tei
des Kleinbürgertums und der Bauern der proletal
rischen Revolution geneigt nmchen. Weder Stresel
mann noch Hilferddng könnten den letzten Akt der
deutschen Tragödie aufhalten. Die deutsche Revol
lution werde kommen und mit ihr der Beginn del
europäischen.
Der deutsche Kommunist Hörnle, und der aus
Deutschland zurückgekehrte Scharow stimmten des
Ansichten Sinowjews zu. Sinowjew ermahnte zui
Geldunterstützung im Kampfe der deutschen Prolck
ttarier. Ein Aufruf versichert den Berliner BH
triebsräte», daß die russischen Parteigenossen m«
stärkster Spannung dte Entwicklung des Kampfes
t« Deutschland verfolgen.
 
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