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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 251 - Nr. 260 (29. Oktober - 8. November)
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I. Auswärtige Mk. 80.—, Reklame- MM WM IMDMM »Wl WM WW »WA UWM TruN u. Verlag der »Nlerbadipr,en
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5. Jahrgang

Heidelberg, Dienstag, den 6. November 1923

Nr. 258

Die Gegenrevolution auf dem Sprung.

§r. Heidelberg, 6. November.
Bitte« rächt sich der sträfliche Leichtsinn, mit dem
d .r deutsche Republik all die Heraus sorderungen der
deutschen Gegenrevolution ausgenommen hat. Als
nach der Ermordung Erzbergers und Rathenaus die
Existenz von geheimen Mordverbänden offenkundig
wurde, hat man es nicht nur unterlassen, sie sofort
auszuränchem, sondern man liest auch noch die
gegenrevolutionären Verbände unter
der Regierung Eunw bei inoffiziellem Patronat Bay-
erns zn einer Macht anwachsen, die heute dem deut-
schen Volke und seinem Staate sehr gefährlich sind.
So ist es denn gekonrmen, daß heute an der
Grenze zwischen Bayern und Thüringen irreguläre
Truppen liegen, die im Begriffe sind, der Republik
an die Gurgel zu springen. Was diese Gefahr für
die deutsche Republik und für die Reichsetnheit
bedeutet, mutz jedem Halbwegs Einsichtigen klar fein.
Mögen nun die Erkorenen der Deutschvölklschen nach
ualionalfoziaAstischsm Wunsch Lndendorfl-Ehrhardt
oder nach schwerindustriellem Wunsch ein Direkto-
rium Minoux-V. Gahl-V. Oppen-Dr. Wiedfeld sein,
ee- wird kaum gelingen, den Zerfall des Rei-
st) e s ausbalten zu können, der sturmartig losbrechen
stund, sobald die deutschvölkischen Verschwörer an
sie Suspension der Wodmauer Verfassung greifen,
lind was den heißen Bemühungen der deutschen Re-
publik bei all ihren vielen sonstigen Misterfolgen
als einzige aber grösste Aufgabe gelungen,
u-ämtich die Einheit des deutschen Reiches zu er-
halten, sie wird zerschellen durch die Hand derjenigen,
die angeblich aus „nationalem Sinn" seit Jahren
an Deutschland Toten gräb erarbeit leisten.
Mit Recht wendet sich die R e ich s r e g i e r u n g,
die bereits Truppen des Generals Reinhardt-
Stuttgart nach Thüringen gesandt hat, mit einem
Aufruf an das deutsche Volk. Er wird
jedoch nur daun einen Erfolg haben, wenn di«
Reichsregterung die -republikanische Bevölkerung ge-
schlossen um sich schaart, um den . Spuk der Gegen-
revolution durch den Freih eits sinn des deutschen
Volkes niederzuschlagen und wenn die Regierung
gleichzeitig — endlich — in Art und Form der d-eut-
sstreu Regiernugsurethoden durchblicken läßt, das; ein
scharfer Strich zwischen monarchischer Ver-
gangenheit und republikanischer Gegenwart gezogen
ist. Deshalb, wenn der Ruf zur Sammlung er-
schallt: Auf zum Kampf nicht nur gegen die Gegen-
revolution, sondern zum .Kampf für die Republik,
die es immer noch zu erobern Ml.
Die Ehrhardleute in Nordbayern.
Berlin, 5. Nov. Als der „Soz. Parlaments-
Dienst" vor wenigen Tagen auf die Rüstungen -er
illegalen Verbände an der bayerisch-thüringischen
Grenze hinwies, liest die Reichsregierung erklären,
dast sie sofort eine Untersuchung eiuleiten
werde. Nach unseren Informationen ist diese Un-
tersuchulng l än g st ab g e s ch t o s s e n und die Her-
ren (Venenatstalbsofsiztere, die von dem Reichswehr-
Minister nach Coburg entsandt wurden, haben in
Berlin schon vor drei Tagen Bericht erstattet. Nach
ihrer Auflassung beträgt die Zahl der an der baye
risch-thüringischen Grenze zusammengezogenen ille-
galen Hitlerbanditen 600« Mann Diese Angaben
sind nach unserem zuverlässigen Informationen nicht
bau; zutreffend. Sie unterschätzen die Zahl der Be-
waffneten um mindestens 4000.
Vor dem Losschlagen.
Berlin, 5. Nov. D-te Nachrichten über die
Putschabsichten der Nationalisten zur
Errichtung einer Rechtsdiktatur verdichten sich immer
wehr dahin, -atz MN 8. November losgesch la-
llen werdm soll. Am 9. November, den, glei-
chen Tage, an dem vor fünf Fahren die Republik
proklamiert wurde, soll die Na ti v na l di l t a t u r
ssttsgerufen werden. Wie die „Vossische Zeitung"
lvitteilt, wird von den Deutschnationalen und den
-r eutschvölkischett nicht rrur in Bayern, sondern auch
'st Norddeuischland gerüstet. Es ist zu befürchten,
dast die Bewegung auch aus andere Landes-
-rile überspringt. Die Reichsregierung
'l isst alle Vorbereitungen. Leider kann sie sich noch
sticht entschließen, alle zuverlässigen Republika-
ner zu dm Waffen zu rufen.
Frankreich und der deutschvölkische
Aufmarsch.
P « ris, 5- Nov. Die Ereignisse in
„Eli Ischl and werden hier mit großer Auf-
„ ^kstrmkeit verfolgt. Der Erklärung des Kanzlers,
ch! alle Vorbereitungen getroffen seien, nm einen
ivGe- d" bayrischen Wanden gegen Berlin
wksam entgegcnznlreten, steht man hier sehr

skeptisch gegenüber, da man nicht an die Zuver-
lässigkeit der Reichswehr glaubt und überzeugt ist,
dast der grösste Teil der Truppen im entscheidenden
Moment zu den Nationalsozialisten übergehen
Werve. Selbst diejenigen Blätter, die an die Absicht
Stresemanns, die Republik zu verteidigen, glauben,

Die sozialdemokratische Reichstagsfvaflion Ml
ihre Mitglieder aus der Regierung zurückgezogen,
weil die bürgerlichen Mitglieder dieser Regierung
nicht den ernsten Willen hatten, die Reichsgewalt
gegen die bayrische» Verfassungsverbrecher und
Meuterer
-urchzusetzen und weil die Mehrheit der Reichs-
regierung sich weigerte, den militärischen Aus-
nahmezustand auszuhebon; für dessen Aufrecht-
erhaltung selbst nach der Auffassung der Minister-
präsidenten der Länder kein Grund mehr Vortag.
Als die Sozialdemokratie sich im August zur Be-
teiligung an der großen Koalition entschloß, fand
sie ein furchtbares Erbe vor. Die Reichsfinanzen
waren völlig zerrüttet, weil die Cuno-Regierung
der Fachminister außenpolitisch keinerlei Erleichte-
rung erreichte und die Kosten des Ruhrkampfes un-
ter völliger Schonung der besitzenden Schichten aus
der Notenpresse bestritten hatte. Die Ausgaben
dos Reichshaushalts waren zu weniger als 1 Proz.
durch Steuern gedeckt. Das Volk war in einer
Not, wie es sie nicht einmal in den schlimmsten
Zeiten des Krieges zu erdulden hatte.
Mangel an Lebensmitteln und Not an Zeh-
lungsmittcln, Zunahme der Kurzarbeit und
der Arbeitslosigkeit treiben immer mehr breite
Massen de« Arbeiter und Angestellten u. Beamten
und zahlreiche Angehörige des Mittelstandes in
hoffnungslose Verelendung.
In jenen Tagen der Not und Verzweiflung
erklärte sich die Sozialdemokratische Partei bereit,
an einer Regierung der groben Koalition mitzu-
wirken, die die Aufgabe haben sollte, durch Zusam-
menfassung aller zu einer friedlichen Weiterentwick-
lung bereiten Volkskräfte den Ruhrkampf zu liqui-
dieren, um damit die Voraussetzung zu schaffen Mr
eine Linderung der schier unerträglichen Lage der
breiten Masse des Volkes.
Die Sostaldemokratische Partei liest aber keinen
Zweifel darüber, dast nach Abschluss des Ruhrkrtegs
sofort alle Voraussetzungen für eine neue wertbe-
ständige Währung .geschaffen Werden müßten. Für
eine solche ist eine
Sanierung der Finanzen des Reichs, der Länder
und der Gemeinden erste Vorbedingung.
Und diese wieder ist nicht möglich ohne eine bru-
tale Steuerpolitik, die jene besitzenden Schächten
gebührend belastet, die sich durch Förderung der
Inflation bisher von wesentlichen Steuerletstungen
freizumachen wussten.
Von einer solchen Wiederausbaupolitik wollten
aber führende Schichten der deutschen Schwerindu-
strie nichts wissen. Während sie im besetzten Gebiet
mit einem französischen General über die Aufhe-
bung des Achtstundentages verhandelten, legten
ihre Vertrauensmänner in der Fraktion der Deut-
schen Volkschartei
Minen, um das Kabine« zu sprengen.
Fhr erster Vorstoß wurde nur deshalb abge-
schlagen, weil die Sozialdemokratische Partei mit
den zur Mitarbeit bereiten bürgerlichen Kreisen
auch den letzten Versuch wagen wollte, um endlich
wieder stabile Verhältnisse herbeizuführen, an denen
niemand ein größeres Interesse hat, als der ledig-
lich auf Lohnbezug angewiesene Arbeiter, Ange-
stellte und Beamte.
Da kam den Kreisen, die auch jetzt noch glau-
ben, sich den unvermeidlichen Opfern des Besitzes
entziehen zu können, die bayrische Regierung zu
Hilfe, die diese Zeit der Not ausnutzen will, um
partikularist. Sonderbestrcbungen durchzusetzcn.
In diesem Bestreben schreckte sie nicht davor zu
rück, die Verfassung des Reiches zu brechen und
die Reichswehr zur Meuterei anzustiften
Die sozialdemokratischen Reichsminister drängten
zu einer klaren Entscheidung in der Ueverzeugung,
daß das Reich gegen bayerische Staatsstreichler nicht
ohnmächtig ist, wenn es nur will. Aber die bür-
gerlichen Mitglieder der Reichs regierungj konnten
sich zu keinem entschiedenen Entschluß musraffen,
Während
gegen MS republikanisch-sozialistische Sachsen
ein ganzes Heer
in Bewegung geletzt wurde, weil angeblich dort.
Leb«n und Eigentum nicht so geschützt wären, wie
das die Verfassung vorschreibt. - Dabei sind unter:
deur furchtbaren Druck -er Not tu Sachsen nicht»
mehr Vergehen gegen Person und Eigentum sestzu-.

halten es Mr ausgeschlossen, daß er noch
über die nötigen Machtmittel dazu verfüge und sehen
tu der Errichtung einer nationalistischen Diktatur,
fei es mit Hife eines Gewaltstreiches, sei es auf dem
Wege weiterer Konzessionen der gegenwärtigen Re-
gierung, nur noch eine Frage von Tagen.

stellen, als in den andern Teilen des Reiches. Wer
Leben und Eigentum bester schützen will, der mutz
der Not zu steuern suchen, der mutz den Bedrückten
helfen und das Geld dazu dort wegsteuern, wo
wertbeständige Sachgüter und Devisen die Grund-
lage einer gesicherten Existenz sind. Aber die Reichs-
exekutive gegen Sachsen war auch deshalb politisch
töricht, weil
die sozialdemokratische Partei Sachsens im Be-
griff war, ohne jeden Truck von außen das
Regierungsbündnis mit den treulose» und
verräterischen Komministen zu lösen.
Wenn das Vorgehen gegen die sächsische Regie-
rung nicht sofort zum Rücktritt der sozialdemokra-
tischen Reichs-Minister führte, so nur deshalb, weil
die endgültige Entscheidung von der Reichslags-
fraktion getroffen werden mutzte.
Weil die bürgerlichen Mitglieder der Reichs-
regierung auch jetzt noch nicht den Entschluss faßten,
gegen die bayrischen Reichsverderher aufzutretcn,
weil sie weiter behaupte», ohne militärischen Aus-
irahme;ustand nicht regieren zu können, mußt« di«
sozialdemokratische Fraktion
den Rücktritt der sozialdemokratischen Reichs-
minister beschließen.
Die Reichs-tagsfraktion war sich dabei völlig be-
wußt, welche schweren Erschütterungen des Werfas-
sungswesens der deutschen Republik drohen, weil
sie Putschisten von rechts und weil .die Kommu-
nisten von links dem demokratischen Deutschland
den Todesstoß versetzen-.
Die sozialdemokratische Partei wird, gestützt
auf die breiten Massen des werktätigen Volkes,
die Demokratie gegen jegliche Diktatur zu vertei-
digen misten; sie wird dem deutschen Volke den
Boden der Republik erhalten, auf dem allein eine
Auswärtige Politik des Deutschen Reiches mög-
lich ist. Sie wird außerhalb der Regierung mit
ihrer ganzen Macht Mr eine Besserstellung der
breiten Volksschichten etntreten und das zu er-
reichen suchen, was sie in der Regierung vergeb-
lich gefordert hat.
Mehr als je gilt es, das Schlimmste abzu-
wehren, den drohenden Hungertod von ganzen
Schichten des Volkes, deren Kinder und Greise
heute schon kaum noch am Leben zu erhalten
sind, während die gefüllten Scheuern der Agrarier
ausreichende 'Lebensmittel zur Ewährnng des
deutschen Volkes in sich bergen.
In dem Kampf um die Existenz des deutschen
Volkes wird die sozialdemokratische Partei stets
und gern mit den gewerkschaftlichen Organisationen
der Arbeiter, Angestellten und Beamten zusanv-
menarbeiten. Sie lehnt aber ein Bündnis mit de-
nen ab, -i«, wie die Kommunisten, nur auf die
Zertrümmerung der gewerkschaftlichen inrd Politi-
schen Arbeiterbewegung ansgehen und die eben
noch
t« einem sinnlosen Putsch mehr als hundert
Proletartersletchen auf Mm Pflaster Hamburgs
liegen ließen.
Schwere Tage stehen »ns bevor. Wenn cs den
rechtsradikalen Elementen gelingt» die Herrschaft
des Reiches an sich zu reißen, würde ihre Herrlich-
keit sicher nur von kurzer Dauer sein, aber unsag-
bares Elend wäre die Folge. Das Deutsche Reich
hält solche Experimente nicht mehr ans. Herrschaft
der Radikalen bringt die Gefahr des Reichszerfalls
in unmittelbare Nähe.
Der Reichszerfall kann nur verhütet werden,
wem« die Partei, die fett ihrer Gründung auf
Mm Boden republikanischer Grundsätze steht, in
ihrer vollen Stärke erhalten bleibt.
Deshalb muß die Parole für alle notleidenden
Schichten in Stadt und Land sein:
Haltet treu zur Verein. Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands, deren Einigkeit und Ge-
schlossenheit die stärkste Garantie bietet für die
Erhaltung der Mutschen Republik, des einzig
möglichen Kampfbodens Mr den Sozialismus.
Berlin, 3. Nov. 4923.
Der Parteivorstand
der Ver. Sozialdciu. Partes Deutschlands.

Ein Generalappell.
Berlin, 5 Nov. Die Selbstschutzve-rbäUde ver«
anstalteten am Freitag in Coburg einen General-
appell. An Kahr soll ein Telegramm abgesandt wor-
den fern, sofort Befehl zum Vormarsch
zu geben.
Bamberg, 5. Nov. Eine Versammlung des
Wickingbundes verlangt die sofortige Berufung
eines Diktators, wofür Kapitän Ehrhardt vor-
geschlagen wurde.
Magdeburg, 5. Nov. Der Bundesvorstand
des „Stahlhelm" sandte ein Telegramm an den
Reichskanzler, worin die „soso rüge Errich-
tung einer- nationalen Diktatur ver-
langt wurde.
*
Kill AWs Kl MMSiklW.
An Ms deutsche Volk!
In schwerster Lage drohen dem Reiche innere Er-
schütterungen. Gewisse, Wenn auch nicht zahlen-
mäßig starke Kreise versuchen, gestützt aus die Not-
lage unseres Volkes, einen ungesetzlichen Druck auf
die Staatsgewalt ausznüben, vielleicht sogar die
Brandfackel des Kampfes Deutscher gegen Deutsche
in . das Mutsche Haus zu werfen. Die Reichsregie-
rung ist entschlossen, solchen Bestiebungen mit äußer-
ste« Energie und mit aller Kraft e nt gegen zu-
rret en. Sie wird alle hierzn notwendigen
Maßnahmen ergreifen. Wenn wir über die Zeit
des Uebergangs zu der neuen wertbeständigen Wäh-
rung, wenn wir Wer die Zeit schwer« Arbetts- und
Erwerbslosigkeit, schwierigster Wirtschaftsverhält-
ntffe und eines unerhörten außenpolitischen Druckes
hiuwegkommen sollen, dann ist Vomusfetzuug
dafür die Erhaltung der Retchscinhcit und der Ord-
nung und Sicherheit im Innern. Jede Erleichterung
unserer -außenpolitischen Lage ist, wie wir wissen,
davon -abhängig, daß diejenige-» Völk« und führetd-
dcn Persönlichkeiten, die Deutschlands unerträgliche-
Notlage erkannt halben und Deutschland helfe» wol-
len, nicht am deutschen Volke verzweifeln, wenn sie
sehen, daß es sich in ein« solchen Zeit gegenseitig
zerfleischt.
Bedenkt auch, wie eine Zerfleischung im Innern
auf unsere Brüder wnRheinund Ruhr wirken
müßte, die im schwersten Kampfe gegen bezahlte un-
bewaffnete separatistische Horden: iHv
D entschtum verteidige»-. Sie haben das Recht, zu
erwarten, daß das ganze Volk ihren Kampf mit-
führt, und daß nicht im Innern des Reiches Deut-
sche gegen Deutsche kämpfen, ohne ein Ziel, das ir-
gendeine Aussicht auf Besserung gibt.
Sei man sich auch darüber klar, daß jede Möglich-
keit, außenpolitisch -etwas zu erreichen, mit
-cm Augenblick endgültig geschwunden ist, tu Mm
an Stelle einer v e ir s a s s un g sm ä ß i g e n Re-
gierung irgen-eiue ungesetzliche Macht
Deutschland nach wuMn hin- zu vertreten suchen
wird.
Die deutsche Regierung besitzt die Machtmittel,
um jedem Putsch mit Erfolg zu begegnen und die
Verfassung des Reiches zu schützen. Die Reichs-
wehr und die Schutzpolizei werden getreu
ihrem Eide ihre Pflicht tun.
Die Reichsregierung vertraut fest darauf,
daß, wenn ih-v der Kampf gegen ihren Wunsch und
ihren Willen ausgezwnngen werden sollte, das ge-
samte deutsche Volk geschlossen für die Ordnuitg nach
Freiherr des Deutschen Reiches etntreten wird.
Berlin, den 5. November 1923.
Der Reichspräsident: (gez.) Eber t.
Die Roichsregierung: (gez.) Dr. Stresemaun.

Internationale Lage.
Ein Separatistenpulsch in
Kaiserslautern.
Kaiserslautern, 5. Nov. Heute nacht kam
eine größere Anzahl von Separatisten von
auswärts hier an. Heut« morgen gegen Uhr
erfolgte ein Angriff auf das S t a d t ha u s, des-
sen Ergebnis zurzeit sich noch nicht übersehen läßt.
Wie wir erfahren, wollen die Separatisten den
Hauptstoß «nit aller Wucht gegen Kaisers-
lautern führen, um von hier aus die ganze
Pfalz zu erobern. Zurzeit läuten noch die
Sturmglocken. Die Abwehr Wird sehr
schwer fallen-, da die Besatzung sämtliche Abwehr-
postet« in den letzten Tagen beseitigt hat.
Kaiserslautern, 5. Sept. Das Bezirks-
amt befindet sich in den Händen der Separatisten.
Soeben Haven die Separatisten Ms Rathausve-
setzt. Fxrner wurde im Laufe des Vormittags das
L andgerich ts geb äude besetzt. Auf dem
Balkon des Gebäudes erschien Dorten und hielt
eine „Proklamationsrede".
M annhetm, 5. Nov. Eil« gefährlicher lieber-
fall, der wahrscheinlich von Anhängern der sepa-
rate st IscheuBewegung an- ging, wurde t»

Mk WMMlkKk lljj iM KMt BK.
 
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