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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 271 - Nr. 280 (21. November - 1. Dezember)
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5. Jahrgang

Heidelberg, Donnerstng, den 29. November 1923

Nr. 278

U« M lkil KMklt.
* Heidelberg, 28. November.
Wem: auch infolge der unerfätMchen Bediiigun-
gen der Deutschnwtionalen die Bereitwilligkeit des
stark reMionÄr eingestellten Herrn Stegerwald,
gemeinsam mit den Deutsch naftoualen ein amtisozia-
listisches Vür gerblock -Ka'ssi-uett zu bilden, anscheinend
zum Scheitern verurteilt ist, so sind Zentrum und
Demokraten doch aus alle Fälle gerichtet.
Schon die Tatsache, daß Zentrum und De-
mokraten nach all dem, was Deutschland in den
. letzten zehn Jahren an den Deutschnatioualen erlebt
hat, bereit waren, mit dieser Partei der Reichsze»
störunig zusammenzuarbeiten, genügt, unsägliches
Misstrauen Hervorzurusen. Gleich charakteristisch ist
jedoch auch das Verhalten der Deutschnatio-
nalen. Nachdem sie all die Zeit her die Reichs-
regierung unterminierten, lehnen sie es jetzt ab, ir-
gendwie positiv mttz narbeiten, und zwar mit der
Begriindung, daß sie nur dann in ein Reichskabinett
gehen, wenn sie auch die Herrschaft über Preußen
bekommen. Drastischer kann die anti nationale Ten-
den,; der Deutschuationalen nicht ausgedrttckt wer-
den. Reich und Nation sind den wen gischen Junkern
HMtb-a, sofern sie nur die Herrschaft über Preußen
als uneingesehräiEte Domäne für sich reklamieren
können.
Welchen Zwecken der Bürgerbloch dienen soll, be-
tarf kann» einer näheren Auseinandersetzung. Es
Meint, als ob die (etwa absichtlich ausgestreuten?)
Meldungen über die beabsichtigte Aufhebung
des Belagerungszustandes den reaktio-
tären Parteien besonders unangenehm gewesen
>ind. Jedenfalls gehl ans den Aeußerungen der
Rechtspresse klar hsivor, datz sie den BürgerbloÄ mit
der Verewigung des Aus n a h ar e z u stan -
des für identisch halten. Die „Deutsche Allgemeine
Zeitung" beginnt nach langem Schweigen und vor-
sichtiger Reserve die Sprach»« wieder zu gewinnen.
Sie Weitz sehr genau festi-usteüen, was „die Na-
io» will", und sie betont deshalb:
„D ie Nation will überha u Pt keine
Sozialdemokraten mehr, ob gemüßigte,
oh radikale, ob verdiente, ob verdienstlose. Die
Nation will endlich mal eine sozialisten-
rein e R e g i e r rr n g haben, die möglich alle bür-
geMchen Parteien umfaßt. Sie ivill zunächst ans
längere Zeit nicht gesellschaftliche Theorie treiben
und weder vom Sozialismus -noch von Sozialisie-
rung hören Sie will die dumme Frage beant-
wortet haben: Wie schaffe ich Arbeit und Brot?"
Ans dem Munde des Organ des Herrn Stin
»es, der den« Volke durch seine Jns.ationSpolitik
die Beschaffung von Brot unmöglich machte, und dre
deutsche Produktion zerstörte, Mo all unser heutiges
Elend aus dem Gewissen hat, nehmen sich diese
Wore wahrlich merkwürdig aus. Wenn aber der
BürgcMock in der Lage ist, Brot und Arbeit zu
schaffen, dann: heraus mit dem Fleder-
w isch: dann heraus mit dem Rezept, das uns Brot
und Arbeit verschaffen soll.
Wir sind allerdings nicht die einzigen, die dieser
Politischen Weisheit gsgerlüber uns skeptisch Verhal-
ten. Denn mit den Methoden „Bürgertum gege?.
Arbeiterschaft kann man weder regieren, noch Brot
beschaffen. Die Schwierigkeiten bei der jetzigen Ka-
binettsbildung zeigen, daß es zwar sehr leicht ist,
durch einen Rechtskurs die Sozialdemokratie aus
der Regierung herauszuiiNmSvriereii, und sie durch
einen rechtsgerichtete» Regierungskurz in eine für
eine republikanische Paulo» hierdurch notwendige
Oppositionsstellnwg zu drängen, datz es jedoch sehr
schwer ist, ohne Hilfe der Sozialdemokratie in
Deutschland vorwärts zu kommen.
. Das Bürge rt um hat di« jetzig Struation ge-
wollt, Es hat nun das Wort. ES ist aller
Fesseln ledig, die bisher angeblich die Ent-
faltung seiner politischen Kräfte gehindert haben
soll. So bitter es auch ist, daß durch die Schuld
eines Teils des deutschen Volkes der Wiederaufstieg
immer aufs neue erschwert wird, mit so kühler Ge-
lassenheit kann die Soziatdenwkratie jetzt zusehen,
wie die bürgerlichen Parteien die Schwierigkeiten
lösen, die sie durch ihre antirepublikanische Politik
Hervorgernfen.
WermW Ms- MkilM.
Berlin, 28. Nov. Trotzdem der rechtsgerichtete
Herr Stegerwald vom Zentrum in einem Ge-
Wräch mit dorn Reichspräsidenten sich zur Bil-
dung eines Kabinetts beMt erklärte, schei-
ben seine Versuche im Sand zu zerrinnen, und
'War infolge dorBedingungenderDeutsch-
Nationalen.
Den außenpolitischen Wunsch des Zentrums,
Herrn S tre s emann als A u tz e n m i n i st e r zu
lasse,n, würden die Deutschnationalen zwar schluk-
Unnachgiebig zeigen sie sich jedoch in ihrer
Fr-:derung, als Aequivalent für ihren Eintritt in
Reichsregierung an Stells der Sozialdemokratie
die preußische Regierung cinzntreten.
--aurn das Reich ist den Deutschnation,alen heute ein
^astior zweiter Masse. Viel wichtiger ist ihnen jetzt

die Herrschaft über Preußen, »nag dann ruhig das
Reich zerfallen.
Die Herrschaft über Preußen wollen jedoch Zen-
trnnl und Demokraten den Derstschnationalen nicht
übsblassen, so daß wenig Aussicht mehr be-
steht, daß Stegerwald die Bildung eines Kabi-
netts gelinge« wird.
Berlin, 28. Nov. Der Partemusschutz der
DemokratischenPartei Hamburgs nahm
eine Entschließung an, der zufolge er von der demo-
kratischen Reichstagsfraktion erwartet, daß die De-
mokraten in keine Regierung eintreten, in der die
Deutschuationalen vertreten sind.
Angesichts der Verquickung der Regierungsbil-
dung init der Preutzenfrage beschloß die demokratische
Reichstagsfrattion, weitere Verhandlungen zwischen
den Fraktionen abzulehnen und sich nur auf dem
verfassungsmäßig vorgesehenen Wege, also auf dein
Wege der Verhandlungen mit einer vom Reichs-
präsidenten zum Reichskanzler auserseheuen
Persönlichkeit zu beteiligen.

Es verlautet, daß auch das Zentrum weitere
Verhandlungen mit den Deutschnattoimlen für
nutzlos hält.
Internationale Lage.
Der Vertrag mit der AnilinfaSriZ.
Ludwigshafen, 28. Nov. Der T.U. zu-
folge unterstreicht die Pariser Presse bezüglich der
Abmachungen mit der Badischen Anilin-
und Sodasabaik, daß in diesem Vertrag ein
besonderer Paragraph eingekochten wurde,
in welchem sich das deutsche Werk verpflichtet,
sich der Kontrolle der interalliierten Militär-
kommiffion ohne weiteres zu unterstellen.
Die Verträge mit der Mieum.
Paris, 28. Nov. Nach einer aus offiziöser
stmrzöstscher Quelle stammenden Meldung sind im
Rahmen des am 24. November mit der deutschen
Industrie in Düsseldorf abgeschlossenen Ab-
kommens speziell« Verträge mit folgenden Fir-

Auf Kommando Moskaus.

oBerlin, 28. Novemb.r.
Wiederholt sind Beweise dafür «b.-a-t worden,
tri: dw deutsche KommMNistifche Partei nicht? ande-
res ist als ein von Rio Stau tn jeder H.niicht finan-
ziertes Gebilde. Richt nm, das Geld zur Aufrecht-
er,Haltung der kommunistischen Organisationen
kommt von oort, sondern auch die uoiwendw»« Aid-
orduvngen über Aktionen und dergl. werde« von
Moskau ansg-sgeven.
D'r „Soz. Parlanwnls-Die-nst" ttt cnicn! in der
Lage, auch de» Nachweis dafür zu führ eit, datz
nicht nur die letzten kommunistischen Rad ansze-
neu im Reichstag auf Anordnu n g R adeks,
walcru auch die lomnmuistischetl Vorlcrcitungen zu
einer veivaffuete» Auseinandersetzung vou ihm
benv dem Moskauer Exekutivkomitee «usgehen.
illädek hält sich z. Zt. unter eiireiu Decknamen mit
anderen kommunistische«« Delegierten der Moskauer
Exekutive ohne Erlaubnis in Deutschland auf. Er
hat anr iS. November einen Boies air die Bezirks-
leitung der Berliner Organifattou der KPD. gerich-
tet, aus den« sich der unheilvolle Einfluß der Mos-
kauer Bolschewisten auf die deutschen Kommunisten
ergibt. Der Brief hat folgenden Wortlaut:
„Werte Genossen!
Dte Delegation des E. K. hat mich beauftragt,
Euch mttzutcilen, daß sie mit tiefster Besorg-
nis die Untätigkeit der Berliner Organisation ver-
folgt. Die Berliner Organisation hat nicht nur für
verfehlt erklärt, datz die KPD. Ende Oktober den«
bewaffneten Kampf ausgewichen ist, die
Vertreter der Berliner Orgautsationen haben noch
am Ist. 1l. vsrgeschlagen, datz am 13.11. der bewaff-
nete Aufstand proklamiert wird. (Vorschlag der Gen.
R. — Ruth Fischer. D. Red. — im Kops — Exeku-
tive. D. Red. —und obwohl Ihr dadurch bekun-
det, daß Ihr die revolutionäre Energie der Massen
so hoch schützt, kann die Berliner Organisation nicht
zur geringste, Aktiviiät angeirtebeu werden.
Am 8. November leine Demonstratio«, am 13.
auch keine, obwohl sie beschlossen wurde. Eno:» Ver-
treter tut Kops (Exekutive. D. Red.) spricht zuerst
gegen die Taktik der Domoustratwnen, aber er läßt
sich überzeuge» und stimmt für das Zirkular der
Zentrale, das die Demonstrationen als wichtigstes
Mittel des Kampfes für die nächsten Wochen angibt.
aber es vergehen Tage und die Berliner Organisa-
tion, die den Ausstand wollte, ist nicht imstande, die
T-emonstralion zustande zu bringe«. Ja, sogar so
kleine Mittel, wie das Herimterwerscn der Aufrufe
in Kinos und Theatern, die für »ns von größter Be-
deutung sind, »veil wir aus der Oesfentlichkeit ver-
schwunden sind, werden von Euch irotz allen Dingen
nicht in Anwendung gebaucht.
Nachdem Sachse» aufgehört hat, als Aus-
gangspunkt der Aktion zu dienen, ist es Berlin.
Durch dis Unfähigkeit, die Berliner Organi-
sation ins Treffen zu bringen, ladet Ihr auf Euch
die Verantwortung für die Unaktivität der Gesamt-
partei. Heute, am 20. 11. tritt der Reichstag zusam-
men, der die Ohnmacht dar bürgerlichen Politik und
die Macht des Säbels demonstriert. Das Schwei-
gen der Berliner Parteiorganisation in diesem Mo-
ment bedeutet die Demonstration der Ohnmacht des
Proletariats. Die Delegation des E. K. beschloß
darum:
1. Die R ei ch s t a g s fr a kt i on der KPD. hat
in der ersten Sitzung des Reichstags eine solche
Stellung einzunehmen, daß sie mit Gewalt
aus der Sitzung entfernt WÄd.
2. Die Berliner Organisation der
KPD. hat Donnerstag gegen den Wend die
Berliner Parteigenossen und womöglich große
Teile der Arbeiterschaft zur Demonstra-
tion im Zentrum der Stadl (nicht vor dem
Reichstag) aufmarschieren zu lassen un«r den
Losungen: Nieder die Regierung Stresemann,
nieder die Diktatur Seeckt, es lebe die prole-
tarische Diktatur.
3 Die Zentrale hat Vorbereitungen
zu treffen zur Organisation großer Massen-
demonstrationen unter der Losung: Arbeit,

Brot, Freiheit, Hilf« den Rhein- und Ruhr-
arbeitern!
Diese Beschlüsse müssen auSgesührt werden. Die
Delegation des E. K. fordert die Uebevwindung aller
Hindernisse. Die Partei '.nutz aus der UnaMVMt
heraus.
I. A. der Delegation des E. K. (Exekutivkomitee)
Karl Radek."
Wir würden uns nicht Wunder», wenn auch
dieses Schreiben wieder als Mystifikation von
dei« deutschen Kommunisten vezw. de« ihnen nahe-
stehenden russischen Kreisen in Berlin bezeichnet
»Wirde. Wir erklären deshalb schon jetzt, datz wir im
Bedarfsfall« nov weiteres Mate r t a zum
Besten geben könne« und nicht nur durch die V«xSf-
feutlichnug »»«es Briese» bau Ruth Fischer an Si-
nowjew als Mntwrrt aus das Schreibe« Ra >s 4,
sonder ir a«M durch er« Tatsachen de« Nachweis
für di« RichtiOM b« Brieses von Radek zu erbrin-
ge,! vermögen.
Kommunistische Waffenrüstungen.
Berlin, 28. N»d. Auf et-neu «ntnag der Kam
muniften im preußischen Landtag uni Freilassung
der bei de» Berliner Unruhen verhafteten Avg. Frau
Wolfen st ein wies der Preußische Fnuanminlster
Severing auf di« Beziehungen der kommunisti-
schen Putschversuche mit de« Befehle» Moskaus hin
und fuhr dann fort:
ES handelt sich bei den Kommunisten um
Gcneralprobcu für einen größeren bewaffneten
Auf stand, für de« zweifellos bereits seit einiger
Zeit gerüstet wird. (Dauernde Juhu Rufe bei den
Kommunisten.) Das beu-wise« auch die Haus-
suchungen und Nachforschungen der letz-
ten Tage. (Der Minister läßt zum Beweise eine
Anzahl von Gewehren, ein Maschinengewehr, eine
Armbrust, Pistolen und andere Waffen auf den Tisch
des Hauses niederle-e«, di« in den letzten Tagen bei
Kommunisten beschlagnahmt worden sind. Die
KommmüMl beAteiten diesen Vorgang mit große-»
Lärm.) Weiter smd festdrstrsst worden eine große
Anzahl von Gewehre», llstst neue Mauserpistolen,
zwei Dutzend neue Maschinengewchre, 500 Karabi-
ner. (Zurufe bei den Kommnnisten: Die Bürgerlichen
haben 10Ü00I) sowie Dum-Dum-Geschosse. Außer-
dem scheint die Entdeckung weiterer kommunifttscher
Wasfenlager bevorzustehen. Nicht nur in Berlin
sind solche Rüstungen vorbereitet. (Hört, hört!) Die
StaatSregteruug hat die Pflicht, mit aller Entschie-
denheit dagegen vorzugehe».
Kommunistenverfolgung in Stuttgart
Ein Polizist von den Kommunisten erschösse»».
Stuttgart, 28. Nov. Von zuständiger Seite
Wird mitgeteilt: Gestern abend snideckie ein« Streife
der Fahndungsabtetlu-ng 2 des Polizeipräsidiums,
die sich auf der Suche nach einem Verbrecher befand,
in einer Wirtschaft am Leonhardsplatz eine ge-
het »ne politische Versammlung. Dabet
wimve ein Zettel borgesundeir, der auf das Haus
Rotenbergstratze 112 in Osthenn verwies und besagte,
daß dort unter einein bestinrmten Stichwort Kom-
munisten anzutresfem seien. Noch im Lause des
gestrigen Abends wurde der Oberwachtmeister
Lschiersch mit einem weiteren Beamten und einem
Schutzmann nach der Rotenbergstratze 112 entsandt.
Er fand Einlaß und wurde nach emem anderen
Haufe verwiesen. Dori traf er tatsächlich zehn
K 0 mmuuisien an. Er suchte diese geheime Ver-
sammlmrg mit vorgchaltenem Revolver in Schach zu
halten unv sandte den anderen Beamten nach der in
der Nähe gelegenen Polizeiwache, um Verstärkung
zu holen. Bis dieser zurückkam. sand er den Ober-
wächdmeistsr erschossen im Hausgang liegen.
Die Täter waren geflohen. Bis jetzt sind ver-
schiedene Festnah inen erfolgt.

men zustaildegekommen: Thyssen, Gute Hoffnungs-
hütte, Mannesmann, Emscher-Hüile, Konstantin der
Große, Harpener Bergbanaktiensesellschaft.
Die Verhandlungen mii dem Braunkohlen-
syndikat haben noch zu keinem endgültigen Er-
gebnis geführt, doch soll über die Reparationsliefe-
rungen und die Zahlung der Kohlcnsteuer bereits
eine Verständigung erfolgt sein
Die Separatistenaktion.
Franke ntal, 28. Nov. Heule morgen um
10 Uhr winde Frankenthal von den Separati-
sten besetzt. Sie Haden sämtliche öffentlichen Ge-
bäude in ih c Hände bekommen. Besetzt sind u. a.
das Amtsgebäude, das Postamt, das Bezirksamt
und das Stadthaus, wo die Fahne der Sonder-
bündler gehißt wurde. Anführer ist ein gewisser
Schmitz-EPPers, der in Frankental von seiner
Tätigkeit für die „Freie Bauernschaft" bekannt ist.
Zu irgendwelchen Zwischenfällen ist 0spricht gekom-
men. Die meisten Geschäfte sind geöffnet.
Koblenz, 28. Nov. Wie die „Düsseldorfer
Nachrichten" erfahren, hat die „V 0 rl ä u s i g e R e -
gier ung der Rheinischen Republik" in
einem heute an den Oberkommissar Tirard gerich-
teten Schreiben» ihre Auflösung erklärt. Der
Generalbevollmächtigte teilt dem Vorsitzenden der
Rh einland komm i fsio u mit, daß in »den letzten Tagen
bereits drei Mitglieder des Kabinetts auSgejchieden
seien, nachdem es sich schon vor elw-a 14 Tagen in
zwei Teile gespalten hak, von denen jeder
für sich KabinettSbeschlüffe fatzte.
Bezeichnend ist das offene EiugoständwiS az«
Schluß des Schreibens, für Vie Auflösung sei der
Umstand mitbestimmenÄ, daß die bisherige vor-
läufige Regierung zum Teil aus unfähige«
und unehrlichen Menschen zusammengesetzt
gewesen sei.
ES handelt sich bet dieser Auflösung um die von
den Franzose» in Koblenz installierte Separatisten-
bcjosguug, aus der erst gestern der Außenminister,
ein H«rr von Metze», mit der Begründung au s schied,
datz eS ihn» Nicht gelungen sei, ein Einvernehmen
zwischen Dorten «>nd Matches herbeizuführen.
Die deutsch-amerikanischen
Handelsbeziehungen.
New York, 27.. Nov. Dop EnRvurf eine»
Handelsvertrags zwischen den Vereinig-
ten Staaten und Deutschland wurde teil-
weise verSssentlicht. Die deutschen Schisfahrtsrechte
sind in ihm trotz der den amerikanischen SchiffahrtS-
imteresfen dienenden Jonesbill gewahrt. Die son-
stigen Bestimmungen sind anscheinend wenig ver-
jchicdenen von denen in ähnlichen Verträgen.

Zur Einführung der
Rentenmark.
Berlin, 28. Nov.
ReichSivähr«n»gStom-!uissar Schacht «nachte übel
R-ntenmark und Papterinarkkurs Mitteilungen: Die
Einführung der Reutenmavk »nutzte mit dem
15. November erfolgen, weil mit demselben Augen-
blick die KredttinanfpruchncOmy des Reiches bei der
Reichsbank auszuhören hatte. Um die Renteumark
zu ebnem ^möglichst gleichmäßigen Umtanschkurfe ge-
gen Papiermark aibzugeben, war es erforderlich, den
Berliner Dollarkurs in möglichst kurzer
Frist der WEP.arität uüherzubrmgen. Die Ren-
tenmarkalhgabe erfolgt« durch Auszahlung von Löh-
nen nnd Gehältern in diesem Zahl-umgSmittel, um
sie den Konfmuenim und den Kreisen des Nah-
rungsmittelhandels und der ländlichen Genossen-'
schäften für den Getwide-Einkauf zuzuleite«. Der
Druck der «lMtienmark so« im Laufe des Dezember
ganz beendet sein.. In zwei bis dret Wochen
wird ein für die Bewältigung des derzeitigen Zah-
lungÄmiitewervehrS ausreichender Beirag in Rsn-
tenumrk in dsn Verkehr gebracht sein. In gleichem
Tempo wird sich der Betrag des Notenumlaufs und
der Girogelds« der Reichsvauk vermindern.
Da zur Zeit ein Kreditweg noch nicht offensteht,
kam« die RmÄ>c.nmMk seitens der Wirtschaft nur ge-
gen die Hingabe von Papiermark ad. Giroguthaben
Mvorben iverden. Mit dein Eindringen der Ren-
temmark in den Verkehr ergibt sich eine
Papjermarkknapphejt,
di« der bisherigen fortgesetzten Papiermarkeutwcr-
tuug mit Sicherheit entgegenwirken mutz.
Die RetchSbank wird jode neue Paviermarkinflation
zu verhüten suchen. Gewisse Gefahren drohen in
dieser Beziehung aber vom Notgeld. Soweit
dieses Notgeld mit Deckung durch entsprechende
MarkMthaben ausgegeben ist, wird eine Umwand-
lung dieser Mark guthaben in Reichsvanknotcn und
der damiit erfolgende Umtausch des Notgeldes
ketne neue Inflation bedeuten. Die
ReichAbank kann aber unmöglich die Einlösung oder'
Gutschrift von ungedecktem Notgeld vornehmen. Di«
zunehmende »Verknappung der Reichsmark kann auf
den
Dttüsemnarkt
nicht ohne Einfluß bleiben. Hierüber werden die
nächsten Tage schon einige Klarheit bringen. IN
jedem Falle wird ein gewisses Gefühl der Vc. . -
gung Platz greise« darüber, daß die Währungs-
reform einen stetigen und klar vo gezeichneten Weg
 
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