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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 281 - Nr. 290 (3. Dezember - 13. Dezember)
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Nr. 288

Tröger-
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5. Jahrgang

Heidelberg, Dienstag, den 11. Dezember 1923

Deutsche Rheinpolitik.
Won WilhelmSoll m a n n (Köln).
Am 11. Dezember tritt ini Rathause zu Köln der
„S ech z i geraus s chu ß" zu seilker ersten Sitzung
zusammen. Er hat die Aufgabe, endlich die vielen
Ausschüsse und privaten Kliquen aszulösen und zu
verdrängen, die seit dem Abbruch des passiveir Wider-
standes mit den Desatzungsbeh örden, zunml mit dem
sranzösischsn Oberkommissar Herrn Tirard in Kob-
lenz verhandelt haben. Alle rh einischen P a r -
teien, von den D-eutschnational«en bis zu den Kom-
munisten, sind in dem Ausschutz vertreten, aber auch
alle Bezirke der Rhcingobiete und alle Bsvölkerungs-
klaffen. Trotzdem oder gerade deshalb darf man
diesem Ausschuß kaum günstige Prophezei-
ungen auf den Weg geben. Er ist nicht das, was
die französische Rheinpolitik sich als Verhandlungs-
Varlncr wünscht. Niemand sitzt in diese« Körper-
schaft, der sich als Freund einer Loslösung vom
Reiche zu bekennen wagte. Ja auch die entschlossen-
sten Gegner «wer Trennungvon Preussen
dürsten die Mehrheit haben. Zudem soll der Sech-
zigevausschutz nach dem Willen der Reichsregierung,
der sicher auch sein eigener ist, keine Verhandlungen
Mer staatsrechtliche Veränderungen am Rhein füh-
ren, sondern sich auf wirtschaftliche und so-
ziale, allenfalls auch finanzielle Fragen be-
schränken. Ich fürchte sehr, dieser Ausschuß wird am
Deutschen Eck zu Koblenz, wo fetzt die Interalliierte
Nh smlandko mmtfston «esidiert, 'VN Strudel ge-
raten und scheiter n. Wenn nicht, desto besser für
uns alle. Jedenfalls sind deutsch-französische Tret-
bersie.r gegen del« S-echzigerausschutz unter Betei-
ligung eines Reichstagavgeordneten
schon int Gauge.
Was -trennt uns von den französischen Macht-
habern? Wir wollen Wirtschaft und Ver-
kehr im Rheinöamld nasch und gründlich in Gang
setzen, um frei und mit möglichst geringer Inan-
spruchnahme des tibrtgen Reiches leben zu können;
s i e ivvllen die seit Monaten anhaltende furchtbare
Lage der Bevölkerung im französisch und belgisch
r i etz en Gebiete ausnutzen, um unter stärkstem Druck
zu erreichen, was ihnen anders nie gelingen würde:
P »litis ch e Umgestaltungen am Rhein.
Es iväre verfehlt, zu bestreiten, daß Massenelend
nutz verbrecherischer Terror der separatistischen Näu-
lerbanden in der Pfalz, an der Mosel und am
N rtolrhein manchen mürbe gemacht Haven, aber
est dort Will die anständige Bevölkerung ohne
Unterschied der Partei und Klasse nichts von einer
LoAlös'imrg vom Reiche wissen. Wage Hoffnungen
ans Besserung der Verhältnisse bei Errichtung eines
RheinstaiLtes „im Rahmen des Reiches" irren durch
die gequälten Landesleilc. Irgendeine Zusage, zu-
mal wirtschaftlicher und finanzieller Natur, liegt aber
Von keiner berufenen französischen Stelle vor. Die
Vertreter des französischen Imperialismus lassen nur
immau das Bild eines Rheinstatates unter fran-
zösischer Kontrolle und noch nicht einmal
mit einer Vertretung zum Deutschen Reichstag vor
uns auftauchen. Uns aber geht die Erkenntnis nicht
aus, was jetzt und gar auf die Dauer für die RHeittv-
laude besser werden soll, wenn sie Mein die Sorgen
auf sich laden, unter denen jetzt das ganze Deutsch-
land fast zusammeichriicht. Es lassen sich von der
Warte europäischer Politik gewiß manche B er-
ständignngsmögltchkeiten «am Rhein zwi-
schen Frankreich und Deutschland erkennen, aber diese
können nur in Verhandlungen zwischen den Regie-
rungen gefunden werden. Solange die französische
Negierung ihre „Rhetnlandfrage" nicht im Rahmen
des gesaunten Reparations- und WmischaMprobleurs
Mit der «deutschen Reichsvegieruug erörtert, wird eine
Milderung des schärfsten Mißtrauens, das alle
politisch ehrenhaften Rheinländer gegenüber der
jetzigen französischen Rheinpolttik empfinden, nicht
klntreten. Wie sehr wünschün wirr am Rhein, daß
die Atmosphäre eine andere, eine bessere würde. Aber
ivir bleiben dabei, daß alle rheinischen Nöte ohne
staatsrechtliche Aenderung behoben wer-
den können. Die jüngsten Verhandlungen zwischen
NelchKregicrurtg und Rheinlandvertreterni scheinen
ttns das erneut bewiesen zu haben.
Die Sorge um den Rhein ist eine deutsche
Schicksalsfrage, vielleicht die deutsche Frage
tMs Jahrzehnte. Wir rheinischen Sozialdemokraten
'Mhm gezeigt, daß wir sie hoch Mer den Partst-
Mupf hinausheben. AVer schroff und uner-
dtttlich werden wir, wenn gr o ß e G e s ch ä st e -
facher am Rheiir oder Politik«« in Berlin das
^ort „vorübergehende Preisgabe" mit
"?'er Leichtigkeit von sich geben, als handele es sich
mer nicht um Entschlüsse, aus denen neue europäische
Schlachtfelder entstehen können. Nie werden wir
^gestehen, daß eine kleine Gruppe von Männern, sie
, eien Trustherren oder M i n t st e r; Entschei-
v^ugen über das Rheinland ohne das Rheinland
^ffen.
EMür Anklage gegen Berlin.
„ K s ig. Dez. In der „Rheinischen Zeitung"
"reibt Gen. I. Mecrfeld:
vlal «Vorgängen der jüngsten Wochen ist der
rn, "s Zustand festzustellen: die Regierung gibt
ber ^e^tztcn Gebiet zwar Verhandlungsfreiheit,
sie >u dorthin spickt sie mit Fußangeln,
hüe , uns, kurz gesagt, nnserm Schicksal,
- uns klipp und klar das zum Loben Notwen-

dige zuzugsstehen. Sie erkennt zwar «in vertrau-
lichen Besprechungen an, daß wir «genötigt sind, aus
ihrer Politik bestimmte Folgerungen Kr das be-
setzte Gebiet zu ziehen, aber sie w eig ert sich mit
zäher Beharrlichkeit, auch ihrerseits Hie gebotenen
Folgerungen für die Oeffentlichkeit zu zie-
hen.
Das Elend im besetzten Gebiet schreit zum
Himmel. Hunderttausende hungern und drohen
zu verhungern. Immer unerträglicher wird
der Druck der fremden Macht. Die seelische Zer-
mürbung «der Bevölkerung ist in weiten Teilen des
besetzten «Gebiets erschreckend fortgeschritten. Eine
verzweifelte Stimmung, das Gefühl völligen
Verlassensctns greift rasend schnell «um sich. Das
alles wird gefördert «durch eine Politik der
Reichsregierung, die zwar dem engen Res-
sortstandpunkt eines Finanzministers ebenso klug
wie konsequent erscheinen «mag, die aber unter wei-
tern politischen Perspektiven so kurzsichtig so tö-
richt und unverantwortlich ist, daß kein Wort der
Entrüstung und Empörung zu scharf erscheint. Un-
ter den Wirkungen «dieser Zolitik hat sich in den
jüngsten Wochen im Rheinlands ein Stim-
mung s u m s ch w u n g vollzogen, der den Freund
der Reichseinheit mit großer Betrübnis «erfüllen
mutz.
Geht es so wie bisher weiter, dann wächst die
Gefahr ins Riesengroße, daß eines Tages, vielleicht
schon in kürüzester Frist, irgendwo im besetzten Ge-
biet Brände auf lodern, die zu löschen wir
nicht mehr fähig sein werden. Mit noch so tönenden
Reden wird diese Gefahr nicht gebannt. Es sind
Taten nötig. Und zwar Daten, die Ms der Ein-
sicht in die Notwendigkeit und aus dem Willen zur
Verantwortung geboren sind. Am besetzten Gebiet
und namentlich am altbesetzten Rheinland ist
schwer gesündigt und viel giftige «Saat ge-
sät worden. Wir Sozialdemokraten werden
trotzdem in der Wacht am Rhein nicht erlah-
men, doch unsre Wachsamkeit wird die drohende
Katastrophe nicht Verhüten, wenn nicht in der ge-
samten Bevölkerung das Gefühl neu geweckt und
durch Taten gestärkt wird, daß „Berlin" nur wirk-
lich das Gebot der Stunde erkannt Hai und
zu opfervoller Hilfe sowie zu eimr Politik der
Wahrheit und Klarheit schreitet.
Die Ausschüsse im besetzten Gebiet.
Zur Information wird uns geschrieben:
Im besetzten Gebiet bestehen zur Zett folgende
Ausschüsse: Der seit -Ipt Jahren tätige Wirt-
schaft s aus schütz, der zunächst swö das altbesetzte
Gebiet gewählt war rund dann für das gesäurte be-
setzte Gebiet erweitert wurde. Aus ihm ging der
sogenannte V e r h an d l un g s a u ss chuß hervor,
der später erweitert wurde durch Vertreter der Be-
rn f s st ä n d e.
In Hagen hat der Fünfzehnerausschuß,
der später ans 18 Mitglieder verstärkt wurde, seinen
Sitz.
Daneben besteht do« Sechzig« raus schuß
aus Verlrotern der politischen Parteien und der
Berufsstände.

Die Lage im Reich.
Zusammentritt des Ueberrvachungs-
ausschusses.
Berlin, 10. Dez. Der ans Grund des Er-
mächtigungsgesetzes gebildete UebovwachuugKaus-
schuß des Reichstags tritt am Dienstag vormittag
zusammen, um über die von der Regierung geplan-
ten Verordnungen zu beraten.
Württemberg und Baden.
Stuttgart, 10. Dez. Der Württemver-
sche Landtag tritt nunmehr am Donnerstag
zusammen. Er «wird außer den politischen Ausga-
ben und der Erledigung «des Ermächtigungsgesetzes
sich «u. a. auch Mt der Eingabe des Südwestdeutschen
Kanakvereins zu beschäftigen haben, in der die Re-
gierung ersucht wird, Verhandlungen zu führen
über «den planmäßigen Ausbau von Wasser-
kräften in Württemberg und über die wirtschaft-
liche Verteilung der aus den Wasserkräften des
Landes gewonneen Energien unter Berücksichtigung
de« verschiedenen Interessen der Allgemeinheit und
sodann Verhandlungen etnzuleiten über einen
zweckvollen Ausgleich in «den Ländern Bayern»
Württemberg, Baden und Hessen aus Wasserkräften
gewonneen Energien« «unter Berücksichtigung aus
von EinstchrmSglichke'iten «aus ausländischen Ueber-
schutzgebisten. In erster Linie soll an den Ausbau
der Neckarwwsserkräfte zwischen Mannheim und
Plochingen heMngegangen werden: auf Württem-
bergs,scheu Gebiet sollen vor allem die Mrzeit still-
gelegten Werke von Horkheim und Qbeveßltngen
ausgebaut werden, «die der Neckargrotzschisfahrts-
straße «dienen.
Wirtschaftsverbände und
Zahlungsmittel.
AUs B-SrA» wird uns geschrieben;
Im Reichsivirtschaftsministerium sand am «Sams-
tag eine Besprechung über Goldmarkkalkula-
ttonen statt, an der folgende Verbände teilnah-
men«: Reichsverba-nd der deutsche»« Industrie, Zejn-

tralverband des «deutschen Großhandels, Hauptge-
meinschaft des deutschen Einzelhandels, HanWLuud,
Industrie- und Handslstag, Neichsverband des deut-
schen Nalhrnngsmittelgroßhandels, Reichsvorband
deutscher Konsunwereine, Zentralverband deutscher
Konsumvereine.
Einstimmig wurde folgender Beschluß gefaßt:
„Die Versammlung ist der Ansicht, daß unverzüglich
in allen Stufen der Waronkrzongung und Waren-
verteilung zur reinen Goldmarkkalkulation
unter Beseitigung aller Risikozuschläge
für Goldentwertnngsgefahren überz-ugehen ist. Die
im Umlauf befindlichen wertbeständigen
Zahlungsmittel sind angesichts der gegen-
wärtigen Uebereinstimmung «der Bewertung der
Marc im Irr- und Ausland als vollwertig an-
zusehen. Als vollwertige Zahlungsmittel gelten:
Rentenmark, Goldanleihe, Dollav-
schatzanweisungen und die vorschriftsmäßig
durch Goldanleihe gedeckten Notzahlungsnstttel, so
Weit und so lange die Reichsbank deren Einlösung
vornimmt.
Um das Hohenzollern-Lehen.
Breslau, s. Dez. (Eig. Bericht.) Vor dem
Landgor.icht Oels ging am Freitag der frühere
Kbo hl Prinz in feiner Klage fachen wögen des
Throwlehens Oels als Sieger Wer den preußischen
Staat hervor. Das Gericht stellte «sich auf den Stand-
punkt, daß das umstrittene Lehen dem preußischen
Staat durch die Staatsuntwälzung nicht anheim-
gcfallen fei und, solange eheliche Nachkommen im
Mannesstamim-e vorhanden sind, dem preußischen
Staat ein Anheimfallrecht nicht zuftebt. Die Forde-
rung des «Staates auf Feststellung des Staatseigen-
tums und Umschreibung des Besitzes im Grundbuch
auf «den Staat wurde vom Gericht abgewtesen.
Die bedeutenden Kosten des Rechtsstreites wurden
dem preußischen Staat aufevlegt.
Gegen deutschnationale Demagogie.
Da,» m stad t, 10. Dez. Die hessische Regierung
tritt einem deutschnalionalen Aufruf, der sie der
Preisgabe hessischer Gebietsteile beschuldigt, scharf
entgegen, indem sie alle diese Behauptungen als voll-
kommn unwahr bezeichnet. Die hessische Regierung,
so Wird erklärt, will die rheinischen Volksgenossen
nicht im Stiche lassen, wie das deutschnationale Po-
litik« im Reich anempfohlen hüben. Wie «die hessi-
sche Regierung stets für den Zusammenhalt des be-
setzten mit dem unbesetzten Gebiet gearbeitet hat,
wird sie auch fürderhin für die Freiheit und Einheit
Hessens im Verbände des Deutschen Reiches ein-
tretsN.

Internationale Lage.
Botschasterrvechsel
Berlin, 10. Dez. Der deutsche Botschafter in
Amerika Dr. «Wied 1 fe l d scheidet mit dem 1. Jan.
aus dem Reichsdienst aus und tritt wieder in die
Direktion der Firma Krupp «ein. Ms sein Nachfolgen
ist der gegenwärtige Gesandte in Tokio, Dr. Sols,
in Alkssicht genommen.
Tagung des Völkerbnndsrals.
Paris, 10. Dez. Dor V ö l k erb u nd s r at
trat unter dem Vorsitz Brantings zu einer Ta-
gung zusammen. Die drei wichtigsten Probleme, die
den Rat diesmal beschäftigen, sind die sinauzielle
Sanierung Ungarn s, die Regelung eines Grenz-
strestcs zwischen Polen und der Tschechoslo-
wakei und das endgültige Schicksal MemelS.
P aris, 10. Dez. Die saaaländ i sche De-
legation ist zu dsn Beratungen des Völker-
bundsrates in Paris eingetroffen.
Paris, 10. Dez. Die Meistbegünstigung,
die sich die Alliierten im 10. Teil des Versailler
Vertrags mit Deutschland gesichert habens ist
ebenso wie «die von Frankreich errungene Zollfreihclt
für die Einfuhr ans Elsaß-Lothringen aus die Dauer
von fünf Jahren befristet. Diese Privilegien ev-
lö scheu am 10. Januar 1925, wenn nicht «gemäß
Artikel 280 des Vertrags der Rat des Völker-
bundes zwölf Monate vor Ablauf dieser Frist
entscheiden sollte, «daß jene Verpflichtungen mit oder
ohne Abänderungen für einen weiteren Zeitraum
ausrechterhalten bleiben sollen. Vermutlich «beschäf-
tigt sich daher der Völkerbundsrat auch mit dieser
Frage.
Wiederaufnahme des Eisenbahn-
verkehrs.
Frankfurt, 11. Dez. Auf der Strecke Frank-
furt-Darmstadt werden vorerst nur «Schnell-und
Person enzüge verkehvem die zwischen Frank-
furt und Darmstadt nicht anhalten.
Parts, 10. Dez. Nach einer Havasmeldnng
aus Düsseldorf findet morgen in Köln eine Konferenz
zwischen den englischen und srangösischen Behörden
Wer die Wiederaufnahme des Eisenbahnver-
kehrs indsre statischen Zone statt.
Rückkehr zur Arbeit.
Essen, 10. Dez. Heute ist eine erhebliche Zahl
von Bergleuten zur Arbeit heran.«geJagqn worden.
Heute waren es vornHrnlich ArhMtz, der Manmes-
mqnnzechest, der HiverniaMWen und der Schacht-

anlagen von Rhein-Elbe. Auf Consolidation ar-
beiten jetzt schon etwa 80 Prozent, auf Hibernia etwas
50 und «aus den Rhein-Elb eschächten etwa 40 Prozent
der Gesamtbeleg schäften. Für mongen sind w eitere
starke Neueinstellungen vorgesehen. In Gladbeck
sind die gesamten Belegschaften der Möllerschächte
heute Wieder restlos angelegt worden.
Gin neuer deutsch-amerikanischer
Handelsvertrag.
Berlin, 10. Dez. An den Berliner amtlichen
Stellen wird die Washingtoner Meldung über den
Mschluß eines neuen Handelsvertrages zwischen
den Vereinigten Staaten und Deutschland bestä-
tigt. Die Unterzeichnung «durch den deut-
schen Botschaftern. Staatssekretär Hughes
ist «am Samstag abend vorgcnommen worden. Der
Vertrag selbst basiert aus der Grundlage der Meist-
begünstigung und wird in seinen Einzelheiten zur
Zeit noch vertraulich behandelt.


WkltWMk MM» ?
Heidelberg, 11. Dezerstber.
Dem nach äußeren Gesichtspunkten urteilenden
Beobachter scheint die wirischaftliche Lag«
ruhiger geworden. Steht «aber Meeresstille und
glückliche Fahrt bevor? Oder herrscht nicht vielmehr
die jedem Hellhörigen beklemmende Atempause,
die Stille vor neuem Sturm? Der blaue Himmsk
Wer uns ist ein kleiner Fleck. Ringsum liegt am
Horizont noch immer schweres Gewölk.
Es ist ein Erbübel deutschW Politik, daß sie die
Dinge niemals beim rechten Namen nennt, niemals
uWerschleiert gibt. In Zetten der Katastrophe ist
die «beste Politik, rückhaltlos die Wahrheit zu sa-
gen. Das Volk ist nicht zu dumm, um sie zu begrei-
fen, es ist aber auch nicht zu schlapp, um unter der
Wucht katastrophaler Eröffnungen zusa«m«meuMkuik-
ken. Wie kann man ihm aber Vorwerken, cs habe ver-
sagt, wenn es nicht ungeschminkten Ausschluß Wer
setue und die Lage des Landes bekommt? Zimper-
liche Rücksichten mögen für ein Konventiwl alter
Tanten tangerr, sie sind nichts für eine autonome De-
mokratie. Darob nicht zum letzten scheiterten wir im
Weltkrieg, darüber verloren wir den Nuhrkanipf und
damit schießen wir augenblicklich in die dritte und
letzte Katastrophe hinein. Weg nwt der feigen Ver-
schleierung. Wir verlangen zum dritten und letzten
Mal die Politik der nngeschminkten Wahrheit, die
P ro pa ganda d e «r n ackte n T a t s ache n. Nur
so kann das Land zu den äußersten, Menschemnaß
fast überwachsenden Anstrengungen angeseuert wer-
den. Nur so wird jenes „Allerletzte" von ihm zu be-
kommen sein, aus das es wirklich astkommt. Es ist
die höchste Zeit.
Auf dein Hochplateau, das andert«ha'lbbillion,snfach
über dem Preisspiegel der Friedenszeit liegt, hat sich
unvermutet «der Seo ds« Rentenmark ansgebrei-
tet. Wir rnüsseu hinüber, nm endlich festes Land
unter den Füßen zu haben; denn dort erst liegt so-
zusagen unsere „Goldküste". Es kommt also alles
aus die Stabilität der Rentenmark au.
Wir wissen aber auch, daß diese wiederum vor allem
andern von der Balancierung desStaats-
haushalt s Mhängt. His« liegt der Schlüs-
sel der Zukunft. Das Reich hat einen Uebcr-
gangsetat für 4^ Atonale, bis zum 1. April, ausge-
stellt. Darin fungieren als Minimnm der Ausgaben
zirka 2)4 Milliarden Goldmavk, denen als einstig«
sichere Einnahme 900 Millionen Rentenmark ge-
qenüberstehcn, die bekanntlich «dem Reiche gegen
Zinsen kveditieirit Werden. Es ist ein offenes Geheim-
nis, daß zirka 60 Prozent dav o n be r eit s
erhoben, wenn auch noch nicht ansgegebem« sind-
Die Frage lautet daher: Werden «am Tage ihres
Anfvrauchs genügend G o l«d e i n n a h me n ans
direkten und indirekten Stenern, aus Zöllen und an-
deren Abgaben «da sein, um den Bankerott zu ver-
meideu? Werden die Länder und Gemeinden«, jäh-
lings aus eigene Füße gestellt, sich rasch genug reelle
Quellen erschließen, um wenigstens ihre Existenz zu
fristen? Womit wird die Reichsbahn ihr Defizit
decken, das «ihr, bei dieser Wirtschaftslage erklärlich,
noch immer wie «ihr Schatten anhastct? In ihrer
Not bat sie bereits zu dem gefährlichsten aller Mittel
gegriffen: sic gibt „wcntbcständiges Notgeld "heraus,
hat also bereits ihre Hausinflationsmaschtne aus-
gestellt und in Gang gebracht. Das eröffnet die
schönsten Perspektiveir. Hier »nutz der schärfste Alarm
geschlagen werden. Sind wir schon mitten drin in
der wertbestSndi gen Inflation?
Die Ga «lgenfrist, die uns durch die Zwischeu-
lösnng der Rentenmark gegeben war, nm mit äußer-
ster Energie den Urwald des S«ta«atDhanslMlts zu
roden und lichten, ist außer dem mechanischen Abstrich
an den Lohn- und Gehaltszahlungen ohne sonder-
liche Resultate vertan. „Es handelt sich nur noch
um Tage," sagte der Reichskanzler in seiner Antritts-
rede. In «diesen Tagen wird DeutschlandÄ
Schicksal «entschieden. Maut hat diese Wendung
schon oft gebraucht, wir fürchten, diesmal wird sie
keine pessimistische Uebertreibung mehr fein. Das
Geld ist unser «Schicksal geworden. Von aller Politik,
die wir noch treiben können, ist uns nur noch
die Finanzpolitik geblieben. Ungezählte
«Frjageu tauchen ans und bleiben drohend «nnbcgnt-
wortet vor uns fietzew
 
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