Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 291 - Nr. 300 (14. Dezember - 27. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48728#0417

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Heidelberg, Montag, den 24. Dezember 1923


Nr. 299

... _--
AnzeigentaristDie cinsp.Pctii-eil« WWi U5I MW .Wd. HWD WW MM WM WA WM MF Poftsche-Iloni« Karisr-deNrLSLL
od. deren Raum lSK-nn>br.)2ii Ptg. . flDKU MM ZW» M^Ä ^Wl MkE'WULM MW MM MM vWA fMA MÄ» Tel.>Adr^VoIk»,eiruni EMlxldrrM
f. Auswärtige »V Psg. Kleine An- MM MM MM» MM WW DWß Druck u. Verlag der llurerda»»!»««
»eigenu.FamtltennachrtchtenlbPig. M-7?K>-v.We DKN^ DWi WA. WWllW^N Lerlagraniiali <S.m.d.H., tzei»«i
Sicliameanreigcn (74 mm breit) Ä kJ WÄNW" M-LM berg. Gcichäststtellr:Lchrödcrsrrdll
Psg„ desgl. für auswärts 1 Mark. »ZM« MM U MD- 'Wp" Teü: LrpeditionLL7Su.RedaräiS7».
Mks-ZeMg W ö!t wkrMütTevMMS Sn MsSezitte ZelSklbttg. MesW, KwSelD. ZvMsea, kökkvs-, MosSM, DWkll. MksSew, SüÄNL rallSnßffchMM I. TkMkM
.. ll-^s
5. Jahrgang

Die zweimalige Vertrauensfrage.
PartS, 23. Dez. Bet der Debatte wer die Zu»
samnnemetzimg der Kommission zur Revision der
BscnEngcHälter stellt« düv Ministerpräsident die
VertrauenSsrage. Die Regierung echielt 392 gegen
169 Stimme«.
Im weitere« Verlaus der Debatte lvurde noch ver-
langt, daß die Bssttmnuingen des RegierilugSent-
Wurfes Wer die angeMrteu Erhöhungen von der
Tagesordnung ab gesetzt wiürden. Poinca« stellte
darauf rwchmals die Vertrauensfrage. Die Er-
höhungen wurden nrtt 339 gegen 211 Stimmen und
bisvauf der gesamte Enitvnrf durch Hanchaufhebe»
angenomnE,

Das Ende der Papiermarkkredite.
Der Zentral «usschutz der ReichSbank hat am
SonnabenÄ tvichftqe Beschlüsse über die Kreditge-
schäft« der ReichSbank gefaßt, die endlich das End«
der söget«. Päpiermarkkredii« dringen.

Reichsbankpräfident Schacht.
Berit«. 22. Dez. Dor Reichspräsident hat ent-
sprechend dem Vorschlag des Reichsrats den WLH-
rnngskommissar uns bisherigen BankLirettor Dr.
Schacht zmn ReichSbankpräsident ernannt.
Dr. Schacht behält sein» Stellung Äs ReichSwäh-
rungskomnrissar bei.

Vom Fünfzehner-Aurschuß.
Der aus Grund des Ermächtigungsgesetzes ein-
gesetzte MnjzohnerauAschutz des Reichstags hat am
2V. Dgzeniber sein« Beratungen vorläufig beendet.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er erst nach Neu«
fahr wiederum zufammentrete». In den bisherigen
Sitzungen des Ausschusses sind folgende wichtigen
Vortagen behandelt worden:
1. Di« Pe«soi«alalü>»u-Verordlutirg. 2. die Bssol-
dungSordUun«, 3. di« Verordnung über die Auflö-
sung der FküchKtngSlager, 4. die zweite Steuer-
verardnung, 5. die iVewrdnuug zur Aenderung des
Mieterschutzes und des WohnuugSMimgelgesetzes,
6. di« Verordnung Mer das Arbeitszeitgesetz, 7. di«
Verordnung über idle Aufhebung deS Gesetzes über
Wieder cinftewung und Kündigung in Teile» des
Reichsgebietes, 8. di« Verordmm« über die Verein-
fachung der Strafrechtspflege, 9. di« Verordnung Mk
Beschlsnnlgung des Verfahrens in bürgerlichen
Rechtsstreitigseiten, 10. di« ,Verordnung über Gold-
wechsel und -Schecks, 11. Verordnung Mer Gold-
bilanzen.

nicht das Uebergewicht. Die Düsseldorfer Abmachung
grenst nahe an die völlige Entreißung des
letzten Nestes unserer ehemaligen Rohstoffbasis:
Schon hebt eine massenfluchtartige „Umstellung"
der großen UnternehMUNgen an. Sie streben sowohl
nach Verlegung des Gesellschaftssitzes
ins unbesetzte Gebiet und, was bcboulfarner ist, nach
einem Neuaufbau der Produktion auf englischer
Kohle.
Inzwischen recken di« Aasgeier auch in der neuen
Phase weiter die Schwingen. Sehr lehrreich ist das
Schicksal der Kartelle von Kohl« und Elfen.
Ter Stahlbund hat sich in den Sarg gelegt.
Das Kohlensyndikat hätte es ohne den tech-
nischen Druck des Micumvertvags vielleicht auch ge-
tan. Es wär,- !»en Konsumenten aber nichts damit
geholfen. Die Position der großen, vertikal geglie-
derten Unternehmungen ist so groß geworden, daß
ihnen setzt öer Zeitpunkt zum Abwürgen der klei-
nen Krebser und Pütschcr recht erscheint, die bisher,
trotz teurerer Produktionskosten, vom Rahmen des
organisatorischen ZusammeufchlusseS gehalten und
mitgeschleppt wurden. Sie werden setzt solange
schikaniert werden, bis sie gut und gern sich
verkaufen. Zerschlagung der Kartelle heißt im gegen-
wärtigen Zeitpunkt, sie der Willkürder Stin -
nesen aus liefern, aus welchem Grunde ja seiner-
zeit auch aus teuer Ecke Deutschlands zmn sie kacto
imkerst harmlosen Kartellgefetz sofort warmer Beifall
erschollt So üvleben wir, trotz AbstoPPenS der In-
flation, eil« Fortsetzung der KapitalSkonzen-
tration mit anderen Mitteln. Wobei noch auf die
unverhohlenen Wucherkonditionen hingewiesen sei,
mit denen die Banken ihre Kundsn „vedisiren". Da-
ist dasselbe Kapital, dieselbe Melodie.
Nicht nüiider schwer ist dir Ftnanzkrise des
Staates, der bankerott gehen wird, wenn nicht
das fundierte Vermögen und di« großen
Einkommen in rücksichtslosester Weis« zu
Steuern herangezogen werde». Gelingt es nicht,
die Steuerschraube rücksichtslos anzuziehen, so stehen
wtr, wem» setzt dis Rentenmark verbraucht
ist — bald, sehr bald sind wtr so weit — vor
eiEm Riickfall in die alte JnflationSwirt-
schäft mit ihren furchtbar verheerenden
Folgen. Nur wenn alle Steuerquellen erschloss«!
sverbeu, ist vielleicht — auch das kann man nur ab-
«chätzeu — di« Möglichkeit gegeben, daß der Ertrag
zur Sanierung der Staats sinanßen genügt. Mit
Lohn- und Umsatzsteuer ist es nicht getan.
Die Belastung der breiten Massen kann nicht noch
mehr gesteigert werden. Schott uns der anderen
Kreise aus i vahlv eri vandtschastftcheu oder sentinren-
iale-n Riicksichten heraus wird daher unwÄgerltch,
nrtt der Katastrophe quittiert werden. Zahle«,
zahlen, zahlen. Es gibt nur diesen schnralen Grat,
der Mische» dem Abgrund der Inflation und.
dem Abgvuitd des StaatsbankerottS ins
Freie führt.
Erst dann kau» inan weiiersehe n, erst dann
werden die entscheidenden Kämpf« mtt di«
defd'.itttve inner« Verteilung der Reparationslasten,
anheb e-st. !

und richtete ,bedeutenden Sachschaden an. Man
nimmt an, daß es sich um einen Anschlag gegen den
Oberpräsidenten Noske Handelt. Die Angelegen-
heit des Bombenanschlages aus das Regierungs-
gebäuve ist noch rrug'Äiärt. Angestellte Ermittelun-
gen führten bisher zu keinem Ergebnis. Der Ober»
staatsünwalt setzte flir die Ergreifung der noch «n-
bekanntrn Täter ein, Belohnung von 200 Goldmark
aus.

Zur sächsischen Krise.
Dresden, 22. Dez. (Eig. Bericht.) Der Aus-
gang der sächsischen Krise ist noch vollkommen unge-
wiß und nian wird gut tun, sich ans Ueberrnschungen
gefaßt zu machen. Wni 27. Dezember entscheiden die
Landesiustanzen de, BSPD. über die Frage der
Einberufung eines neuen Landespartettages. Die
Parteimstanzen werd«« voraussichtlich ihren letzten
Beschluß korrigier«, und drn Parteitag zum
ersten Sonntag lau Januar zusammenruse». Die
! Fraktion der BSPD. tritt am Tage vor der Laud-
tagSsttzuwg, die am 29. Dezember stattftndet, zusam-
men, nm das lmrüuftge VerHaudlungSergobnts mit
den Demokraten und d«r Deutschen VolkSPartet ent-
gegsnAUnshmr». Die demokrattsche Landtagsfraktion
hat nouerdings ihren Standpunkt zur Regierungs-
krise dahin geändert, daß imr eine Landtagsmis»
löfung oder die große Koalition am Ende der jetzigen
Verhandlungen stehen könne. Die nächste Landtags-
sitzung dürfte Mer all« diese Fragen noch keine Ent-
scheidung bringe«, vielmehr wird diese voraussicht-
lich erst am 31. Dezember oder, was wahrscheinlicher
tst, in de« erstem Januarlagen fallen.

Internationale Lage.
Um eine erneute Unterredung
nachgesucht.
Paris, 23. Dez. Der „TempZ" veröffentlicht
folgendes amtliche Konnnunique: Der deutsche Ge-
schäfts träger Herr von Hoesch hat heute morgen um
sii« Audienz beim Ministerpräsidenten nachget
sucht. Dieser neu« Schritt hat zmn Zweck, die Vor-
schläge der deutschen Negierung zu präzisieren,
Welche summarisch in der Note vom 15. Dezember
fovumlierk wurden und welche daraus hinzielen, voll
Si-sg-iorung zu Regiermrg -eine grünMchr D-tskussiolt
der Reparachionsfrage und der Frage deS Rhein-
larides und der Ruhr herbeiznfithvew'. Her« P o I n
carä wird Herrn von Hoesch morgen inr Laufe des
Nachmittags empfangen.

Unterdrückung des republikanischen
Geistes.
München, 22. Dez. (Eig. Ber.) Am Samstag-
abend sollte eine geschlossene Familielt-Weühn«hts-
feier des RepuMkanischeir Reichsbundes in Mün-
chen abgehatten werden, die aber in letzter Stunde
vom Gonslialstaatskoniimissar verboten wurde mit der
Begründung, daß es sich um eine öffentliche Veran-
staltung handle. Trotzdem der Vorsitzende des Bun-
des sowohil r Endlich bei der PolizeiLireltioir wie
schriftlich bei Herrn v. Kahr den Nachweis dafür er-
brachte, daß es sich tatsächlich nm eine geschlossene
Veranstaltung des Reichsbundes (nur für Mitglieder
und Wie FauMdenangehörigen) handelt, blich es bei
dein Verbot, das offensichtlich der Auffassung ent-
springt, jede Art der Betätigung des republikanischen
Geistes >m München und Bayern unter allen Umstän-
den zu unterbindm.

Aus der Ordnungszelle Bayern.
Das wahre Ziel,
München, 21. Dez. (Eig. DvahW««.) Die un-
erwartete Niederlage im Paplamsnt HÄ dl« Bayeri-
sche VolkSPartet derart ausgebracht, daß sie in voll-
kommen zweckloser Eil« einen Schritt getan hat, der
die wahren Absichten ihrer letzten gros;aufgemachtcu
ParlmnentaMchr», Aktion «nchiM und klar und ein-
deutig für jedermann, der es etwa vergesse« haben
sollte, die Politischen Ziele dieser maßgebenden Partei
ebnes deutschen Freistaates zeigt. Nachdem die von
ihr so stürmisch verlangt« sofortige Auflösung deS
Landtags nicht gelungen ist, sollte man «reinen, sie
setze mm alles daran, um di« im Landtag
beschlossenen Voraussetzungen für die Auflösung so
schnell wie möglich zu schaffen, tzlber ganz tm Gegem
tetft an diesen Dingen hat die Bayerische Vo«s-
partet bereits kein Interesse mehr, sondern sie fordert
ein Volksbegehren zuir Herbeiführung obnes Volks-
entscheides, um den 8 92 aus der jetzigen bayerischen
Verfassung, der «ine Zweidrittelmehrheit ft'br >di« ver-
fassungsändernden Gesetze verschreibt, anszumerzem.
Webte« soll dann durch den Volksentscheid der gegen-
wärtige Landtag aufgelöst und ein neuer Landtag,
und zwar als verfassunggebender gewählt werden,
der ohne den 8 92 in einfacher Mehrheit dbe freistaat-
ltche republikanische Verfassung in ihren Grundsätzen
umfloßen und den schon lange ersehnten Staats-
l-r äsidenten mitt souiv«räi«n Vollniachten schaffen und
damit grundsätzlich den Weg froimachen würde für
dbe wtttelsbachischen ZeiAn vor 1914. Es ist absolut
notwendig, ans dieses fetzte Ziel der Bayerischen
Volkslpartei hbnzuweis-en, wenn sie jetzt am Feuer der
VolkssÄmnnng, die unter dem Druck der wirtschaft-
lichen und politischen Nöte unserer Tage in ihrer
Mehrheit vielleicht gegen das Parlament eingenom-
niSL «r, A're reaktionären Pläne zu verwirklichen

Die Lage im Ausland.
Republik Griechenland.
Wohnlich wie das deutsche Volk ist auch dbe grto»
chtsche Bevölkerung seit 1914 nicht nvehr zur
RMe gekommen. Kaum war der Weltkrieg durch ein
Dutzend widersinniger FriedenSvertrüge sonne kl ab-
geschlossen, als tu Kleinasien ein neuer Kampf
entbrannte, der Griechenland abermals große Blut-
opfer kostete. Nicht zuletzt infolge des Intrigenspiels
innerhalb der Entent«, insbesondere Frankreichs und
Italiens, ging der Kampf für Griechenland verlor«».
Er endete im Laude selbst mit dem Sturz der
verfassungsmäßige u Regierung durch
eine OffizterSreVolt«. Am 26. September
1922 enthoben die rebellierenden Offizier« den nach
dem Tode deS Königs Alexanders aus dem Aus-
land« LMsickgekehrten König Konstantin seines Am-
tes und erklärten dbe verfassungsmäßige Regierung
für abgesetzt. Konstantin verließGrtechen-
land und siedelt« nach Italien Wer, wo er vor
eftrem Jahre verstarb, während seine Minister
nur zmn Teil entfliehen konnten. Soweit chre Fest-
nahme gelang, lrmrden sie von einem RevolutiouS-
aertcht abgeurteblt mch gemeinsanr nrtt dem militiirl-
schen Oberbefehlshaber in Kleinasien hin gerich-
tet.
Es handelte sich bet diefen Ereignissen keineswegs
um eine mrtimonarchistische Bewegung, überhaupt
nicht um einen Kampf gegen oder für die bestehende
Staatsform, sondern lediglich um einen Ausbruch
der Volksempörung gegen die herrschende Regierung,
die cs nicht verstanden hat, frühzeitig ebnen aus-
sichtslosen Kampf abzubrechen. Das ergibt sieh schon
daraus, daß dbe Führung der rebellierenden Offiziere
in den Händen eines hohen Militärs lag, der einge-
schriebenes Mitglied der monarchischen Partei
war. Auch die ausdrückliche Duldung eines Sohnes
des vertriebenen Königs als Thronerbe spricht
gegen die anfänglich vermutete anttuwnarchistische
Bewegung. Durch den Uebertrbtt der veni zell-
st tschen Partei zu den neuen Machtha-
bern Wurde die innerpolittsche Entwicklung jedoch
in ein mehr und mehr republikanisches
Fahrwasser gelenkt. Venizelos selbst bst zwar
seit Jahren von Griechenland abwesend. Noch bevor
aber nach der Wahlniederlage im Jahre 1920 er ans
Griechenland verschwinden mutzte, hat er ebenso wie
päter im Auslande wiederholt Erklärungen gegen
dbe Republik und für die Monarchie abgege-
ben. Ms sich die Verhältnisse innerhalb seiner Par-
tei im Laufe des letzten Jahres mchr und mehr kon-
solidiert hatten, drängte er die Regierung zur- Aus»
fchvsibnn« von Neuwahlen.

Die Lage im Reich.
Die Einnahmen des Reichs im
November.
Gesamtaufkonnne» 33 Trillionen Mark.
Das Reichsfiua-nzministMum veröffentlicht di«
Übersicht Mer die Einnahmen des Reiches an Steu-
ern, Zöllen und Abgabe» für den Monat November
1923. Es ergibt sich daraus, daß die stärkste Ein-
nahmestcbgerung in Papiernmrk bet der Börsen-
umsatzsteuer zu verzeichnen war, di« 6.46 Trillionen
Papiermatk erbrachte. Ihr gegenüber tritt sog« die
Lohnsteuer zurück, die nur 5.42 Trillionen Mark ein-
brachte. In diefen Zahle» Mogeln sich offenbar Vie
gesteigerte» Börsenumsätze während der Hausse-
periode tm Novenrder und der Rückgang der Be-
schäftigung in der Industrie sowie di« Zunahme
der Arbeitslosigkeit wider. Die verauil-agte Eiwkom-
menstener erbracht« ungefähr den elften Teil der
Lohnsteuer, niinÄtch 509 Billiarden Mark, die Um-
satzsteuer 1.12 Trillionen: von den verschiedenen
Zweigen der Kapitalverkehrssteuer war der Eriinag
bei der Gesellschastssteuer 297.4 Billiarden, bei der
Wcrtpapbersteuer 219 Billiarden, bei der Börsen-
unrsabstoner 6.46 Trillionen, bei der Aufsichtsrais-
steu-er 4.5 Billiarden. Di« Wechselftompelsteuer er-
brachte 778.7 Billiarden Mark. Insgesamt erbrach-
st» die fortdauernden Besitz- und Verkehrssteuern
15.5 Trillionen Mark, Rheilt-Ruhr-Abgabe von Etu-
konuneu-- amd KörperfchaftSpflichligen brachte 731
Billiarden Mark ein, die Kraftfahrzeugsteuer 17 Bil-
liarden, der Ertrag der Arbeitgeberabgabe »var 4L
TriManen, der Landab gäbe 2.5 TÄllionsn. Ans ein-
inalbgen Besitz- und Verkehrsstenern gingen im No-
vember insgesamt 7.57 Trillionen Mark ein. Die
Zölle erbracht«» 3-2 Trillionen, die Tabaksteuer 4.1
Trillionen. Sehr hoch war das Aufkommen ans
der Zuckersteu-er mit 2.Ü6 Trillionen Mark. Zölle und
Verbrauchssteuern erbrachten insgesamt 10.3 Trillio-
nen Mark. Das Auskommen an Steuern, Zöllen
und Abgaben tm November erreicht damit 33 Trillio-
nen Mark.
Ein Anschlag gegen Noske.
Hannover, 22. Dez. Im Treppenbaus des

Krisenzeit.
* Heidelberg, 24. Dezeuibor.
Auch den diesjährigen Wethnachtsseler-
tagen bleibt jene frohe Stimmung fern, die ihr
Gruwdmotiv in einer, au s g e g l ich en en A utz e n-
sicht und in innerer Harmonie Hat. Letzte-
res inneres Selbstbescheiden mutz auch Heute noch
glätten, was äußere Trübnis zerrissen. Wenn auch
die M arkstab i list erun g der letzten Zeit einen
öcwissen Preisabbau bewirkte — den knapp bezahlte
Lohnempfänger und alle Minderbsmiitett>M n-M in
lehr bescheidenem Matze ausnützen können —, so
leben wir doch noch inmitten« -c n e r Krise, die
es u >»m öglich macht, heute zu sagen, was morgen
wird.
Es darf nicht übersehen werden, daß die Krise,
tu die nun die Wirtschaft gestürzt ist, sozusagen
längst fällig war. Die Hcmptteile des Wirt-
fchafMSrpMs haben sie bereits dnrchgemacht; sie
brach bekanntlich in den S i e ger st aa l e n im
FrlMcchr 1920 ans. Sie war von beisPiell ofer
Heftigkeit, schwerer als «tle kapitalistischen Kri-
sen zuvor, weil der Weltkrieg das gesamte System
schwer verwirrt und desorganisiert Hatte, und sie
war von außerordentlicher Dauer, da es bei kapita-
listischen Methoden mir sehr schwer gelingen konnte,
dis zerstörten Zusammenhänge wieder herzustetten.
Die unverändsnt in die Millionen zählende eng-
lisch« Arbeitslosigkeit bedeutet nichls an-
deres, als daß die ruinösen Folgen der Kriegswirt-
schaft, die Verwüstung der Produktionsmittel, der
Raubbau an de» ökonomischen Kräften noch immer
nicht überwunden sind. Es ist klar, daß der Gesuu-
dungssivozetz angesichts jeglichen Mangels an SoN-
»arität zwischen den Staaten und Wirtschaften noch
Fahre brauchen muß. Die Politik durchkreuzt und
ierstampft immer wieder alle Ansätze.
Aber erst in der Krise zeigte sich der wirklich«
Stand der Dinge. Das wird auch für uns gölten
Was dir Jnslatiouswolke noch verschleiert«, wird
fetzt offen zutage treten: die Folgen des Versail-
ler Vertrags, die bisher tminer nur mehr aka-
demisch umschrieben werden konnten, werden Tat-
sache werde«. Bisher hat sich dieser verstümmelte
Wirtfchaftskörper künstlich mit den Morphiumspritzen
der Inflation aufgepntscht. Es tst die entscheidende
Frage, ob er, dieses Stimulans entwöhnt, lübeus-
sähig sein Wird. Die Dauer der englischen Nöte
uracht bedenklich, denn unbestritten ist die Gesmntkags
Deutschlands, auch ohne die Nep-arationslasten, un-
vergleichlich schwieriger.
Dazu die Umstände, unten denen die Wieder -
eingliedernng in di« Weltwirtschaft
begonnen wird. Ms man noch darliber theorisierte,
stand Mr jedermann fest, daß am Emde der Jnflatio-
nismus dte StavtListerungskrtse käme.
Sie wäre auch unvermeidlich gewesen, wenn nicht
infolge der verhängnisvollen Kuilzsichtigkeit deS
5dabtnetts Cuno die simplen und handfesten Di-
reltwe» der auAWNdifchen Gutachter im Rsvenwer
voriger! Jahves in dsn W-imd geschlagen und damit
die StabMsterung, die genau so wie heute vor allem
eine smiNMte aufzerpolftifche Bedeutung hatte, aä
ealeuäas tzraecss (sollte «Ml nicht besser sagen:
öcülaricaz?) vertagt worden wäre. Damals wäre die
Uvbeitslostgkeit noch auf stärkereSchul-
t«rn gefallen, die Finanzsamierumg hätte nicht mit
einer so völlig ausgebluteten Wirtschaft
bewerkstelligt werden müssen wie heute, am Ende
von 1923, dem Jahre des Schreckens. Vergessen wir
nicht, daß diejenigen, die damals — Ws es leidlich
gegangen wäre — zeterten: „Deutschland kann nicht
aus eigener Kraft stabilisieren", dieselben such,
die «S heute unter tausendfach sischwerlen Verhält-
nissen bei einer auch innen- und autzenpol-itisch viel
nachteiligeren Lag« tun.
„Der Faule wird am Slbend fleißig", sagt bas
Sprichwort. ES wird sich erweise» müssen, ob die
Versäumnisse von vier Jahren der Gedankenlosigkeit
und der sträflichen UeberheMchkeit »asch und ent-
schieden nachgeholt werde» können. Sicher ist,
daß die Rechnung, die uns der Krieg gemacht hat
und zu deren Begleichung nur zeitweilig schüchtern«
Anläufe geschahen, in der Zwischenzeit kräftig an-
sMvoll. Die Politik des Herrn Cuno selig insbe-
sondere erscheint mit Zinseszinsen. Denn das Ab-
komme» mit den interalliierten Jndustriekonttoll- i
kommWon, der Micum - Bertra g, tst das, was
von da» ErfüllungsPMtikern immer mahnend und >
anifpornend als nnvern«e!dltch hingestellt wurde, falls
nicht vorgebeugt werde: ein zweites Versatl- !
les. Die Großmäuligkeit der Dulsberg und
Klöckner hat nichts geftuchtet: die Franzosen sind
gekommen und haben sich alles, aber auch alles ge- §
holt. Man vermag nicht zu sagen, ob mit der Last >
dieses Vertrags, die diesmal direkt auf die Schul-
tern der Industrie — wenigstens vorläufig — ge- ;
falls» ist, die Wirtschaft noch lebensfähig
ist, derart, datz künftig dein unvermindert großen,
Konischen Arbeitsheer die nötige Arbeits- und Wer-
dienstmögAMeit.g!eschaffe!r werden kann. Ganz deut- ;
iich zeigen sich die Motive dieser VerttagspolitU. ;
Hier wird nicht nur beabsichtigt, dm» lothringischen !
Emz die Nnh-rkohle zu sichern, das hätten erträglichere ,
Mündungen sbenso Kit vermocht. Hier Wird nach ,
ntehr gezielt: man sucht ein ganzes Wirtschaftsgebiet i
systematisch z» strangulieren. Das tst ein harter
^Hlag Mr alle, die sich, ans Notwehr, bis zuletzt!
o» d»,l G,e,p,aiMn klammerten, brutale Zertrüm- P »»»»«, vr», ^2. o>»
'st^Mlgstenyenzen Hätten auf fkgnsöstscher Sette NegierungsgeihäudeK kam eine PonOe Wr Explosion
 
Annotationen