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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 211 - Nr. 220 (12. September - 22. September)
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Lei: Lrpedttton287S u.Redak.SS7».

5. Jahrgang

Heidelberg, Mittwoch, den 12. September 1923

Nr. 211

Zwischen Frühstück und
Bierabend.
' * H e i d e l b e r g, 12. September.
. Täglich wächst die Not des deutschen Volkes, das
bald nun Ende seiner Kraft angelangt ist. Der Kampf
»nl die nackte Existenz wird zum alles beherrschen-
den Gegenstand fast aller Volkskreise. Kulturfragen
vermögen kaum mehr das deutsche Volk zu beschaf-
fnen, Politische Fragen werden mit großer Jndifse-
»fi; behandelt — einzig und allein die Frage der
vristung des primitivsten Lebens beschäftigt die Ge-
-niiter. Erlriirkich-erweise; denn ein Volk, das so
verelendet und ausgehungert ist, wie das deutsche
Walk, ist mich! Stande, die Kraft zur Behandlrmg
Mistiger Probleme auszubringen. Wo die fehlende
LeibeSnahrung alle Spannkraft verzehrt, ist für Fra-
Mn, die außerhalb der notwendigsten Bedürfnisse
neben, kein Raum. Der immer näher treieniden Ge-
fahr restloser Verelendung geht so die geistige Ver>
rümnlerung voraus. -—.
Hand ilr Hand init der wachsenden geistigen
^leichgillttgkeit nnd der immer unerträglicher Wer-
denden wirtschaftlichen Verelendung geht jcidoch auch
d'e Gesabr des Zerfalls des Reiches. Im Ausland
dat man sich bereits au die Möglichkeit eines Zerfalls
ves Reiches derart gewöhnt, daß diese Frage in
den Blättern aufängt, ernsthaft erörtert zu werden.
So bespricht der „Manchester Gardien" bereits die
Möglichkeit einer Rechtsdiktatur in Bayern und cinei
Linksdikdmr in Sachsen, aus der sich dann eine
putsche Fornl des Kommunismus entwickeln könnte.
Ünd in der „Newyork Tiiues" bespricht der amerdka-
Mstl'e Schatzsekretär Mellon bereits die Wahr-
-cheinlichkett einer AuflösungDeutschlands
>n verschiedene kleine Staaten und die Möglichkeit
kommunistischer Aufstände. In Deutschland selbst
und ähnliche Gespräche oft an der Tagesordnung und
eaz Verhalten der Träger des bayerischen Sc
-argtlsmus gibt allen Anlas;, sehr auf der Hut
»u seift, damit nicht — gerade durch die Tätigkeit der
angeblich nationalen Kreise, die Tag für Tag alles
mn, das Reich vollends zu zerstören — das deutsche
i^"ich eines Tages eine historische Reminiszenz wird.
Fm Ausland und in unterrichteter« Kreisen des
imlandes kennt man die G e fä h r l i ch k e i t der Si-
matiou sehr Wohl und alle verantwortlich fühlenden
.Kreise, zu denen allerdings die Deutschnationatcn
AE zählen, drängen daher zur schleunigsten
^eeudtgung der jetzigen Krise. Die Reich?-
kgierung ist daher bemüht, durch Sondierungen zu
mer Verständigung mit Frankreich zu kommen. Lei-
tk geht sie hierbei jedoch nicht mit jener Ziel-
»arheit vor, die die jetzige Lage erheischt. Wir
Nüssen daher, so sehr wir die beginnende Aktivität
os Reichskanzlers Stresemann, der jetzt ein
^luck von dem wieder gutmachen will, was er früher
seine Bekämpfung der Erfüllungspolitik ver-
wen, begrüßen, erklären, daß Wir Zweifel daran
,, gen, daß der vom Reichskanzler gewählte Weg
»"m ZMe fjfhrt.
W SHt Zetten, in denen politische Dialoge sehr
"vl ihr? Berechtigung haben. Aber in dem jetzi-
wtt Moment, in dem Herr Poinearö unerbittlich auf
?, ^oin besteht, kounnen wir nur durch Abgabe
w-i.» * »iE/ ^^^lärungeu in offizieller Form
o». es daher sehr merkwürdig, daß
zu. «?lreieiitann für sein; neuerlichen Erklärungen
. * Reparationsfrage keinen andeven Weg findet,
heutigen Mittwoch abend in Berlin
umifindenden Bierabend bei der deutschen
-ttesse.
..,-, ,','i^Elenide Mögen für die Beteiligten gvoße An-
' -'-Lotten haben, und sie stellen in der Politik
wa° unumgängliches Mittel dar. Aber
Mutigen Situation herauAkominen soll,
vor den deutschen Journalisten
oü , Verständigungsdereitschnft betont,
ln e daß er sich enttch'liestt, klipp und klar Wine Stoi-
YMiven Widerstand zu präzisieren und
s iide Vorschläge an Frankreich zu machen, ver-
logen tvir nicht zu ergründen. Will Herr Strese-
, so dringend nötige Beendigung des Ruhr-
so nms; er sich schon zu einer Kundgebung
nchlrefjen, die ivett über den Rahmen dessen bin-
. Weht, was bei Frühstück und Bierabend Gebrauch
iwlich.

Die Verhandlungsgerüchte.
»Paris' si. Sept. Dem belgisch«! Korrespon-
st^» des „Oeuvre" zufolge sei in Brüssel seit ge-
rn das Gerücht verbreitet, Dr. Stresemann
-»w Botschaftern Frankreichs und Belgiens
"e Note betreffend die Reparationen überreicht.
, 11. Sept. Die französischen Korre-
l-ondenten in Berlin berichten Wer die angeblich im
ang befindlichen ^Verhandlungen zwischen Frank-
Deutschland. Der Berichterstatter des
Berlin erklärt, Der franzs-
»uhabe in der letzten Woche
Unterhaltungen mit dem Reichs-
Su"tr" ^habt. Es sei jedoch noch
^llgemett,-» Unterhaltungen eine«
«gemeinen Eindruck Mitteilen zu rönne».
des „Echo de Paris" seiner-
Umlauf befindliche
lllt "ch eine hohe Persönlich-
n«ch einer langen Unterhaltung mit dem

Die Zerstörungsarbeit der Kommunisten.


Weimar, 11. Sept .
Die neuliche Umfrage der sozialdemokra-
tischen Parteileitung brachte ein Ergebnis,
bas unserer Landtagsfraktion Anlaß gab,
sich n o ch m a l s v e ve i t zu erklären, mit der kom-
munistischen Fraktion die in Thiirstnigon begonnene
sozialistische Arbeit fortzusetzen. Die Fraktion Hai
gleichzeitig aber keinen Zweifel darüber gelas-
sen, das; sie und die Regierung sich kommunisti-
schen Diktaturgelüsteu ebensowenig fügen
werden, wie einem Siebenerausfchutz, also der so-
genannten „sächsischen Lösung", oder einer sonstigen
Nebcnregiemug von kommunistischen Gnaden.
Die Kommunisten erneuern nun erst recht
ihre diktatorischenFragen, indem der Frak-
tiousreduer Tcnner (vorsichtshalber kontrollierte
Könen vom Pressetisch aus die Haltung seiner
Untergebenen) in der soeben begonnenen Landtags-
tagung forderte:
1 Sofortige Einberufung desBetkiebsrstte-

Retchswirtschaftsminister und dem Finanzminister
am Samstag abend nach Paris abgerciist sei und
gewisse konkrete Vorschläge mitgenommen habe.
London, 11. Sept. Der Berliner Berichter-
statter dev Festlandsarusgabe der „Daily Mail"
.nacht Angaben über angeblich bevorstehende
deutsche Vorschläge. Er 'erklärt, im An-
schlus; an eine wichtige Unterredung, di« Freitag
zwischen dem, Reichskanzler, dein Reichswirtfchafts-
Minister von Raumer, sowie dem früheren Reichs-
ivtrlschastsinimster Schmidt und dem Präsidenten
des Gararttiekomitees stattgefnnden habe, sei ein
Delegierter der -rutschen Regierung nach der
kranzösischc-n Botschaft geschickt worden, Deutschland
habe bei den Verhandlungen darauf hingewiesen,
welche Schwierigkeit^ angesichts der kompliziertem
innenpotitischen Lage eine offene Aufgabe des pas-
siven Widerstandes bereite und französischerfeits
habe man eine neu- Erwägung dieser Schwierigkei-
ten ins Ange geiaht. Dr. Strefernaim werde in fei-
ster Mitiwochrode als Antwort Mlf die Reden
Poincares die deutschen Garantieangebote er?
weitern.
Die französischen Voraussetzungen.
Parts, 11. Sept. Am Quai d'Orsay wird be-
stätigt, duft den französische Botschater in
Berlin in den letzten Tagen, zuletzt gestern meh-
rere Unterredungen mit dem Reichs-
kanzler gvh-abt hat. Ein halbamtliches Commu-
niquö stellt dazu fest, „das; im Laufe dieser Bespre-
chungen von der deuts-chen Regierung keinerlei
Angebot gemacht wo.den ist und auch nicht ge-
macht werden konnte, da der passive Wider-
st a n d an -d-r Ruhr noch nicht amgebört habe und
die französische Regierung an ihrem Standpunkt
sesthailte, Hatz die Aufgabe dieses Wider-
standes allein Verhandlungen vorangeh em
müsse."
Paris, 11. Septbr. Der „Te-mPs" erklärt:
„Weder die französische noch die belgische Regierung
wünsche eine Katastrophe in Deutschband. Es
sei deshalb durchaus natürlich, -ah man von deut-
schen Angeboten und Verhandliuugsverfuchrn sprech«.
Selbst die emglischt Regierung rate der
deutschen nunmehr zu einer direkten Verstän-
digung mit Frankreich. Die Vorbedingung jeder
Aussprache sei nach wie vor die Einstellung
des passiven Widerstandes hm Rhein-
land wie im Ruhrgebiet.
. Jeder Versuch, eine Diskussion über die deutsche
Zahlungsfähigkeit einzuleiten. werde in
Frankreich auf eine unübersteigbare Mauer stoßen.
Der Betrag des van Deutschland wiedergutzu-
machenden Schadens und dementsprechend der Be-
trag der deutschen Schuld könne durch keine Debatte
modifiziert werden. Er sei ein für alle Mal festge-
setzt Warden, und man habe ihn hinzunehmen, Wie
er sei.
Pomcare habe die Antwort gegeben, daß Frank-
reich nicht daran denke, seine Pfänder aufzugeben im
Austausch gegen illusorische Versprechungen. Die
Frage der Sicherheit endlich dürfe in keiner
Weise mit dem Reparationsproblem verquickt wer-
den. Jeder dahingehende Versuch werde die Ver-
handlungen ausstchtslöS machen."
England rät zu direkten
Verhandlungen.
«SMSva-11. Sept. Dir englische PrNl« wid-
met plötzlich ih« AufmerMmkett der RUhk-
frage, deren Krise eine Entscheid««« un-
aufschiebbar mache. „Daily Telegraph" erklärt
offiziös, die Einstellung des passiven Widerstandes

kongresses für Thüringen, und Ausstattung des
Kongresses mitgesetzgebenderMacht.
ö. Bildung gemetnsamerproleiartfcher
Hundertschaften, die von der Regiermrg »u
bewaffnen sind.
3. Behördliche Anerkennung der Kontroll-
ausschüsse und ihre Ausstattung mit Exeku-
tivgewalt und Beschlagnahmerecht.
Auf Grund der folgenden Auseinandersetzungen
forderte das sozialdemokratische Ministerium Fröh-
lich seinen Rücktritt.
Die Entscheidung lag in den Händen der Kom-
munisten. Die Mißtrau ensanträge der
nichtsozialisttschen Parteien, die auch bei
StimnwwtHaltung der Kommunisten zu Fall gebracht
worden wären und sodann wenig Aussicht auf Er-
folg hatten, gelangten bes der Schlußabsttmmung
schlteWch mit Unterstiitzung der äußersten
Linken zur Annahme. Die bürgerlichen
Parteien stellten darauf den Antrag auf Auf-
lösung und Neuivahl des Landtags.

Würde die Nonprüsung einer völlig veränderten
Lage bedingen, wobei gewisse englisch-französische
Schwierigkeiten weiter bestünden. Die „Movning
Post" fordert natürlich eine schleunige Verstän-
digung mit Frankreich, während der „Man-
chester Guardian" ausgesprochen pessimistisch
urteilt und sogar bezweifelt, ob eine internationale
Kommission zur Prüfung der Zahlungsfähigkeit
Deutschlands >wch Zweck habe. Das Blatt befürch-
tet, die englische Regierung lasse die Dinge steuerlos
auf eine Klappe zutveibsn.
Keine deutsche Note an Frankreich.
Berlin, 11. Sept. Zu der Meldung Pariser
Blätter über die angebliche Ueberreichung einer deut-
sche» Note an die Botschafter Frankreichs und Bel-
giens wird von hiesiger unterrichteter Seite daraus
hingewiesen, daß diese Gerüchte jeglicher Grundlage
cmbehven.

Eine beachtliche Zentrumsstimme.
Franksurt a. M-, 11. Sept. Von Tag zu Tag
mehren sich di« Stimmen in der bürgerlichen Presse,
die im Interesse der Gesundung der Finanzen die
Liquidierung des Ruhrkampses for-
dern. Mit besonderer Schärfe und in ganz ein-
deutiger Weise kommt dies vor allem in verschiede-
nen Zentrumsvlüttern Westdeutschlands zum Airs-
druck. So schreibt die „Frankfurter Volks-
zeitung": Der Ruhrkampf, der in wetten Kreisen
nur noch „Ruhrabenteuer" genannt werde, habe in
seiner ganze» Anlage und in seinem ganzen Verlauf
e'N« merkwürdige Aehnlichkeit mit dem Welt-
krieg. In beiden Fällen ein Teil der Bevölkerung,
der das letzte für den Staat opfere und ein Teil, der
sich an der Not des Staates widerlich mäste; in
beiden Fällen eine Politik, die mit den drängenden
Aufgaben der Stunde nicht fertig geworden sei.
Habe etwa Dr. Cuno nicht eine verzweifelte Aehn-
lich kett mit Dr. Michaelis? Werde nicht heute
wie damals das „Durchhalten" am lautesten von
denen gefordert, die nichts durchzuhalten hätten?
Gebe es nicht heute Wie damals Leute, deren täg-
licher Wunsch fei: Wenn nur kein Friede ausbrichi?
Würden nicht heute wie damals diejenigen, die aus
klarer Erkenntnis der Lage entschlossen sind, das
Notwendige ohne falsche Rücksichtnahme zu tun, mit
der Legende vom Dolchstoß bedacht?
„Es ist uö«g — fährt das Blatt fort — alle dies«
Dinge einmal im Zusammenhänge zu sehen. Es
Wird Von einem Dolchstoß gesprochen. Mit Recht.
AVer die den Dolch führen, das sind nicht die, die
den Mut haben, die Wirklichkeit zu sehe» und
die Wahrheit zu sagen, sondern die, die in verhäng-
nisvoller Verblendung sich auch von den klotzigsten
Tatsache» — Dallar SO Millionen — nicht überzeugen
lassen, nicht diejenigen, die in letzter Stunde noch die
Katastrophe abwenden wollen, sondern die, d'.e mit
verantwortnugsloser Abenteurerpolitik gradlinig zur
Katastrophe hiutteiberl; nicht der, der sich heute mit
Frankreich leidlich verständigen will, sondern der,
der jahrelang solche Verständigung bewußt Hinter-
trieben hat. Das ist die Wahrheit vom Dolchstoß.

Die Lage im Reich.
Zusammentritt der Aelteftenaur-
schusses des Reichstages.
Berlin, 11. Sept. Am Donnerstag wird der
Aeltestonrat des Reichstages zusammentreten, um
über den deutschnatiomalen Antrag auf Einberufung
deS Reichstages zu beraten.

Eine Doppelwährung.
Berlin, 11. Sept. Die „Voss. Ztg." weiß zur
kommenden Goldnotenbank zu melden:
Wie wir erfahren, hat das Reichskabinett sich für
die Errichtung einer besonderenGoidnote »-
bank entschlossen, um die neue Währung nicht
mit de» Gefahren zu belasten, die das Etatdcfizit
für die Zeuirailuotenbank mit sich bringe. Als Un-
terlage der neuen Währung sollen vorläufig nur
Gold, Devisen und Warenwechsel die-
nen. Die von verschiedenen Seiten vorgeschlagene
Notenausgabe auf Grund einer Erfassung
von Sachwerten kommt nicht in Frage. Ebenso ist
derHelfferichschePlanderRoggenwäh-
rung fallen gelassen worden.
Die Paptermarkwährungwird vorläusig
weiter behalte». Die Währungsreform wird vorerst
also «ine Parallelwährung schaffen, d. h.
GoLdnoten und Paplerbamkuoten werden neben-
einander bestehen, ohne daß ein bestimmtes Kursver-
hältnis zwischen beiden festgelegt ist. Ein al.ge-
meiner Umtausch der Papievnoten in die neuen
Goldnoten ist vorerst nicht geplant. Dagegen hofft
man, möglichst bald eine Kontingentierung
der Papiernotenausgabe vornehmen zu können.
Die Absichten des Devisenkommissars
Berlin, 11. Aug. Geheimrat Fellinger,
der soeben ernannte Reichskommifsar für Devisen-
e> sassuug, äußerte sich dem „B. T." gegenüber über
seine Absichten wie folgt: Danach soll in allernäch-
ster Zett eine Verordnung über dieAnmeide-
pflicht von Edelmetallen herausgegeben
werden. Diese Anmeldepflicht soll sich aus gemünz-
tes Gold und Silber sowie Edelmetall in Barren
und Blechform oder in irgend einem nichtsewerblich
vimöbeitendeu Rohzustand beziehen. Schmuck-
sachen unterliegen der Anmeldepflicht nicht. Der
Dcvisenkonrmissar hofft, daß diese Verordnung die
Besitzer von Goldvorräten zur freiwilligen
Abgabe bewegen wird. Schärfere Verfügungen
würden nicht ausbleiben, weim die erste Aufforde-
rung keinen vollen Erfolg Haven würde. Nach tot«
vor wird die Reichsbank Gold und Silbe - - uwech-
sclir, ohne den Quellen irgendwie nachzuforsche».
Bezüglich der Organisierung seiner Amtsstelle er-
klärte der Dev'seukommissar, daß eine Dezentra-
lisation werde Platz greisen müssen. Zu diesem
Zwecke sollen mit den Länderregierunge»
Besprechnwgen eingelettet werden. Eine ver-
schärfte Ueberwachung des Devisenahflusses
durch Post-, Retfe- und Banküberweisung HM der
Devisenkommissar vorläufig nicht für notwendig, d»
der bereits bestehende Ueberwachungsdienst sehr gut
funktioniere.
Ein Appell zur Devisenablieferung
Hamburg, 11. Sept. Der Hamburger
Senat richtet in Form eines Schreibens an die
Handelskammer einen dringenden Appell an die
hamburgischen Wirtschaftskreise zur Ablieferung der
Devisen, die ohne Gefährdung dos Handelskredit»
irgend zu entbehren sind.
Verfängliche Fragen.
Berlin, 11. Sept. Auf dem Sozialdemo-
kratischen Bezirks Parteitag in BeMP
richtete Mdg. Gen. Meier folgende Fragen a rl
den Reichs wehr mtni st er: Ist es richtig,
daß der frühere Reichskanzler Dr. Cuno mit Ro ß-
bach Besprechungen abgehalten hat, deren Inhalt
es war, neben der Reichswehr suoch eine schwarze
Reichswehr zu bilden? Ist es richtig, daß Luno
mit Herrn von Graef e darüber verhandelt hast
wie die reaktionären Turnerschaften in die Reichs-
wehr eiugegltcdert werden können? Ist es ferner
richtig, daß General Lndendorsf im Auftrag
des Raichswehrminlsteriums die Vermittlung und
Verbindung mit jenen illegalen Organisationen ans-
genommen hat und daß zur Führung ihrer For-
mationen die Generale Lettow,Vorbeck, Märker und
von Stülpnagel bereitgestellt werden sollten?
Eine Antwort wäre wahrlich sehr erwünscht.
Eine mißlungene Aktion der
Gegenrevolution.
München, 10. Sept. (Etg. Ber.) Die Natio-
nalsozialisten hatten für den „Deutschen Ta g"
in Nürnberg alles ausgeboten, um das „Fest'
ganz in ihrem Sinne zu gestalten. Nach außen hin
ist ihnen das auch größtenteils gelungen, aber sie
vermochten nicht zugleich auch die von ihnen geheg-
ten Aktiomspläne in die Tat umizusetzen. Nun ist
allerdings das Vorhandensein solcher Pläne von
den Veranstaltern des „Deutschen Tages" noch biS
in dis letzten Tage hinein bestritten worden, diese
Herren sind aber jetzt böst gestraft durch die letzten!
Kommentare, die das nationalsozialistische Organ
Nürnbergs, die „W e iß e Fahne" zum „Deutschen
Tag" gegeben hat. Hier wird offen mit geteilt, daß
der „Deutsche Tag" als eine Aktion derGe<
genrevolution gegen dm hentigm Staat
und seine Ordnung gedacht War. Er sollte dm Geist
erzeugen, durch dm die Pläne für den .Sturm auf
sozialdemokratische Gewerkschastshäuser und Re-
daktionen in die Tat «mgesetzt würden. Das watz
 
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