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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 291 - Nr. 300 (14. Dezember - 27. Dezember)
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5. Jahrgang

Heidelberg, Mittwoch, den IS. Dezember 1923

«leschäftrklundeE-sah,.
stunden der Redaktion: 11—ILllk«.
Postscheckkonto KarlsruheNr.LM.
Tel.-Adr.: Volks,eiluug H«idrlder>
Druck u. Verlag derllnterbadtslye,
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berg. Geschäftsstelle: Echröderftr.SI
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olkszeiiun
w w »krMUkMwms in AMAezstlk Melder,, Wiesloch, lwdei». LmWa. «erd«-. WsdaS, NM«. Mklsdew. Sorlerg. lmdndffAMeW«. Terldel»

Nr. 295



NA Will WWk!
* Heidelberg, 19. Dezember.
Endlich ist der crsteSchritt zu Verhandlungm
zivischor» Deutschland und Fr cmkreich-V elgier» ge-
macht. Wenn er jedoch Erso-lg haben soll, müssen
ihm positive Vorschläge an die Regierungen
der Gesamtentente folgen. Es handelt sich hier um
Vorschläge, die nicht nur das Reparations-
problem, sondern im Zusammenhang mit dieser
Frage das Rhein- und Ruhrproblem be-
handeln. Damit wird sich die Reichsregierung von
vornherein Minden müssen, daß ohne produk-
tive Pfänder eine Regelung der Reparatious-
. frage nicht mehr mö glich ist und deshalb jeder
Versuch unnütz bleibt, jetzt eine restlose Räumung
des-Ruhrgebiets in aller Kürze zu erreichen. Es
kann sich u. E. vorläufig nur darum handeln, an die
Lösung der Reparationsfragc herangutreten unter
möglichst produktiver Gestaltung der besetzten
Gebiete, die durch die Militärherrschaft wirtschaftlich
schwer geschädigt sind.
Die französischen und nunmehrigen bel-
gischen Antwortnoten zeigen, daß bedeutsamer als
allgemeine Wendungen konkrete Vorschläge
sind. Darauf kotzimt es an und nicht auf Schönred-
nerei, besonders wenn sie durch nationalistische
R ü ckfälle, wie wir sie in der Sountagsrede Stre-
semaumS erlebt haben, durchkreuzt wird.
Wo wir auch diesmal wieder mit der Renitenz in
der Frage der Mttitürkomiutssionm hinkommen, sehen
wir nicht nur in den Antwortnoten der Regie-
rungen, sondern auch im Echo der französi-
sch e n P r e s s e, die sich auch jetzt wieder den Wider-
stand Stres-emanuS gegen die Kontrollkommissionen
zunutze macht, um sine wirkliche Verständigung zu
vereiteln. Soll Deutschland der MMtärspielerei der
Luvend orffMquv zuliebe denn unbedingt kaputt ge-
macht iverden?
Das Echo auf Stresemanus Rede.
Parts, 18. Dez. Das „Petit Journal" bezeich-
net auf Grund der Stresemanuschen Rede den Ab-
stund zwischen deutscher und französischer Auffassung
noch als führ groß. Das „Echo de Paris" weist auf
de» Schnitzer Strefeumnns hin.
L o nd o n, 18. Dez. „Daily Telegraph" bemerkt,
das, in englischen Keifen keine wesentlichen nnmittel-
barv:l> Erfolge erwartet werden. Die „Times" macht"
darauf aufmerksam, daß Verhandlungen nicht die
Tatsache ändern würden, dost Frankreich iim Ruhr-
gebiet sitzt. Das Blatt erklärt, für den Augenblick
sii es wichtiger, die Manöver der deutschen Schwer-
industrie zu beobachten. „Morning Post" erklärt:
MacdoNald kann den HtmmÄ stürmen, aber DegoNtte
nicht von der Ruhr vertreiben.
Franks u r t a. M., 18. Dez. Die „Franks. Ztg."
kritisiert in einem Artikel: „Politische Ungeschicklich-
keit" die Wendungen Strefemanns über die Militär-
kostirollcouMisstonen, und führt dann fort: In der
Zentrale der deutschen Diplomatie sollte man doch
v erstehe n, worum es sich handelt, darum nämlich,
den Franzosen nicht Vorwände für die Ver-
WMerumg der von Deutschland dringend benötigten,
Von ihnen aber Nicht gewünschten Verhandlungen zu
gobon!
Die belgische Antwort.
Berlin, 18. Dez. Die schriftliche Aut-
Wort der belgischen Regierung aus den Schritt
des Brüsseler Geschäftsträgers Herrn von Rüdiger
ist honte vormittag beim Auswärtigen Amt
etngetroffen. Die Note stimmt sachlich mit der
französischen im wefentltchen überein, wenn
sie auch entgegeickomdmender als die fvansöfifche ist,

Mission soeben zwei Sachverstäudtgenausschüsse
ernannt hat.
c) Im Ruhr- und Rheinland bestehen
zuständige alliierte Behörden, deren Amtsbefug-
nisse inm'gohalten werden Missen. Aber aus dem
Wunsche heraus, die Wiederaufnahme des wirt-
schaftlichen Lebens in diesen Gebieten, in denen
sich übrigens die Lage von Tag zu Tag bessert,
zu beschleunigen, wird die belgische Regierung
gern darauf abzielende Vorschläge oder Be-
merkungen der deutschen Negierung prüfen. An-
regungen von ihrer Seite könnten insbesondere
nützlich wirken, wenn sie sich auf die Wieder-
a u s n a h m e der Beziehungen zwischen dem be-
setzten .und dem unbesetzte» Gebiet auf Ber-
wart ungfsfra gen, auf di« Verlängerung
des Abkommens mit.den Industriellen nsw.
beziehen.
Aus der Gesamtheit der Erklärungen, die Sie
mir abgegeben haben, folgt, daß die deutsche Re-
gierung sich nicht ihren Verpflichtungen zu entziehen
beabsichtigt, sondern den Wunsch hat, diesbezüglich
zu einem Einher nehmen mit den Eiterten Regie-
ruirgen zu kommen.
Die belgische Regierung mißt dem regelmäsjigcn
Funktionieren der interalliierten militärischen Kon-
trollkommission einen besonderen Wert bei und er-
greift die ihr sich bietende Gelegenheit, um der deut-
schen Regierung erneut zu sagen und zu bekräftigen,
daß, solange den Alliierten in diesem Punkte nicht
Genüge getan ist, die sich aus dem Versailler
Vertrag für das Reich ergebenden Verpflichtungen
»richt als loyal erfüllt gelten können. Eine
Weigerung der deutschen Regierung würde sehr
schwer dasjenige Vertrauen aufkommm lassen, das
für den Gang der iUerhandlungen, um deren Er-
öffnung das Reich nachsucht, erforderlich ist.
' (gez.) Jaspar.
Franzöfische Opposition gegen
Deutschlands Gesuch.
Parts, 18. Dez. Wenn auch die Reparations-
kommission die Entscheidung über das deutsche Er-
suchen nach Anfhobmlg ihrer Priorität zugunsten der
amerikanischen Löbens,nitielkrcidite vertagt, so ist doch
k-Mm darae« zu zweifeln, das; Frankreich und Belgien
sich bemühen werden, den deutschen Antrag zu Fall
zu bringen.
Die Botschafterfragen.
B erltn, 18. Dez. Das Gerücht, wonach Staats-
sskmLr des Auswärtige» Amtes, Freiherr von
Maltzahn, zum Botschafter in Pavis und der
Fürst Hatzfeld zum Botschafter in London aus-
crschou seien, wird dementtert. Die vom Reichs-
außenminister in Paris gegebenen Anregungen für
die Neubesetzung des Botschasterpostens (auf
die eine Rückäutzenmg noch immer aussteht) enthal-
ten do» Namen des Freiherrn v. Maltzahrr öbenso-
w'.Nig, wie bet den Erwägungen Wer den Nach-
folger Dr. Sthmners für London Fürst Hatzfeld zur
Erörterung steht. Ebenso wird auch das Gerücht,
Prinz Max v o n B ad e n sei als Pariser Botschaf-
ter Eserfehsn, als falsch bezeichnet.

Die Lage im Reich.
Schacht als Reichsbankpräfiderrt
vorgeschlagcn.

In der Plenarsitzung des Reichsräts wurde dann
der Vorschlag, Herrn Währungsikommifsar Dr.
Schacht dem Reichspräsidenten als Reichsvankprä-
stdenten vorzuschlagen, bei Stimmenthaltung Würt-
tembergs mit Mehrheit angenommen.
Reichswehr und Republik.
Weimar, 18. Dez. Das Thüringische
S t a ats mi nist e r in m hat dem Landtag vor
wenigen Tagen eine zweite Denkschrift Wer den
militärischen Ausnahmezustand in Thüringen zu-
gehen lassen, die das akteumäßige Material Wer den
Verkehr zwischen der Landesregierung und den
Renstswehrbehörden in der Zeit vom 2V. November
bis 10. Dezember emyält. Daraus erfährt man z.
B. ->atz die Behauptung, die der ReichSwehrminister
am November im Reichstag ausstellle, nach dem
Ausnaü. rezustand hätte der thüringische Justizminit-
ster und der Innenminister bei einer Veranstaltung
tu Weimar eine Rede nvit einem Hoch auf die rote
Armee geschlossen, schoM deswegen unrichtig foiu
mutz, weil w ede r vor noch n ach dem Ausnahuw-
zustaud der Jnnemninister Hermann in Gemeinschaft
mit dem Justizminister oft« Rede gehalten hat. Mit
Interesse liest man in einem Schreiben des thüringi-
schen Vertreters bei der Reichsregierung an das
Bureau des Reichspräsidenten, -atz das Reichs-
w e h r mi nist e r i u m selbst „befremdet"
war durch di« Besetzung der Stadt Weinvar, Wie
di« Reichswehr sich des ihrem Vorgehen durch
Klatsch und Denunziantentum verleiten
lieb, dafür ist der FE der .Haussuchung im Staat-
lichen Bauhaus und das Vorgehen gegen dessen un-
politischen Direktor Gropius ein schlagender Beweis.
Schlechthin wird da von GrneralleutnaM Hasse
als „einwandfrei festgestellt", das; Schüler des Bau-
Hauses sich verschiede,ltlich kommunistisch be-
tätigt haben und datz dies nicht ohne Wissen des Di-
rektors geschehen ist. Und wie beweist man das?
Indem Vie Dienststelle, di« die Haussuchung anord-
nete, einfach vingogangene Anzeigen als „wahr" un-
terstellte. Auch im Befchwerdeveifabrrn wird Nicht
der geringste Versuch unternommen, den Wahrheits-
beweis auzutreten; vielmehr erklärt der militärische
Befehlshaber in Thüringen:
„Da der betr. Truppenkomma-Weur keine Ver-
anlassung hatte, die Wahrheit der Auslagen in
Zweifel zu ziehen, war er nicht nur berechtigt, son-
dern verpflichtet, durch «ine Durchsuchung ihrer
Wohnung feststellen zu lassen, ob dort irgendwel-
ches kommunistisches Material vorhanden war. Ich
halbe somit koinen Grund, gegen den Offizier Än-
zuschrsiton mW weise Ihre Beschwerde als unbe-
gründet zurück."
Ms Anhang enthält dir Denkschrift ein Verzeich-
nis der verhafteten Beamten, 45 an der Zahl. 16
der festgeiMmmeneu Beamten, ausschliesslich Leh-
rer, die fast durchweg in der Zett vom ist -15. No-
vember verhaftet wurden, befinden sich heute neck,
in Hast. Löider erfährt inan aus der Denkschrift
nicht die Ursache der Festnahme. Wäre es möglich,
dann müßte man vielleicht feststellen, daß ledig-
lich ihre Mitgliedschaft zu einer repu-
blikanischen Partei genügte, sie der Froh-
heit zu berauben; denn es scheint uns unmöglich,
daß Lehrer, die ein „Verbrechen" begangen haben,
vis zum Einmarsch der Reichswehr ihren dienstlichen
BerpsRchtungen nachgehen konnten
Die Vorgänge in Sachsen.
Dresden, 18. Dez. Ministerpräsident F-el-
lisch teilte heut« im Landtag nrlt, der sächsische
Gesandte in Berkin habe ihn wissen lasten, daß der
Reichswehrminister das Verbot der
Wahllisten» von dorn die unterdrückten rechts-
uivd links radikal«» Parteien betroffen worden waren,

Die Hoffnungen der Rechts-
reaktionäre.
Berlin, 17. Dez. Die Rechtspresse be-
handelt die Berliner Funktionärversammlung und
ihren Beschluß gegen die Mehrheit der Roichslags-
fvaktion als ein gefundenes Fressen. Mit einer
Ausftiihrlichköft, die man an die inneren Angelegen?
hoitou der Sozialdemokratie sonst rftcht verwendet,
worden einzelne Reden wiedergcgeben. Der deutsch-
nationale „Berl. Lok.-Anz." trtuurphiert:
„In dem Verlauf und in dem Ausgang dieser
Versammlung spiegelt sich die ganze Zerrissen,
heit der Sozialdemokratischen Partei mild ihre
innere Schwäche auf das deutlichste wider.
. . . Mtd dieser Partei wird immer noch, muh
jetzt, wo sie in der Regierung selbst nicht vertreten
ist, ein maßgebender Einfluß auf die Geschicke
des deutschen Volkes elngeräumt."
Die volksparteikiche „Z e i t" behauptet, es bestehe
innerhalb der Partei eine „als Spreng-
lörper wirkende Organisation": Kräfte seien tätig,
die auf die Zersetzung der Partei hinarbeitoten.
Zu der angenommenen, ihr tm Wortlaut
bekannten Resolution über die Einheit der Partei
bcmerkt sie hoffnuugsfreudig:
„Die natürliche Entwicklung der
Dinge, die sich auch tm Verlauf der Fuukttouär-
Kanferenz anbeutel, kann durch solche Beschlüsse
nicht aufgehalten Iverden."
Don Herrschaften könnte in der Tat nichts Liebe-
rcs passieren, als wenn die Sozialdemokratie wieder
auSeinianderfiele ober in iinsnere«
Kämpfen ihre Kräfte aufriebe. Indes ist ihre
Freude verfrüht. In einer großen Partei, die
ihre MeiimngSkämpse öffentlich auSträgt, iverden
immer von Zeit zu Zeit innere Spannungen bemerkt
werden-, und es wird mancherlei zutage treten, was
bei anderen Parteien tm stillen Kämmerlein ausge-
tragon wird. Dennoch soll die voreilige Freude der
Gegner allen Sozialdemokraten ein Signal dafür
sein, die Streitigkeiten Wer taktische Streitfragen zu
beenden und sich mit vereinter Kraft ihre»
gcntSinsamen großen Aufgaben zuzuwendon.
Kommunisten-Verhaftungen
i« Berlin.
Berlin, 18. Dez. Boi den Kom »nuntsten-
Verhaftungen vom letzten Sonntag sind auch
zwei Angestellte der russischen Bot-
schaft in Berkin sostgeuoanmren worden. Nach Mit-
teilung einer Zeitungs'korrespondenz handM cs sich
dabei nm zwei Deutsche mit Namen Wunders««
und Schmelzer. Ihren eigenen Angaben zufolge ist
der eine als Portier, der andere als Bote bei der
russischem Botschaft angestellt; nrit dem politische»
Dienst der Botschaft stünden sie in keinerlei Ver-
bindung.
In der vergangenen Nacht hat die politische Poli-
zei einen Kontrollausschutz und eine Be-
z trks kurt erstelle der Deutschen Kommunisti-
schen Partei au s geh oben, wobei wieder etwa 40 Per-
sonen verhaftet worden sind.

Die Lage im Ausland.
Der König von Griechenland
geflüchtet.
Part», 18. Dez. Die griechische Regierung ha»
sich entschlossen, trotz des Widerstandes der französi-
schen Regierung und des früheren Diktators Veni«
solo» heute das griechische Köntgöpaar auszu-
fordern, das Land auf Grund der Ergebnisse der
Wahlen sofort zu verlassen und die Beschlüsse

die vor allem betonte, daß «in Gedankenaustausch
woder als Gegenstand noch -als Ergebnis irgendein«
Beeinträchtigung der ^Vorrechte der
Reparationskommission haben, und ebensowenig die
Vorbereitung einer unmittelbaren Revision des
Friedensvertrages in den Fragen^ die das Rhein-
land und das Ruhrgebiet betreffen darf.
Berlin, 18. Dez. Die belgisch« Ant-
wortnote lautet:
1. Im allgemeinen ist die belgische Regierung,
da die Bedingungen für die Wiederaufnahme von
Besprechungen erfüllt sind, durchaus geneigt,
Mit der Berliner RLgiemug in eine Erörte-
r u n g derjenigen Fragen einzutretvn, die sie ihr zu
Unterbreiten wünschen soll»«. Der diplomati-
sche Weg scheint ihr hiersür augezeigt.
2. Jedoch lassen die von der deutlichen Regierung
ftr dem Aide-Memoire entwickelten Gedankengäuge
eine genaue Präzisierung vermiss en.
Es ist Sache Der deutschen Regierung, konkrete
Anregungen zu geben, damit dies« nutzbrin-
gend geprüft und gegebenenfalls erörtert werden
können. -
3. Bei der Prüfung der Anregungen, die ihr die
deutsche Regierung geben könnte, wird die belgische
Regierung folgendes im Auge behalten müssen:
a) daß, wenn ein Probien» auch andere al-
liierte Regierungen angeht, sie sich
hüt ihnen ins Einvernehmen fetzen »nutz.
b) daß per Versailler Vertrag re-
sVekticrt werden muß. Das gilt besonders
"o>i dem ReParatlonSprMleen, dessen Bchandlung
"ms owe Niger der Mparationskommtssio» eutzo-
iverden darf, als die Reparationskom-

Berlin, 18. Dez. Während sich der Zentral-
ausschuß und das Direktorium der Retchsbauk er-
neut für den deuischuailonalen Günstling der Grotz-
sinanz und Meister der Inflation, Herrn Heisse-
r i ch, festlegte, hat der Reichsrat heute mit Stimmen-
mehrheit beschlossen, den Währungskommissar Dr.
Schacht zum Reichsvaukpräsidenten vorzuschlagen.
Der erst 46jührtge Dr. Hjalmar Schacht hat
sich durch seine StabilisieruugsPoMjik groß« Aner-
kcnnuu-g verschafft. Da er als Demokrat gilt, suchte
man seine Kandidatur, wenn Helsferich ja keine
Mehrheit finden sollte, mindestens durch Dr. Urb i g
von der Diskonto zu durchkreuzen. Der Retchsrat,
welcher nach gutachtlicher Aeutzcrung des Direkto-
riums und des Aentralausschusses der Retchsbauk
dein Reichspräsidenten den Vorschlag für die Be-
setzung des Postens zu machen hat, lehnt« dies jedoch
ab. Nachdem das R eich sb anikdir esiorium und der
Zentralausschuß zweimal gehört worden sind, ist die

.zurückgezogen habe.
Die VcrhrnMnugen zwischen Sozialdemo-
kraten und Kommunisten zwecks Bildung
einer gemeinsamen Regterungsgrmrdlaae sind aus-
genommen worden.
Die Kommunisten haben heute im Landtag einen
Antrag auf L a n d t a g s a u f l ö su ng eing«bracht.
Eine Warnung Kahrs.
München, 18. Dez. Eine Warnung vor neuen
Ruhestörungen erlasse»« der Generalstaatskommtssar
v. Kahr und die Kommandanten der Reichswehr
und der Landespolizei. Ausdrücklich wird darauf
hingewiesen, daß die Standgertchtsverordnung vom
S. November 1923 jeden bewaffneten Widerstand ge-
gen die Staatsgewalt mit dem Tode oder Mit
Zuchthaus bestraft.
Diese Warnung vor neuen nattorMsoziMstischen
Unruhen ist offenbar ausgegeben worden, weil man
für den morgigen Zusammentritt des Landtags-

Sache zweimal in den Ausschüssen des ReichSrats Plenums S t S r u n g « n befürchtet,
behandelt worden. Es lag ein Antrag vor, der von München, 18. Dez. Bei Beratung des Er-

der preußischen Regierung durch einen anderen An- mächttgungsgesetzes teilte Finanzminister Dr. Kraus-

trag ersetzt wurde, den WährmrgskomMsstlr und das; neck mit, daß sich Bayern dein Ruin genähert habe.

beratende Mitglied des Reichskabinetts Dr. Schach» T«e Einnahmen hätten nicht einmal mehr et»
in Vorschlag zu bringen. Die Neichsregierung hat Prozent der Ausgaben gedeckt. Wen« nicht alles ge-

dazu erklärt, datz ihr Vieser! Vorschlag genehm s«i. tan werde, werde die Lage katastrophal. Not-
Nachden» Dr. Schacht mit zwei Kabinette» zusam- wendig seien eine Aenderung der Reichsverfassung

mengcarbettet habe, sei sie zu der Ueberzeugung ge- und der Abbau bestimmer Neichsausgabeu. In
konlmou, daß Herr Dr. Schacht nach seinen Kennt-t Bayern »nützten zunächst die Steuern und Gebühren
Nissen und Fähigkeiten der rechte Mann für dic^auf G old grund lag e gestellt werden. Di« Aus-
Stelle sei. Der Retchsratsausschuß schlug daher mitAHebung und Zusammenlegung einzelner Behörden
StimmeumehrMt Dr. Schacht von »sek notwendig.

der «tnzuberufenden verfassunggebenden Versamm-
lung im Auslande abzuwarten. Die Nationalver-
sammlung soll beschließen, ob Griechenland Mon-
archie bleibt oder Republik wird. Der König
behielt sich Bedenkzeit für heute vor und ist heute
nachmittag mit seiner Gattin nach Rumänien
a b g e r e i st.
London, 18. Dez. Als Ergebnis des Wahl-
sieges der Veniselisten wird die Errichtung der Re-
publik erwartet. Der König hat Venifelos telegra-
phisch ersucht, Vie Regierung zu Wernehmeu. Vor-
läufig wird Koudurdotis als Regent fungieren, bis
die Staatsform endgültig festgesetzt ist.
London, 18. Dez. Den Vorgängen in Griechen-
land steht man in London bis jetzt ab wartend
und schweigend gegenüber.
Paris, 18. Dez. Die Entfernung des Königs
Von Griechenland aus Achen hat in Pariser unter-
richteten Kreisen großes Aufsehen erregt, WM hie»
nach gewisse« geheimen Verhandlungen,
di« in den letzten Wochen Mischen Belgrad, Bukarest
und Paris stattgefunden haben, die Erhaltung
der griechischen Dynastie für gesichert hielt.
Keine Koalition in England.
London, 18. Dez. Ebenso wte die Labom
Party lehnen auch die Liberale« jetzt eine Koalition
mit der Arbeiterpartei ab. In einer Kundgcblme
Asquiths wild nach rechts und links Kampf ange-
sagt und die völlige Unabhängigkeit der Merals»
Partei betont. Lloyd George und Simon erkläraf
hierzu ihr Einverständnis
 
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