Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 261 - Nr. 270 (9. November - 20. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48728#0279

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 266

4

Heidelberg, Donnerstag, de« 15. November 1923

V ez u k- 5' p s e! I- is ch!. T 7 ist V! -U) n s ü 1
Woche v. !L--!7.d!in-. I«! MUÜnrd.
Aiqeigenrarli:Ti - ri-ss».il«
»d der. Raumbr.) Ltt. -,
k. Auswärtige Mk. >.!>.- . !I-.iire-
anzeigc» (74 mm drei«) M! !!.—.
Grundpreis mal der L >dlü iielzahl d.
S.d.Z. ab I«. Nov. L>i Mill. Lei Me.-
Serholungen Nachlas nach Tart'
Z
ft! die MM!!s» LkÄÜMU b» AiÄÄkMe SeAkk»!. Mulch, ölMkiw. W»W«. kberlE MM», Ich«, MchWi, SordklL «. MiM»

I -Wss 8^2 MA «W» Pos«i»ealonto«arIrrubeSIr.L2S77.
ilEsWge DWI WW S^A MW ^Wl Tel.-AdruBolk,,eUungKride!dero.
MD^WW IWI MW WW IM2 Druck u. Verlag derllnterdadiia,«»
-EM» WMm« WM KM.A.M LM 1^, UM.WW »erl°araniialt v.«.b.s., s-id.k.
W M dV jWrAW!W^


N? SW U ZHKkÄttftlk M

Die Ausgabe der Rentenmark.

«N

ik--W»AUW>

t

Berlin, 14. Nov. Der R-etchsfinanznrtt visier
Dr. Luther hat an die Deutsche Renten-
bank folgendes Schreiben gerichtet:
Auf Grund des 8 47 der vorläufigen Durchsüh-
run-gsbestimm-ungen der Verordnung Wer die Er-
richtung der Deutschen Renteithank ermächtige ich
die Deutsche Rentsnbank, am 15. November d, I.
mit der Ausgabe der RentenSankschein«
zu beginne».
Berlin, 15. Nov. (Letztes Telegr.) Aus der
gestern spät abends erst beendeten Finanzsttzung hört
man, das) die Rentenmarl hcutebestimmt
her a u srommt, und zwar zunächst bei der Zah-
lung der Reich stöhne, von denen 3« Prozent
wertbeständig in Rentcnmar! gegeben werden sollen.

Wer. Es besteht zwar ein Meinungsaustausch
zwischen den alliierten Regierungen über eventuelle
Sanktionen wegen' der Rückkehr des Kron-
prinzen, der nach Artikel 288 Teil 7 des Ver-
trags von Versailles als schuldig eines Vergehens
gegen die Kriegs gebrauche angesehen wird, jedoch
müßte zunächst die Botschafterkonserenz
eine derartige Sanktion beschließen, was jedenfalls
erst später geschehen könnte.

waren die Schwerinidustriellen unter Führung
bemMt, zahlenmäßig nachzuw-cis-en,

Kreisen steht man den Nachrichten über eine bevor-! Okkupationsgebiet eiuzustelleu, noch kein onvgliit-
stehende Besetzung Hamburgs skeptisch gegen- tiges Ergebnis erzielt worden.

stand stetiger Währung und Wirtschaft berechnet wor-
den, anderseits der Aus gab en au sw and der
Istausgaben für die Rrchnn-ngsjahre 1920, 21 u. 22.
Nach längerer Diskusston kam der Ausschuß zu
der Meveinstintmendoi» Auffassung, daß es eine
selbstverständliche Notwendigkeit sei, einen in sich
dalan zierenden Etat schön jetzt in Gold-
ntark aufzustellen.
Förderung der Notgeldschaffung.
Berlin, 14. Nov. Eine Verordnung des In-
habers der vollziehenden Gewalt Wer die Ausgabe
von wertbeständigem Notgeld will die
Schaffung des wertbeständigen Notgeldes fördern,
nm die Zuführung der Ernte den verbrauchenden
Städten sicherzustellen. Das Notgeld soll den Cha-
ra-iter eines gesetzlichen Zahlungsmittels nicht gegen>-

der Besitz gn Zeitungen, Druckereien, Papierfabriken,
Wäldern sowie an Häusern: ohne Zweifel ein Ver-
mögen, das in Milliarden von Goldmark
gcht und dessen Ze;!sft'''ng in heutiger deutscher
Valuta eine Zahl ergeben wurde, wie wir sie nur
aus der Astronomie kennen . . . Dre Nachwelt wird
also vielleicht einmal die ausführliche Wahrheit er-
fahren, Wer Entstehung und Ausdehnung der
Macht, die alles Vergleichbare — Morgan, Rotschild,
Eceil Rhodes, Harriman, Carnegie, Rockefeller, Ban-
st erbilt — bisher übertroffen hat und die wegen
ihrer Fabelhaftigkeit bereits der Anlaß zu einer
Art Strnnes-MhtheWWduug geworden ist."
An diesom Zeugnis ist -nicht zu deuteln. Stinnes
hat bereits heute den größten Teil der deutschen
Wirtschaft in seiner Hand. Was das für Folge-
wirkungen haben wir-, ist unschwer zu erkennen.
Die Kämpfe zwischen Arbeitund Kapi-
tal werden im Riesenans-inaßc wachsen. Denn
neben Sttuues befinden sich H u g e nb er g, T h h s -
s,e n und viele andere. Es ist der größte Makel der
deutschen Republik, daß st«, betört durch das natio-
nalistische Geschrei gegen die Erfültungspoltttk, 'jene
Kapitalmächte, die jetzt ihr Dasein bedrohen, durch
die Inflation großgezüchtet hat. Sollte die deut-
s ch e RePubli k aus der gegenwärtige» Krise heil
und gestärkt hervorgehcn, so mutz es ihre -erste un-
wichtigste Sorge sein, -ent Mammonismns, der bis-
her auf allen ihren sozialen Wunden wucherte wie
Ungeziefer, endlich schnell und radikal ein
Ende zu machen.

industriellen liefern aut eigene Rechnung und über-
nehmen die Kosten selbst.
Damit bestätigt sich, was wir bereits in den
ersten Monaten des Ruhrkampses seststrlllen, näm-
lich daß die Ruhrindnstrtellen in -er Lage find, die
Kosten für die Erfüllung des Vertrags in ganz an-
derer Weise zu übernehmen, als sie vis dahin em
klärien. Vorbedingung dazu aber war, -atz die Ar-
beiterklasse niedergernngen, -aß das Programm,
das Stinnes vor Jahresfrist im Rcichswirischaftsrat
forderte, dnrchgeführt wurde. Das hat die Schwer-
industrie nunmehr erreich«. Damit ist sie im-
stande, die ihr ausgebürdeien Lasten erneut auf die
Arbeiter und Konfnmenten abznwälzen. Und wir
stimmen Volltu-Ha-Mich Georg Bernhard bet,
wenn er in der „Bofsischen Zeitung" schreibt:
Warum haben sie (die Sckwerindustriellcn) dem
Deutschen Reiche ntcln das bewilligt, was sie jetzt
-eit Franzosen zugesteben? Als die Idee auf-
tauche, daß in Form vor« Naturalsteuern die Re-
parationsleistungen an Kohle* erhoben werden
sollen, da haben sich dieselben Kreise gesträubt.
Wenn sie seit Jahren das als patriotische
Pflicht gegenüber -em Reich angesehen hätten,
was sie jetz t'd e n F r an z o s e n leistem so hätte
die Formulierung eines vernünftigen Repara-
tionsvorschlags an die Entente schon vor langer
Zeit keine Schwierigkeiten -gemacht. Dann wäre
dein deutschen Volke der ganze Wohlstand weiter
deutscher Volkskreise nicht in -em jetzigen Maße
zerrüttet worden.
Diese Menschen halben ein namenloses
Unglück über Deutschland herausbeschworen.
Und es ist unfaßbar, -atz diese Schuldigen, anstatt
zm Verantwortung gezogen zu werden, sich heute
als die Herrscher Deutschlands aufspie-
len dürfen, die Freischaren bezahlen, um das von
ihnen bereits unterhöhlte Reich nun völlig aus
-en Angeln zu heben
Durch den Rnhrkrieg wurde Stinnes faktisch
um Diktator über die deutsche Repu-
blik erhoben, und binnen weniger Wochen werden
wir erleben, daß sich diese in den wirtschaftlichen
Tiefen des Reiches vollzogene Tatsache auch poli-
tisch ans-wirken wird. Stinnes ist heute der reich-
st? Man» der Welt, dank des Weltkriegs und dank
der Nuhra-tti-on. Eine völlig einwandfrei« Stelle,
nämlich -äs „Jahrbuch für denOberberg -
amtsbezirk Dortmund" schreibt:
„Schon 1914 wurde das Vermögen von Hugo
Stinnes auf 100 Millionen Goldmark ge-
l-chätzt, welche er wie alle Großindustriellen ivkhrend
des Krieges bat vervielfachen können. Sein heuti-
ger Besitz ist kaum zu beziffern. Jedenfalls di«
großen Montan- und Elektrizitätswerke, Weiche Hugo
Stinnes durch AMenmehrheitsbefitz kontrolliert, die
große Reederei und Kohlengrotzhandel in Mülheim-
die neue große Reederei für Seeschiffahrt und Ueb-er-
se «handel Hugo Stinnes in Hamburg stellen jedes
für sich 100-Millionen-Obtekte dar Hinzu kommen
die vielen Beteiligungen im Auslande an Erzberg-
werken und Erdölgesellschaften und Reedereien,
Bank- und Handelsgesellschaften und in Deutschland

Ern balanziertrr Etat.
Berlin, 14. Nov. Der finanzpolitische Aus-
schuß des Re ich s w t r t s ch a f t s ra tes nahm in
seiner letzten Sitzung Stellung zu der Frage, ob
und unter welchen Voraussetzungen bsi Zustande-
kommen einer stab-ittsierton Wirtschaft und einer
wertbeständig«!« Währung ein in sich balanzier-
ter Etat in Gold mark ausgestellt werden
könne.
In einer diese Frage behaiidcluden Denk-
schrift des find einer-
seits die voraussichtlichen Einnahmen tm Zn-

Man beabsichtig«, sic -en Lohnempfängern deklarato- den Kassen des Reiches, der Länder und der
risch und nachträglich zu demjenigen Gold- Re
markkurs anzurechnen, der sich aus dem heute
an der Börse festzustellcnden Doltarkurs ergibt.
Berlin, 14. Nov. Gegen die Zulassung der
Rentenmark im besetzten Gebiet war bisher von den
Besatzungsmächten Widerspruch erhoben worden.
Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, haben die
Besatzungsmächte jedoch diesen -Wider-
spruch gegen die Schaffung der Voraussetzungen
für die Rentemnark und die Zulassung -dieser selbst
im besetzten Gebiet fallen gelassen

Internationale Lage.
Intervention wegen des deutschen
Kronprinzen.
Paris, 14. Nov. Die Rückkehr des deutschen
Kronprinz-u verschärft die Lage gegen Deutsch-
land. Die Botschafter ko ns er enz, die heute
wrmitt-ag zusammen-getreten ist, um über die in
der Angelegenheit des Kronprinzen UW der Frage
-er Militär kontrolle in Berlin zu »mter-
nehmenden Schritte zu beraten, hat sich nach kurzer
Sitzung aus morgen nachmittag 514 Uhr vertagt.
Allem Anschein nach soll das französisch« Publi-
kum darauf vorbereitet werden, daß ein militä-
risches Vorgehen gegen Deutschland notweu-
btg werden könne.
Französische Sanktionsvorschläge.
Paris, 14. Nov. Die Hetze gegen Deutschland
Wegen der Rückkehr des deutschen Kronprinzen geht
weiter. Der „M-atin" und andere offiziöse Blätter
find bemüht, England für die Beschlagnahme der
Hafenzölle von Hamburg und Bremen
zu gewinnen.
Rom, 14. Nov. In der« hiesigen -amtlichen

ank haben. Selbst-Verständlich muß aber das
von einem Land e aus gegebene Notgeld von den
Kassen dieses Landes als Zahlungsmittel ange-
nommen werden.
Der Währungskommissar.
Zur Ernennung des Direktors der Darmstädter
Nati-onalbank als Währnugskonmnissar schreibt unser
Berliner O-Mttarvettor: Dr. Hjalntar Schacht
ist tu jüngster Zeit durch ein Goldnote nb an k-
Projekt bekannt geworden und wurde als Nach-
folger Dr. Hilfer-ding-s als Leiter des FinvMmint-
steriums genannt. Als Währimgskormnissa-r soll stch
seine Ausgabe nicht aus die reibungslose Ausgabe
der neuen Rentemnark beschränken, vielmehr liegt es
ihm ob, die Beschlagnahme der Zucker-
cxportdevtsen und die Dcvisenabliefernng -ans
Grund der Brotabgabe durchzusühren. So wäre
die Ernennung Schachts zum Währnngskommissar
fast acht Tage nach Ankündigung der Regierungs-
pläne ein erstes Zeichen für dir Oef-fentlichkett, daß
die Negierung auch etwas zur Durchführung dieser
Pläne tut. Hoffentlich gelingt es Herrn Schacht,
einigermaßen g utzumache n, was Herr Luther
mit seiner Saumseligkeit verdorben hat.

Wir hoben an dieser Stelle unendlich oft nach-
kiewiesrn, lote sehr unsere Schwerindustrie
unsere heutige unglückliche Lage mtivcrsckutdet hat.
Die Verfehl!! n g e n, die Poineack am Ende des
vorigen Jahres scstzusl-ellen vermochte, waren im
Verhältnis zu den -Gesamtleistungen geradezu lä-
cü er tick. Ein paar Teleg-raphen-stangen und we-
nige Tausend Tonnen Kohlen, die nicht geliefert
worden waren, bildeten für Poincare den Vorwand,
das Ru-Hrgebie! zu besetzen. M o n a t e l a n g v o r -
b e
von Atiime-
daß die Reparationsli-eferungskraft der Zechen. He-
rr its völlig erschöpft sei. Nichtsdestoweniger boten
die deutschen Kohlenbarone in denselben Tagen, wo
stch dis Beauftragten Cunos tm Schweiße
ihres Angesichtes bemühten, in Paris die Richtigkeit
der deutschen Kohlenzi-fsern nachzuwetsen, der fran-
zösischen Schwerindustrie auf dem Wege des Privat-
handels große Mengen Kohle und Koks an. Potn-
carä hat auf -diese zwiespältige Haltung der deut-
schen Kohlen-industrie seinerzeit mit Reckt Hinge-
iviesen.
Die Leute um Stinnes konnten also kiefern.
Sie wollten das nur nicht. Zweck und Ziel ihrer
Bestrebungöü war, der Erfüllun-gspMttk Wirths
und Ratheirans den Dolchstoß zu versetzen. Monate
vorher war die deutsche Oeffentlichkeit entsprechend
bea:kbeitet worden und der so provozierte Einmarsch
der Franzosen in das Ruhrgebiet — man erinnere
sich der Reden an -die deutsche Ration, die Dr. Lettisch
und andere seinerzeit schrieben — sollte dazu dienen,
den kuror teutomcus entsprechend zu Wecken, nm
dann im Stirne von 1913/14 dem deutschen Jmpe-
vtaliSmus neue Siegkraft zu verleihen. Dentschl-and
i?i am Ende seiner Leistungskraft. Das wurde nir-
endlich oft in die Welt htna-nsgeschrten. Damit deckte
Man das Ruhrabenteuer, und erst als alles
rusammen'ZuHrWhen drohte, bemerkte man allmäh-
lich, -aß -w naffonEsttsche Regeneration, die man
durch das Ruhrabenteuer erhoffte, lediglich sine
Degeneration -er deutschen Schwer-
industrie bedeuten konnte. Heute dämmert auch
dein größten Optimisten die Wahrheit auf, daß das
Rhhratbcnteuer der Schwerindustrie nur ein M-itiel
. war, einmal um von den Lasten des Versailler Ver-
trags losznkommen, ferner aber, und das ist das
z Zgentliche historische Endergebnis der ganzen Rnhr-
i Eon, um die Arbeiterklasse und alle übrigen repn-
btikantschen Kräfte völlig zu Boden zu zwinge!».
Im Hintergründe der Ruhraktion hat die In-
flation der deutschen Mark geradezu nngeheure
Ausmaße angenoiMnen. Die Schwerindustrie- hat
Mit Zähigkeit und vollem Vorbedacht der deutschen
Währung «inen Stotz nach dem anderen versetzt. Sie
iwt damit die deutsche Urbeiterklasse, das Kleinbür-
' llsrtum, Rentner und Pensionäre wirtschaftlich so
vollkommen entkräftet, datz heute über das Ma-cht-
Wevhältnis der Klasse',» zueinander keinerlei Zweifel
Mehr übrig bleibt. Die Ruhraktion und die bannt
ersetzenden Jn-slationswellen waren den schtver-
wdustricltLN Kreisen lediglich das Mittel, alle Kräfte
d?r proletarischen Gegenwehr ntederzuringn». Der
^ain! f ist restlos zugunsten der Schwerindu-
flr i e entschieden worden, und was im Reiche zur
Zeit politisch vor stch geht, ist lediglich der Ausdruck
für die Umgruppierung der Mächte aus dem Gebiete
der deutschen Wirtschaft. Insofern ist, wir wir un-
wngst uachwiesen, StinmeZ als promimntcst-er
«ichrer -er deutschen Schwerindnstrte ein erhebliches
2tsick der wirklichen Verfassung des Reiches, und
wine Koalttionspolitik wird imstande sein, dieses
Faktum aus -er Welt zu schaffen.
. Das gilt es unumwunden festzustellen, und auch
W'wfern mutz immer wieder auf das Studium der
^affMeichen Verfassungsschristen htngew-iesen w-er-
- Z>», -er als Voraussetzung fltr die taktische Ein-
übung im Kampfe zunächst forderte: Ausspre-
r n, was ist. Das politische Ergebnis der Aktion
w eine ungeheuere Verstärkung der europäischen
.wakrwn — „eine außerordentliche Kräftigung des
' Vrzösjscken Militarismus, die endgültige Errick--
W-ug der Hegemonie Frankreichs über Europa. Auch
gilt es anzuerkennen, wenn die Soziakdemokra-
uiche Partei dazu übergeht, sich taktisch neu zu orien-
lt-eg. Der Sieg Potncarös in außenpolitt-
wr Hinsicht, und der Sieg der Schwerin-u-
' e im Innern des Reick? sind dw historischen
^Sebnffse der Ruhraktion.
, ^ei« Monaten geht im Rnhrrevier der K-ainps
b"/ 8 or m d cr V ertr ä g e, die die sranzösisch-
, ä sche Jngenieurkommlsston von den Zechenbaro-
bri? Ordert. Der Otto W-olff-Konzern fand sich
weniger Tage bereit, die Bedingungen D-e-
dg«> schlucken. Ihn! folgte Krupp, der eigens
H, aus seiner idyllischen Hast entlassen wurde,
lig. Mehr steht auch der Abschluß mit dem Beigbau-
bedn ^^ein, der unter der Flagge Stinnes segelt, -
""d es zeigt sich, daß fetzt nach einem fast
l iüi» "ach einer völligen Zerstö-
'üeln- ' Wirtschastssehens, die Kohlenindustriellen i
der liefern imstande sind, aks dies vor Beginn <
"ach ihren eigenen Anga-ben »löglich t
»VH.Z- Reich ist anßci'staildr, die Ncparati-ons-Ii
vezahleu zu köiruen, und siehe da' die Schwer- -'

Deutschnationale Außenpolitik.
Unser Berliner OMitarbe-iter schreibt zu dom
von uns bereits scharf kritisierten Beschluß der Re-
gierung Stress mann, die Un 1 erstützu n- gen für
die Erwerbslosen und Sozialrentner des Ruhr-
gebiets zu sperren und di« Verantwortung
für -die Existenz der Aermsten unter den Armen -der
französischen und belgischen Regierung als Be-
satzungsmächte zu überlassen, wie folgt:
Mit dem Eintritt des früheren Oberbürgermei-
sters Dr. Jarres als Innenminister in das Rrmrpf-
kab-inett des Reiches hat die deutsche Außenpolitik
eine verhängnisvolle Wendung genom-
men.
Auch wir verkennen keineswegs die finan-
ziellen Schwierigkeiten, in denen sich das
Reich heute befindet und wissen sehr wohl, -atz die
wahnsinnige Politik Poincares hierzu ihr wesent-
liches Teil beigetvagen hat. Dennoch sprechen wir
der Regierung das R ech t ab, jene jetzt beabsichtigte
Politik zu treiben, weil wir der Auffassung sind, daß
noch Licht "lle finanziellen Kräfte zur
Besserung unserer "LLM-Zn» unbesetzten Gebiete er-
schöpft wurden uM damit -sächliche Be-
rechtigung zu den jetzt ft, Aussicht k_Zratz-
»iahmen nicht im geringsten gegeben ist. Wir nE-"
sen es ablehnen, dem Rnmpfkabiuett Stresenm-nn
auf dem jetzt beschrittenen Wege zu folgen und einen
Teil deutscher Staatsbürger mit unserer
Zusttmum-ng in die Hände derjenige!« spiel-en zu
lassen, gegen die st« bisher unter großen Opfern,
mit moralischen Mitteln bis aufs äntzcrste ge-
kämpft haben. Für vergangene und beabsichtigte
Verfehlungen der Reichspolitik sowt« den- Wahnsinn
des französischen Mtnisterprästdenien bedürftige
deutsche Volksgenossen büßen zu lassen und sie einen,
Gegner auszuMefern, gegen den zu kämpfen ihnen
bisher als höchstes Ideal dargestellt wurde, ist die
deutsche Sozialdemokratie nie und nim-
mer bereit, wie sie überhaupt niemals ihr«
Zustimmung zu einer Politik geben wird, di« in -der
Praxis deutsches Land vorübergehend preisgibt, um
es in späteren Tagen mit anderen Mitteln der Po-
litik Wiede r-zugewimren.
Re ch t li ch ist die Regierung überhaupt außer-
stande, die aus den Bruch mit Frankreich
b maus lausenden Bestrebungen zu verwirklichen. Sie
besitzt, obwohl der Austritt der Sozialdemokratie
aus der RoOerung schon IZH Wochen zurückliegt,
nicht das Vertrauen- des Reichstags,
weil sie selbst der Ueberzeugung ist, daß t-h-r dieses
Vertrauen in der jetzigen Zusammensetzung unter
ketnon Umständen gegeben wird. Deshalb wird ver-
sucht, die sür unser Volk und -die Zukunft unseres
Reiches weittragenden Entschlüsse auf die Meinung
eines Ausschusses zu gründen, der keineswegs be-
rufen ist, als Vertretung unserer Volksgenossen- in
dem besetzten Gebiet zu wirken.
Handelt die Regierung trotzdem und vollzieht
sie den Bruch, dann macht sie fick einer Tat
schuldig, über die unser Volk und die deutsche
Geschichte nur i-n einem Sinne urteilen wird,
wie es jetzt gegenüber den Putschisten in Bähen,
geschieht.
Noch keine Klärung
der Ruhrsubventiousfrage.
Berlin, 15. Ott. (Letzte Telegf.) Nach
neuesten Meldungen zufolge ist in den Besprechun-
gen zwischen der Reichsrsgierung, den Minister-
präsidenten und -Vertretern der an -er Rheim u.
Ruhrfrage beteiligten Länder und -den Vertretern
der besetzten Gebiete, in der die Reichsregierung
ihre Absicht zur Kenntnis gab, in allernächster Zeit
die unproduktiven UnterstützungSzahlungcn sür das

Englisch - französischer Notenwechsel.
Paris, 14. Nov. Der englische Botschafter
Lo«d Crewe, hatte heute vormittag eine Unter-
redung mit Poincave, tu deren Verlauf er cine
Note seiner Regierung betreffend die separati-
stische Bewegung in -den besetzten Gebieten über-
reichte.
Krise im Rheinland.
Köln, 14. Nov. Die „Rheinische Zeitung" teil«
mit: Di« völlige Zerrüttung des Wirt-
schafts lebens im besetzten Gebiet, sowie die
furchtbare Gefahr, datz Hunderttausend« von
Menschen buchstäblich zu verhungern drohen,
zwingt zum sofortigen Handeln. Heute nach-
mittag wird eine politische Abordnung a us
dem besetzten Gebiet, verstärkt durch einige Männev
aus den« Wirtschaftsleben, mit der Rheinland-
kommission Mer die zu ergreifender« Maßnah.
men sprechen.
 
Annotationen