ö. Jahrgang
Heidelberg, Montag, de« 24. September 1923
Nr. 221
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Berlin, 23. September.
Amtlich wird mitgeteilt: In der Oessentlichkeit
sind in letzter Zeit wiederholt Gerüchte ausgetaucht
iitzer Bewegungen, die sich gegen die Staatsgewalt
steten und einen Umsturz vorbereiteten. Von
derschtedEN Seiten sind nach dieser Richtung auch
öffenilichDroh ungen ausgesprochen worden.
An der Stellung der Reichsregierung gegenüber
etwaigen derartigen Versuchen kann ein Zweifel
nichj bestehen. Unter dem Vorsitz des Reichspräsi-
denten hat heute eine Beratung stattgesunden,
"n welcher der Reichskanzler, der Reichs-
minister des Innern, der Reichswehr-
Minister und der Chef der Heeresleitung, General
h. Seeckt, teilgenommen Haden. Diese Beratung
hatte den Zweck, alle Maßnahmen vorzube-
reiten, die notwendig werden können, um derartige
Bestrebungen unschädlich zu machen.
Es besteht unter den verantwortlichen Faktoren
der Reichsregierung volle Ueb eretnstim-
Mung darüber, daß gegenüber jedem Versuch, die
Staatsgewalt zu erschüttern, vonwclcherSeite
auchkoistmenmag, sofort die erforderlichen
Maßnahmen ergriffen und die der Reichsregierung
Genügend zur Verfügung stehenden
achrmittel des Staates eingesetzt werden
Müssen,
Vor der Beendigung
des Ruhrkonflikts.
* Heidelberg, 24. September.
Wenn man auch heute sich noch nicht entschließen
ur, restlos und klar auszusprechen, was ist — das
tfordernis der Verständigung mit Frankreich, wie
sich aus der gestrigen Rede Poiucares wiederum er-
6Mt —, sg scheint doch im Laufe dieser Woche ein
^scheidender Schritt der Neichsregierung zwecks
, ^rständigung mit Frankreich zu erfolgen.
„Vorwärts" deutet darauf hin, indem
m erklirrt: Es hat wenig Zweck, über die Fehler der
tii^ ialtstenreinen Cuno-Negierung noch au-s-
jhAich zu reden. Sie werden beute allgemein auch
u den bürgerlichen Parteien zugegeben. Die gegen-
< "rtige Regierung, in der die Sozialdemokratie
retzer vertreten ist, hat eine schwere Erbschaft über-
M'Nett — sie muß sie liquidieren.
r. Die „Frankfurter Zeitung" skizziert die
<>MMende Entwicklung, indem sie ausführt: Wie die
, Mcheidung der gegenivärtigen Kabinetts-
s düng aus fällt, kann nach allem, was in den letz-
har bekannt geworden ist, nicht mehr zweifel-
ns Wenn die Regierung erkannt hat, daß sie,
m den Weg zu Verhandlungen fretzumachen, mit
den Ahbau des passiven Widerstandes
Morsten Schritt tun mutz, wird sic, wie wir meinen,
<i?^ Mehr lange zögern, den Weg, den die poli-
Me Logik klar zeigt, auch entschlossen zu betreten.
Nachdem zuvor die Vertreter des besetzten Geble-
gehört worden sind, wird die Reichsregierung am
Mstag ihre Beschlüsse einer Konferenz der Mtnl-
" und Staatspräsidenten der Länder vorlegen, nm
gemeinsames Vorgehen zu gewährleisten. UM
? Mitte der Woche werden dann vermutlich alle
E Oberleitungen abgeschlossen sein, damit man in
ter öffentlichen Kundgebung auch nach
'den hm über die Aktion zur Lösung -es Konflikts
^«vhett schaff^ kann.
ü a m^ anderen Sette benützen die Deutsch-
Känw o " " en die Möglichkeit der kommenden Ver-
Nein-""S' "M schwerste Drohungen gegen die
"atm. Gerung auszusprechen. Auf dem deutsch-
erklg-^^rn Verbandstag tn Mecklenburg-Schwerin
Deu.s^ deutschnationale Abg. Dr. Hergh <: Die
(ttz ^nationalen machen die Kapituliation nicht mit.
dr,..^ ^ne Regierung kommen, die ganz und gar
^utschnationalcm Sinne eingestellt sei.
bersuav ^nnen also — obige Warnungen vor Putsch-
Zeit b ^-»besagen ja genug — in der kommenden
r e j., Verhandlungen auf allerlei gefaßt fein. B e -
Heu«. ?' a und Etnigkeitder Arbeiterschaft muß
^as Gebot der Stunde fein.
verlangt Kapitulation.
Tvuu?^' ',W. Sept. Poincars weihte am heutigen
^ar.„^Mieder drei Kriegerdenkmäler ein, und
st erm p eneux, T ho u l u nd imPrte -
Etve Fz«. ' d. Hierbei erklärte er u. a., -atz der pas-
! !"^tden -^ an- von- Berlin nicht mehr subventioniert
, m sixh ,'Mmte, und selbst, wenn das der Fall wäre,
M»u ^»zMnnuenbrecheui würde. In Berlin möchte
Verhält»..?Mn einen Entschluß verkaufen, den die
^dMlan^ 'Ewen aufzwingen. Die Drohung,
v-dr . ^M*he ein Herd -er nationalistischen
Messtischen Anarchie werden, schreckt
uns nicht. Unser Land ist durch seine Demokratie
hiergegen geschützt. Bedingungen nehmen
wir nicht am Wir halten uns an das Protokoll
von Brüssel und an unsere Erklärungen. Wir haben
dem nichts hinzuzufügen.
Die Lage im Reich.
Die Hetze gegen die Neichsregierung
München, 22. Sept. Die deutschnatio-
nalen Agitatoren in Bayern liefen in den letzten
Wochen im ganzen Lande herum, um nach gemein-
samer Parole in Versammlungen eine maßlose
Hetze gegen Stresemann und feine Regie-
rung zu treiben. Die den Deutschnationalen unter-
tänige Presse veröffentlicht nun einen Bericht Über
diese Versammlungen, tn dem es zum Schluß heißt:
„Das nationale Deutschland wird die Schande der
zweiten Kapitulation nicht stillschweigend
ertragen. Bayern und mit ihm zusammen alle
vaterländischen Kräfte im Reich stehen vor
der Ausgabe, zu entscheiden, ob wir bolschewistisch
zugrundegehen oder im nationalen Gedanken geret-
tet werden wollen. Wenn diese Stunde kommt, ist
es Pflicht aller deutschgesinnten Bayern, bis zum
letzten Mann dem Ruse der Verantwortlichen des
Staates zu folgen mit der Losung: „Bei uns ist
das Reich!"
Diese deulschnationalc Anmaßung wird bet nie-
mand besondere Verwunderung Hervorrufen. Eigen-
artig aber ist es, wenn das offizielle Organ der bay-
rischen Staatsregierung, die „Bayrische
Staa t s z e i t u ng", die deutschnationale Kund-
gebung an hervorragender Stelle veröffentlicht und
dazu sagt: „Aus Dieser Kundgebung, die keines-
wegs nur die Auffassung der bayrischen Mittelpartei
widerspiegelt, ergibt sich, das; der Reichskanz-
ler in Gefahr steht, das Vertrauen der besten
Kreise des Volkes zu verlieren."
Solange allerdings offizielle Kreise in Bayern,
die deulschnationalen Verleumder und Hetzer für die
besten Angehörigen des deutschen Volkes halten, be-
steht ein abgrundtiefer Gegensatz zwischen Bay-
ern und der Mehrheit des deutschen Volkes, ein Ge-
gensatz, der für die Existenz des Reiches ge-
radezu verhängnisvoll zu nennen ist.
Berlin, 23. Sept. Das Berliner Polizei-Prä-
sidium teilt mit: Das „D e u t s ch eTageblat 1"
veröffentlicht in seiner Freitagausgabe einen Artikel:
„Das Ruhrgebiet geht verloren." Hier wird dem
Reichskanzler Dr. S t r e s e m a nn, der als „Blüte
des parlamentarischen Systems" gekennzeichnet Wird,
„die ehrlose Krämerseelenlast und unsagbar gemeine
Verschachcrung des Ruhrgebietes" vorgeworsen. Zu-
gleich wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die
„Politik speichelleckerischer Erfüllung" des Reichs-
kanzlers ihre „R äche r" finden möge.
Da diese Ausführung des „Deutschen Tageblatts"
eine Herabwürdigung der verfassungsmäßigen par-
lamentarischen Staatssorm des Deutschen Reiches
durch Beschimpfung und Verleumdung des Reichs-
kanzlers sowie eine Aufforderung zu Gewalt-
tätigkeiten gegen den Reichskanzler enthalten,
hat der Polizeipräsident das „Deutsche Tageblatt"
auf Grund des republikanischen Schutzgesetzes auf
die Dauer von zwei Wochen verboten.
Ludendorff' Sprüche.
München, 22. Sept. Gnu rat Ludendorss hat
tn einer Unterredung mit dem Schriftleiter des „Hei-
matlandes", des Organs der Kamvfverbände er-
klärt, -er bekenne sich als Protestan-t zum protestanti-
schen B-ckenn-t-niK und stehe in gleicher Treue zu sei-
nem angestammten Königshaus!!, zum Hohenzollern-
hause. Es sei unrichtig, daß ihn Rupprecht für den
Separatismus habe gewinnen wollen. Ludcndorsf
schloß unter Hinweis auf die Sätze ides „Kampfpro-
gramms": Durch Kampfgemeinschaft zur Volksge-
meinschaft; nach außen eins und schwertgewaltig,
nach Urnen reich und vielgestaltig.
Der Mörder Baurs begnadigt.
München, 22. Sept. Der vor vier Wochen
zum Tode verurteilte Student Zwengauer, der
im BlliclMbund den Fememord an dem Studenten
Baur aus Wismar verübt hat, wurde nunmehr vom
bayrischen Ministerrat auf Grund eines Gnadengesu-
ches zu lebenslänglichem Zuchthausbe-
gnadigt.
Der Parchimer Mord.
Berlin, 22. Sept. Die Erhebungen in der
M-ordsache Parchim sind jetzt so weit gediehen, daß
mit der Anberaumung der Hauptverhand-
lung vor dem St-aatsgerichtshof demnächst zu rech,
nen ist. Von den unter dem Verdacht der Beteili-
gung in .Hast genommenen Personen sind jetzt zwei,
der Leutnant a. D. Köpke aus BerliwStegltttz
und v. Tettenborn aus Breslau wieder -auf
freien Fuß -gesetzt worden, da ihnen keine strafbar«
Handlung nachgewiqscn werden konnte. Dagegen ist
gsgen die vier Haupttäter die Anklage wegen Mor-
des und sagen die übrigen Beteiligten V. M«S ew-
sen, Fricke, Richter u. Bernhardt wegen
Mvrdbogünstigung erhoben ivvrden. AW Wetter«
Beteiligter au- diesem Morde kommt übrigens noch
ein Deutsch-Balt« namens Löwis of Menn er
in Frage, dessen man noch nicht habhaft werde»»
konnte. Wie erst jetzt bekannt wird, ist aus Veran-
lassung des Untersuchungsrichters beim Staatsge-
richtshof die Leiche des ermordeten ClaLow nochmals
exhumiert und einer eingehenden gerichtsärzt-
lichen Untersuchung unterzogen worden, wobei man
die neue Feststellung gemacht hat, daß die letzten röt-
lichem Schäd-elschüss-e von hinten aus unmittelbarer
Nähe -aus das unglückliche OPser -abgegeben worden
sind.
Berlin, 23. Sept. Der Retchstagssitzung am
26. September wird eine Konferenz des Siel te-
sten rat es vorangehen, der zu der geschäftlichen
Behandlung der vorliegenden Gesetzentwürfe Stel-
lung nehmen wird.
Berlin, 23. Sept. Der Parteiausschuß vor
demokratischen Partei stellt sich in ein« Entschließung
hinter das Kabinett Stresemann und
brachte gleichzeitig seine Bedenken gegen den Vor-
schlag einer -Bodenmark zum Ausdruck.
Vom besetzten Gebiet.
Die Besetzung in Mannheim.
Mannhei m, 22. Sept. Die Franzosen haben
das Schloß als besetztes Gebiet erklärt.
Am Schloß wurde folgender Anschlag angebracht: Die
besetzte Zone ist wie folgt crweitet: Rheinbrttcke-
LndwigSHaseir-Mannheim, die Straße, welche zum
rechten Flügel des Schlosses führt, Bi-sMarckstraße
östlich des Friedrichs-Parkes, Ludwigstraße (die Straße
entlang des Friedrichsparks), dem Lui-senring,
Straße und Brttckensteig mit inbegriffen. Die
Räume im Innern des' Schlosses werden sobald als
möglich ihrer normalen Bestimmung wieder zurück-
gegeben.
Ein neuer Sabotageakt.
Essen, 22. Sept. Mit allen Mitteln suche»» die
Nationalisten die beginnende Verständigung zu
stören. Donnerstag abend gegen 7 Uhr hörte man
in dem westlichen Stadtteil eine heftige Deto-
nation. Es wurde eine Sprengung der Eisen-
bahnunterfiihrung bei den Kruppvnlagcn an der
Margarctenhöhe verübt, wo ein kleiner Nebenstrang d.
Eisenbahnlinie Müllheiin-Heißen nach Essen-Rütten-
schvid führt. Die Sprengung hat eine Schielte aus-
gerissen, mehrere Schwellen aus dem Erdreich geho-
ben und Las Geländer verbogen. Die Telephon-
drähte wurdsn zerstört und zahlreiche Fensterscheiben
tn der Umgegend zertrümmert. Der Verkehr erleidet
kainm -Verzögerungen, da der Betrieb eingl-cistg auf-
recht erhalten werden kann. Der Bevölkerung hat
sich in Anbetvacht der wohl kaum- ausblsibenideu
scharfen BedrückungsmatzMhmen der Franzosen ein«
große Erregung bemächtigt.
Sofortige Sanktionen.
Essen, 22. Sept. Ms Sanktion für die -am
Donnerstag abend erfolgte Sprengung der Eisen-
bahnlinie in der Nähe der Kruppanlagen hat der
Kommandeur der 67. französischen Jnfanterie-Divi-
ston die teilweise Sti -llegun -g der Straßen-
bohn von Essen nach Mülheim oder Oberhausen
angeordnet. Der Straßenbahnverkehr zwischen Mül-
heim und Essen ist vollkommen unterbunden. Durch
die Explosion sind verschiedene Häuser in der Um-
gegend «beschädigt worden.
Der Schwerpunkt der
neuen Währungsbank'
oBerlin, 22. September.
Der Entwurf zur Schaffung einer neuen Wäh-
rnngsbaur trägt alle Zeichen des Kompromiß
und kann seine Taufpaten nicht verleugnen. Die
neue Bank soll durch Landwirtschaft, Industrie und
Handel errichte! werden und autonom sein. Das
Reich hat gewisse Sicherungen vorgesehen, von denen
die wichtigste wohl der Vorbehalt ist, das Recht der
Notenausgabe, das sie auf die wirtschaftlichen Be-
rufsstände überträgt, jederzeit nach eigenem Ermes-
sen zu widerrufen.
Durch die vorgesehene Regelung erfährt die ka-
pitalistische Wirtschaft zweifellos cine wesentliche
Stärkung, die ihr im übrigen noch nicht einmal
viel rostet, denn die Belastung der Landwirtschaft
ustv. stellt eine bloße G ar a ntt e l e istu ng dar
und -die tatsächliche Leistung von 6,5 Prozent kann
aus den Mittest» des 'bilanzmäßigen Reingewinnes,
wenn die Anteileigner es wollen, biS unter 3 Prozent
herabgedrückt werden. Dieter offenbare Mißstand
kam» nur aus -dem Bestreben erklärt werden, jede nur
mögliche Inflation der Bodenmark zu verhindern.
Das ist von größter Wichtigkeit, weil die währungs-
politischen Maßnahmen der Regierung sozusagen den
letzten Versuch darstellen, der überhaupt ge-
macht werden kann, um zu einer festen Währung zu
kommen. Schlägt dieser Versuch fehl, dann wird es
sehr schwer sein, das Vertrauen den Bevölkerung für
ein weiteres Experiment zu gewinnen.
Die Währungsreform steht und fällt mit d«
Möglichkeit, vaS Budget auszugreichen. Deshalb
stell« die nsl« Bank der Regierung ein Darlehen von
tz40v Millionen Bodemnattk zur Verfügung, womit
di« schwebend« Schuld fundiert werden soll. Mit
dieser Summe m u ß d i e R e gi e ru n g a u s k o m-
men, wenn sie das neue gesetzliche Zahlungsmittel
wicht vettvässern will. Jede UeberzeichnunS der
Währungsbantkredite durch die Regierung wird in-
flatorisch wirken müssen. Die Goldnote der
Reichsbank wird nämlich als Auslandszah-
l-u ng sm titel fungieren, während die Boden-
mark das Jnlandszahlungsmtftel dar-
stellt. Die neue Reichsbanknote ist das bessere Geld
und wird ohne Zweifel gegenüber der Bodenmark
ein Agio, eine Mehrbewertung haben. Damit ist der
Kurs für die Bodenmark gegeben, der sich nach der
Goldnote richtet.
Die Regierung kann aber den Kursunterschied
nur vor Schwankungen bewahren und damit die
Wertbeständigkeit ihres gesetzlichen Zahlungsmittels
erzwingen, wenn sie ihren Kredit bei der Wäh-
rungSbank nicht mißbraucht. Das heißt mit
anderen Worten, die Regierung muß Ausgabe» und
Einnahmen auszugleichen versuchen, nachdem
sie durch das Darlehen von 2400 Millionen Bodrn-
mark die schw e b en d e S ch u l d fundiert hat.
Hier liegt der Schwerpunkt für das Gelingen der
ganzen Reform.
Die Ueberwindung der budgetären Schwierigkei-
ten hängt u. E. nicht nur von außenpoliti-
schen, sondern auch sehr stark von innenpoli-
tischen Momenten ab. Es kommt darauf an, ob
die Regierung, wenn sie das R u h r g e b i c t w i e «
der produktiv gestaltet, die nötige Kraft besitzt,
die Verhältnisse im Innernzu meistern.
Das Kabinett wird die Aufgabe nur lösen, und
stark sein können, wenn die Massen, Las ganze Volk,
hinter ihr sicht. Es ist an der Zeit, mit brutaler
Offenheit zu sagen, daß die Regierung ihre Aufgabe
nicht nur mit währungspolitischen Maßnahmen lösen
kann. Die Währungspolitik mutz durch eine bru-
tale Finanzpolitik ergänzt werden. Einen
Weg zur Gesundung gibt es ohnedem n'cht.
»
Berlin, 22. Sept. Dem Gesetzentwurf
über die neu zu schaffende Währungsbank entnehmen
wir folgende bemerkenswerte Stellen. Nach 8 1 -es
Entwurfs hat die Währungsbank den Zweck Lei
Herausgabe einer Bodenmark. Nach § 2 be-
trägt das Kapital -er Währungsbank 2 4 00 Mil-
lionen Bodenmark, von dem die Hälfte vom
landwirtschaftlichen Grundbesitz, die andere Hälft«
von Industrie, Gewerbe und Handel aufgebracht
werden soll. Der städtische Grundbesitz soll ev. spä-
ter rach Maßgabe -des Abbaus der Wohnungs-
zwangswirtschaft ebenfalls herangczogen werden.
Die Satzungen der Währungsbank werden nach
8 3 von den S p t tz en v erb Snd e n der Wirt-
schaftsstände aufgestellt und unterliegen der
Genehmigung der Neichsregierung. §4 ge-
währleistet die selbständige Geschäftsführung del
Bank, während 8 5 die Befreiung von Steuern und
sonstigen staatlichen Lasten ausspricht. Für die He-
ranziehung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes
werden nach 8 6 die unter- das landwirtschaftliche
Betriebssteuergesetz vom 11. August 1923 fallenden
landwirtschaftlichen Betriebe ycrangezogen. In
Höhe von 3 Prozent Les Wehrbeitragswertes wer-
den auf diese Grundstücke Gr und schulden in
Goldmark eingetragen und zwar bevorrech-
tigt vor allen Anforderungen. Bei ev. späterer Re-
gelung einer allgemeinen hypothekarischen Belastung
der betreffenden Grundstücke zugunsten von Verpflich-
tungen des Reichs aus bereits bestehenden oder noch
abzuschlietzenden Verträgen mit andern Staaten,
d. h. -also in erster Linie etwaige Revarations-Grund-
schulden, sollen die erststelligen Grundschulden der
Währungsbank hinter diesen Grundichulden zurück-
stehen, jedoch nicht über höchstens 12,5 Prozent des
WchrbeitMgswertes hinaus. Die Goldmark
wird hierbei mit 0,385 Gramm Feingold gerechnet.
Die Grundschulden sind mit 6,5 Prozent zu verzin-
sen. Die Zinsen sind fällig jeweils am 1. April und
1. Oktober, erstmals am 1. April 1924. Falls sie nicht
innerhalb drei Tagen nach dem Fälligkeitstermin
freiwillig bezahlt werden, ist Pfändung vorgesehen.
Die Grundschulden sind vonseiten der Schuldner un-
kündbar. Die Bank kani» mit Genehmigung der
Reichsregierung Kündigungen vornehmen, jedoch
frühestens nach fünf Jahren. DieZinsen erfolgen
in Bodenmark. 89 regelt in ähnlicher Weise
die Sicherstellung des Kapitals aus den andern
Wirtschafts beständen. Bei Veräußerung
des belasteten Unternehmens haftet außer dem bis-
herigen Eigentümer auch der neue Eigentümer
für die Schuld; die Bank hat jedoch die Wahl, einen
der beiden Schuldner aus dem Schuldverhältnis zu
entlassen. Bei Erlegung der auf den betreffenden
Betrieb entfallenden Kapitalschuld in Gold oder aus-
ländischen Zahlungsmitteln findet Befreiung
van den sonst vorgesehenen Bestimmungen statt, 8 12
regelt die Stückelung der Rewmbriefe, die aus 5 0 0
GoldMark und auf Beträge gestellt werden, die
durch 500 teilbar sind. Die Nentenbriefe sind mit
5 Prozent verzinslich. Die Bank hat vor alle,» an-
dern Forderungen den Zinsen dienst sicherzu-
stellen. Nach Z 13 wird die Bodenmark tn 100
Bodenpfennige eingeteilt. Die übrigen Pa-
ragraphen entsprechen im allgemeinen HMertschchen
Vorschlägen. Von entscheidender Bedeutung ist 8 17.
Danach darf die Währungsbank bankmäßige
Geschäfte M«r mit dem Reich treiben. Innerhalb
von zwei Jahren kann sie dem Reich Darlehen
in Gokldmark verzinslich bis zu 2000 Millionen Bo-
denmark zur Verfügung stellen. 8 17 sieht eine
dretprozentige Tilgung vor. Nack 8 20