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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 281 - Nr. 290 (3. Dezember - 13. Dezember)
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Heidelberg, Montag, den 3. Dezember 1923

Z. Jahrgang

Nr. 281

Bczuqsvreik einschließlich Träger- ^WWZ ^WWßU »esch»ft«M»d«» »—S U hr. sprech»
lohn miichenttlch 7o Goldpscnnige. WN-E^UM MM ksi ,^U. stunden der Redaktion: U—I2UH»
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^igen u.Familiennachnchten IäPf. M-WkW^ MM MM Derlagsanltalt E. m.b.H., Heidel.
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MM«»hnrMKlMM
MWW.
In der „V o s s. Z t g." macht Georg
Bernhard folgende beachtliche Anse-
führungen:
Die größte SchtvierigkeA der deutschen außen-
Potitischekr Situation stellt augenblicklich die Gefühls-
einstellung desgesamt en Auslandes dar, die
leider allen deutschen Borstellungen gegenüber sich
immer wieder an gewisse Erscheinungen derinner-
de u t s ch e n Politik festfangt. Daß die lange
Jivflationsperiode seit der Revolution einzelne, für
frühere Zeiten ganz ungewöhnliche Reichtums-
komplexe hat entstehen lassen, ist schon für die
Lösung der Reparattonssras» recht schädlich.
Denn wenn das Ausland Zeuge davon ist, wie
seinen eigenen Bürgern an allen Orten und Enden
durch deutsches Kapital Konkurrent; bereitet wird,
so darf man sich nicht wundern, daß Menschen, die
mit den deutschen Verhältnissen nicht vertraut sind,
aus den an einzelnen Stellen ausgehänften Reich-
tümern Schlüffe auf die Zahlungsfähigkeit des ge-
samten Volkes ziehen. Es wird eher schwer
sein, unter solchen Umständen den beamteten Ver-
tretern der Alliierten, die dein nächst als finanzielle
Smhverstämdige i-n Berlin eintreffen werden, die
wirkliche Lage des deutschen Volkes klar zu-
mache«.
Man hat in den letzten Wochen sehr merkwürdige
Proben der ausländischen Mentalität empfangen.
Name Mich viel« Amerikaner sind hier gewesen
und haben sich durch Augenschein von der Situation
in Deutschland überzeugen können. Sie sind teil-
weise erschüttert abgereist. Sie haben einen
rtch.jge.tt Begriff von der unendlichen Not empfan-
gen, die in weiten Kreisen der Arbeitslosen und be-
sonders im deutschen Mittelstand besteht. Sie haben
ungesehen, daß hier Hilfe not tut. Aber sie
haben anderseits doch auch keinen Hehl daraus ge-
wacht, wie unverständlich es ihnen ist, daß ein
Laich, das an fremde HAfe appelliert, wenn es schon
nicht die Macht hat, seine reichen. Leute zu Minsen,
Stemm zu zahlen, nicht einmal ans die großzügige
MMtätigkeit dieser besonders -reichen Kreise zur
Eindämmung der Not zu rechnen vermag.
Gin Amerikaner sag!« mir in den letzten Lagen:

tkiebsräte zusammouge treten. Es wurde in einer
sehr zahlreich besuchten Versammlung der Beschluß
gefaßt, die Arbeiterschaft zur Wiederaufnahme
derArSettfür Samstag morgen durch die freien
Gewerkschaften auszurusen. Dem Aufruf ist im Laufe
des Freitag durch Verbreitung entsprechender Flug-
blätter Nachdruck verlieben worden. Dis Arbeit soll
unter Berufung auf die alten tariflichen Bestimmun-
gen ausgenommen werden, die ja die beste rechtliche
Unterlage dazu bieten. Es ist im Laufe des Freitag
versucht worden, auch mit den Nachbarstädten Füh-
lung zu bekommen, um dort die freien Gewerkschaften
zu gleichem Vorgehen zu veranlassen.
Ueberschichtenabkomnren an der Ruhr
Bochum, 36. Nov. Dem U eberschtchtenabkom-
isten Mischen Bergbaulicher Verein und
Gewerkschaften zufolge verpflichten sich die
beiden Parteien, Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
alles, was in ihrer Kraft steht, zu tun, um di« Frte -
densletstung sobald wie möglich zu erreichen.
Die Arbeitgeber werden alle wirtschaftlich möglichen
techntschen und organisatorischen Mittel zu diesem
Zweck ergreifen, insbesondere die Hauerzahl nach
Möglichkeit Vermehren. Die Arbeitnehmer 'unter
Dage werden im Anschluß an die regelmäßige Schicht
Ueb erarbeit derart leisten-, daß die Gesamtschicht-
dauer vom Beginn der Seilfahrt bis zu ihrem Wie-
derbeginn 8 Stunden beträgt. Dementsprechend lei-
sten die Arbeiter über Tage, soweit sie unmittelbar
mit der Förderung zu tun hüben, eine Stunde
Ueberarbeit. Die Uebevarbeitszett der übrigen
Belegschaft Wer Tage ist baldigst gemeinsam mit
der Großeifstündustrie im Nuhrbezirk zu regeln.
Die im Mantsltarif vorgesehenen Zuschläge für
USSerstundsn gelten für die hier vorgesehene Mehr-
arbeit nicht. In der Annahme, daß sich aus der
Schichtverlänger-ung eine entsprechende Leistungs-
erhöhung ergibt, wird vom Inkrafttreten dieses Mb-
kommKus ab der Schichtlohn für die an der Mehr-
aMöit beteiligten Schichtlöhner unter und über Tage
mit ein Siebentel erhöht.
Paris, 1. Dez. Die Rheinlandkommis-
stou bat einstimmig beschlossen, den kommuni-
stischer» Abgeordneten Dahlem aus dem besetz-
ten Gebiete auszuwets -e n, weil er Flugschriften
mit beleidigendem Inhalt für die alliierten Regie-
rungen verbreitet habe.

ntschen Separatisten durch die französischen Okkupa-
tionsbehörden.
Ein Kontribution für Mainz.
Paris, 2. Dez. Ein Beschluß der Rheintaud-
kommisswn verurteilt die Stadt Mainz zur Zah-
lung einer Entschädigung in Höhe von 106 666
Gold mark an die Witwe des Professors Con-
stant, der gelegentkich der separatistischen Unruhen
am 2S. Oktober beim Verbinden durch einen Schuß
gelötet würde. Im Falle der Zahlungsverweiae-
rung soll ein entsprechender Betrag in den Kassen
der Stadt gewaltsam beschlagnahmt werden.

Die Lage im Reich.
Vor der Reichstagsfitzrrng.
Ein SteuerermiichtigungSgesetz?
Berlin, 2. Dez. In Ueberc-iNstimiuuu« mit
dem Reichskanzler h at der Ael teste «rat des
Reichstags beschlossen, die nächste Plenarsitzung
für kommenden DienStag nachmittag Z Uhr an-
rubaraumen, Reichskanzler Marx wird in dieser
Sitzung mit einer ErklärungderneuenRe-
gierung vor den Reichstag treten.
Die Reichsregiemng beabsichtigt, «in Ermäch-
tigungsgesetz einznbkinge», das sie für di«
Erlassung der bereits bekannten Steuernotver-
ordnungenfür nötig hält.
Ein besonderes Vertrauensvotum scheint die Re-
gierung nicht für sich zu verlangen, sie scheint sich
damit begnügen zu wollen, wenn sie ein« Mehrheit
für ihr Ermääni»ungS«efetz erhält.
Berlin, s. Dez. Di« SoztaLbeiuokr-a tisch«
R-eich S agsfrE io« Sc faßte sich in einer Sitzung mit
ihrer Stellung zu de« vom Neuen Kabinett aüfgM
rollten Fragen.
Bert i u, 2. Dez. Der Wechsel auf dem Posten
des Reichskanzlers wird auch in der Leitung der
P r ess eab t eilu »g der Noichsregierung eine
Aonderung nach sich ziehen. An die Stelle des von
Herrn Dr. Stvesemanw berufenen Ministerialdiaek-
tors Kalle Wied der bisherige Vevlagsdirektor der

daß die Deutschnationalen in den letzten Tagen ihrs
bisherige Verlogenheit selbst gestanden und zugego»
ben haben, daß die in den letzten Jahren von ihueff
betriebene Politik nur auf Stimmenfang und Volks.
Verhetzung hinunslief.
Herr Stegerrvald.
Berlin, 1. Dez. Aus Veröffentlichungen Sie»
gerwalds über die Kabinettsbildung ist interessant,
daß Heb» Stegerwald der deutschnativnalen Fords-
rung, dl« auf die Bildung eines Bürgerblocks auch
in Preußen zielte, „an sich" sachliche Gründe zu-
spricht. Einzuweuden hat er dagegen nur, daß für
den Augenblick das Verlangen de« Deutsch-
national en nicht durchführbar gewesen fei;
aber im Prinzip war offenbar auch er dafür. Dieses
Geständnis wird freilich niemand überraschen, der
die Entwicklung dieses ZentrumLpolittkers in den
letzten Jahren verfolgt bat
Die Politik der „vaterländische«
Vereine",
Berlin, 1. Dez. Bei eine« Tagung de» „Vater-
ländischen Verbände" erklärte deren Vorsitzender
GeiSser: Ebert hat sich MS Hindernis für die
Lösung der brennendsten deutschen Frage« erwiesen.
Er gehöre nicht mehr aus seinen Platz und deShaitb
müsse sein Rücktritt gefordert werden. Bemer-
kenNvert an der anmaßenden Redeiibun« der Vater-
ländischen Verbände ist nur das eine, daß die Vater-
ländischen Verbände, die das Unternehmen Hitler»
aus allen möglichen Gründen verurteilt hatten, fetzt
auf» neue mit der Separation Bayern»
«ich einen» Kriegszustand zwischen Mün-
chen und Berlin woben zu dürfen glauben.
Die bayerische Krise.
München, 1. Dez. In der „Bayerischen «olkS-
Partei-Korrefpondentz" wird bewirt, daß im gegen-
wärtigen Augenblick an sine Aufhebungdes Ge-
ueralstaatsromnriffar-iats nicht zu denken sei,
denn die Vorgänge an» 8. und 9. November, die sich
für Sins lange Zeit hinaus geltend machen wavdsn^
und die Konsequenzen, die für eine ausschließlich die
Staats autorttät im Auge habende Siche rheiispolitik
im Innern gezogen werden müssen, machen heute
das Generalstaatskommissarlat zu einer notwen-

wtr werden Euch natürlich Helsen, weil wir Eure
Not ein sehen. Wir haben ja schließlich sogar dem
bokschÄvistischen Rußland geholfen, obwohl bei uns
zu Lande der Bolschewismus als -leibhaftiger Gott-
seibeiuns gilt. M-er wenn der „Mann aus der
Straße" bei uns zu Sammlungen ft'r Deutschland
etwas geben soll, so wird er immer fragen, wo
denn Deutschl an ds „ne u e R e i ch e" b lei -
b e-i», -deren egoistische Wirtschaft doch Ur erster Linie
das deutsche Elend verschuldet hat. Kann man
denen-, die so sprechen, etwas Wirksames erwidern?

Wiederaufnahme des
TisenbahnVerZehrS an der
Ruhr.

Eine Note wegen des Leipziger
ZWiichsnfaKs.
Berlin, 1. Dez. Die Botschafterkonferenz der
Alliierten hat Wege» der Vorgänge in Leipzig sine
Note überreicht. In der Note wird das den be-
teM-gieu Rogierungen ausgesprochene Bedauern als
ungenügend erklärt und eine sormelle Ent-
schuldigung bei der Interalliierten Kontrvll-
kontimisswn, diekfür alle Angelegenheiten militärischer
Natur zuständig sei, verlangt. Die Form dieser
Entschuldigung werde- von der M-ilitärkom-
m i s s i o >, festgesetzt werden. Darüber hinaus gibt
die Note der Erwartung Ausdruck, daß die deutsche
RegieriMg die für den Zwischenfall verantwortlichen
Mellen gemäß den Weisungen der Kontrollkommis-
j on disziplinarisch zur VeranMortung ziehen
werde.

Paris, 2. Dez. Nach Mitteiungen vou offi-.
ziöser Seite sollen die gestern in Mainz Mischest der
ReichseiseMah »Verwaltung und der velgifch-fvanzö-'
tischsu Eisend ah nreg i e avgeschloffmen und
unterzeichneten Abmachungen au» 10. D ezc-mber in
Kraft treten und die Wiederaufnahme des
seit dem 11. Januar unterbrochenen direkten Ver-
kehrs Mischen dem besetzter» und dem unbesetzten
Gebiet ermöglichen.
Die Abmachungen regelten die Personenfrage,
öie UabsÄgangsbestimmungen zwischen beiden Mäch-
ten, di« Fahrpläne, die Verteilung der Einnahmen,
die an die Regie zu machenden Lieferungen in
Waggons, Lokomotiven und sonstigen Materialien.
'Tie beseitigten jedoch noch keineswegs alle Schwie-
rigkeiten. Die deutsche Eisenbahnverwaltung habe
Nachdrücklichst die Ueberleitung von Psrsouenzügcu
bou einem Netz zum anderen mit Ausnahme, der
wtsMationalm Durchgangs-Züge abgelchnt. Der
^eborgangsverkehr rnttsse infolgedessen au den
Grenzstationen Leider Netze durch Umsteiger» be-
werkstelligt werden.

Die ArbeitZKufnshme.
Bochum, 1. Dez. (Eig. Bericht.) Am Dowwers-
haben im Wirtschstsaausschuß in Gelsenkirchen
^evhMMingsn wegen der Wiederaufnahme
dcrArüeit stattgesuu-deu, Dabei sind den fran-
zösischen Vertreter^ durch die freien Gewe-rlschaf-
folgende Fragen vorgelegt worden: 1. Ist die
f^rrordtrung 83 des Generals Degoutte, die Kün-
öchungen und Entlassungen unter Androhung von
^tsld- und Gefängnisstrafen verhütet, noch in Kraft?
- Sind die Kündigungen, die vor und nach dem
fw November erfolgten und die der Verordnung
' versprachen, demnach gültig? 3. General Degoutte
lll ass,) urit dieser Verordnung erreichen, daß keine
wimubstosen mehr vorhanden sein sollen?
sG ""ie Fragen wurden sämtlich von den frauzöst-
-wm Vertretern mit I a beantwortet.
noch am Donnerstag abend die
rreter der freies Gewerkschaften Md die Bee

Reparationskommifsiorr und Sach-
ILsfevungeu.
Paris, 1. Dez. Wie aus Kreisen der Me-
tz arat i o u s k omnrt s s s i on vsrilautet, wird dem
tu der gestern übergebenen deutsche»» Note äns-ge-
sprochsneu Ersuchen nach -einer baldigen Entschei-
dung in- der Frage der Gutschrift der der deut-
schen Industrie auferlegten Leistungen zu-
nächst «licht Folge gegeben. Die Komimifsion werde
sich daraus vefchränkeu, die deutsche Note zur Kennt-
nis zu nehmen, jedoch in kein-e Debatte darM-sv ein-
treten, da -die angeschnittene Frage nicht akut sei,
solange Zahlungen aus dem Abkommen vom 23.
November noch nicht eingogangen sei-en.
Paris, 2. Dez. Die amerikanische Re-
giemng soll ihren Vertreter in der Re para-
t i o n s k o mmis s i on um einen ausführlichen
Berich» über -die Ernennung Meier S-achv er-
st ändig -enk nmttees ersucht haben.
Dis Separatisterraktron.
Aus der Pfalz wird der „Frkf. Zig." geschrieben:
M-e Separatisten der Pfalz wollten -heut« vor-
mittag Zweibrücken besetzen, mußten jedoch in-
folge Eingreifens der französischen B-esatzungsbehör-
den unverrichteter Dinge wieder ab z i e h en. In
Pir -mas -ens mutzten die beiden verhafteten deut-
schen Beamten Bezirlsamtmamn Gölte! und Bür-
germeister. Ludwig auf Anordnung des französischen
BezMsdelegierten wieder aus der Haft ent-
lassen werden. Sie wurden wieder in ihr Amt
eingesetzt. Dies erfreulichen Anzeichen bekun-
den wohl, daß die Vernunft endlich auch bei den
französischen Besatznngsbehörden der Pfalz langsam
air Boden gewinnen. Die Franzosm werden mm ein-
sehen, daß der Zusammenbruch der Bewegung der
Rheinischen Republik in Koblenz auch feine Kreis«
nach der Pfalz zieht und dort der Bankerott der
autonomen Pfalzregierung bevorstsht. Damit dürfte
die Hauptgsfcchr der sepamtitischen Bewegung be-
seitigt sein.
Paris, 2. Ddz. Die „Humamte veröffentlicht
Enthüllungen über die aktive Unterstützung der Oet-

„Germmüa", Dr. SPi eck er, ein Angehörig« der
Zontrumsp artet trete«.
Helfferich — Reichsbankpräsident?
Berlin, 1. Dez. Nach dem Tode Haven-
st eins wurde angenommen, daß äks dessen Nach-
folger der vor einigen Wochen zum Währungsikom-
mlffar besteMe Bnnkdirektor Dr. Schacht in Be-
tracht komm-. Ein Abendblatt teilt mm urit, daß,
das Retchsva»»Idt-rek'orium an-gsbtlich unter Bewilli-
gung des Zentral-ausschusses der Neichsbank ein-
mütig de», derttschrmtianakeu Abgeordnetem Dr.
Helfferich als NeichSvamkpräfiderrien vorgeschla-
gen bab-e. In hiesi-ze» Finanz kreisen -ist in der
Tat in den letzten Tagen die Version verbreitet
worden, daß Dr. Helfferich vom Reichsbaukdirekto-
r-uin als künftig« ReichSbankdireltor borge schlag en
werde.
Die „Franks. Zig." hält die Meldimg für falsch.
Aber auch wenn sie fälsch ist, zeigt sie doch, was
n»an in Deutschland glaubt den» VE zu-umten zu
dürfen.
Berlin, 1. Dez. Gegenräber anderwsittgeu
Meldungen teilt der Reichswäihruugskommiss-ar Dr.
Schacht mit, daß ihnl von keiner Sette j-e-ma-lS
das Antt des Reich Sb ankpräsid enten zuge-
sichert oder in Aussicht gestellt worden fei, daß er
vielmehr das Amt der R eich s w ährungskom -
missarS vorPchattloS angenourmen habe.
Die Dem4rskier*mg der Deutsch-
n«rti»«alen.
DL» deutschnatiomale Drang nach der „Futter-
krippe" erfährt nachträglich noch eine besondere Be-
leuchtung durch den „Parlarmntarischen Dienst der
Aentvltnrsptart'ei". Auch er bestätigt, daß die De-
mentis der Deutschimsisualen erlogsn sind und sie
bereit wären», alle ihre seit Jähren vertretenen sog.
prinzipiellen Fordermrgen über Bord zu werfen, ja
förrullich direkt zu verleugnen nm den einen Preis,
die MachtinPreutze n." Im einzelnen schreibt
der „Parlamentarische Dienst des Zenitrums".
Die deutschnmtionalsn Erklärungen gingen be-
züglich der. Verfassung dahin, "daß „selbstver-
ständlich" keine Rede davon sein könnte, daß
die Deirtschnaitionalsn diese Verfassung anders
äls mit versassungsmäßigen Mitteln ändern woll-
ten. Auch bezüglich des Frisdeusverträges er-
klärten sie, daß „selbstverständlich" gar
keine Rede davon sein könnte, daß er zerrissen
werden sollte. Bezüglich der illegalen Verbände
»srjkMrtatt sie ebenso als „selbstverständ-
lich", daß solche Verbände, ob sie rechts oder
links ständen, mit den Mitteln des Staates be-
kämpft werden müßten. Und schließlich erklärten
st« hinsichtlich -der allgemeinen Außenpolitik, daß
auch da kei-ne Aenderung eimtrteten, sondern die
Linie der Stresemännregierung fortgesetzt -werden
solle. Und sie stellten sich damit ganz auf den Bo-
den der Er füllungs Politik."
Die Schlußfolgerungen über die authentischen.
Feststellungen de» Zsntr ums-Korrespondenz sind,

digen Einrichtung, die erst am Anfang, aber
noch lange nicht am Ende steht. Staatsregi-erung
und Gonerälftaatskonrinissariat könnte!» sehr wohh
nebeneinander bestehen.
Danach ist also noch recht lange mit einer Auf-
rcchterhaltumg des bayerischen Ausnahinezustandes
zu rechnen. Die Regierungskrise selbst bleibt jedoch
ungeklärt.
München, 1. Dez. Der Hochverratsprozeß
gegen Hitler und Genossen soll Anfangs Jaiumr
vor dem Münchener Volksgericht 1 stattfinden.
Mttnchen, 2. De-z. Daß die Ruhe in München
nur scheinbar ist und die Erbitterung unter den
Nationalsozialisten weiterfritzt, beweist eine
Demonstration, die heute mittag vor sich ging. Ein
grotzer Zug von Nätionalsozialisten, mit i-hwen Par-
teiabzeichen geschmückt, unter ihnen viele Studenten,
marschierte trotz des Verbotes durch die Ludwig-
straß-e an den Odeonplatz, wo Ansprachen an dis
Menge gehalten wurden. Die Landes Polizei
wurde alarmiert nnd trieb dte Ansammlungen aus-
einander. Etwa 20 Personen wurde»» ve >rhaftet,
aber gegen Abend wieder freigelassen.
Berlin, 2. Dez. Münchener Meldungen rechts-
stehender Berliner Blätter sprechen von einer be-
vorstshMden neuen Verhaftung Luden-
dorffs, der seinerzeit «egen Ehrenwort freige-
lassen worden ist. — Nach der bisherigen Entwick-
lung ist die Nachricht zu bezweifeln.
Die Reichswehr in Sachten.
Dresden, 1. Dez. (Eig. Bericht.) W.T.B. d e -
mentiert die von uns verbreitete Meldung, der--
zufolge das Wehrkreiskommando 4 mehrere ältere
Unteroffiziere und Offiziere, die sich schwere Augrisse
gegen die sächsische Bevölkerung zuschulden kommen
ließen, aus d eM Heere entfern« hat. Dieses
Dementi wird heute wachmittag in einer Pressenotiz
des Wehrkreiskommando s noch unterstrichen,»
General v. Sc eckt hat dem „Vorwärts" erklärt,
daß bei Aufrechterhaltung dieser Meldung über
Sachsen er ihm gegenüber die Mittet des Ausnahme-
zustandes anwenden Werde, indem er ihn ersuchte,
die Unterlagen dafür einzureichen. Der Chefredak-
teur des „Vorwärts" erklärt nun in feiner Antwort,
daß in einem Befehl des sächsische,» W-Hbkreiskom-
mandenrs Generäl Müller „häufige Mißgriffes
„Fälle ganz unwürdiger Behandlung und schwere
Mißhandlung von Festgenommenen" durch Ange-
hörige der Reichswehr festgestellt, strenge Unter-
suchung und Bestrafung der Schuldigen augeküudigt
worden feien. Die Nachricht, daß tatsächlich Verhaf-
tungen von Angehörigen der Reichswehr vorigeuvm-
men worden seien, habe demnach nichts Unwahr«,
schöinltches gehabt. Ihre Veröffentlichung sei geeig-
net gewesen, beruhigend zu wirken, da ans ihr zn
schließen gewesen sei, daß der Zivilbevölkerung -gegen
Ausschreitungen einzelner Angehöriger der bewaff-
neten Macht wirksamer Schutz zuteil werde. Aus.
diesen» Gesichtspunnkt fei die Veröffentlichung er-j
form. Die Forderung nach An gäbe der Gewährs«
 
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