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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 202 - Nr. 210 (1. September - 11. September)
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WH

5. Jahrgang

Heidelberg, Donnersiag, den 6. September 1923

UZ

«eschSftsstundenr—S UHr. Spreck
stunden der Redaktion: 11—lSNHj
WostschcckkontoKarlrruhe Nr.LLSTI
Lel.-Adr.: Volkszcitungtzeidcldcrj
Druck u. Werlau der Untcrdadtsqei
Verlagsanftalt G.m.d.H., Heid«
berg. iScschästLstelle:EchröSerstr.8I
Tel.: ErpedtttonSS73u.Rcdak.SS7I

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Holungen Nachlaß nach Tarif. I
M^es-ZektMg iLr dke VemStiaeBevöttenmg ver Amlsbezirke Sewelberg. Wiesloch. SivsheiA. kovloge». Kerboch. Mosvach. VrrSe«. MMek«. VMera. LaOerbWosrhelA u. WeMew

W«Z SkS« kill Rlkg?
* Heidelberg, 6. September.
Die völkischen Blätter lieben es, gestützt auf
ihre Geheimbünde, die wohl ein.' innere Gefahr
für Deutschland sind, aber keine außenpoli-
tische Bedrohung Frankreichs «düs sie nur als
Vorwand zu Repressalien gegen Deutschland be-
nutzt), dem Ausland' zu drohen und das deutsche
Volk aufzuhetzen. Aber auch die sog. „parteilosen"
Blätter hauen gern in die „nationale" Kerbe. So
s'nden wir im „Schwarzwälder Boten"
eine lange Auseinandersetzung des Generals der
Infanterie Dr. Phil. v. Kuhl mit einem „General-
babsoffizler der alten Armee", Wie Deutschland sich
-bei Ausbruch eines englisch-französischen Krieges
"^halten solle". Wir wollen auf die Frage selbst
beute weiter gar nicht eingehen, können uns jedoch
nicht versagen, aus die Sinnlosigkeit und
Schädlichkeit einer solchen Presseauseinander-
setzung hlnzuweisen. Genützt wird damit gar nichts.
Geschad^ wird uns aber damit außenpolitisch,
indem die Entente hieraus verborgens Wünsche
l.est und just deshalb gerade entgegengesetzt han-
elt, ebenso wie auch innenpolitisch, indem hierdurch
de Zielrichtung des deutschen Volkes statt
den Wiederaufbau aus neue Kriege — also auf
e Sinnlosigkeit einer geordneten Arbeit — gelenkt
Wird.
Wie sinnlos jeder Gedanke an kriegerische
"Heilwudersstzurrgere zwischen Deutschland und
'"anlkreich ist. setzt d» sächsische Polizeioverft Her-
!^n Schst -, t n ger auseinander, indem er di«
»rage, was geworden wäre, wenn Deutsch-
r>ud der. Wn.Z.-. de- Deutschnationalen
"nd Deutschvülkischen erfüllt und den Ruhr-
oni ikt tu ei>.c kriegerische Auseinandersetzung halte
"»raufen kessen. Zweifellos hätte ein überraschen«
>rr, geschsttt angelegte» Gegenstoß in die Flanken
°r cuva h r. t Divisionen starken französischen
' '^rarmee gewiss- „A n s« n g s e r s o l g e" zu ber-
echnen Schab,. Blu, wäre geflossen in Strömen.
"" eingekeilten und ab gequetschten französischen
^'bostenbataillone wären zweifellos von der auf-
Stt'eiMten Menge „ausgerieben" worden und
e »Freiwtlltgenregtmenter" Roßbachs hätten dort
achgehoifeu wo die Arbetterbevölkerung Erbarme«
Wi ^hEschnittenen Truppenteilen gehabt hätte.
. '" die Sache aber weiter gelaufen? Die
Abbröckeln befindliche Entente Frankreichs,
Italien«, Polens, der Lsche-
turd der Vereinigten Staaten wäre
T deutschen „Rechtsbruch' — denn kein«
ca t der Teir hätte dir Freiwilligenfovmationen
'vn abhalten können, im flüssigen Lauf der Ope-
losört^? altbosetzte Gebiet zu überschreiten —
, . »«; am men geschweißt worden
d b Million deutscher Sol-
organisiert, schlecht bewaffnet, ohne
ere Waffen, ohne Flieger, ohne Tanks, ohne
re Artillerie, wäre dem Gegenstoß der
inee-^*te" gesetzt worden, deren Ar»
folgend Kochschen Gegenoffensive 1918 etwa
Geschiu. ^Eärke hatte: 2 500 080 Soldaten, 200 000
ganze 0500 Flugzeuge! Dazu kommt noch das
«*l! ^ Weltkrieg erbeutete deutsche Kriegsmate-
wishc ^risgsfteber aber hätte uns alle
Brest " schüttelt! Die vom Generalftab geknebelte
lung/'""e «ns durch Lügen und Entstel-
der un" den Zustand hineinsuggeriert,
Wachl des „Krieges" zu Bestien ge-
bv-Mtr-r-^ instand" hätte sein Teil dazu
zu verwirren und
stein üu ' Weltkrieges wäre Wieder in schön-
G-anz emporgeflacke« - über deutschem
du'n H"" Zentrum der deutschen Pw-
l,.^ Ein Meer von Blut aus den Kör-
Freiwilliger, deutscher Arbeiter,
^onskribierter hätte die Halden und
bcrk..' aefärvt und der Funke des Bür-
isteur ""b dem zweiten großen Zusam-
sesprungen von Stadt zu Stadt,
Em« rauchende Brand-
wo sich Deutschlands Schicksal er-
Vertreter des alten mtkt-

«eiot kommenden Geschlechtern ange-
mc -en Ort, —' -- -
,^illt hat.
Solange die
Deutschlands die Hand
be- >>>/ ' rrtknauf des deutschen Slaales ha-
- olange ist Europa elektrisch qelgtze«

zum ziveite« und letzten Ausbruch einer gewaltigen
Explosion, die Deutschland vernichten Muß!
Wir wollen nicht ewig büßen für di« Kriegs-
schuld des alten Deutschland! Darum rufen wir:
Weg für immer mit dem militaristisch-chauvinisti-
schen Pfahl im Körper der deutschen Republik, der
Deutschlands Verhängnis war und ist und bleib««
wird fiir alle Zeilen! Das Zeitalter, in dem dl«
Völker büßten für die Sünden ihrer Beherrscher, ist
um. Pochen wir mit harter Faust an die Tor« des
deutschen Staates, wir, die junge Republik, so laut,
daß es di« gaiue Well hört — dann sühnen wir
des alten Deutschlands Sünden!

Internationale Lage.
Keine Zett mehr für Zweideutig-
keiten.
Am Schluß eines Artikels gegen die Zweideutig-
ketten in Stresemmms Red« zu Stuttgart schreibt
der „Hessische Volksfreund":
Die Zeit ist ernst. Näher und näher rückt Vie
Stunde, wo Hilfe zu spät kommt. Schon rufen
di« Mo skauer Kardinäle di« deutschen Kom-
munisten auf, sich zur Revolution bereit zu machen.
Ebenso warten die Rechtsradikalen mit der
Uhr in der Hand aus die Stunde, wo die große
Arbeitslosigkeit, die uns Stresemann am
Sonntag in Stuttgart an kündigte, di« Massen zur
Verzweiflung und in den Aufstand treiben
wird. Es geht jetzt um Sei»! oder Nichtsein.
Für Zweideutigkeiten ist keine Zeit
mehr vorhanden. Wir erwarten die Tat, die
allein Deutschland noch retten kann: schleunige
Außerkraftsetzung Mer Verordnungen und
Ordonnanzen der Cuno-Regierung über die Pas-
sive Resistenz.

Vom besetzten Gebiet.
Eine Falschmeldung.
Essen, 5. Sept. D>e Meldung, daß dl« Fran-
zosen über das gesamte besetzte Gebiet eine acht-
tägige Po st sperre verhängt Haven, bestä-
tigt sich nicht. Den Anlaß zu dieser Meldung
hat vermutlich die Sperre gegeben, di« bi« Drän'
zoser über einen einzelnen Orr cch' Sanktion ver-
hängte».

Berlin, 4, Sept. Die Reichsregierung wirb
einen Protest gegen die neueste Verordnung der
Rheinlandkommifsion herausgeben, weil
dies« sich das Recht anmaßt, di; frei geworden«»
od- v frei werdende," Beam 1«nstellen de> deut-
schen Verwaltung selber zu besetzen.
M ünster, 5. Sept. In BtchU «< nahmen dÄ
Franzosen am 4. September auf dem Wege zUM
Na Hause einem Kassenboien 1b Milliarden Ml. ab.
Ein Bote der Dortmunder Gewerbe-
bank, der mit einem Geldbetrag von 3S Milliarden
Mark zur städtischen Sparkasse unterwegs war,
Wunde von der französischen Geheimpolizei auf der
Swatze festgehalten. Das bet ihm vorgefundene
Geld wmde beschlagnahmt. Bet einer Revi-
sion der Reichsbankstelle in Neuß beschlagnahmten
die Belgier 80 Milliarden.

Dkl ItMW-MW MW.
Die Rolle des Völkerbundes.
Genf, 5. Sept. In der heutigen öffentlichen
Sitzung des Völkerbundsrates bestritt Sa-
landra im Namen der itMenischen Regierung
die Zuständigkeit des Völkerbundes
im griechisch-italienischen Konflikt, da nur die ita-
lienische Regierung und der Botfchafterrat zuständig

Genf, 5. Sept. Der Kampf um die Existenz
des Völkerbundes dauert fori. Die Krisis erreicht
heute ihren Höhepunkt, als sich herausftellt^
daß die italienische Haltung unverän-
dert und der gestrige Versuch der Griechen^ eine«
Vergleich zustandezubringen, vorerst gescheitert ist
Niemand Mutet Mussolini einen demütigenden
Rückzug zu und die englisch« Politik beson-
ders wird darauf bedacht sein, die erst kürzlich er-
reichte Verbesserung der italienisch-englischen Be«^

Ziehungen, welche auch für die Neparaiionspolitik
Englands so wichtig ist, nicht wieder völlig zu zer-
stören. Ebenso sind sich die Engländer klar dessen
bewußt, daß der Schlüssel zur diplomatischen Lage
nicht bei ihnen, sondern bei Frankreich liegt,
dessen Interesse am Fortbestand des Völkerbundes
im selben Maße abnahm, wie die Möglichkeit stär-
ker betont wurde, daß die Ruhrfrage den Völ-
kerbund angehe. In dieser schwierigen Lag« ope-
riert« Lord Robert Cecil sehr geschickt, indem er
beute die dringende Mahnung erhob, dieSatzun -
gen des Völkerbundes zu beachten.
Alle anderen Probleme treten in Genf völlig in
den Hintergrund, insbesondere die Frage nach einer
etwaigen Aufnahme Deutschlands in den Bund
Keine Einigung in der Botschafter
konferenz
Parts, S. Sept. Die Botschafterkonferen; hat
heute vormittag über die italtewtsch-griechifche An-
gelegenheit beratet, Uever dir GchEg wurde ein
längeres amtliches Kommunique ausgegeben, aus
dem hervorgeht, daß vis jetzt keine Ein'gnng
zwischen Frankreich, England und Italien zustande
gekommen ist. Fm übrigen hat die Botschafterkon-
ferenz beschlossen, sich zunächst einmal mit dem
Völkerbund ins Einvernehmen zu setzen.
Die Suche nach den Mördern.
Wien, 5. Sept. Nach einem an Vie griechische
Gesandtschaft gelangten Telegramm hat die grie-
chische Regierung vor einigen Tagen den
Chef der griechischen Gendarmerie zur Untersu-
chung des an der italienischen Kommission ver-
übten Mordes entsendet. Die Delegierten der grie-
chischen Regierung sollen festgestellt Haven, daß zwei
Tage vor dem Morde einige albanische Ban-
de n an der griechisch«» Grenz« ihr Unwesen trieben
und daß di« Möglichkeit vorliege, daß die Mörder
Mitglied«» dieser Banden waren. Die griechische
Regierung hat eine» Preis von einer Million
Drachmen auf die Entdeckung der Mörder aus-
gesetzt.

8 onvön, S. Sept. Lord Curzonhat gestern
abend tn einer neuen Unterredung erklärt, daß die
englische Regierung in vollem Einverständ-
nis Mit Frankreich entschlossen sei, die
Zuständigkeit und Autorität des Völker-
bundes in dem italienisch-griechischen Konflikt
nachdrücklich zu wahren.
L.«NV0N; S. Sept. Da der der Beschie-
ßung v»n Korfu unter den 2ü Toten sich Iß
SKÄ«* befanden, die i« einem amerikanischen
Flüchtlingslager untergebracht waren, hat
das amerikanische Kabinett seine Vertreter in Eu-
ropa damit beauftragt, Material darüber zu be-
schaffen.

Die Lage im Reich.
Das Problem der Währung.
Berlin, 5. Sept. Innerhalb der Regie-
rung und der maßgebenden Industrie- und
Bankkreise haben neue Besprechungen begonnen,
Vie sich Mit der Verschärfung der Devisenverord-
nttNg unv vor allem mit dem Problem einer
neuen Währung befaßten.
Ueber di« neuen Pläns Weitz die „Franks.
Z t g." folgendes zu berichten, indem sie gleichzeitig
e'ne Reche kritischer Erwägungen anstellt:
Soviel sich heute übersehen läßt, liegen den Er-
wägungen der Regierung Mehrere Projekte
zugrunde: zunächst ein vom Abgeordneten Heisse-
rich ausgearbeitetes Projekt, das auf die Schas-

, arguMent ist, daß man bei der rapid zunehmenden
» Verschlechterung des Markwertes namentlich in land-
d wirtschaftlichen Kreisen, unbedingt eines goldwerti-
; gen Zahlungsmittels bedürfe, um die Landwirt-
schaft zur Abgabe von Zahlungsmitteln zu ver-
anlassen und damit die Versorgung der Bevölkerung
zu ermöglichen. Noch nicht völlige Klarheit scheint
uns allerdings, so erklärt die „Frkf. Zig.", bet diesen
Ueverlegungen das Schicksal zu sein, das dem

Staate zugedacht ist, der doch gegenwärtig de.
größte Geldkonsument und zugleich Pro«
duzent ist. Die Einführung einer neuen Währung,
sei sie Ersatz für die Papierwährung oder Parallel-
währung neben ihr, ist in jedem Felle ein ge-
wagtes Experiment, wenn nicht ein trügen»
scher Irrweg, sofern man nicht von vornherein die
Deckung des finanziellen Bedarfs des Reichs und
aller seiner Anhängsel sicher stellt. Denn Laß das
Reich und seine Trabanten heute zu mehr als 9g
Prozent von der Papiermarkiwtenpwsse leben, weiß
jeder Mensch unv ebenso bekannt ist, daß dieses
' Mitzverhättnis zwischen den wirklichen und de»
fiktiven Einnahmen so lange nicht gebessert werde»
kann, als das ungeheuere immer nocf
wachsende Maß der Ausgaben nicht auf
einen normalen Umfang »HMefchränkt werden kann
Die SLeuersaboteure sn der Arörit
Berlin, 5. Sept. In einer Besprechung de»
Abordnung der Bayerischen Landesstcnerkamme»
beim Reichskanzler erklärten diese, die neuen Steu«
ern seien für die Landwirtschaft nicht tragbar.
Eine interessante FestsLettrmg.
Gegenüber deq dtt'^KM.iionale» Angriffen auf
die Steuerpoliti: le« Deiches ist eine Fest«
stellung interessant, die GemraveurHant Reuber»
Heidelberg in der deurichvdlü scheu „Deutsche»
Zukunft" macht. In einem „Rückblick" schreib»
nämlich Generalleutnant Nenver:
„Cunos verdienstvolle letzte Tat, ein Geb und
großzügiger Sten er- und Wäyrungsge-
s etze, sichert ihm D ank und Anerke n n u n g/
Wenn wir auch über die Verpflichtung des Dan-
kes an Herrn Cuno, der uns vollends zum Zusam-
menbruch führte, anders denken als Herr Genera-
lcutnant Neuber, so ist doch sehr interessant, daß hiet
?in Dcnflchvölkiicher Cuno Dank zu sagen weiß für
» i-ne Sreu«rgrs«tzr. die fettens der Dcntscbnationaleii
Yen:« Mit allen Mitteln der Demagogie bc»
kämpft werden, trotzdem sie — wie eben die Aus-
führungen Renverts beweisen — wissen, daß sie eine
unbedingt notwendige nationale Maß-
nahme waren, die auch von den DcutschnattoiMen
anerkannt wurde, so lange ihr Günstling Cun.
an Ruder war, danach jedoch in üblicher Weife de»
Stenersabotage wegen verleumdet wurde.
Em Verdmrkelungsv-krftrch.
Aus Königsberg wird uns geschrlchen:
An» vergangenen Mittwoch wurden, wce berich-
tet, sämtliche Mitglieder der GeheimorganisationeU
„Tatgemeinschaft" verhaftet und der Polizei
Wergeben. Bereits nach einer zweistündigen Ver-
nehmung sind die verhafteten Mitglieder Wiede»
auf freien Fuß gesetzt worden. Der Un'er-
fuchnngsrichter Hut sich die Untersuchung außer-
ordentlich leicht gemacht. Das eracht sich sHc-4
daraus, daß er im Verlauf von zwei Stunden nicht
nur die 53 verhafteten vrnahm, sondern gleichzeitig
auch die Vevnehmungsprotokolle, die weit über 100
Seiten umfassen, prüfte. Es ist ern Ding -er U n -
Möglichkeit, dkse Arbeit ordnungsgemäß in
zwei Stunden zu verrichten, so daß jeder Zweifel
an einer fachlichen Prüfung der polizeilichen An-
gaben Wer die Organisation „Tataemcurschaft"
und eine gewissenhafte Vernehmung der Inhaftier-
ten berechtigt ist. Die Untersuchung hat nicht zur
Klärung, sondern zur Verdunkelung des Tat-
bestandes geführt, umsomehr, als der cben-aNs auf
freien Fuß gesetzt« Hauptbeichuldigle Erdmaun
inzwischen Gelegenheit genommen hat, Königsberg
sirit unbekanntem Ziel fluchtartig zu verlassen.
Der Geheimbund läßt durch di« reaktionäre
Presse seine Beteiligung an der Gcveim-
organiisatton bestrei 1 en. Es stcht aber zwcifel-
los test, daß der Pressnhrs des HeimatbunLcs,
Mosberg, mehrfach Vonräge gehalten hat, daß
durch Vermittlung des Heimatbundes Uebungs-
gelände besorgt wordm ist, Uel-uugcn iM
Beisein Mosbergs stattfanden, die Waffen zur
Ausbildung der Mitglieder der Geveimorganiiaiiotk
von der MReichswehr durch Wermittlmig des Hei-
matbuudes besorgt wurden und daß der Heimat-
bund die ganze Organisation sinanzierte.
WO M MWMW
SIS WO KS KMMMiS».
Von orientierter Seite wird uns geschrieben:
Das Exekutivkommttee der kommunistischen In-
ternationale und das Vollzngsbureau der Roten Ge-
werkschaftsinternationale erlassen zur Unterstützung
des deutschen Proletariats in der Sonntagsausgabe
der „Roten Fahne" einen Ausruf an die Arbeiter
und Arbeiterinnen aller Länder, in dem die Forde-
rung „Fortt mit den Lkkupatiousheeren aus dem
Rheinland, Ms dem Saar- und Ruhrgebiet" auf-
gestellt wird. Wahrscheinlich soll durch diesen Auf-
ruf aus Moskau jene Aktion eiugeleitet wer-
den, von der in kommunistischen Kreisen seit langem
orakelt wird. Vorausgesetzt, daß sich die Verfasser
des Aufrufes von keinen anderen Absichten letten
lassen als von denen, dem deutschen Proletariat in
seinem Kampf um deutsches Land und die Freiheit
seiner Arbeiter zu helfen, so ist Loch zu bemerken,
daß Himer dein Ausruf nichts an materiellen Macht-
mitteln steht, um die mMoWitische Forderung durch-

seien. Ev Mrte aus, daß die Besetzung Korfus
keinen feindseligen Akt darstelle, sondern nur die
Ergreifung eines Pfandes. Der griechische
Vertreter Po litis lehnte die Pfandtheorie ab
und erklärte von neuem, daß Griechenland stch
jedem Ratsbeschluß unterwerfen w erd e
und daß laut dem Pakt kein Zweifel an der Zu-
ständigkeit des Rates bestchen könne. Die Annahme
der italienischen Auffassung würde den Zusam-
menbruch des Völkerbundes! bedeuten.
Der Präsident des Rates erklärte, datz er nach
Rücksprache mit den einzelnen Mitgliedern ein«
neue Sitzung einverufcn werde.

sung einer Roggenwäyrung hinausläuft, die
möglichst bald an die Stelle der heutigen Papier-
währung treten soll; dann ein zweites Projekt, an-
scheinend aus industriellen Kreisen stammend,
das unmittelbar die Einführung einer neuen
Goldwährung mit Goldnoten anstrebt.
In beiden Fällen würde d« Fundierung des neuen
Geldes durch eine dingliche Belastung, sei es des
Grundbesitzes allein, sei es der produzie-
renden Stellen überhaupt, erfolgen. Wir
.haben den Eindruck, daß in Regiemngskreisen die
Tendenz zur beschleunigten Verwirkli-
chung wenigstens des Planes eines sogenannten
wertbeständigen Zahlungsmittels vorhanden ist und
- daß man mit Entschlüssen in Lieser Richtung
s in der nächsten Zeit zu rechnen hat. Das Haupt-
 
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