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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 211 - Nr. 220 (12. September - 22. September)
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Nr. 212

Heidelberg, Donnerstag, den 13. September 1923

Druck u. Verlag der ünterbadtsiyea
Wsrlaasanstalt S.m.b. H., Hewe^
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terlichen Not leidet und für die Zukunft auch nichts
besseres zu erwarten hat, liegt nun die bittere Pflicht
ob, den von den Nationalisten verschmähten, von
dem Kapital verratenen Staat zu reiten. Ei-ne
Aufgabe, voll Verantwortung und Entsagung — die
ihm Hatz und Befeindung ein-tragen wird, und die
trotzdem erfüllt werden mutz.

1er solchen Umständen bleibt — sobald man wirklich
ErfüllungSvolitlt treiben will — kaum etwas ande-
res übrig, als dem Sieger unmittelbaren An-
teil an dem Besitz der deutschen Bergwerke usw. zu
gewähren, so schwere Folgen dies auch nach sich zie-
hen sollte.
Dem Proletariat, das selbst unter der fürch-

Berlin, 12. Sept. Zu Eingang seiner Rede
machte Stresemann einige sehr merkwür-
dige Ausführungen. Während er der Landwirt-
schaft steuerliches Entgegenkommen zusagte, nahm
er gegenüber der Arbeiterschaft ein« anders
geartete Stellung ein. Bek der Ankündigung weite-
rer Eingriffe in dm Besitz und in die Wirtschaft
forderte er, datz die Arbeitsleistung gesteigert wird,
um dann fortzufahren: Das betrifft sowohl die
Frag« der Arbeitsintensität wie auch die Frage der
Arbeitszeit.
Weiter erklärte Stresemann: Ich glaube anneh-
men zu rönnen, daß innerhalb der nächsten bei-
den Wochen die Frage des wertbeständigen Gel-
des gelöst sein wird. Die Mark mutz Zahlungsmittel
bleiben, ebenso wie die Stabilisierung der Maik
wte-eryergeftellt werden muß.

gründ der Hypotheken und der Zinsenerträgnisse
durch Angabe von Obligationen Anleihen auf-
zunehmen. «
Dadurch wäre die Möglichkeit gegeben, auch
Frankreich sofort in den Besitz größe-
rer Zahlungen zu setzen, ebenso wie die
Zinszahlungen in angemessener Zeit flie-
ßend zu machen wären. Eine derartige Leistung ist
.sicherlich kein theoretisches Recht und keine allge-
meine Garantie, sondern eine reale Tatsache:
sie ist frei von jeder Zweideutigkeit, sie kann Frank-
reich in den Besitz von Zahlungen setzen, wodurch
die von französischer Seite ausgestellte Forderung
für die Räumung des Ruhrgebietes erfüllt wäre.
Sie bedangt zu ihrer Verwirklichung die Wieder-
verfügung Deutschlands über das
Ruhr gebiet und die Wiederherstellung seiner
Souveränität über das Rheinland. Sie ist geeignet,
die Frage des passiven Widerstandes zu
erledigen, wenn man uns die Sicherheit dafür
gibt, daß aus Grund einer solchen Vereinbarung das
Ruhe gebiet geräumt wird und imRhci n-
land die alten Rechte wieder hergestellt wer-
den.
Gibt man uns di« Sicherheit, daß Jeder, der
Rhein und Ruhr seine Heimat nennt, frei der Hei-
mat wieder gegeben wird, so besteht kein Grund
mehr dagegen, dieses große, einst blühend« Wirt-
schaftsgebiet seiner alten Arbeitssreudigkeit wieder
zurückzugeben.
Ich hoffe auf die Möglichkeit einer solchen Rege-
lung. Frankreich hat durch den Ministerpräsidenten
wiederholt erklärt, daß es keine Annexionen beab-
sichtigt, daß es nicht an der Ruhr zu bleiben gedenkt.
England befindet sich mit dieser Ausfassung sicherlich
in Uebereinstimmung, Belgien würde die Wieder-
herstellung normaler wirtschaftlicher Verhältnisse
sicherlich begrüßen und wir sind davon überzeugt,
daß auch die Auffassung Italiens sich in derselben
Richtung bewegen wird. Für uns ist die Frage, ob
di« deutsche Wirtschaft die ihr zugemutete Belastung
wird tragen können. Wir wisse«, in welcher schwe-
ren Zeit wir uns befinden. Ich darf mit Genug-
tuung daraus Hinweisen, datz dem gegenwärtigen
Kabinett von führenden Persönlichket-
te «der Wirtschaft Leistungen angeboten wor-
den sind in der Höhe, die uns die Ausführung der
heute von mir vorgeschlagenen Zahlungen er-
möglichen wird.
Es handelt sich jetzt nicht um dynastische Fragen,
es handelt sich um die Extsteiiz von Reich
und Land; cs handelt sich darüber hinaus auch
Ncht um Fragen der Parteipolitik, um Etnzelin:e-
reffen von Berufsständen, sondern um das Leben
und Sterben des deutschen Volkes.
Am SO. März 1873 schrieb der französische Autzen-
mirrifter de Nenusei an seinen Botschafter in
Berlin: „Wir werden nun, soweit wie möglich, in
unseren alltäglichen Beziehungen Mit Preußen etwas
Ruhe eintreten lassen, und beweisen, was Wir im-
mer ausgesprochen haben, daß die Räumung des
Gebietes erst den Frieden vollenden und be-
festigen werde. Die Okkupation ist, solange sie dau-
ert, ein Bild des Kriege s."
Wenn heute unter anderen Verhältnissen Deutsch-
land, das bereu ist, die Folgerungen aus
einem verlöre nenKriegaussichzn neh-
men, dem Frankreich der Gegenwart gegenllbu
steht, so möchte ich wünsche«, daß auch diejenigen
Persönlichkeiten, in deren Hände heute mehr als je
das Geschick Frankreichs liegt und von denen d'c
Ruhe und die Befriedung Europas avhängt, sich vou
dem Gesichtspunkt leiten lassen mögen, datz es auch
letzt gilt s-den Frieden zu vollenden und den
Frieden zu erhalten durch «ine Politik
der Gerechtigkeit, die geeignet ist, nationale
Leidenschaften zu beschwichtigen und damit die
GarantiefttreinenwahrenFriedenzu
geben. (Stürmischer Beifall)

Lenst- "^"Wirtschaftliche Korrespon-
ichrechi
Katastrophe schreitet mit großen
Ziffer Die Papiermark, ails Mctz-
imme,^ ve'drängt, Ms Zahlungsmittel
bili! »e Lingeengt. Die Landwirtschaft
Lebensmi^ ^Edte gegen Papiergeld nicht mehr.
Salven- Hungersnot stehen bereits auf der
We'lma,'^?« Kohlenpreise stehen über den
»ein betrlmnrn/^' deutsche Kohle ist bereits um
teurer als die englisch«. Die bcr-
Zum Mdustrie wird bei den Kohlenpreisen
Üvirtschaft-^!^^ 'gezwungen, ihre infolge Welt-
'Maten Einfuhrverbote usw. äußerst der-
^^/ ...fflatzmärkte gehen ihr verloren und das
'AZa. 1 - Vor einem Winter ohne Heizmaterial.
-Wertbeständige Löhne", wöchentlich
Und ' ^^n die Preise stündlich steigen?
Hera-» Lebensmittel für Papiergeld nicht mehr
ünd di?^".'^rden? Die s o z i al e n A u sb r ü ch e
ibleiü-i, PEtischen Rückwirkungen werden nicht aus-
länd m'- Schlimmste ist auch da zu befürchten
krieaps «-ines herannahenden Bürger-
Teile " O droht das Gespenst eines zerstückelten, in
Dwtschland/" ö st e n, Chaos getriebenen
so kommen? Mutz es so kommen?
Hrund/ "inen Halt mehr aus -em Weg zum Ab-
rcm^1°"°n UND Ruhrbesetzung sind an
linder ^"ld und sind mannigfaltig mitein-
Jnkwun»'v-ben. Die ungeheure Steigerung der
«er Di- m ^"t vom passiven Widerstand
" tenpresse mutzte für die Kosten der
la -in hcrhalten. Es war eine Sünde,
örndi-u "brechen am deutschen Volk, daß der
ausschließlich durch die Notenpresse
VZ Negierung, der Groben Koalition, lag
St i i l, " Versuch zu machen, die Note »presse
-Dewi Gold anleihe, große Stenern,
schakf!»'Eieferungspfttchi sollten hierzu die Mitte
bandel Es konnte sich wicht um ein« Lösung,
den s°twern nur "um eine Atempause, nm
Knuno h "o n f l ik t in etwas beruhigter Stim-
Ende zu führen.
keria-n letzt bereits schen - auf dein bis-
dsn kann das Ziel nicht erreich: wer-
Dtc "^Mdeucrlich stxjgt die Inflation weiter.
Hal,-,, -^»a listen wollen nichts lernen und
2Wocb->, Ersessen — auch die Tage vor drei
Die . kmen die Angst in die Glieder fuhr,
ahlt-k "^"rcn die Steuern, die Devisen-
^""6 ist wirkungslos, da sic d'e
,.Ud'^''den/Devften sofort wieder kaufen
E-t,, d'e Mark wieder in die Höhe traben,
küta.,^! , 5 ° " d s, um diesen Machenschaften
des Nrn existiert nicht, konnte infolge
Varl», critaüdcs der Besitzenden in und außer dem
habend" uicht geschaffen werDen. Die Kapitalistm
T>«vik-„"tz Steuern Geld genug, um sich mit neuen
' b r e x?" versorgen, und sie schließen lieber
Zahle,, Griebe, um nur, anstatt Löhne zu be-
wein '»u ld zur Dchisenbeschassung frcizubekom-
Tähren Großbanken, welche in den letzten
eignung d*' ^°sten der Volkswirtschaft dluch Enl-
durch die cÜ ^ßen Schichten der Einleger und der
beuluna der Reichsbank ermöglichten Aus-
derglech'cu Notenpresse eine Markflucht son-
Visen - - /'.^t^ebcn haben, sind heute mit De-
ia Vera,,«-. "^'61. Und sie sehen deshalb ruhig,
konunr ivenn die Paptermark vor Die Hunde
was diesem Gebiet haben sie schon alles,
"tehrl hier blüht ihnen kein Weizen
losgesagt, '^wustriefürsten haben sich vom Staat
dcr^w Hilf«rding ist der Mann,
lloch ver-ucht w-,-»'-^ der verzweifelten Lage
Und wutz; hat er aber die Kraft
Steuer,', Er sprach von „brutalen«
erfam " genügt nicht. Brutale Sachwcri-
-3wang gegen die Banken
Ihrer Devisen (Banksozialisicmng, p.-r-
^iick->,».der BanlidirektorenI), brutale
t!!,c,,'"'v'cklung der Kohlenpreise, brutale Ver-
weil x 8 der Staatsausgaben und dies sofort,
Drimu Verzug tödlichist. Di« sozialistischen
^ner müssen das wissen.
stu» x Wetterführung des passiven Wider-
"Ul u- dat aber die Regierung Cuno, vereint
kapj.°^ Reichsbank, Großindustrie und dem Bank-
eg , unmöglich gemacht. Ihre Schuld wird
den d'enn der Ausgleich, der getroffen wer-
lejn^' schwer ausfältt. Reparations-
sch-i, "v«en in der gegenwärtigen Lag« der deut-
tzisid .Erwirtschaft sind eine, besonders auch tech-
8ibt „Uh, g - -
der Zeiten wird es gleichzeitig mit
1 t cl) „ »? "^ung der Währung «ine sürchter-
ütlo-^ Arbeitslosigkeit geben, die dem Staat
dllrE^ ^,",^,die Unterstützung aufbürden
^kwdw bet größter Einschränkung DeS not-
Verbrauchs und Umstellung der Produk-
"»sg», Ausfuhr können Waren vom Ausland
'vnuuen wcrden, und ztvar über die zur Be-
«ug der Einfuhr nötigen Mengen hinaus Un-

* Heidelberg, 13. Sept.
Die Bierabendrsde des Reichskanzlers Strese-
mann schliesst sich in Form mW Art den bisherigen
Acutzerungen des deutschen Regierungschefs an. G«-
ichickt in der Form und stet von Ausfällen sucht sie
mit diplomatischen! Mitteln die Dinge Weiter zu
leiten. Leider genügen jedoch in -er verfahrenen
Situation Deutschlands diese Methoden nicht mehr.
So leid es uns daher auch tut, so müssen wir des-
halb auch diese Rede Stresema-nns als einen Ver-
sager gegenüber der Notwendigkeit bezeichnen, den
Ruhrkonslikt schnellstens zum Abschluß zu bringen.
Nachdem Frankreich sich durch die Erklärung gebun-
den hat, datz der Beendigung des Ruhrkriegcs die
Einstellung des passiven Wl-crftanides vorauszu-
gehen hat, und nachdem französische Blätter, wie
das „Echo de Paris" die gegenwärtige Lage des
Reiches mit den Ereignissen vom September und
Oktober 19!8, in Dem wir zu spät unsere Situation
erkannten, vergleicht, ist es heute zu spät, die Dinge
aus die lange Bank zu ziehen. Der Kommentar
Stresemcmns über die Hypotheken auf Reichsbesitz
und Privatbestv zugunsten einer Treuhandgesell-
tchaft für Revamtionszwccke zeigt zwar, datz die
Judustne jetzt endlich — aber zu spät — die Not-
wendigkeit der Erfüllungspolitik erkannt hat, aber
das Angebot ist bei der heutigen fortgeschrittenen
Situation nicht mehr ausreichend für die franzö-
sstchen Wünsche. Poincarö besteht nun einmal auf
seinem Schein. Dies sollt« ein Grund sein für Herrn
Stvesemann, seine Mahnung: „Offenheit ist besser
als Illusionen I" auch zur Richtschnur seines eigenen
Handelns zu nehme»,
Die Rede Stresemanrrs.
V erlin, 12. Sept. Beim Empfang der Presse
hielt Reichskanzler Stresemann heute abeuld
die angeMudigte Rede. Eingangs wies er darauf
hin, daß Offenheit besser als Illusion ist, um dann
zu erklären:
Ohne Lösung des außenpolitischen
Konfliktes ist die Finanzlage nicht in
Ordnung zu bringen, der Verfall Der Mark
nicht aufznhaltcn, eine wirtschaftliche Gesundung
uicht herbrizuführen. Die Regierung hat vom
ersten Tage ihres Amtsantritts an sich Vie Lösung
des Ruhrkonfltktes zur Aufgabe gestellt. Es
war klar, datz Diese Lösung nicht allein durch
di« Fortsetzung des passiven Wider-
standes erfolgen konnte. Machtpolitisch
wie ein führendes reichshauptstüdtisches Blatt es
darstellt, war die Frage nicht zu regeln. Auch der
ehemalige Reichskanzler Dr. Cuno hat, wie er
Wiederholt versicherte, niemals davon gesprochen,
daß Verhandlungen über Die Rcpaiationssragc erst
n a ch Räummig Des Ruhrgebietes erfolgen sollten.
Das Ziel des passiven Widerstandes konnte nur
sein, das Industriegebiet zu befreien.
Eine «interessante historische Parallele hat Kron-
prinz Rupprecht in München anläßlich einer
Zusammenkunft eines Dorligen Offiziersverbandes
gezogen. Mit vollem Recht betonte dkl datz
Selbstvertrauen wicht S«lb stüber-
hebu n g sein dürfe. Von demselben Gesichtspunkt
aus hat auch die Regierung gehandelt.
Für uns ist entscheidend die F r a g e d er S 0 u-
vcränität über das Rheinland und die
Wiedergewinnung der Freiheit des RuhrgeSietes.
Stach dem Versailler Vertrag Haftel für die Ver-
bindlichkeit in Deutschland das Vermögen des R ei-
ch e s und der Länder. Was ich in meinen Dar-
legungen vorgeschlagen habe, betraf dieunmitte l-
bare Heranziehung Des privaten Be-
sitzes und geht Deshalb in diesem Punkt« über
den Versailler Vertrag hinaus. Eben-
so ist aber diese Heranziehung des privaten Besitzes
ein realisierbares Pfand, während Die
Sicherheiten des Versailler Vertrages dies zurzeit
ur über den Warenexport er-!nmbt f': -. Wenn auf Rreichsbesitz und Privatbesitz
' genug Absatzmärkte Mehr, -er Wirtschaft als Pfandrecht an erster Stelle
Hypotheken zugunsten des Reiches eingetragen
werden, und zwar in Höhe eines bestimmte« Pro-
zentsatzes dieses Besitzes, so könnten Diese Hypothe-
ken als «in reales und mobiles Wertobjekt in ein«
Treuhandgesellschaft oingebracht werden,
an Deren Verwaltung die ReparationS-
gläubiger beteiligt werden könnten. Die
Zinsen aus den Hypotheken würden drr Treuhand-
ge-sellschaft zuslietzen, diese wäre in der.. Lage, aus-

Internationale Lage.
Der relative Wert der Sondierungen
Parts, 12. Sept. Di« Besprechungen zwischen
Stresemann und dem französischen Botschafter wer-
den hier stark beachtet. Mm Quai d'Orsay wird
st doch vor allem betont, daß es sich nicht um den
Beginn von Verhandlungen bandeln könnte, auf
die Frankreich und Belgien sich nach ihren bekanntest
Erklärungen nicht vor Einstellung Des passiven Wi-
derstandes einlassen könnten, sondern lediglich um
Sondierungen von deutscher Sette. Alles, was bis-
her geschehen sei, habe daher nur relativen
Wert.
Brüssel, 12. Sept. Der belgische Gesandte
in Berlin hatte vor einigen Tagen sine Unterhaltung
mit Stresemann über Die neue Haltung Deutsch-
lands in der Neparationsfrage.
London, 12. Sept. Es ist wahrscheinlich, Datz
Baldwin in Parts mit Poincars Zusammentreffen
wird.
Amerika und der Wiederaufbau
Deutschlands.
New York, 12. Sept. (Frtf. Zig.) Die Mel-
dungen über eine deutschfranzösische Fühlungnahme
haben hier ein« belebende Wirkung ausgeübt. Be-
reits wird auch wieder di« Möglichkeit einer inter-
nationalen M i lli a vdena nle the für den Wte-
dcraufbau der deutschen Finanzwirtschast gesprochen.
Oesterreichs Wiederaufbau vor dem
Völkerbund.
Genf, 12. Sept. Di« gestrige VormittagssiNiüg
des Völkerbundes galt der Entgegennahme des Be-
richts der zweiten Kommission über die österreichi-
sche Frage. -Der Berichterstatter, Gustav ALor,
wies auf Don Fortschritt hin, den das Wiederauf-
bauwerk bereits in Oesterreich gehabt habe. Die
Krone sei stabilisiert und Die Sparsamkeit
des Bewohner habe besonders in der letzten Zeit be-
trächtlich zugenommen. Er schilderte den wohltuen-
den Einfluß der internationalen Anleihe
und zog die Schlußfolgerung, datz das vom Völker-
bund aus gearbeitete System einer internationalen
Anleihe sehr gute Ergebnisse gezeitigt habe, das als
Beispiel für die Lösung schwerer Kreditkrisen dienen
könnte. Die Zusammenarbeit des e u r 0 p ä i s ch en
und amerikanischen Kapitals möge als!
Symbol für die Zukunft dienen.
Der frühere österreichische Botschafter in London,
Graf Mensdorff,gabim Namen der öster-
reichischen Delegierten den Gefühlen des Dankes
Ausdruck, die ganz Oesterreich gegenüber dem Völ-
kerbund empfinde.

Die Lage im Reich.
Der Devisenkommissar an der
Arbeit.
Berlin, 12. Sept. Der Kommissar für De-
vtfenersafsung erläßt auf Grund der Verordnung des
Reichspräsidenten vom 7. September 1923 eine Be-
kanntmachung, wonach drr Eigentümer von
Edelmetallen und deren Legierungen, die aM
12. September vormittags 8 Uhr nn eigenen oder
fremden Gewahrsam (auch auf dem Transport) be-
findlichen oder bei ihm unter Zollverschluß gehal-
tenen. Bestände bis zum 21. September
an zu melden hat. Der Anmeldepflicht unter-
liegen alle Edelmetalle (Silber, Gold, Pla-
tin und Plaiinmetalle) und deren Legierun-
gen in Form von Münzen, sowie Rohmelalle in
jeder Form sowie Halbfabrikate (Drähte, Bleche,
Stangen, Röhren), ferner Bruch und Abfälle.
Nicht anzu melden sind Gegenstände aus
Gold- und Silberdoublee sowie Fertig-
waren ans den genannten Edelmetallen sowie in
Privat- und Händlerbesitz (Familiensilber usw.).
Berlin, 12. Sept. Der Devisenrom mis-
s a r erlätzt eine Verordnung, durch die der Kreis der
Devisenbanken eingeschränkt wird.
Die Goldnotenbank.
Berltn, 12. Sept. Wie das „B. T." hört, wür-
den im Laufe der nächsten Tage durch dieReichs -
regterung, Reichsbank und Privatbank
k c n Verhandlungen über die schleunige Durch-
führung der vom Reichskavtnett gefassten Be-
schlüsse wegen der Errichtung einer Gold nölend
bank geführt werden. Die organische Verbindung
der Goldnoienbank mit der Reichsbank werde M
der Form geplant, daß die Reichsbank einen erheb-
lichen Teil des nötigen Kapitals der neuen Bans
übernehme und ihr einen Teil Des Goldbestandes
zum Zwecke der GolDnotendeüung überlasse.
Berlin^ 12. Sept. Der Wirtschafts- und fi-
nanzpolitische Ausschuß des Reichswirt-
schastsrates nahm heute nach einer längeren!
Rede Hi«ls«rdings mit 23 gegen 20 Stimme«
 
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