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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 261 - Nr. 270 (9. November - 20. November)
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5. Jahrgang

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k. Auswärtige Mk. 8«.-, RUlame- UW «M ABU MM WZ MU MW UW» WW Druck u. Verlag der llntcrbadts-ye«
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Heidelberg, Samstag, de« 10. November 1923
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Nr. 262
e»DWM>M»W»W«MWWi

Ikl UMMW des »klWes FMiWSRMüM.

Ludendorff in „Schutzhast". — Hitler entkommen.

xr. Heidelberg, 10. November
Nasch, für eine gründliche Klärung fast zu
lasch ist vas ttzeatermäßig ausgemachte verfrühte
»d ent schpöl kische Faschtn>gs mauöv er"
in München, wie wir gestern bersits den Hiiler-Lu-
dendorff-Pntsch bezeichneten, in sich znsanunenM-
brochen. Die Herren v. Kahr und v. Lossow
scheinen — wohl zum Bedauern mancher „Völki-
schen". die sich nicht nur in Bayern, sondern auch
anderwärts gestern bereits in Festpositur geworfen
hatten — sehr schnell ein Haar in der Suppe gesun-
den zu haben und haben sich mit Hilfe der Reichs-
ivehr gegen die neue Pseudoreichsregierung gewandt
>md Hitler und Ludendorsf nach kurzen
Kämpfen gefangen genommen.
Aeutzerli ch wäre so der Putschs)) uk rasch be-
seitigt — innerlich find wir jedoch noch gerade so
weit als bisher. Solange an der bayerisch-thüMv-
(lischeu Grenze die Freunde der Hochverräter inbe-
inaffneten Kriegslagern sitzen, solange in
Bayern verfassungswidrige Umtriebe
sakrosankt erklärt werden, so lange kann von einer
Wiederkehr zur Ordnung in Deutschland keine Rede
sein.

Das Hitler-Ludendorfssche Hochvrrratsverbrechen
hat in ganz Deutschland iveitesten Kreisen die
Augen für die Gefahren eröffnet, die dem deutschen
Bolt durch das böswillige Harlekins-
treibender deutschvölkischen nationalsozialistischen
und ähnlichen Gruppen drohen. Wessen Gehirn
nicht völlig mit Stroh betoniert ist, muh jetzt ein-
sehen, daß das deutsche Volk und das deutsche Reich
erledigt sind, wenn weiterhin in dumpfer Lethargie
das Treiben derer geduldet wird, die, unterstützt von
Unterirdischen Geldgebern, Tag für Tag aus Son-
deregoismus an der Zerstörung des Reiches arbeiten.
Das Münchener Spier darf nicht so ausgehen, wie
der Kapp-Putsch. Es darf nicht mehr im alten Trott
wettergesahren werden. Es ist Zett, Schluß mit einer
Politik krankhafter Lethargie zu machen, die Deutsch-
land Nieder leben noch sterben, läßt.
Indern die Münchs,per Putschisten sowohl die
A eichsregter u n g wie auch die bayerische
Regierung als abgesetzt erklärten, ha, die Reichs»«-
suerung jetzt alle Kreise hinter sich, wenigste jetzt eine
Gründliche Reinigung vorntmmt. Mit
Schwäche ist nichts getan. Das bat man jetzt hof-
sentlich einsehen gelernt. Der Ausnahmezustand gibt
'Gelegenheit, Lude n dorff und Hitler vor ein
Standgericht zu stellen. Dann muh aber auch
schleunigst mit deut Sandsknechtstretbcu der „Bri-
gade Ehrhardt", des „Kampfbundes" und des„Juug-
deutschen Ordens", deren Rtistuugcn vom S.P.D.
dtgegen den Wehrkreismetduugen erneut bestätigt
werden — als Führer wird Ehrhardt mit dem
^itz in Bamberg genannt — Schluß gemacht werden,
sdenn wir nicht in einigen Tagen eine N euauf -
ldgs mittelalterlicheu Spuks erleben wollen.
Bor allem muß aber auch jetzt den anderen
Zerren in Bayern, die sich jetzt beim Brenz-
l chwerden zurückziehen, gezeigt werden, daß das
Reich keinen Verfafsungsbmtch duldet.

in der jetzigen historischen Stunde die
des republikanischen Gedan-

Denn nicht nur Ludendorff und Hitler sind er-
^igt, sondern die ganze Münchner „vaterländische
^ch>uödte" ist mis ihre Gemeinschüdlichkeit erkannt
^wdm.
- Gehen
L- * ..
> *äger --___
'' " s daran, durch eine entschiedene republikanische
verständigungsbereite Politik, die bet einiger-
^ilen geschickter Jinanzverwaltung und Druck des
Maates auf die Profitgier der Großindustrie dell
/Men auch wieder die notwendige Existenz sichert,
d'Ne nru? politische Aera der deutschen Republik cin-
?Meitsa, so kanrn das Münchener Theater Len Anstoß
" srisch^oi Aufschwung geben.
l Die Tatsache, daß Frankreich sofort erklären
?ß, daß eine Rechtsdiktatur seine Gegnerschaft sin-
Werde, und die noch bedeutungsvollere Mitteb-
der „Neuen Züricher Zeitung", daß der ame-
'"bische Botschafter in Berlin erklärt, nur
p n b i t k a n i s ch e s Deutschland könne
Alnerika rechnen, zeigt dein deutschen Volke, daß

es nur einen Weg zur Rettung gibt: Republik und
Verständigung.
Will Deutschland jetzt endlich energischen Willens
den Weg gehen, den ihm der republikanische Gedanke
borschreibt, oder will es sich durch weiteres Gewäh-
rcnlasfe» den Feinde der Republik und der Zerstörer
der deutschen Reichscinheit sich solange zermürben
lassen, bis es müdeundgcbrochen zusammen-
sinkt? Bald werden wir ja sehen!
*
Ikl MW Skk WM.
Zwietracht bei den Hochverrätern.
Nach weiteren aus München eingehenden Mel-
dungen wird das Verhalten des Generalkommissars
b. Kahr als eine Ueberrumpelung durch
Hitler dargestellt.
Das Wehrkreiskommando 5 teilt zur
Selvsternennung Hitlers zum Reichskanzler mit:
General von Lofsow und von Kahr bekämpfen
den Hitlerputsch. Truppen sind aus Südbayern
zum Kampf gegen Hitler verangezogen worden.
Der Generalkommissar v. Kahr und General
von Lossow bekämpfen Hitler.
Im Reichehat allein GeneralvonSeeckt,
der die vollziehende Gewalt übernommen hat, zu
befehlen.
Die R e i chswehr ist inobil erklärt; zusam-
men mit der Landespolizei wird sie jede Einmischung
der Münchener Bewegung verhindern) zugleich ab««
auch jede Einmischung ungesetzlicher Kräfte in dieser
Aufgabe unterdrücken.
General v. Seeckt als Oberbefehls-
haber.
Berlin, 9. Nov. Der Reichspräsident
hat folgende Verordnung erlassen: 8 1. Die
Ausübung des mir verfassungsmäßig zustehenden
Oberbefehl über die Wehrmacht des Reiches
übertrage ich auf den Chef der Heeresleitung. Gene-
ral von Seeckt. 8 2. In Abänderung «reiner
Verordnung vom 26. Oktober 1923 Überträge ich die
vollziehende Gewalt an Stelle des Reichswehrmtni-
sters dem Chef der Heeresleitung, General v. Seeckt,
welche:', alle zur Sicherung des Reiches erforderlichen
Maßnahmen zu treffen hat. ß 3. Diese Verordnung
triit sofort in Kraft.
Verkehrssperre zwischen Reich und
Bayern.
Berlin, 8. Nov. Die Reichsregierung
hat wegen der Absetzung der verfassungstnäßigen
bayerischen Regierung den gesamten Verkehr
nach Bayern eingestellt. Irgendwelche
Leistungen für Bayern finden bis zur Wieder-
herstellung verfassungsmäßiger Zustände nicht mehr
statt.
Ausrufe.
Berlin, 9. Nov. Die Reichsregierung
erläßt folgenden Aufruf:
An das deutsche Volk!
In der Zett größter außen'- und innenpolitischer
Bedrängnis haben sich Elemente ans Werk gemacht,
um das deutsche Reich zu zerschlagen. In
München hat eine bewaffnete Horde die bayerische
Regierung gestürzt, den bayerischen Ministerpräsi-
denten v. Kntlling verhaftet und sich ange-
maßt, eine Reichsregierung zu bilden, den General
Ludendorsf zum Letter der deutschen
Armee und Hitler, der erst vor kurzer Zeit die
deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, zum
Letter den Geschicke Deutschlands zu bestimmen.
Es bedarf keines Hinweises darauf, daß Liese
Putschbeschlüsse null uud nichtig sind.
Wer diese Bewegung unterstützt, macht sich zum
Hoch- und Landesverräter. Statt unseren
Brüdern an Rhein unid Ruhr zu helfen, die für
Deutschland kämpfen, stürzt man Deutschland ins
U n glück, gefährdet die Ernährung, bringt ums
in die Gefahr eines feindlichen Einmar-
sches und verschüttet alle Aussicht auf die Anbah-
nung wirtschaftlicher Gesundung.
Fn der Sckncksatlsstunde des deutschen Volkes und
deutschen Reiches fordern wir alle Kräfte des
Vaterlandes aus, sich einzusetzen ftir die Bewahrung
der Retchseinheit, deutscher Ordnung und deutscher
Freiheit. Alle Maßnahmen für die Nieder-
kämp fang des Putsches und die Wiederlherstcllurvg
der Ordnung sind getroffen uud werden mit rück-
sichtsloser Energie durchgeführt.
Der Reichspräsident, gez. Ebert.
Die Reichsregierung. gez. Dr. S tre seman«,
Reichskanzler.
Stuttgart, 9. Nov. Dev württemver-
gische Innenminister erläßt einen Ausruf,
ln dem e§ heißt: Ml Zusammenhang mit dem mi-

litärischen Befehlshaber werde ich ein Uebergreisen
der Münchener Bewegung aus Württemberg nicht
dulden und Versuche hierzu mit allen Mitteln
unterdrücken. Ich verbiete jede Tätigkeit, die
eine Unterstützung des bayerischen Putsches darstellt.
Ebenso ist es verboten, daß von anderen Vollkskreisen
selbständige Versuche einer aktiven Bekämpfung der
Bewegung gemacht werden. Diese würden dazu
führen, die Lage zu verschärfen und die Gefahr eines
Bürgerkrieges näherzurücken.
Die Polizei ist fest in meiner Hand und ist
in der Lage, die Ruhe in Württemberg auf-
recht zu erhalten.
Die Vorgänge im Bürgerbräu.
München, 8. Nov. Ueber die Vorgänge im
Bürgerbräy, die den Putsch einletteten, erhält das
Süddeutsche Korrespondenzbureau folgenden Bericht:
Nachdem der Gencralstaatskmnnrissar seine Rede be-
endet hatte, sei Hitler mit 6VÜ Manu in den
Saal eingedrungen und habe erklärt, daß die jetzige
Regier ungbeseitigt sei. Eine neue Leitung
sei bereits aufgestellt. General Ludendorff sei
Landesbefehlshaber, Hitler politischer Berater
und der frühere Münchener Polizeipräsident Poeh -
ner Landesverweser und General v. Lossow
Wehrminister. Daraufhin sei der Bürgerbräu-
keller vor» Hitlertruppen im weiten Unikreis ab «
gesperrt worden.
HMer erklärte: Wir haben diesen Schritt unter-
nommen, weil wir der Ueberzeuguug sind, daß
Männe« an der Spitze der Reichsregierung stehen,
von denen uns ein starker Trennungsstrich scheiden
muß. Die neue Regierung: Hitler. « >, u - »
dorff, Poehner, sie lebe hoch!"
Im Saale folgte den Ausführungen stürmischer
Beifall. Die Versammlung sang hierauf das Deutsch-
landlied. Sodann erschien Hiller vor den Ver-
sammelten, nachdem en sich durch einen Revolver-
schuß Ruhe verschafft hatte. Er führte aus: Heute
vor fünf Jahren hat die größte Schandtat be-
gonnen, die unser Volk in maßloses Elend gestürzt
hat. Heute nach fünf Jahren muß der Tag sein, da
sich die Geschichte wenden lvird. (Stürmischer Bei-
fall!) Ich schlage Folgendes vor: Das Kabinett
Kni kling ist abgesetzt (Bravo), eine bayeri-
sche Regierung wild gebildet aus einem Lan-
dcSberweser und einem mit diktatorischen Vollmach-
ten ausgsstatteten MinisterPrWdenten. Ich schlage
als Landesverweser v. Kahr vor. Ich schlage
Wetter als Ministerpräsidenten Poehner vor. Die
Regierung der Nove m bervcrbre cher in
Berlin wird für abgesetzt erklärt, ebenso Evert.
Die deutsche nationale Reichsregiernng wird tu
Bayern, hier in München gebildet. Es wird weiter
gebildet sofort eine deutsche nationale Ar-
mee. Ich schlage vor, daß bis zur Niederwerfung
dcr Verträge, die heute Deutschland zugrunde rich-
ten, die Leitung der Politik dieser provisorischen
nationalen RegieruM ich übernebme. Luden-
dorff übernimmt die Leitung der deutschen natio-
nalen Armee, General v. Losso w wird deutscher
Reichswehr-Minister, Oberst v. Satßner deutscher
Retchspolizet-minister. Die Aufgabe der provisori-
schen deutschen nationalen Regierung ist, ihre ganze
Kraft für das Land und für das Reich einzusetzen
und den Marsch auzutreten gegen das Sün-
denbabel Berlin. Ich frage Sie mm, ob Sie mit
dieser Lösung einverstanden sind."
Dann herrschte große Erregung im Saal, wäh-
rend die Minister, darunter Ministerpräsident Dr. v.
Knilliirg, Schwcyer und andere prominente Persön
lichkeiten abgeführt wurden.
Um X10 Uhr betrat, von unendlichem Jubel be-
grüßt, Ludendorff den Saal und das Redner-
putt, aus dem schon Kahr. Lossow, Pochner und
Hitler versammelt waren. Die Ausführungen gingen
in dem ungeheuren Jubel fast gänzlich unter. Kahr
erklärte: In dieser schwersten und wichtigsten Stunde
übernehme ich die Leitung der Geschicke
Bayerns als Statthalter der Monarchie.
Er betonte, das; er arbeiten werde zum Segen der
bayerischen Heimat und zum Segen unseres deut-
schen Vaterlandes. Hitler dankte darauf Kahr
und hielt eine Ansprache. Dann führte Hitler Lu-
tz e n d o r f f als Führer der deutschen Nationalarmee
ein. Lndendorff erklärte: Ergriffen von der Größe
des Augenblicks stelle ich mich aus eigener Kraft der
deutschen Natwnalregieuung zur Verfügung. Mein
Bestreben wird sein, die schwarz-weiß-rote
Kokarde wieder zu Ehren zu bringen, die durch
die Novemberrevolution geschändet worden ist. Die
Aufgabe der Stunde erfordere nicht nur Hingabe
mit dem Verstände, sondern mit vollem deutschem
Herzen. Diese Stunde sei ein Wendepunkt in
der deutschen und in der Weltgeschichte. In tiefem
Ernst, der uns die ungeheure Schwere unserer Arbeit
zeigt, müssen wir erhobenen Herzens an unsere Arbeit
Herangehen. Wenn wir dies tim, so zweifle ich nicht,
daß Gott unsere Arbeit segnen wird. Ohne den
Segen Gottes geschieht Mchts. Unser Gott im Him-

mel wird mit uns fein. Nach kurzen Ansprache»
erklärten sich v. Lossow und Poe Huer zur
Uebernahme der ihnen angebotenen Aemter bereit.
Darauf forderte Hitler auf, das Deutschlandlied zu
singen. Den Schlußreim saug die Menge mit znm
Schwur erhobenen Händen. Dann leerte sich lang-
sam der Saal.
Der Zusammenbruch des Putsches.
Frankfurt, 9. Nov. Ein bayerischer. Fnnk-
spmich wendet sich an alle Kreisregiernngeu und trägt
die Unterschrift v. Kahr. Er lautet:
„Schärfste Person enkontrollc der baye-
rischen Grenze. Au Kreisende Mitglieder der Natio-
nalsozialisten und Oberland festnehmen! Luden-
dorff, Hitler: Poehner, Kriebel, Scheubner,
Richter, Röhm und Hühnlein, wo betroffen, fest--
n e h m e n."
Frankfurt, 9. Nov. Heute früh lief von der
hiesigen Etfenbahndirektion auf dem Hanptbahnhof
die Weisung ein, daß der Zugverkehr nach Bayern
nurbis Hanau dnrchgeführt werden -darf.
München, 9. Nov. Die H i tke r v e rv ä nd s
hatten sich in den frühen Nachmittagsstunden so
gruppiert, datz sich zwei Mittelpunkte des
Putschistenwiderstaivdes ergaben; der eine befand sich
im Reichswehrkomm-ando, der andere in
einem großen Bierkel ler in der Vorstadt.
Am Nachmittag richtete die Reichswehr an
die Putschisten im Gebäude des Reichswehrkom-
mandos die Aufforderung, sich zu ergeben. Da
die Hitlerleute -er Aufforderung nicht nachkamvn,
wurden kurz nach 3 Uhr Re tchswehrtr Uppen
gegen das ehemalige Kriegsministerium angesetzt.
Hitler und Ludendorff isoliert.
Berlin, 9. Nov. Durch Funksprucki des
Ob owbürgerm ei sters von Nür nberg
wird mitgeteilt: .Herr von Kahr, Geiieral von
Lossow und Oberst von Seitzner haben erklärt,
daß ihre Zustimmung zum Vorgehen Luden-
dorffs und Hitlers heute nacht erpreßt worden
sei und das; sie die Bewegung in jeder Bezie-
hung ab lehnen. Sie hoffeir, noch im Laufe deS
heutigen Tages des Putsches Herr zu werden. Etwa
in Bayern entrückenden Truppen der Reichs'
wehr würden sie von diesem Sachverhalt Kennt-
nis geben, um weitere Konsequenzen zu verhindern.
Gleichlautende Mitteilungen hat General von Los-
sow den Truppen in Nordbayern funkentelegra-
pisch zugeleitet. Herr von Kahr seinerseits hat
sämtliche Bezirksämter angewiesen, genaueste Paß-
kontrolle auszuüben und alle Angehörigen der na-
tionalsozialistischen Organisationen und der Organi-
sation Oberland sofort zu verhafte». Ge-
neral Ludendorsf und Hitler seien sestzuneymen wo
sie migetroffen werden.
Aus Bambevg wird gemeldet, daß die dort
befindlichen Führer der Nationalsozialisten bereits
entwaffnet worden sind.
Berlin, 9. Nov, An amtlicher Stelle ist heule
mittag ein Funkspruch des eyemaltgen Krou-
prtnzen Rupprecht eingegangen, in dem er
sich auf das Schärfste gegen das Vorgehen Hitlers
ausspricht.
Berlin, 9. Nov. Anßerordentlich viel zu dein
Mißlingen des Putsches trug die Tatsache bet, daß
die übrigen süddeutschen Staaten sich
sofort gegen die Aufrührer erklärt haben. Würt-
temberg hat nach den ersten Nachrichten die Grenze
gegen Bayern avgesperrt. Auch die Pfalz
erklärte sich gegen den Münchener Putsch und stellte
sich hinter die Reichsregierung.
An der bayerisch-thüringischen Grenze blieb eS
ruhig.
Ludendorff und Hitler
festgenornmen.
WV. Berlin, 9. Novbr. (Amtlich.)
Das Gebäude des Wehrkreiskommandos
in München ist heute nachmittag von
der Reichswehr nach Kampf genom-
men worden. Auf beiden Seiten find
geringe Verluste zu verzeichnen.
Lüdendorff und Hitler wurden
festgenommen.
Stuttgart, 9. Novbr. Das Wehr-
kreiskommando teilt soeben mit, daß nach
eingegangenem Funkspruch aus München
(3 Uhr) die Stadt völlig in der Hand
der Reichswehr und Landespolizei
ist.
 
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