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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (September bis Dezember)

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Nr. 281 - Nr. 290 (3. Dezember - 13. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48728#0357

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Unruhen in Heidelberg


Eine Kommunistische Aktion.

Setzung werden könnte, schm eint ihn fünf MV
dem Gleichgewicht. Nicht länger, daß das


mwr crrs ML
Nchspjxl aaiszer Zweifel.
'Mn Dieckskerl. und de

PnriMr -begann heute vormittag das gerichtliche-klggt ist der amerikanische Oberleutmut HoMeM

RerUeuma-rk find anfg-ebxMcht und das Kabinett
Marx steht mmnrrhr vor der Frage, was weiter wer-
den soll.
Wr Donnerstag ist der 15er Ausschuß nach
Berlin einberufen. Die Regierung will gemeinWm
Mt Gm beraten, wie die Unterstützungen
stir Ne Erwerbslosen und Sozialrentner in Zukunft
»ttssebracht werden sollen.

Wie uns kurz vor Redalüonsfchius; mitgeteM
iv-ird, hat die Waggonfabrik Fuchs ihren Betrieb ge-
schlossen und die Arbeiter entlassen. Durch Anschluss
gibt sie bekannt, daß die Auszahlung der Löhne heut»
Freitag nachmittag 4 Uhr erfolgt.

Schmstdt getötet und Sperber .erheblich verletzt
Wurde; e.r ist jedoch inzwischen wieder hergestellt
worben und hat sich heute mit drei anderen Ange,
klagten wegen des Ueverfalles zu verantworten.-
Der russische Fürst Gregor Gagarin, der schon
einige Zeit im Hotel „Krone" in Ebsrbach, wo der
Usberfall erfolgte, wohnte, ist der Mitschuld an dem
Komplott angekagt, ebenfalls der Mitschuld ange-

GerichtShalle.
Der Prozeß Bergdott.
Mosbach, 6. Dez. Vor der hiesigen Straf-

ücchmt worden. Unter den Verhafteten befinden sich
lneift junge Leute.

ivcmsr noch traurigen Perhältnists-n im be setz len
Geltet überzeugt Haven. Las städt. Berufsamt Essen
lühr Mer« PMgeMern der heiwsekehrte-n Kinder
herzlichen D«W Wr die freundliche Aufnahme aus-
sprechen.
Wer«-Mvwis« Notgeld der Landwirtschaft«,
kammer. Die Landwirtschaftskammer Hat zu den
bisher aus gegebenen Scheinen noch einen 2-Dollar-
Schein a-usgegebeu, welcher -ebenfalls ein badische«
Laudschaftsvild enthält: Pflügenden Bauer mit
Dilsberg und Neckartal im Hintergrund. Der Schein
ist i-m übrigen wie die anderen Scheine mit den
Martgräflerinnen im Hintergmnd ausgeführt und
hat grünen Grundton. Wie bet den andern Schei.
neu ist auch beim 2-Dollar-Schetn ein Vcxierbtld
angebracht. Der SimrspMch lautet: „Denn wäre
nicht der Bauer, so hättet ihr kein Brot."
Mtztterspetsung. Mit Erlnächtignn« des Lau-
desa-ikL-schusses für die Kinderspeisung Hat das
städt. Jugendamt aus Mitteln der amerikanischen
Kmderspeifung eine Speisung für werdende und
stillend« Mütter durch Abgabe von Lebens mit-
tel p a ket e n eingmfchtet. Zunächst iverden- 58
Mütter «berücksichtigt. Die Ausgabe der Gutschein«
an v-ctdürftige Mütter erfolgt nur in den Säuglings-
und KleinkinveilberatUllgssteLen. Die Lebensmittel-
pakete enthalten Kakao, kondensierte Milch Mehl,
Reis, Haferflocken-, Zucker und Fett. Näher« Aus»
kunft in -er MütterberatnngAstunde der Fürsorge-
schwestern detz Jugsndaiints, täglich vormittags von
9—11 Uhr (Prinz Caull, Zimmer 14. 2. St.).
Ueber den Turnunterricht währcrw der Winters-
zeit hat das badische Unterrichtsmiinisterium einen
Erlaß an sänMche badische Schecken gerichtet, worin
die Leiter der Höheren L-chrmMalten -und Schulvk-
hörden der Volksschulen erneut ersucht werden, der
vollen Aufrechterhaltung des Turn- und Spieluiuer.
richts während der Winterszeit im Interesse der
Gesunderhaltung, Kräftigung und Abhärtung der
Heranwachsenden Jugend angelegentlichste Fürsorge
zu widmen. Die vorgeschriebcuen Spielständen sol-
len auch im Winterhalbjahr ihren geregelten Fort-
gang nehmen, und wenn die Benützung der Spiel-
plätze nicht möglich ist, so sollen Wanderungen durch-
geführt werden. Verbietet sich infolge besonders
ungünWger Witterung auch dieser Ausweg, so soll
eine Turnstunde abgehalten werden.
Die Ferien an den höheren Schulen sind,für dos
Jahr 1924 wie folgt festgesetzt worden: WeihnachtS-
serien 1923 vom 24. Dezember bis cinichl. ö. Ion.
Osterferien 1924 vom 13. April bis ein sch l. 4. Mau
PftnUtferien 1924 vom -9. Juni bis einschl. 15.
Juni und Sommsrserien 1924 vom 1. August bis
einschließlich 11. Scpteinber. Als Tag der Anmel-
dung für Schüler, die auf Beginn des u-uen Schul-
jahres 1924—25 eintreten wollen, ist der 5-,Mai fest-
zusetzcn. Die Aufnahmeprüfungen find am 6. Mai
ab-zuneh-mgu.
Das 4. Symphonie-Konzert verschoben. Wie uns
geschrieben wird, muß das 4. Konzert tu der
Kouzcrtreihe der Stadt Heidelberg und Les Vach-
Vereins, das für Montag, den 10. Dezember vo>>
gesehen toar, bis auf weiteres verschoben wer-
den, da Herr GenerMmusitdirektor Erich Kleiber
aus Berlin, der bas Konzert leiten soll, an» Kom-
men verhindert ist. Das nächste Konzert findet am
16. Dezember statt und zwar! als Chorkonzert, auf
dessen Programm Grabners Weihimchtsoratoriuim
steht. Das verschobene Konzert wird säpter stiatt-
finden.

Wo bleibt der Preisabbau?
Aus dem Arbeiterfekretarilat wird uns
geschrieben:
In dm letzten Tagen brachten die Zeitungen
ine ganze Reihe Meldungen über dm Preisabbau.
Freilich bezogen sich diese Mbaunachrichten nicht
Ms Ne Heidelberger Preise. Daran ist nicht zu den-
ken. In Heidelberg hat man es zwar ausgezeichnet
verstanden, die Grundpreise neben beim Multiplika-
tor gleichzeitig zu erhöhen, sodaß die Verbraucher
doppelt -gestraft wunden und «die Preise gegenüber
Pen Friedenspreisen sehr Vst das doppelte und noch
«Mr aMinachten. Dix Lage der ärmeren Volks-
schichten wurde geradezu verzweifelt, was aber die
PUeistreiber wenig kümmerte. .Immer 'schärfer
Wurde die Preisschraube an-gezogen. Hinizulkaim,
daß man das kaufende Publikum peinigte, indem
mlain Papiergeld kaum noch annahm, vielmehr die
Waren »mr -gegen wertbeständiges Geld abzugeben
bereit War. Jetzt soll übrigens vielfach das Ge-
genteil de» Fast sein, nämlich es soll Laute geben,
die lieber Papiergeld als wertbeständiges beim Wa-
renverkauf -annehmen. Doch das .nur uclbsnlbci.
Wichtig ist nun sicherlich zu wissen, was ge-
schieht in Heidelberg, um gleichzeitig -eine
Nenlkung de» Preise zu erreichen. Niemand wird
bestreiten können, Latz die auMszeichnstcn Grund-
preise schleunigst eines Abbaus -beidürfen. Was in
anderen Städten geschieht, ist in Heidelberg sicher
nichts Unmögliches. Warurn soll ein 3-Pfundbrot
aus-gerechMt in Heidelberg 150 Milliarden
mehr kosten als in Mannheim, Und warum soll in
Heidelberg ein« Rifi ko Prämie von 20 Proz.
in die Preise einlka-Mckiert -werden, während ander«'
wärts der Satz viel -niedriger ist. Die Rifikopränite
-wird vekamitlich gewährt für angMIichn Verluste,
-die -durch di Bezahlung mit Papiergeld -entstehen.
-Mmn darf ger-ald-e darauf Hinweisen, daß in Berlin
Licfer Slcch nn 5 Priszent betrug und vor einigen
Tagen wurde -berichtet, daß die dortige Preisprü-
snngSkoknimMon diese 5 Prozent in Wegfall ge-
bracht hat. Ferner! ist beme kanswert, daß selbst
im -gelobten Lande Bayern vor einigen Tagen bei
Strafe verboten worden ist, eins Risikoprämie einzu-
kMckieren. Also es heißt bei uns Mb-auen. Es -gibt
aiuch Geschäftsleute, die es bestehen, sich für den
Mangel an Aufträgen schadlos zu halten. Man
sagt, für diesen Ausfall und weil auch die Arbeits-
zeit gegenüber den Friedens-Riten kürzer wäre, müsse
nicht d-as Unkostenikonio -erhöhen. Um ja nicht an
Profit eiuzubüßen. So wi ds also gemacht und
die wenigen -Beispiele werden genügen, um zu be-
weisen, wie der Abbau möglich ist. Uebrigsns müs-,
seit, um das in diesem Z-ufamm-enhtrage zu errei-
chen, »m-sere Ve tret er in den einzelnen- Prsisprü-
f!M-gsikomuMionen eifrig und -nachdrücklichst ar-
beiten und mit Lar,aus drängen, daß der Preisabbau
dicht verzögen wird. Dem Preis-PrüsnngLamt ha-
ben wir vor einigen Tage» Mtgstsilt, daß ci-ngc-
Orifscn werden muß, um im Sinne einer Preissen-
kung wirken z-u können. Wir erwärmen, Latz bas
Preisprüfungs-amt sofort die Hanptkomniission- zu-
sanmienruft, nm die Verhältnisse, die unhaltbar
sind, in vollster Oeffeiitlichikeit besprechen zu können.
Die Spannung ist außerordentlich groß und -es liegt
den Behörden die Pflicht ob, Explosionen- zu ver-
«isidcn. Was nützen alle scharfen, Verordnungen,
wenn sic nicht befolgt werdet».
Rtchrliudcr in Heidelberg. Die 60 jungen Mäd-
chen ans dem Ruhrgebiet, die durch Vermittlung
des Städt. Jugendamts Hsiide-lborg Währemd der
schlimmsten Zeit der Besetzung in Heidelberg und
-Umgebung in Familien freundliche Aufnahme ge
-fundclr hatten, sind jetzt alle bis aus 7 Mädchen in
ihre Heimat ziirückgeVchrt. Wie Lus Städt. Bsrufs-
Mrt Essen uns mitteilt, haben sich die Mädchen hier
sehr gut erholt und erzählen begeistert von Heidel-
berg. Münchs Kinder möchten gerne wieder zu den

dieser Zeitgenosse nicht einmal eine Aus-nahme-
er schsinnng -darstell t.
Es füllt diesen: Steruh-eim gegenüber -nicht leicht,
dis richtige Distanz zu gewinnen. Man zweifelt
MMtchmal cku der Echtheit dieser furchtbaren, niodsr-
dvück-enden Bosheit, nut de>r hier ein Zeitgenosse ge-
zeichnet wird, noch dazu ein Deutscher. Ist diese
gallige Bosheit echt, diesem dauerhaften Philister-
Inm ein bitteres Tränkleiu zu vcrabre-i-chenS Ist sie
Machs, Mittel znnr Effekt? Dann wäre das Stück
besser nicht geschrieben; denn die mit unheimlicher
Genauigkeit blotzgelegts Schwäche ist wahrhaftig zu
bitterernst, gallenbitteromst, um Objekt für Stamm
tischwitze zu sein: Der stärkste Eindruck zeigt aller-
dings nach der Seite der Echtheit, obgleich z. B. der
gewagte Abschluß der Szene Deuter-Theob-ald die-
sen Eindruck abgsschwächt, weil eine komplette
Usberf-lü-fstgkeit. An dem vollständigen Konterfei
des Spießers Maske war der. Zn-g gemeiner S-in-n-
iichkeit Echt noch besonders zu unterstreichen. Der
veiftsht sich a-m Rands. Ab-gesehs-n davon, daß gc-
r-ade diese Szene widerlich, zhni.sch wirkt. Much ans
„verhärtete" Gemüter. Mag sein, daß man in- Ber-
lin -anderer Ansicht ist. Wenn in Mildern Fällen bei
ähnlichen Situationen eine wenn auch verwischte
ästhetische Linie noch erkennbar ist, so legt Stern-
heim scheinbar darauf keinen großen Wert. Ge-
schmackssache.
Da verhindert, habe ich erst die 2. Aufführung
gesehen. Die ging recht flott. Paul Hedwigs
SpteWe-itu-ng rückte mehr ins Lustsp.ielmä-tzige, ledig
l-ich mit einem kleinen Stich ins Groteske. Das ist
m. E. Nach kein Schäden für MfM-r-un« und Werk.
Franz Sauer ballerte -nur so seinen Theobald
Maske herunter. Eine echte Spießerthpe. Unerschüt-
terlich in seinem eckigen Krastmtenentum. Gute
Mitspieler gatS-en die rechte Folie, so Max Ma-lön
als Scarron, Robert Fitz (Mandslftern), somsr
Clarissa M.anhos und nicht zuletzt Sophie
Braun-Große,« (Luise), deren Spiel mir be-
sonders gut gefiel. F. M.

ei. Heidelberg, 7. Dezember.
Es ist eist frivoles Spiel unverantwortlicher Ele-
mente, die Notlage seiner Mitmenschen aussnrrützen,
um dab-ei ein politisches Geschäft zu machen. Dieses
frivole Spiel erlebten wir gestern in unserer Stadt.
Seit der hiesige Erwerbslofenrat gang in kommu-
nistischen Händen liegt, Vern ado ist Leiter, wer-
den in geradezu unver-antwörtlicher Weife die Er-
werbslosen aufgehetzt, um sie für die politischen
Zwecke der K.P.D. gefügig zu machen. Die Tätig-
keit des Erwerbslosenrates besteht offenbar darin,
die unsinnigsten Forderungen zu stellen, die die
Stadt niemals erfüllen kann. Es muß gesagt wer-
den, daß die Notlage der Erwsibslosen eine unge-
heure ist, gerade in den letzten Wochen wurde deren
Lage immer unerträglicher und es ist Aufgabe mW
Pflicht, alles daranzusetzen, deren Los erträglicher
zu gestalten. Dies wind aber nicht durch radikale
Sprünge und durch Aufputschein erreicht, sondern
nur auf den: Wege einer v-eruünftigon Verhandlung.
Die Stadt kann eben einfach nicht Mer die gesetzlichen
Vorschriften hi-uwus, will sie nicht Gefahr laufen, daß
ihr die Gelder film die Erwerbslosen gesperrt wer-
den, MN -dadurch dis Not dieser Aermsteu der Armen
noch zu -vergröbern. Diese Gefahr war durch das
unsinnige Verhalten des hiesigen ErwcebslosenrateS
in Karlsruhe sehr n-ahegerückt. Es kostete, wi« wir
bereits gestern rncldstsn, alle Mühe, das Geld frei
zu bekommen. Nun must gesagt werden, Latz der
hiesige Ste.btrat für dis Notlage der Erwerbslosen
ein soziales Verständnis gezeigt hat. M>er die For-
derungen des ErwerbÄl-ofewrates, dis dem Stadimt
am Mittwoch vorgelegt wurden, nrutzte dieser ab-
leh-nen, und zwar aus dem ein«: Grunde, weil sie,
um es gelinde auszndrücken, unverschämt waren. Dis
Vevuünfti-gen Erwerbslosen sahen dies Mich ein,
konnten jcdoch in der fraglichen Versammlung, in
der die Forderungen genehmigt wurden, nicht da-
gegen austreten, da sie, wie dies schon öfter der Fall
fr-ar, lckcÄergrs-chvisn worden wären. Der Stadtrat
zeigte auch diesmal wilder Verständnis und gsueh-
mtgte unentgeltliche MilclM-eferung, die schnellste
Durchführung der Einrichtung von Notküchen in
allen Staidtteilsn, eins WsiDnüchtsSesch-eruug für die
Erwerbslosen und dis Berufung einer erweiterten
Fiirsovgekommission-, die iir weitherziger Weiss, nach-
dem die Stadt kein« generellen Unterstützungen mehr
geben darf, die B-cidürfti-gkett zur Unterstützung Prü-
fen soll. Ferner wurde beschlossen, das; jedem Er-
werbslosen ein Laib Brvt Verabreicht wird. Wir
sprechen bei dieser Gelegenheit die Erwartung aus,
das; die Fürsorgekomunsston sofort ihre Tätigkeit a-'.if-
ni-mint, damit -dis Notlage -der Erwerbslosen wenig-
stens ein klein wenig behoben wird.
Bei -den gestrigen Unruhen spielte aber in Wirk-
lichkeit die Notlage eine untergeordnete Rolle, son-
dern- man versuchte von kommunistischer Seite etilen
Putsch z-u veranstalten, der den Kommunisten zur
Macht verhelfen sollte. Ein Flugblatt, das gestern
früh verteilt wurde, gibt darüber näheren Ausichlutz.
Also wie gesagt, m-an spannte die Erwerbslosen vor
den kotnrniMistischsn Karren und brachte cs an, diese!
Weise fertig, die Leuts auf dis Straße zu bringet:.
In dem Flugblatt wird betont, daß sich die koimnu
uiftisch-e Partei nicht verbi eien läßt rind fordert die
Arbeitslosen und die Arbeiter und Angestellten zu
einer Demonstration für den 6. Dezember nach Ar-
deitsfchVuß -auf. Es waren die Vorbereitungen gut
getroffen. Nun hielten die Erwerbslosen fchon ge-
stern morgen eine Versammlung öS, in der das, was
«us die eingereichten Forderungen von: Stadtrat ge-
nehmigt wurde, abgelehnt wurde. Im Anschluß an
diese Verfammk-un-g kam es ans deut Marktplatz, dem
Kornmarkt und an der Marstallstratze zu Ansamm-
lungen. Eine Abordnung der Erwerbslosen befand
sich bsi Verhandlungen zu dieser Zoll in: Rathaus.
Ta ME behördlicherseits von -dem Vorhaben unter-
richtet war, ließ man sofort jeid-e Ansammlung zer-
streuen. Um 1 Uhr sand im „Prinz Max" eins zweite
Versammlung der Erwerbslosen statt. Die Marstall-
stratzc wurde sofort von Polizei besetzt, damit nach
Schluß keine Ansammlung en entstehen konnte. Im
»Prinz Max" wurde beschlossen, nach der StaUhalle
zu Ziehen, um dort eins Versammlung abzu-hattcn.
Man rech-n-ete offenbar'damit, daß in der Zwischen-
zeit die M-ch den Betrüben entsandten Avordnnng-.n
es fertig gebracht hätten, die Leute aus den Bc
trieben zu holen. Bei Fuchs, Waggonfabrik wurde
eine BslriebsversÄmmkun-g abgshälten, in der ein
Redner nach Aussage offenbar sehr demagogisch
vorgegaugkir ist. Er Wrach von Greuelta-ten, die in
der Stadt an Arbeitslosen von der Polizei verübt
w-rden Die AHstiinmtlng über Niederlegun-g der
Arbeit war mcht einbelt-lich. Ein Teil verließ die
Arbeitsstätte, ein Teil blieb in der Fabrik. Um 3 Uhr
ließ die Direktion abblafsn. Gleichzeitig macht; sie
bekannt, L-aß sie es nicht dulden könne, daß wilde
BetriebsVersammlnng-en staüfindcn. Die Fuchssche
Arbeiterschaft, ungefähr 500 Mann stark, wurde von
Schutzleuten, als sie die Stadt betreten wollte, ab-
gedrückt. 3M Mann fuhren mit dein Zug nach Hei-

Aus der Stadt.
Geschichtskalender.
7. Dez. 1835: Eröffnung der ersten deutschen
Eis-ontbachn (Niir-nberg-Fürtb). — 1920: Regterungs-
M-dnng (SPD. und USPD.) in Sachsen. — 1921:
FaMwpr-ozetz (Kapp-Putsch voll dem Reichsgericht.

M «kl! IO RWMMkü.
Mannheim. (Schwerer Unfall.) Der 14-
jührigs Schüler Karl Hannawald wurde, als er
mit seinem Fahrrad die Stmtze krsn-zle, von einem
Kraftwagen überfahren und lebens-gefährlich ver-
letzt.
Bruchsal. (Grobfeuer.) Gestern früh brach
im -der H-a-nptwerkställs der Möbelschreinsrei Adam
Deißler Feuer aus, das die gange Wsrkstätte zer-
störte. Sämtliche Fertigwaren, Holzvorräte und
Maschinen sielen dem verheerenden Element zum
Opfer. Di« B-ran-du-rsache ist nicht bekannt.
Mannheim. (Nur zugesatz 1.) Hier wurden
sechs Beamte -eiizsr hiesigen Großbank verhaftet,
weil sie seit län-gersr Zeit mit ausländischen Zah-
lungsmittel Handel trieben. Sie hatten sich die
Zahlungsmittel bet hiesigen Banken zum Etlichen
Kuns« beschafft und in Ludwigshafen zum Frie-
dcnsvsrkehrskurse verschoben.
Waldshut. (Verhängnisvolles Spiel.)
Einige 15—Itzjäheigs Burschen von Remeischwiel u.
B-amcho-lz spielten i.m W-alde mit einen: Revolver.
Die Waffe entlud sich und der 16jährige Sohn -des
MtÄmiermoistors Hermann Baumgartner von
Roneetschwtcl wurde so schwer iw den Kopf -getroffen;
daß eu wenige Stunden darauf starb.

Badenweiler. , (V erbrüht.) Das- 3jähr-ige jNachspiel des zweiten Usbevfalls auf den Deuckch-
Söhnchen des Schreines F. K-atzevH-ach fiel in einen-Amerikaner Lergdoll. Dieser Uebcrfall wurde-
Kessel mit heißem Wasser und erlitt so schwere Ver- am Abend des 10. August ds. Js. a-uSgeführt. Nach
brühungen, daß es starb. Aussagen soll Berg-oll von einer Or-gamsatron
Wein-Heinz. In -der Angelegenheit der jünWen-ehemaliger Frontsoldaten verfolgt werden, weil er
Unruhe» sind bis jetzt insgesamt 40 Verhaftungen sich durch Flucht dem Heeresdienst entzog. An: ge<
erfolgt; die meisten der -Verhafteten sind an -den-nannten Abend dm-ngen Jngem-s.ur Karl Schm : o t
Plündevmvgcn und Sachbeschädipungen beteiligt.!aus Lausanne und Privatdetektiv Robert SP«r-
Aitch in^ den umliegenden- Otzien wurden zahlreiche b er aus Paris.in das Zimmer Bt'.adolls. uw
Verhaftungen vorg-onvmnreu. Wie die „Volksst."!Hotel „Krone-Post" in Eberbach ein und Haber.
berichtet ist in der Hauptstraße eine kommunistische,B er-g d o ll -gewürgt. Diesem gelang es, sich der
Zentrale ausgehoben und dabei auch v-erschieden-os ^Angreifer zu erwehren; aus seinem Revolver gab
Material, Schriftstücke, Handgrianaten us-iv. beschlag-^er in der dunklen Stube Streufeuer, durch das

delberg, von Venen durste» nur dir t» de» Stadt
' wohnende« den Bahnhof verlassen. Ans Visse Weis«
- komrten nur wenige Mann zu den Erwerbslosen.
- stoße::. Die Versammlung in der Stadlh-äll-e konnte
- nichi stattfinden, daraufhin versuchten die Erwerbs--
'osen, nach dem Rathaus zu ziehen. Dori weilte
' wieder eine Abordnung der Erwerbslosen, die nmn
° aber wegen Aufruhrs i.m Rathaus verhaftete. Beiui
> Cafe Wachter wurde ver Zug von der Polizei ab-
' gedrückt, »vorauf sich einzelne Trupps über den Fisch-
- m-arkt nach dem Marktolatz begaben. Plötzlich fiele«
' Schüsse, die von Personen, dis sich hinter den: Bret-
' tcrzann des Rath-ausncubaucs aushicltsl:, abgegeben
' wurden. Et« PMzi-st zu Pferde erhielt einen unve-
- deutenden Oberschenkelschusz. Bei der Erwiderung.
" des Feuers durch di« Polizei wurde ein unbeteiligter
Arbeiter durch einen bedenklichen Oberarmschutz ver-
' letzt. Gegen 7 Uhr abends wurden in -er Polizei-
l station an: Btsma-rckplatz durch Steinwürfc drc»
- Fensterscheiben beschädigt. Die bei den Unruhs«
Vevletztcn beiden Perfonen befinde:: sich im Modem.
- Krankcichans. In: ganzen wurden 10 Personen we-
gen Aufruhrs verhaftet.
-*
Ueber die Anträge der Erwerbslose« und die
Stellungnahme des Stadtrats
i gehen uns vom Städt. Nachrichtenamt folgende Mit-
- teilungsn zu: Die Evwerbslojenkommis-ston forderte
i am 5. Dezember die sosortige Auszahlung eines
Vovschusses von 15 Billionen Mark für Ledige, dcr
- Betrag gestaffelt bis 20 Billionen Mark für Verheiz
ratet« mit drei uud nrehr Künden:. Ferner wurde
, dis unsntg-elt'liche Milchbclieserung für dis milchbc-
- zugsberechltgten Erwerbslose:: verlangt, sowie die
Abgabe einer Weihnachtsspende von 10 Psd. Mehl,
2 Psd. Zucker, 2 Psd. Fett uwd zwei Zentner Brenn-
material für Ledige, die Mengen gestaffelt bis 20
l P-fun-d mehl, 5 Pfd. Zucker, 5 Psd. Fett und 5 Zent-
- ,t«r Brennmaterial für die verheirateten Erwerbs-
. losen :n-it 3 und mehr Kindern. Weitere Fordern«-
: ge» H-etr-Ksen eine Holzausgabe noch diese Woche, so-
, wie die Errichtung von Nolküchen in den Auhenstay:-
teilen.
Der Stadtra-t hat in seiner Sitzung von: 5. -. M.
folgende Stellung eingenommen: Die Auszahlung
eines Vorschusses in der beantragt«: Höhe an alle
Erw-erbsto-scn ist nach einer Entscheidung des Bad.
ArbeLSmiiflsters nicht möglich, da die Stcidt aus
eigenen- Mitteln nicht in der Lags ist, die Erwerbs»
lossn-nntcrstützung und die besonderen Beihilfe«
selbst nufzuSrflbge.lt. Die von: ArbsitsüNÄflsterim»
verünngte Prüfung der einzslucn Fälle durch das
Fürsorg-caml lnntz durchgesührt werden. Dsr Stadt-
rat ist damit einverstanden-, daß die Belieferung der
bezugsberechtigten Haushaltunpen mjt Milch, soweit
die erforderflcheit Mil-chinen-gen Vorhände!: sind, ge»
sichert wird.
DaS Fürsorgcamt wird angswiesen. unter Pcü-
sm:g jedes Einzelnen die Kosten für dis Milch auf
jdie Mrforgekasse zu. übernehmen oder w-enIgstenK
-vo.tzuschi-etzen. Wegen der Betoiüigung einer Wcih-
rmchtsfpende nicht nur an die Erivcrbslofen sonder:»
gnch an die Klein- nnd Sozialrentner sind Vcr--
handl-ungen schon vor Einjunfi des Antrages de«
Erwsrbsl!osenkomin:isfio>: eingeleitet worden, eben-
so bezüglich der'Eimichtuirg von Nolküchen in den
einzelne!: Stadtteilen. Hinsichtlich dcr Holzbsliefe-
run-g trat de» Stadtr-at in seiner A-n-twort bemerkt,
daß nach bei: Feststellungen des Holzhöfes der
größte Teil dsr Erwerbslosen die ibn-en aus d-ic
Brsnn-stosskarte zusteheitzden Brennstoffe «.«halten
hat, sodaß die Not an- Brennstoffen nur in einigen:
wenigen Fällen an-erl-ou-nt werden könne.
Das Fürsorgeamt hat gestern vormittag sofort^
mit den: Eriverbslose-irrat verhandelt, und gestern
nackmÄiiag die Verhandk:mgs>: unter Anzug vo>r°
Vsntretern des Klei-n- uud Großhandels und des
Metzgergewervcs sortgeführt. Es wurde beschlos-
sen-, von: Fürsorgeamt ans den Vsrb-cirateten nnv
den- alleinstchcndeit lc-vigeir GrSvsrbAoscn zwei
große L«L> Bro-. <de« ledigen i-u F-untlienverbo-d.
l-llbende»: Erwerbslosen evnn großen Laib Brot z»
g«vfhrcn, für d-ic die Gurssbetn-c Henle verlcilt iver-
den. Außerdem sollen am S-amstag d«: verheira-
tetSit Erwerbslossil unt 2 und mehr Kinder 3 Psd.
Mehl, >ds« übrigen venheiruteten und lod-ig-en allcin-
stc-hend-eil Erwerbslosen zwei Pfund Mehl, den
übrigen Ledigen ein Pfund Mehl verteilt werden-.
Die Vertreter'des Groß- nnd Kl-ein-h-amD-cls und d-cS,
MetzgeM'w erstes haben sich grundsätzlich bereit er- -
klärt, Fett zur Verteilung an die Erwerbs-lossn und.
Frischfleisch für die Volksfpelfnng aibzugeben. Wel-
che Mteuge-n in Frage kommen-, häng: von den Ent-s
schlistzungen der Orggnisatioiren sowie der Möglich-
keit der VescWffung ab. Es ist in Aussicht genom-
men, das zur «Verfügung gestellte Fett morgen'
Santstag unt den: Mehl zu verteilen.
Di-e Notge-m-emschaft wird heute über -einen so-
fort zu erlassenden Aufruf a-n die B-cvölkerung zur
Sammlung von Spenden für die Erwerbslosen be-
schließen-

di-osen: bürgerlichen Lustspiel ist die -Gatire vergrö-
ßerter. Auch ga-llige-r. Es riecht etwas nach Ma-
tvatz-KUgrnft. In Bürger Schip-pel ein« ganse Schar
Ml gesehener, wenn auch ins Groteske gesteigerte
Zeitgeiwssen. Eine ganze Galerie SAnPlizisstmus-
-Ge-stailten. Hier, in senrer „Hose" stE ein Kerl.
Der aber ist ein ganzer, unstreitig. Vom Autor mit
M-sgefu-ch-tefter Liebe behandelt. Vor: Anfang bis
Zn Ende, das ein großes Fragezeichen hinterläßt.
'Dieser wunderbare Zeitgenosse, Prototyp, findet
seinesglmchen im Lande in unheimlicher Anizahl.
Frei von BeMveLden, körperlicher «der gar seeli-
scher Art höchster Genuß. Hammelfleisch mit Boh-
llcu-, Bier, Zigarre. Auch Schnaps und Schwips.
Sexualfragen: Problemlos. Einfachstes Rechen-
kxcinpel. Lediglich Bedarss-artiköl. Zivilisation be-
steht in etwas Sazlberkeit, OrdnM.g. Dis Potenz
ber letzteren, das; ii: 300X8 Stunden 700 Taler ver-
dient werden,. Fittz-t sonst nur nett dem Messer. Son-
nige Kultur: Gefrierpunkt. K-eiN-en blassen Schim-
mer von irgend welchen Größen- geW-g-er deutscher
^ültur. Wozu denn? Quatsch! Ein Ideal, daß
der Karriere-Schimmel nicht aus der Bahn fährt.
Md uud Teufel. Kein Aufhebens, kein Aufsehen,
kwsn Tag im Trost wie den andern-. Umb da mußte
ciusnr Freitag seins Frau Luise auf der Straße
st« sich-erlt-ch frisch gewasch-ene und frisch gebügelte,
b-eiße — Unterhose verlieren-. Sozusagen unter den
-lügen des Königs, gewissermaßen bemerkt von der
Silben Stadt. Das nvußte «den ehrsamen Theobald
Näsle, den braven Spießer zum Tyramrsri-ch
Aachen; er -verhaut seine ihm vor Gott und den
Müschen angetrante Ehefrau, daß sie grün und
Aa« ankäuft. Die Angst, das; die kleine niedliche
Anlaß zu Konfequönz-en, womöglich Amts-
M«etzlmg werden könnte, schineitzt -ihn fünf Minuten
M dem Gleichgewicht. Nicht länger, daß das Hös-
N« zwei Mieter aulockt in nWt zu erkennender Ab-
M —, stört die robuste, selbstsichere Natur dieses
jM-cu nicht urehr, als jede Porfönliche Gefahr, jedes
Mchspiel aaitzer Zweifel. Di-eser Theobald Maske
Viechskertz und das Bedauerliche dabei, -aß
 
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