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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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4. Heft
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Forrer, Robert: Über kombinierte Waffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0117

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Uber kombinierte Waffen
Von Dr. R. Forrer, Strafsburg

Als Kombinationswaffen pflegt man alte
/% Waffen zu bezeichnen, welcheverschieden-
l %, artige Waffen zu einem Ganzen zusammen-
setzen, kombinieren. Wer nun alles ver-
deutschen will, könnte vielleicht sofort einwenden,
dann möge man statt kombinierte Waffen zu-
sammengesetzte Waffen sagen. Indessen unter
einer zusammengesetzten Waffe verstehen-wir
gemeinhin eine defekt auf uns gekommene* dann
aus alten, echten und nach Zeit, Gröfsenverhält-
nissen usw. genau zusammenpassenden Teilen be-
hufs Vervollständigung zusammengesetzte Waffe.
Ist diese Zusammensetzung eine wenig gelungene,
so wenden wir den Begriff zusammengestellt an,
und, wenn völlig verfehlt, zusammengestoppelt,
oder, wie einer meiner Freunde zu sagen pflegte,
mixtum compositum, zu deutsch Mischmasch. Zu
unterscheiden bleibt dann immer wieder, ob die
Zusammenstellung in alter Zeit erfolgt ist, blofs
um verschiedene vorhandene Waffenteile neu ver-
wenden zu können, oder ob sie erst aus neuerer
Zeit datiert und ist durch diesen oder jenen
Sammler, Händler oder Museumsdirektor in dem
Wunsche hervorgerufen, seinen Besitz besser zu
präsentieren. Auch kombinierte Waffen können
in der Neuzeit noch entstehen; es sind entweder
falsche, wenn einer verschiedene alte Waffen zu
einer kombinierten zusammenschweifst, ohne dafs
sie vordem je so waren; oder es sind moderne
Kombinationswaffen, wenn ein Erfinder oder eine
Armeeverwaltung irgend zwei bisher getrennt ge-
führte Waffen aus praktischen Gründen zu einer
einzigen zusammenfügt. Doch nicht von all dem
soll hier die Rede sein, sondern nur von den in
alter Zeit zu mehr oder minder praktischem
Gebrauche hergestellten kombinierten Waffen.
Indessen ist die terminologische Seite dieser
Sache (und auch diese Seite ist ja in der Ein-
leitung zu erörtern) noch nicht erschöpft, denn
kombiniert im oben erläuterten Sinne des Wortes
sind viele, ja die meisten Waffen: der Langsax
ist ursprünglich blofs Hiebwaffe, wird aber all-
mählich auch zur Stofswaffe ausgebildet und dient

schon in seiner tenezeitlichen Vorstufe beiden
Kampfformen. Unser Schwert der Urzeit ist
anfänglich nur Stofswaffe, wird dann aber auch
Hiebwaffe und dient von nun an, abgesehen vom
Rapier, stets beiden Formen, bald beiden gleich-
mäfsig oder aber bald dieser, bald jener etwas
mehr. Die ersten Helmbarten sind blofse Hieb-
waffen; erst in der Folgezeit wird das obere Ende
zur Stofswaffe umgeformt, dann aber die Helm-
barte zur Hieb- wie Stofswaffe, wobei auch hier
wieder bald die Waffe gleichmäfsig für Hieb wie


f
Abb. i. Italienischer Schwertschild des 16. Jahrhunderts,
aus Holz, mit Leder überzogen und unten eingefügter Stofs-
klinge mit zwei Parierhaken (Historisches Museum, Dresden)
Stofs geeignet fabriziert wird, bald, je nach Zeit
und Ort, die Spitze oder das Beil mehr in den
Vordergrund treten.
Doch all das sind nicht die kombinierten
Waffen im eigentlichen Sinne des Wortes. Um
es zu sein, verlangen wir von ihnen, dafs sie ent-
weder Waffenformen zusammenschweifsen,
die gemeinhin nicht in dieser Zusammen-

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