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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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4. Heft
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Forrer, Robert: Über kombinierte Waffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0119

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4. HEFT

R. FORRER, ÜBER KOMBINIERTE WAFFEN

99


Nicht zu vergessen derVorläufer dieses Prinzips, der
gotischen Fausttartschen mit scharfer Mit-
telspitze, wie sie u. a. der Wolf enbütteler Sachsen-
spiegel aufweist5): die an Stelle des runden oder

4 S 6 7
Schiefsstreitäxte des 16. Jahrhunderts
(Historisches Museum, Dresden)
Abb. 4—6 mit Radschlofsvorrichtung, aus der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts
Abb. 7 mit verborgener Radzündung, aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts
sonstwie stumpfen Umbos angebrachte scharfe
Mittelspitze gestattete dem Träger dieses Faust-
schildes, diesen zugleich wie einen kurzen Dolch
gegen seinen Gegner zu verwenden.
Gleich eigenartig sind die englischenRund-
schilde mit Feuerrohren, wie sie Demmin
S. 566 unter Fig. 49 abbildet und dazu bemerkt:
Englischer Rundschild vom Anfänge des 16. Jahr-
hunderts. Diese 45 cm im Durchmesser haltende
Waffe ist aus Eisen und mit einem kleinen Hand-

5) Vgl. Demmin, S. 569, Fig. 55,1. EinOriginal, 15. Jahr-
hundert. sah ich einst im Pariser Handel (runde Holztartsche
mit Eisenbeschlag und Eisenspitze). Vgl. auch Demmin,
Figl 61, S. 572.

luntenfeuerrohre versehen, eine Art Veuglaire,
welche vermittelst beweglicher Büchse geladen
wird. Der Tower zu London besitzt 25 Stück
solcher Schilde, deren schon in der unter Eduard
VI (1547) stattgefundenen Aufnahme Erwähnung
geschieht.
Gerade die Schufswaffe spielt in der Gesell-
schaft der kombinierten Waffen eine Hauptrolle,
ja hier liegt so eigentlich die Kerntruppe dieser
Gattung. Die Varianten sind überaus zahlreich,
die Anwendung ist eine überaus verschiedenartige.
Einige dieser Formen habe ich bereits bei früheren
Gelegenheiten in dieser Zeitschrift erwähnt. Ich
erinnere an die Band IV S. 55 behandelten ältesten
gotischen ein-und mehrläufigen Faustrohr-
streitkolben: eiserne Streitkolben, gebildet aus
einem oder mehreren kurzen Feuerrohren, so dafs
das Gerät als Schlag- und Schufswaffe dienen

Abb. 8. Deutsche Schiefsstreitaxt mit verbeintem Holz-
schaft vom Ende des i6.Jahrhunderts (Kgl. Zeughaus, Berlin)

konnte — die Doppel waffe, wie sie auch das alte
Wort „Schiefsprügel“ kennzeichnet (vgl. hier
Abb. 2)®). — Das 16. Jahrhundert hat diese Kombi-
nation übernommen, aber natürlich statt der ein-

’) Vgl. dazu Bd. IV, S. 57, Fig. 1 u. 2, u. S. 59, Fig. 3.
 
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