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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun in Wernfels
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Gohlke, Wilhelm: Nichtmetallische Geschützrohre
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0161

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5. HEFT

W. GOHLKE, NICHTMETALLISCHE GESCHÜTZROHRE

141

Auswahl von Kürassirausrüstungen sind der Gruppe
beigegeben. Die von schwerem Fahrzeug ver-
bogenen Waffen, die zerhauenen und zerstochenen
Uniformen und der auf einer Trommel ruhende
Hut des bei Wörth gefallenen französischen
Generals Douay reden von hartem Krieg und
glänzend gehaltener Waffenehre der beiden Heere.
Kopfbedeckungen aller Art liegen umher, doch
konnten die meisten Ausrüstungsstücke nicht auf-
gestellt werden.
Eine grofse Anzahl von Kürassirequipirungen
reiht sich als weitere Gruppe an, besonders die
französischen vom ersten Kaiserreich an bis jetzt
sind vertreten. Die in ihrer Ausstattung ver-
schiedenen und doch so ähnlichen Helme werden
meist falsch aufgestellt. Während im ersten
Kaiserreich die der Dragoner, Carabiniers, Che-
vaulegers und der Militärschule zu St. Cyr aus
Messing waren, sind die der Curassire und der
Garde sappeurs du Genie immer aus Stahl ge-
wesen mit dem schwarzen Haarbesatz, der bei
den Dragonern aus Leoparden- oder Seehunds-
fell besteht. Bei der Garde trugen alle den Blech-
schild des Kaskets statt der Felle. Die Entwick-
lung der österreichischen Kürassire ist ebenfalls
sehr gut vertreten. Die schweren Verwundungen

der Kürasse zeigen die gänzliche Unzulänglich-
keit der so schönen Schutzwaffe. Es mag viel-
leicht schon der Gedanke aufgekommen sein, dafs
es unverantwortlich ist, die Truppe bei dem mör-
derischen Gewehr so ohne jeglichen Schutz ziehen
zu lassen. Indes ist es besser, keinen als einen
schlechten zu führen, der noch durch eindringende
Materialfetzen die Verwundung verschlimmert.
Nach dem 30jährigen Kriege ergab sich der Soldat
resigniert in sein Schicksal. Alle seither ange-
stellten Proben, abgesehen von der Artillerie,
auch die der Infanterieschutzschilde in England,
haben sich nicht bewährt. Doch haben wir heute
wenigstens das schlimme Los unserer Vorfahren
nicht mehr zu befürchten, bei denen der schlimmste
Teil der Verwundung die entsetzlich grausame
Heilung mit ihren Kuren war. Der Gedanke an
die Schutzschilde aber zeigt den schon erwähnten
und sich stets wiederholenden Kreislauf, den alles
Kriegsmaterial durchlebt. Die Uniform, der so
wichtige Teil des Kriegsmaterials, deren Studium
ein interessanter Anhang zur Waffenforschung
ist, wird uns in der Braunschen Sammlung mit
all ihren Veränderungen, Irrungen und Verbesse-
rungen dargestellt. Mit dem grofsen Kriege
schliefst dieses Dokument.

Nichtmetallische Geschützrohre
Von W. Gohlke

Bis ins 19. Jahrhundert hinein hat man im
Drange der Not, in der Eile und aus Spar-
samkeitsrücksichten versucht, Geschütz-
rohre aus billigerem Material als aus
Bronze und Eisen herzustellen. Man bediente sich
hierzu des Holzes, des Leders, der Bindfaden-
umwickelung dünner Kupferrohre, des Papiers,
der Steinpappe; man formte Mörser im Erdreich,
ja bildete sogar Kanonen aus Eisblöcken.
Die Art und Weise der Herstellung, die Ver-
wendung und die Geschichte der aus Strickum-
wickelungen und Lederbezügen hergestellten, so-
genannten ledernen Geschütze sind bereits in
Nr. 12 Jahrgang 1908 dieser Zeitschrift abge-
handelt worden und können deshalb gegenwärtig
unerörtert bleiben. Häufigere Anwendung als
Geschützmaterial hat das Holz gefunden; es
ist sogar sehr wahrscheinlich, dafs die ersten
Pulvergeschützrohre aus diesem Stoffe hergestellt
wurden.

Als Vorläufer des Pulvergeschützes wird die
„Lanzer“ des heftigen oder ungestümen Feuers
(t’o-huö-tsiang) der Chinesen und die Madfa der


Madfa (Handschrift, 1320.)
Araber (Fig. 1) angesehen. Erstere, die im ersten
Regierungsjahre des Kaisers Khai'-Kings, 1239
n. Chr. erfunden sein soll, bestand aus einem
langen Bambusrohr, in das man Pulver und Schrot
 
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