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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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6. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0211

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188

FACHNOTIZEN

V. BAND

die Wandung mit dem unteren Rande bildet, ist
vorne stumpfer als hinten. Der Helm wurde
also wohl schräge (hinten etwas tiefer) auf dem
Kopfe getragen. Vgl. Boeheim, Waffenkunde,
S. 313 Fig. 365.


Zwischen und unter diesen 14 Löchern nun
zieht sich um den Rand hin ein Kranz von mehr
als 50 Marken. Die Abbildungen sind nach Blei-
abschlägen photog'raphiert worden, .geben also
nicht die Marken selbst, sondern das Negativ, die
Stempel, wieder. Die Herstellung der Abschläge
und Photographien, auch derjenigen des Helmes
selbst (Ober-, Vorder- und linke Seitenansicht)
ist in dankenswerter Weise seitens der Schrift-
leitung im Johanneum bewirkt worden.


Man wird nun wohl nicht fehlgehen mit der
Annahme, dafs diese grofse Zahl von Marken
nicht zufälliger Besitzfolge an dem Helme zuge-
schrieben werden kann wie bei jenen Schwert-
knäufen, dafs wir es vielmehr mit einer gleich-
zeitigenFestlegung, gewissermafsen Beurkundung

der Marken aller zur gegebenen Zeit einer Innung
angehöriger Meister zu tun haben, mögen auch
einzelne Marken durch später eingetretene
Meister erst nachträglich hinzugekommen sein.
Tatsächlich stehen einige Marken in zweiter Reihe
über den anderen. Vielleicht war der Helm einer
Innung als Beutestück zugefallen, wie solche
noch heute hier und da aufbewahrt werden.
So besitzt die Fleischerinnung in Thorn einen
Harnisch nebst Panzerhemd aus dem Anfänge
des 16. Jahrhunderts, den nachweislich Innungs-
genossen beiGefangennahme eines Ritters erbeutet
haben. So mag auch mein Helm an eine Messer-
oder sonstige Schmiedezunft gekommen sein, die
ihn nun zu bleibendem Andenken an die Tat
und zugleich als dauernde Zeichenrolle mit den
Marken der Genossen versah. Wo aber hatte
diese Innung ihren Sitz? Könnte man nur ein-
zelne Marken festlegen, so wäre damit auch für
die übrigen ein sicherer Beweis erbracht, da ihre
Zusammengehörigkeit wohl nicht zu bezweifeln
ist. Leider ist mir eine solche Festlegung bisher
nicht gelungen, und ich wäre für sachdienliche
Mitteilungen sehr dankbar, auch bezüglich des
T, der Marke des Helmschmiedes selbst.
Landgerichtsdirektor Engel,
Gnesen.
Die Braunsche Waffen- und Uniformsammlung
zu dem Aufsatze in Heft 5, Band V.
Gründe tiefer liegenden Interesses an der
Sammlung Braun, die eingehend zu inventarisieren
mir selbst schon einmal vergönnt war, lassen mich
den geschätzten Verfasser bitten, soweit bayerische
Verhältnisse berührt werden, seinem viel erzählen-
den. Aufsatze noch einige Vermerke hinzufügen
zu dürfen.
So giebt sich zunächst die Geschichte des
bayerischen Kaskets nicht so ganz, wie sie auf
Seite 134 und 135 dargestellt ist. Als der Chevalier
de Thompson, spätere Graf Rumford, ein geborner
Anglo-Amerikaner, bei seinem für die pfalzbayeri-
sche Armee neu erdachten Bekleidungssystem
im Jahre 1790 statt des bisher getragenen Filz-
hutes eine Kopfbedeckung aus festem Materiale,
in seinem Falle aus geprefstem Leder, zur Annahme
empfahl, so folgte er hierbei nur einem in anderen
Armeen bereits seit Jahrzehnten gegebenen Beispiel.
In Österreich war für die Infanterie bekanntlich
die lederne, sogenannte Schlegelkappe vorgesehen.
Wenn sodann unter den zeitgenössisch vorhandenen
Mustern seine Wahl auf das in England und Frank-
reich bevorzugte Kasket, dasheifst die alte Hauben-
oder Helmform fiel, mochte der Grund vielleicht
in Pietätsgefühlen gelegen haben, — Rumford
 
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