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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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11. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0390

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11. HEFT W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS

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statt in einem Nervenbündel aus Tiersehnen oder
Haaren herbeigeführt. Der Wurfhebel trägt oben
einen Löffel für den Stein und ist an der An-
schlagfläche mit Seilen umwickelt, die in Ver-
bindung mit dem Polster am Widerlager des
Gestells die Schlagwirkung abschwächen. Die
Sehne ist durch eine Krampe des Wurfarms
geführt. Spann- und Abzugsvorrichtung sind die
bekannten (Abb. 25, 25a). Die Mafse ergeben sich
aus dem Vergleich mit dem Helmbarten träger auf
Abb. 25 a.
Nach welchem Vorbilde das Modell geschaffen
ist, war nicht zu ermitteln. Die Hürden zu beiden
Seiten der Wurfmaschine sind Setztartschen
(Pavesen) zum Schutz der Bedienung. Wahr-

Schaft allein 28 g. Diese Gröfse entsprach der
gewöhnlichen Kriegsarmbrust, und mit ihm er-
reichte Sir Ralph Gailwey die gröfste Wirkung
und Reichweite. Gegen tote Ziele benutzte man
natürlich schwerere Geschosse, oft solche von
mehr als einem Zentner.
Bolzen auf Burg Eltz, die wahrscheinlich zu
dem erwähnten dort befindlichen Bogen gehören,
sind 0,5 bis 0,75 m lang, etwa 33 cm stark und
tragen Eisenspitzen und Lederbefiederung. Der
Pfeil zur sechsarmigen Armbrust nach Ramelli
(Abb. 19) hat Manneslänge.
Die Wirkung der grofsen Armbrüste war
derartig, dafs sie Zinnen und freistehende
Mauerteile abkämmen konnte. Auch gegen Tore


Abb. 24

scheinlich sollte durch die Verbindung von Wurf-
hebel und Bogen, die Kraft des ersten verstärkt
werden, da das Seiltermentum nicht stark genug
in seiner Wirkung schien. Ob diese Absicht er-
reicht wurde, ist zweifelhaft. Das verhältnismäfsig
leichte Gestell dürfte beim Abschiefsen bedenk-
liche Sprünge ausgeführt haben.
Die Geschosse der grofsen Armbrüste
waren der Bolzen mit eiserner Spitze und Holz-
federn oder Spitzen von Kupfer oder Bronze,
ferner Steine und Bleikugeln. Auch Feuer-
pfeile fanden Anwendung. Sie hatten eine lange
Spitze mit W'iderhaken zum Haften im Ziel; der
Brandsatz aus Salpeter, Schwefel und Kohle
befand sich in einem Sack, der zwischen Spitze
und Fiederung befestigt war. Die Lunte am Sack
wurde vor dem Abschiefsen angezündet.
Ein Bolzen von 33 cm Länge, einer Durch-
schnittsstärke von 1,3 cm wog etwa 70 g, der

gerichtet, war sie von hohem Wert; Bresche
konnte sie nicht legen. Gegen lebende Ziele war
die Armbrust eine gefährliche Waffe. Die grofse
Durchschlagskraft des Bolzens kam nur bei grofser
Tiefe der Ziele zur Ausnutzung.
Oberst Dufour errechnete für einen Stahl-
bogen mit Flaschenzug, der die Sehne auf 2 m
spannte, bei 15 Grad Erhöhung, ohne Berück-
sichtigung des Luftwiderstands eine Reichweite
der Steinkugel von 0,5 kg (Kaliber 7,6 cm) von
832 m, was einer wirklichen Schufsweite von 500 m
entsprechen würde.
Payne-Gailwey erlangte mit dem vorerwähn-
ten Bogen (Heft 9, S. 297) eine Reichweite von
420 m.
Sonst ist über die Tragweite wenig bekannt,
doch zeugt die massenhafte Verwendung der
Waffe im Feld-, Belagerungs- und Festungskriege
bei den meisten Völkern und die grofse Zahl der-
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