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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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11. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0391

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362

W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS V. BAND

selben in den Beständen der Zeughäuser für die
grofse Wertschätzung ihrer Wirkung. Trotz der
Zielvorrichtungen, die an der Armbrust schon
früh angebracht waren, erreichte sie keine viel
gröfsere Treffsicherheit als der Bogen, da die
starke Erschütterung beim Abschnellen und die
Schwerfälligkeit des Abzugs das ruhige Abkommen
hinderten, aufserdem waren die Bolzen verhältnis-
mäfsig kürzer und weniger sorgfältig gearbeitet
als der Pfeil, auch konnte nur langsamer damit
geschossen werden. Bei Handspannung kam man
wohl noch auf 8, bei der Spannung mit dem
Gaisfufs auf 5, mit der Winde aber nur auf
3 Schufs in der Minute, in dieser Zeit konnte der
Bogner 36 Pfeile versenden. Die Schwierigkeit
der Handhabung erforderte einen übermäfsigen
Platz in der Schlachtordnung; hinter Zinnen und
Setztartschen aufgestellt, wo sie ihre Bolzen in
Haufen neben sich legen und besondere Mann-
schaften ihnen zur Hilfe kommen konnten, erwiesen
sich die Armbruster dagegen vortrefflich.
Über Preise der Armbrust belehrt das
beim Tode des Herzogs von Bedfort zu Rouen
i. J. 1435 aufgenommene Inventar. Grofse Arm-
brüste wurden zu rund 8, ix, 14 und 17 Pfund
Sterling (163 bis 347 Mark) abgeschätzt, Arm-
brüste mit Zahnstangenspanner (cranequins) zu
14 Pfund (286 Mark). Man setzte auch oft die
Armbrust auf Rädergestelle (Wagenarmbrust).
Sie erscheint in den Chroniken gewöhnlich unter
den Namen: Spingarde, Springal, Ribalde, ribeau-

dequin, ribaud. Nach Roquefort (lex rom.) „war
es ein kleiner Wagen (Karren) oder eine Maschine
in Form eines Bogens von 12 bis 15 Fufs (3,9 bis
4,88 m) Länge, der auf einen Baum von einem
Fufs Stärke aufgelegt war, der Pfeil ruhte in
einer Rinne des Baumes, war 5 bis 6 Fufs (1,6 bis
1,95 m) lang, befiedert und mit Eisen beschlagen.
Der Bogen war zuweilen von Horn. Man stellte
die Maschine auf den Mauern der Städte auf und
warf die Pfeile, nachdem der Bogen durch eine
Winde (tour) gespannt worden war, mit solcher
Kraft, dafs vier Mann mit einem Male davon
getötet wurden“.* 5)
Die Espringals werden in Flandern schon im
Feldzug-e des Jahres 1304 auf beiden Seiten der
Kämpfenden erwähnt, beim Entsatzversuch der
Franzosen vor Calais 1347 liefs König Eduard III.
von England die Dünen aufer mit Bombarden,
Armbrüsten, Bogenschützen auch mit Espringals
besetzen, so dafs die Franzosen nicht wagten
anzugreifen.
Im Urkundenbuch Lübecks von 1364 bis 1367
kommt ein „schietendes Werk“ vor, das Köhler
für ein Espringal hält. In Italien erscheint 1358
die Benennung „Spingarda“ in einer Übergabe-
verhandlung von Vercelli und 1375 in dem In-
ventarium der Gemeinde Perugia ein: Artificium
sine nux spingarda arculate de ferro.

6) Französischer Text s. San Marte, Zur Waffenkunde
S. 286.


Abb. 25
 
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