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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Springer, Jaro: Die Ausstellung der "XI"
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Freihofer, Alfred: Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0273

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Von Iaro Springer. — Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart, von Alfred Freihofer. 2;Z


veraltete Rezept der Violettmalerei übte nur noch
George Mosson aus. Für ihn ist es wohl neu, da ich
mich nicht erinnere, es früher bei ihm bemerkt zu haben.
Sehr glücklich sehen die beiden Bilder nicht aus.
Schnars-Alquist, na, den muß ich doch auch noch
nennen! Er hat außer kleineren Sachen eine graue
bewegte See ausgestellt mit Schiffbrüchigen im Kahn,
denen Hilfe naht. Nichts Neues, nichts Hervorragendes,
aber ganz angenehm anzusehen.

Wenn Ausstellungen auch ein künstlerisches Ergebnis
haben sollen, so wird das der diesjährigen Elferausstel-
lung nicht günstig zu berechnen sein. Bei einem er-
schreckende Abkehr von allen guten Geistern der Kunst,
bei einigen zunehmende Müdigkeit und Gleichgiltigkeit,
bei anderen bequemes Beharren, bei wenigen geringes
Fortschreiten, nur bei einem der volle Gewinn ganzer
Arbeit. Dieser Eine ist der einzige unter den „XI", das
ist Max Liebermann.

Die Lweite Internationale Gemälde-Aufstellung in Stuttgart.

von Alfred Freihoser. Nachdruck verboten.

n Stuttgart ist am 29. Februar im Kgl. Museum
der bildenden Künste eine Gemälde-Ausstellung
(nebst einer kleinen Anzahl plastischer Werke) offiziell
vom König in Gegenwart einer festlichen Versammlung
eröffnet worden. Die Dauer derselben ist auf 2^ Mo-
nate, bis Mitte Mai, bemessen. Die Ausstellung ist die
zweite ihrer Art, die erste fand 1891 statt. Die Unter-
bringung in den schönen neuen Räumen der Staats-
galerie, die Sicherung staatlicher Ankäufe, sowie über-
haupt die Förderung durch den Staat und die Jn-
scenierung durch den damaligen Direktor der Stuttgarter
Kunstschule v. Schraudolph verschafften jener ersten Aus-
stellung einen großen und schönen Erfolg. Auch aus-
wärtige Künstler und Kunstfreunde, die sie sahen, waren
ihres Lobes voll; sie
war eine der ersten in
Deutschland, die dem jetzt
anerkannten Prinzip,
numerisch möglichst be-
schränkte, dafür umso
besser ausgelesene, den
Schein eines Kunst-
marktes meidende Aus-
stellungen zu machen,
praktisch zum Sieg ver-
halfen.

Unter gleichen Be-
dingungen ist auch die
jetzige Ausstellung zu
stände gekommen. An
die Stelle des inzwischen
in den Ruhestand ge-
tretenen v. Schraudolph
trat Professor G. Jgler
als künstlerischer Leiter.

Die Zahl der ausgestell-
ten Werke ist von da-
mals 390 auf jetzt 610
gestiegen, was nicht ohne
weiteres als ein Fort-
schritt zu bezeichnen ist.

Man könnte den Beweis
antreten, daß durch die
Entfernung von unge-
fähr 200 Bildern etwa
das künstlerische Niveau
für die jetzige Ausstellung
gewonnen würde, das die
von 1891 hatte. Allein Krieger-Denkmal in Hamburg.

man muß billigerweise zugeben, daß solche Beschränkung
diesmal nicht so leicht möglich war wie damals. Mit der
Überproduktion an Staffeleibildern wächst auch von Jahr
zu Jahr der Andrang zu gut dotierten Ausstellungen.
Dazu kommt, daß die Künstlerschaften jetzt fast allent-
halben in getrennte Lager geschieden sind, wodurch der
Unterschied zwischen älteren und neueren Richtungen ge-
rade in unseren Tagen äußerlich mehr in die Erscheinung
tritt, obwohl, künstlerisch betrachtet, die stärksten Gegen-
sätze bereits überwunden sein dürften. Die Stuttgarter
Ausstellung nun hat — und das mit Recht — den ehr-
lichen Versuch gemacht, ein möglichst getreues Bild des
ganzen Kunstschaffens unserer Zeit zu geben, indem sie
Vertretern jeder Richtung, die sich irgendwie und irgendwo

zur Geltung gebracht hat,
das Thor öffnete. Da
mußten es der Einla-
dungen mehr werden, als
sonst wohl nötig gewesen
wäre, und es konnte nicht
fehlen, daß jetzt sowohl
die Liebhaber der älteren
Kunst, als die der jünge-
ren beim Gang durch die
vermehrten Säle der
Ausstellung die Meinung
laut werden lassen, man
hätte den „andern", d. h.
den ihnen nicht zusagen-
den Teil forllassen
können.

Der Verfasser dieses
Berichtes hat seit Jahren
seine Sympathien für die
jungen Strömungen in
der Kunst öffentlich be-
kannt und vertreten; ihm
will also von seinem
Standpunkt aus die Zahl
der älteren deutschen
Künstler, namentlich der
Berliner, desgleichen die
der Österreicher und der
bunten Italiener und
Spanier, die man in
Stuttgart zu sehen be-
kommt, zu viel erscheinen;
er giebt aber gerne zu,
von Johannes Schilling. daß ein großer Teil des
 
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