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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Rée, Paul Johannes: Die Kunst auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0379

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Nachzügler, von Theodor Roch oll.

Die Kunst uns der Bäuerischen UändeKauKstellung in Onrnderg 1896.

von Dr. Paul äoh. Röe.

ie Kunst auf der Bayerischen Landesausstellung ist
ein langes Kapitel, mit dem man viele Spalten
dieses Blattes füllen könnte, denn groß und bedeutsam
ist die Rolle, die ihr bei der Durchführung des Ganzen
zuerteilt worden ist. Vom ersten Schritte an, mit dem
wir die Ausstellung betreten, bis zu den äußersten Räumen
und Winkeln stoßen wir auf die Spuren ihres Wirkens,
überall fühlen wir uns von ihrem Geiste angeweht. In
edlem Wetteifer waren bei der Ausführung der in dem
Ausstellungsplatze schön und harmonisch gruppierten Bauten
die drei Schwesterkünste Architektur, Plastik und Malerei
bestrebt, ihr Bestes zu leisten, und daneben wetteiferten
mit einander die acht Krei,e des Landes, welche die Auf-
gabe hatten, charakteristische Bilder des gewerblichen
und industriellen Lebens in Bayern zu schaffen, diesen
Bildern die reizvollsten und anmutigsten Züge zu verleihen,
und wandten sich zu diesem Zwecke an die Kunst.
Überall gab es für die Künstler in Hülle und Fülle zu
thun. Aber nicht hiervon soll die Rede sein. Unser Be-
richt soll vielmehr den in einem besonderen Gebäude
vereinigten Werken der bildenden Künste gelten. Mit
der bayerischen Gewerbe- und Industrieausstellung ist
zugleich eine bayerische Kunstausstellung verbunden, die
das größte Interesse für sich beanspruchen kann. Sie
ist zwar klein, und der Besucher der letzten Münchener
Jahresausstellungen wird hier nicht viel Neues finden,
aber sie ist äußerst charakteristisch, kennzeichnet klar und
bestimmt die verschiedenen Richtungen und Stimmungen,
welche in unseren Tagen neben und durcheinander laufen,
und bildet so gleichsam einen lehrreichen Querschnitt
durch das gegenwärtige bayerische Kunstleben. Haben
sich doch auf diesem Boden die Vertreter der Genossen-
schaft und Secession zusammen gefunden und liefern mit

ihren guten Leistungen den Beweis, daß keinerlei Schranke
da ist, welche beide von einander trennt. Verschiedene
Geistesrichtung und die verschiedene Art, die Natur zu
sehen und darzustellen, können doch unmöglich ein Grund
zur Trennung sein, so lange in den einzelnen Meistern
das heilige Feuer der Kunst lodert. In der Tribuna
der Uffizien zu Florenz wird man es gewahr, wie vor-
trefflich sich das Verschiedenartigste miteinander verträgt.
Die Mittelmäßigkeit, die nicht aus heiligem Drange
schafft, sondern nur der Tagesmode huldigt und die Kunst
als eine einträgliche Erwerbsquelle betrachtet, wird zwar
stets von dem Echten und Guten zu scheiden sein. Aber
hat denn jene überhaupt irgendwelche Daseinsberechtigung
im Reiche der Kunst, und hat es irgend einen Sinn,
für sie besondere Ausstellungen zu veranstalten? Unsere
Ausstellungen sollten keine Bilderbazare, sondern heilige
Stätten sein, die der Vereinigung des Guten und Besten
dienen. Für die Mittelmäßigkeiten, die immer da sein
und auch stets ihr Publikum finden werden, da ja die
Augen so Vieler zu schwach sind, um den Strahlenglanz
der echten Kunst zu vertragen, mögen zur Deckung des
künstlerischen Bedarfs besondere Verkaufshallen errichtet
werden. Viel des Guten der verschiedensten Richtung
sieht man auf der Nürnberger Ausstellung, und man
muß sagen: es Paßt vortrefflich zu einander. Die Zahl
der Mittelmäßigkeiten und Unbedeutendheiten unter den
Mal- und Bildwerken ist verhältnismäßig gering. Leider
läßt sich dies von der Ausstellung Per Architektur, die im
Unterrichtsgebäude in der Ausstellung der kgl. obersten
Baubehörde eine so glänzende Vertretung gefunden hat,
nicht sagen. Ja, es würde sich kaum verlohnen, ihrer
hier zu gedenken, wären nicht einzelne Meister ersten
Ranges wie die Münchener Hauberisser, Hocheder, Pfann,
 
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