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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Schultze-Naumburg, Paul: Die Internationale Ausstellung 1896 der Secession in München, [2]
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Springer, Jaro: Die Internationale Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1896, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0393

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von Paul Schultze-Naumbura.

30Y

d. vor. H.), das eine seltsam melancholische Stimmung
atmet; dann ein paar Perlen von Kuehl, der an der
Elbe in Dresden Stimmungen und Flußbilder zu finden
gewußt hat, die man sonst nur von Paris her kannte;

Benno Becker giebt in drei größeren und einem kleineren
Werke die glücklichsten Arrangements seiner tiefen Töne,
die er besonders liebt; Bartels, der diesmal bei der
Secession ausgestellt, hat außer einer großen Marine noch
besonders ein kraftvoll heruntergemaltes Kanalbild da und
ein farbenstarkes Gouache, Busse zwei große Seebilder,

Sandreuter eine einfach eingeschriebene, durch Liebe zum
Lande verklärte Landschaft aus seiner Schweizer Heimat.

Ich nenne noch Reiniger, Hagen mit seinen ehrlichen
und tiefempfundenen Bildern, Crodel, Fehrenberg,

Heider, Hetze, Kaiser, von dem besonders das große
Bild „Wolkenschatten" von packender Schönheit ist,

Keller-Reutlingen, Krüger, P. P. Müller, Nie-
meyer, länger, der außer seinen Fischern (s. S. 302
d. vor. H.) noch einen ebenso poetischen, wie herb empfundenen
„Frühlingssturm" ausstellt, Steppes, Strützel, Völlmy,

Hänisch, Meyer-Basel, Bössenroth, Eichfeld und
manche andere, denen ich gleich die beiden Tiermaler Tooby
und Heyden zufügen will, von denen der letztere mit
seinen Hühnerhöfen („Hahnenkampf" s. S. 291 d. vor. H.)
ganz unübertreffliche Leistungen giebt. Mit das Beste,
was landschaftlich geleistet, fchickt diesmal Karlsruhe durch
Pötzelberger uud Kalckreuth, die allerdings beide fast
Münchener zu nennen, während Grethe, Volkmann und
Kampmann die in Karlsruhe ausgebildeteu vertreten. Des
ersteren Blick aus ein reizendes Terrain ist vielleicht das
deutscheste Bild der ganzen Ausstellung, wenigstens wüßte
ich jetzt keines, das so durch innigstes Versenken in unsere
Natur verklärt wäre; ein Meisterstück ist auch Kalckreuths
Garten mit dem abziehenden Wetter und dem Regenbogen,

Bilder, auf deren Schönheit ich den Leser gern näher aufmerk-
sam machen möchte, wenn ich nicht hier Schluß machen müßte.

Und das Resümee: eine Ausstellung, die fast

überall Gutes und Interessantes, einiges vorzügliche, verschwindend wenig Minderwertiges bietet, sich beab-
sichtigten Extravaganzen immer mehr abwendet und in ihren gesunden, ruhigen Bahnen die beste Gewähr
für die Zukunft bietet.

Das alte Modell. Von Karl Gussow.

Die Internationale JubilaumK-krunstau^stellung in Berlin 1896.

von llaro Springer.

m,

u^icht ganz so international, wie man erwartet hat,
ist der Charakter dieser Ausstellung. Sehr ver-
schieden hat sich das Ausland in diesem Jahr zu uns
gestellt. Gerade die wichtigen Schulen, auf deren Vor-
führung wir gespannt waren, wie die englische und die
französische, sind so unvollständig und so mangelhaft zu
uns gekommen, daß auch im Interesse dieser Nationen
selbst ein vollständiges Fernbleiben vorzuziehen gewesen
wäre. Kleinere Künstlergenossenschaften dagegen, wie die
norwegische, schwedische, portugiesische, habe es sich an-
gelegen sein lassen, vollgiltige Vertretung zu senden.

Es ist daher auch ganz erklärlich, daß in diesen kleineren
Schulen der Schwerpunkt der diesjährigen Ausstellung
beruht, und unter dem, was sie vorführen, die besten
Leistungen gefunden werden.

Die Engländer haben, vielleicht unter Berück-
sichtigung des festländischen Geschmackes, beinahe keine
Proben ihrer Pseudonaiven eingeschickt. Das beste Bild
derart sind Walter Cranes Embleme Englands, der
hl. Georg als Drachentöter, ein Breitbild von dunkler
Färbung. Die „Todesbraut" von I. C. Gotch ist schon
so flau, daß sie unserm Geschmack durchaus nicht fremd-
artig vorkommt. Antike Dekoration erfreut in England
immer noch, jedenfalls mehr als bei uns. Wer daran

') II. siehe in Heft 19.
 
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