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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 17
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Poeckh, Theodor: Bemerkungen zur Eastlake-Uebersetzung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0069

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Inhalt: Bemerkungen zur Eastlake-Uebersetzung. Von Prof. Th. Pöckh-Kartsruhe. — Das Zeichnen für
IHustrationszwecke. Von Joh. Mai-Tilsit. (Schluss.) — Zum Thema: Leonardos „Abendmahl*.
II. Zuschrift von Friedrich Schüz-Düsseldorf. — Anfragen und Beantwortungen.

Bemerkungen zur Eastlake-Uebersetzung.

Im Jahr 1847 veröffentlichte der hervorragende
Maler und verdienstvolle Kunstschriftsteller Sir
Charles Lock Eastlake sein, die Geschichte der
Maltechnik behandelndes, mit Recht hochgeschätztes
Werk:
Materials for a History of Oil Painting.
Zwei Jahre später erschien eine (gekürzte)
italienische Uebersetzung, die aber nicht besonders
gut ausgefallen ist; mussten ihr doch fast 300 Be-
richtigungen mitgegeben werden. In Deutschland
hat es recht lange — 60 Jahre — gedauert, bis
sich jemand an die Uebersetzung herangewagt
hat, Was wohl daraus sich erklärt, dass — sollte
eine gute Uebertragung zustande kommen — der
Uebersetzer pharmazeutische und Sprachkenntnisse
besitzen, zugleich aber auch von der Malerei etwas
verstehen, wenn möglich selber Maler sein musste.
Diese schwierige Aufgabe zu lösen, hat Herr
Dr. J. Hesse in Düsseldorf unternommen: im Jahr
1907 erschien seine Uebersetzung in A. Hart-
lebens Verlag. Herr Ernst Berger äusserte sich
darüber in Nr. 9, Jahrg. III der „Kunsttechnischen
Blätter" folgendermassen:
„Sie ist . . . sehr gelungen und lässt es
ganz vergessen, dass wir eine Uebertragung
aus fremder Sprache vor uns haben."
Bei flüchtigem Durchblättern machte die Arbeit
auch auf mich einen recht guten Eindruck; erst
beim Vergleichen mit dem Original fand ich, dass
ihr doch grosse Mängel anhaften. Werke über
Maltechnik werden von Malern nur wenig gelesen,
mehr von Farbenfabrikanten und Schriftstellern,
welche über Maltechnik schreiben. Diesen letz-
teren ist, falls sie der Uebersetzung Zitate ent-
nehmen wollen, anzuraten, erst im Originalwerk
nachzusehen, ob auch richtig übertragen worden ist.

Es heisst im Vorwort, der Uebersetzer habe
„im allgemeinen das Werk Eastlakes unverändert
wiedergegeben".
Dazu stimmt aber nicht, dass dreimal durch
Hinzuiügung des Wortes „nicht" der Inhalt einer
Textstelle ins Gegenteil verändert worden ist.
Mehrere Male werden Personennamen ver-
wechselt. So steht einmal Rembrandt, wo es
Rubens heissen muss; statt Dreme findet sich
Adam, statt Van Dyck steht Van Eyck u. zw.
E. 34$: This preparation H. 188: Diese Mischung

with mastic, it will be
observed, is not dissi-
milar from the vehicle
ascribed toVandyck
in a receipt before
quoted.

mit Mastix ist iden-
tisch mit dem Binde-
mittel, das van Eyck
in einem schon er-
wähnten Rezept an-
gibt.

Das ist irreführend; danach konnte man meinen,
die Van Eycks hätten Aufzeichnungen über ihr
technisches Verfahren hinterlassen, was leider nicht
der Fall ist.

Auch andere Irrtümer kommen vor:

E. 324: Reynolds looked
upon a present of
some very old n u t o i I
as a valuable gift.
E. 236: . . . that is, the
colour of the resin,
which deepens with
age.
E. 236: The early medi-
cal writers distinguish
the resin from the
pigment by calling
the former the sand-

H. 177: Reynolds be-
trachtete ein Ge-
schenk von etwas sehr
altemLeinöl alseine
wertvolle Gabe.
H. 130: ... das heisst,
die Farbe desHolzes
wird mit der Zeit
dunkler.
H. 130: Die alten me-
dizinischen Schrift-
steller unterscheiden
das Holz von dem
Farbstoff, indem sie
 
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