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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0099

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(der s soll 1201, der n 1235 vollendet worden sein). Den rom.
Bau haben diese Türme stattlich überragt, durch die späterhin ein-
getretene Erhöhung und Massenvermehrung des Chors und Lhs.,
namentlich als dieses sich in eine Hlk. mit hohem Dach verwan-
delte, wurden sie außer Wirkung gesetzt; um so bedauerlicher, als
die unvergleichlich günstige Lage am Bergrande zur Schaffung
einer kräftigen Silhouette die Aufforderung gab. Dieser folgte
Hans v. Straßburg in der Weise, daß er die wohl schon vor ihm
got. überhöhten Türme durch einen Zwischenbau verband und über
diesem einen 8ckigen Aufsatz errichtete. Der Helm brannte seit-
her zweimal, 1493 und 1717 ab; seine Erneuerung 1850 folgt den
durch alte Ansichten überlieferten Umrißlinien. (Die hier aus ganz
individuellen Bedingungen abgeleitete glänzende Dreispitzlösung
hat Schule gemacht, vgl. C. Ourlitt, die Westtürme des Meißener
Domes 1902). — Der zwischen den Türmen liegende rom. Chor
war nur 7 m breit gewesen; jetzt bildet er den Durchgang zu dem
fast als selbständiges Gebäude auftretenden viel breiteren Chor des
14. Jh. Dieser ist lsch., hat 5 Langjoche, das letzte im Schluß-
stein mit dem als '/s 10 Eck konstruierten Haupt zusammengezogen.
(34 m lang, bei 88 m Länge der ganzen K.) Der Aufbau des
Chors zeigt den völlig systematisch durchgebildeten Stil der späteren
Hochgotik und ragt nur durch die bedeutenden Abmessungen über
die Durchschnittsleistungen hinaus (Br. : H. = 13,5 : 25). Mit dem
Chorbau ging die künstliche Verschiebung des Bergrandes durch
eine auf gewaltigen offenen Bgg. ruhende Terrasse („Cavaten")
und der majestätische Treppenaufgang („Greten" aus „gradus") zu-
sammen. Und die notwendig gewordene Tiefe der Grundmauern
führte zur Anlage einer Krypta (inschriftl. voll. 1353), dergleichen
sonst nicht in den got. Baugewohnheiten liegt. — Die im 15. Jh.
geforderte Erweiterung des Langhauses als Hlk. mußte wesentlich
in der Breitenrichtung erfolgen; da jedoch auch die bestehenden Pfl.
weiter benutzt werden sollten, wurden die SSchiffe breiter (9,4 m)
als das MSch. (7,2 m) angelegt, was keine günstige Raumverhält-
nisse ergeben konnte. Sterngwbb. — Am Äußern ist vor allem
die Massenverteilung und Silhouette der Ostansicht eigentümlich
und bedeutend. Hier wie öfters zeigt sich die Phantasie des Ma.
noch glücklicher in der sukzessiven Ausnutzung zufälliger Gelegen-
heiten durch wechselnde Geschlechter, als in der folgerichtigen
Entfaltung einer einheitlichen Idee. Die mit dem Chor nicht
parallele, sondern auf die NSeite konvergierende Richtung des
Treppenaufgangs gab den Gedanken zu der prächtigen Torhalle
auf 3eckigem Gr. als Anbau an den n Kreuzarm. Die beiden frei-
liegenden Seiten werden ganz von mächtigen Portalen mit hohen
Wimpergen eingenommen; ein zweites, mit je einem Fenster ver-
 
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