Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0100

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erf

- 83 -

Erf

sehenes Geschoß springt etwas zurück. Die Formen sind freier
und phantasievoller als die des Chors, wahrscheinlich von einem
etwas älteren Meister. Die Langseiten erhielten durch die Rest,
von 1868 über jedem Joch Giebel für quergestellte SSchiffsdächer,
während der Hauptfirst, nicht zum Vorteil der Totalansicht,
niedriger gelegt wurde. Neu ist auch der obere Abschluß der
WSeite. Überhaupt hat die Rest, den spgot. Bau nach Kräften
hochgotisch korrigiert.

Kreuzgang und Stiftsgebäude. OFlügel: spgot. 2sch. Halle,
die dem Hof0 zugekehrte Seite in saftigen sprom. Formen mit
einzelnen gotischen; diese überwiegen bereits am letzten Fenster;
nach außen gegen die Terrasse springt die 1451 gest. Clemenskp.
vor. Das Obergeschoß des O Flügels nahm das Auditorium coe-
licum (so genannt von den auf der azurblauen Decke dargestellten
12 Himmelszeichen) ein, welches der Universität zu Promotionen
und sonstigen Festlichkeiten diente; jetzt sehr verwahrlost. Der
W und SFlügel entsprechen der fortschreitenden got. Stilentwick-
lung; die romanisierenden Säulchen des WFlügels dürften einem
Vorrat älterer Werkstücke entnommen sein. Der NFlügel ist der
Erweiterung der K. im 15. Jh. gewichen. Am SFlügel der ehe-
malige Kapitelsaal. Alle Gebäude haben durch den Brand 1472,
sodann durch spätere Veränderungen gelitten.
Innere Ausstattung. Durch die Rest, des 19. Jh. von ihrer
Überladung mit „stilwidrigen" Elementen befreit. — Hochaltar
1706. — An der OWand des n QSch. 4 Altarnischen, ihr Inhalt
sehr gemischt aus alten und neuen Bestandteilen. Besonders merk-
würdig ein steinerner rom. Altaraufsatz mit den puppenhaften
Figürchen Christi und der Apostel, in der Nische sitzende Ma-
donnenstatue aus Stuck, interessantes Stilspezimen aus 2. H. 12. Jh.
— An der entsprechenden Wand des s QSch. Sakramentshaus
von Hans Friedemann 1560, trefflich aufgebaut, doch schwach, wie
immer bei diesem Meister, im figürlichen Beiwerk. — Davor
Tuniba der hh. Adolar und Eoban um 1400. — Im s. SSch.
eiserner Leuchter mit Schmerzensmann um 1450. — Links vom
w Eingang Taufstein mit großem phantastischen Überbau 1587
von H. Friedemann (vgl. das spgot. Exemplar in der Severi-K.) —
Im Chor prachtvolles Gestühl, bu.: 1469 und MO1!,' während die
tektonischen Formen auf A. 15. Jh. weisen. — Mitten im Chorder
sog. Wolfram, fast lebensgroße bronzene Leuchterfigur, von
starrster Bildung bei sorgfältiger Technik, 1. H. 12. Jh. — In der
Schatzkammer bronzene rom. Ampel tSynagogenlampe?) für
12 Dochte, aufgehängt an einem mit höchst primitiven Reliefs aus
A. Testament gezierten konischen Oberteil (vgl. O. Buchner in
Zeitschr, f. chrisll. Kunst 1903, no 5). — Glasgcmälde im Chor

6*
 
Annotationen