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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0631

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Donnerstag, den 8, Mai 1919 ^ k)erdelbergev Ieitung — Nr. 106 Veilage

Badischer Landtag

Karlsruli«. 7. Mai.

Präsident Kopf eriiffnete -u,n w Uhr die
Sikung.

Schriftfiihrer Abg, Kari (D. N.i verlas eine
Äntwort Les Ministeriums des Innern auf eine
Znterpellation des Abg. F-ehn (Dem.> über die
Plektrizitätsversorgung des Landes. Durch diesse
Antwort wird die Interpellation ?iekm uud Gen.
'ür erledigt erklärt

Das Haus begaim nun die Veratung bes vier-
"en Nachtrags z»m Steuerooraiischla>ge für die
mhre UN8 und 1L19. In dE NaichtrLgs wird
-ine Summe vo>i 44 248 000 Mark migefordert. die
-ur Erfülluug des mit den Eisenbahuarbeiterver-
bänden abgejchlossenen ^

Tarifvertrags

dienen sollen.

Abg. Eöhring <Dem.> erstattet für den HaLis-
baltsausschuh den Bericht uud führte >aus: Durch
den Tarifoertrag wird im EisswbcchubetLieb die
Akkordarbejt abgoschafft, die Fvagen des freieu
Samstagnachmittags. der Urluubsgewährung und
>er Einsekung von Arbeiter-LuÄschüssen wevden ge-
reselt. Ferner werden die Arbertslöhne neu fest-
gesekt. Notwendig ist dafür eine Sumin- von
44 244 000 Akurk. Diese 'SlUmme muk durch An-
leche aufgebracht werden. Wir verschliesten uns
nicht dor Koiisequenzen. die der Tarisvertrag -auf
die Privatindustrie. auf die Gemeinden. die übri-
gen Beamten und Staatsarbeiter ausübt. Die
badische Volksvertretuug hat den Willen da zu
helfen, wo es notwendig ist. Wonn man den -an-
veren Beamteiikat-egvrien in gleicher Wetse helfen
will. wie den Eisenbahnern, ist ein weiterer Be-
trag von 42 Millionen Mark ersorderlich, Der
Haushaltsausschus? sprach sich einstimmch für die
Bowilligung des Betrages aus. war -aber der
Meinung, datz er dami't an die Grenze der
Leistungsfähigkett gekommen ist. Der
Berichterstatter stellte den Antrag -aus Eenehnii-
gung des Tarifvertrages und der ldafür «eforder-
ten Mittel. Ferner beantragte er. dak den Ei-
senbahnarbeitern aus der durch Anmchme des Da-
rifs gewLhrleiistelen Lcchnnicrchzcchliumg fois läng-
steiis 15. Mai ein Vorschus, gewährt wevden möge.
Endlich -beantragte er. dak den Arbeitern und
den unteren und mittleren Beamten in anderen
Staatsbetrieben eine Ausgleichzulage gewährt
werden möge.

Finanzminifter Dr. Wirth. Ich -glaiche. wenu
Sie Jhre Zustimmung zurn Nachtrage zum Staats-
voranschlage geben, ist dtes politisch klug,
den doppelt gibt, wer schnell aibt. Die Politik
des nouen VotkSstaates ist a!uf >dauernde Hebung
de§ Arbeiterstaudes gerichtet, und man muk be-
rücksichtigen. dast die Eiseichahnbe-ainten und Ar-
-beiter es rocrren, die unter dem ailten System
niedrig besoldet waren. Die Grenzeu der finan-
ziellen Leistungen sind bsi uns nicht. wie vom
Berichterstatter gesagt wurde, erreicht. svndern be-
reits überschrrtten. denn was üe heute geben, ist
Schuldenwirtschaft. Jch muh die Er-
klärung abgeben: Nachdem der Tarifoertrag
cvbgaschlossen ist, aknn -sch unter keinen Uinständen
in absehbarer Zeit. d. i. bis zum Ablauf des Ta-
rifvertrags im Iahre 1920. -an eins Äenderung
des Vertages herangehen. Äber bereits heute
siich uns Ultdmata gestellt wvrden, (Beweaung)
Besondere Eisenbahnergruppen sinid erlschienen und
haben zu den nsu bewilligten Lobnerhöhungen
weitere üochnzuschläge von 1.50 Mt. fllr den Tag
verlangt. (Unruhe). Die Regievung muh -sesuchl
werden. die diese Bedingungen eingeht. Die Ar-
beiter, dve jeht mit solchen Forderungen kommen.
werden wir abweisen, selbst >auf die Gefahr
h i n. dah diese zum Mittel des Streiks grei-
fen. Wir stnd überzeugt, dah das Sanze Volk ei-
nLn solchen Kamrpf enersisch aufnehmen würde.
(Sehr richtig!) Äuch der politische Streik hat
seinH Grenzen. Es ist falsch. zu glauiben. daü mcm
durch Stroik alles erzwingen kanu. Dis Politik
der Hswalt muh schliehlich zum Fiasko.
führen. Der Minrster bat um Anncchnve der an-
geforderten Summe.

Nach kurzex Aussprache. an der stch Vertveter
aller Pcvrteie-n beteiltgten. wurden die Anträge
des HaiushaltsauÄschustes -gegen dde Stimmen der
Deutschnatvonalen angenommen.

Präsident Kohrf beantvagte nun die übrigen
Gegenlstände von der Tagesorbnuns abzusehen
und das Haus cmf unbestimmte Zeit M vertagen.

Es entspann sich eine Geschäftsordnuiigsdebatte
darüber, in deren Vcrlanf Abs. Dr. Schofer
die Erledigung seiner Jnterpellation nber lne
Exercitien in Wyhlen verlangte, Siaiatsprasi-
dcnt Geif, erklärte. dah die Regierung für die
Freiheit für dio Durchsührung der Exereit-ien sor-
geii werde.

Hievanf vertagte stch nm 2 llhr das Haus auf
nivbcistimmte Zeit. Es soll nicht vor dem 2. Junv
eiiiberufen werden.

Neue Eingiinge

Dem Landtag sind viele neue Eingänge in
der letzten Zeit zugegangen, darunter auch die
Bitte einer Anzahl von badischen, zum Heeres-
dienst eingezogen gewesenen Beamten, denen die
einmalige Teuerungszulage vom September
1918 gewährt werden soll. Der Neichsausschutz
für akademische Berufsstände hat eine Bitre
über den Ausschlutz weiblicher Studie-
render vom Studium an der Universität
Heidelberg eingereicht und der Verein ba-
discher Handelslehrer ersucht, der Landrag
möge seine in einer Denkschrift niedergelegtcn
Wünsche bezüglich Gehaltsverhältniste, dienst-
liche Stellung und Ausbildung berücksichtigen.
Eine weitere Bitte ist eingereicht vom Ve-
zirksverein Baden im deutschen Fleischeroe»
band, der sich gegen die Kommunalisierung dcr
Lebensmittelgewerbe wendet und schließl'ch
liegt noch eine Reihe Bitten von Einzelperso-
nen vor, die persönliche Münsche oortragen.

Dem Landtag ist eine Mitteilung des Mi-
nisteriums des Innern zugegangen, wonach die
seinerzeit der bad. Nationalversammlung über-
reichten Jnterpellationen von Mitgliedern -er
Zentrumsfraktion, der sozialdemokratischen,
wie der dcmokratischen Fraktion im Einver-
nehmen mit den Jnterpellanten ihre Erledi-
gung auf besonderem Wege gefunden haben.

Badischs'PoMk'

* .Die Abtrenmingsversuche an der badisch-
schwerzerischen Erenze. Eiiver Meldung de§ Alb-
boten aus Waldshut zuf-olge hat -eine in den letz-
ten Tagen semacht-e Umfrage ergeben, dast von
den Eiivwohnern der Gemeinde Iestetten der weit
überwiegende Teil den Anschlutz an die Schweiz
nicht wünscht.

* Der Mannheimer „Einigungsschwindel".
Das Karlsvulher sozialdemokvatische Ovgcm. der
..Volksfremvd", schreibt: Seit eiiiigeii Wochen
veist eiii Dreimännerkollegium von Mannheim
>aus in den badischen Orten herum mit ds-m an-
gsgebenen Zwecke. die in die verschiedenen sozia-
listvscheii Richt-uiigen gespaltene Arbeitevschaft
wieder zu vereinigen, Auch ia Karlsruhe hatte
dieses Dreinvännerrollegium sich eingefunden. auf
seiive Veranlaffuiig trat -der sogsivannte ..Aktvons-
alusschutz zur Einigung des Proletariats" ins Le-
ben. der bekanntlich auch der Mitveranstalter der
Mwifeier -war. Die ..EAiMng" ssoll cvnsehlich
über ldie Köpfe der Fühver Hinweg goschehen. Na-
türlich sind hier nur -die Köpfe der Führer der
Mehrheitspartei geins'mt. denn im Kcrrls-
ruhex Aktionsausschuk sitzen kreuzfidsl die beiden

ührer der Unabhängigen Kriüse und

ietrich — natürlich beileibe nicht crls Fllhrer,
sondern als blotze „Ärbeiter". Nach den bisheri-
gen Erfahrungen, so fagt das Blatt weiter, sei es
klar. datz es den U. S. nicht im Trcrum oinfällt.
eine ehrliche demokratische Einigung zu> wollen.
„Das können ste gar nicht wollen. rveil es dann
fa mit -ihren „Führerrollen" mils wäre: speziell
bei uns in Baden verdankt doch. das weist jedes
Kind, die undbhängige Beweaung ihr Entstehen
und ihr Weiterleben nur den kleinen Gerne-
grosten, die in der alten Partei keine Fsthrerrolle
spiieleii konnten. Wir Letrachten dioses «Mannhei-
mer EmisungsMiteriishmen -als sinen grotzan-
gelesten Schmindel und disse unsere Auf-
fasfung -wird diurch die weitere Datsache bestärkt,
dak auch über die Herkunft der Goldmittel, mit
denen -das Dreimiinnerkollegium seine Reise durch
Baden veranstaltst, allerlsj Dinge behauptet wer-

den. hei deren Bewahrheitung das Unternehmen
überhaupt erledigt wäre Arbeitergroschen sollen
es nicht sein. „iit denen sie revsen".

Aus Baden

Die kirchlich-liberale Landes-
versammlung

Die am Mittwoch im „Krokodil" in Karlsruhe
abgehalteno Tagung beschäftigte sich nach rascher
Erledrgung der satzungsgemätzen Nerwaltungsan-
gelegenheiten mit den. aus der derzeitigen kirch-
lichen Lage sich ergebenden Aufgaben. die, wie der
Vorsitzende, Pfarrer Nuzinger, in seinem Bericht
betonte, im Geist der Wahrheit und Liebe, der
Frömmigkeit und Freiheit anzufasten und im Ee-
sühl der ernsten Veranwortung gegen die. die vor
uns gewejen sind. und zugleich gegen die, dte jetzt
voii uns ein klares und freies Wort erwarten, zu
behandeln seien.

Jm gegenwärtigen Uebergangszustand der
Kirche übt der Oberkirchenrat zusammen mit dem
erweiterten Generalsynodalausschuh sämtliche
Rechte der Kirchenregierung aus, und zwar so
lange, bis die neue Ordnung der Kirche ihre ver-
fassungsmätzige Grundlage erhalten haben und
dementsprechend von unten aufgebaut sein wird.
Der nächste Schritt, der bald zu tun sein wird, ist
die Wahl einer verfassunggebenden Landeskir
chenversammlung, entsprechend der Nationalver-
sammlung im Staate. Wie dieselbe zu wählen
sein wird, bestimmt der seit 5 Monaten ernannte
Verfastungsausschutz, der am Abschlutz seiner Ar-
beit steht. Die kirchlich-liberale Landesversamm-
lung trat dafür ein, datz sie durch Urwahleu zu
bilden sei, und den Charakter einer auf breitester
Volksgrundlage erwachsenen Kirchenverfassung zum
Ausdruck zu bringeii und damit d-em Geisto der
Zeit Nechnung zu tragen. Jedoch war man über
wiegend der Meinung, datz nur für dieses eine
Mal zur Urwahl gegriffen werden solle. Sobald
von dieser Kirchenversammlung die Verfassung
festgelegt ist, hat sie sich aufzulösen. sie soll sich mcht
vcriängeru wie es seitens der Nationcuoer'.awm-
lung geschehen ist. Alsdann sind nach den von ihr
beschlossenen Bestimmungen die führenden kirch-
lichen Vertretungen für die Eemeinden. Diözescn
und die Landeskirche zu wählen.

Der zwette Vorsitzende, Kammerstencgraph
Frey, berichtete eingehend über die Abiastung der
Wahlordnung zu der verfassunggebenden Kirchen-
versammlung, welche zunächst in Tätigkeit zu tre-
ten hat. Eiue Einigkeit ist in diesem Punkte in
nerhalb des Verfassungsausschustes nocki nicht er-
reicht, .da die konservative (positive) Partei bis
jetzt für allgemeine (Ur)Wahlen nocki nicbt zu
haben war. Die Neuordnung der Kirche ist, wie
verschiedentlich betont wird, nicht als eine Art
Kopie der ftaatlichen Neuordnung durchzuführen.
Die Kirche hat ihr besonderes Wesen und ihre
eigeue Art. Was fiir den Staat gilt, kann und
darf nicht ohne rveiteres auf sie übertragen werden.

Bet den koimnenden Wahlen werden nicht we-
niger als vier kirchliche Parteien an die Wähler
herantreten: die radikale Linke oder volkskirchliche
Vereingung, die kirchlich-liberale Partei. die lai-
deskirchliche Vereinigung oder Mittelpartei und
die konservative oder positive Rechte. Die drei erst-
genamiten sind ihrer Natur nach liberal. Wenn sie
sich gegenseitig Konkurrenz machen werden. wird
die Rechte den Vorteil haben. Die älteste Verfech-
terin freiheitlicher Entwicklung der Kirche ist die
kirchlich-liberale Partei. Sie wird den Versuch
machen, mit den beiden ihr innerlich verwandten
Organisationen einen Wahlblock zustande zu briu-
gen. Die Landesversammlung ging mit dem Be-
wutztsein auseinander. datz die Vorarbeit zur Wahl
bald und energisch uiiteriiommen werden mutz.

Karlsruhe, 7. Mai. Am Sonntag früh fand
die Hauptversammlung des Vereins der Sta-
tionsaufseher der badischen Eisenbahn'.i
statt. Sie war öereit, den Anschlutz des Vereins
aii den Verband der Stationsvorsteher und Bahn-
assistenten durchzuführen, ohne datz eine Auflösung
des Vereins erfolgte. Da aber vom Verbande der
Stattonsvorsteher und B e t r i eb s a s s i-
stenten ein Zusaimnenschlutz ohne Auflösung des
Vereins der Stationsvorsteher der bad. Staats-

ciseubahnen abgelehnt würde. nahm die Versamm.
lung einen Antrag auf Uebergang zur Tagesord-
nung an. Der bisherige Vorstand wurde durll
Zuruf wiedergewählt. Auf Einladung des Vor-
sitzenden Schwab hielt Oberrevisor Traut-
>ii a ,i ii einen Vortrag über die gegenwärtige üage
und die Wünsche der Veamtenschaft.

Karlsruhe, 7. Mai. Der Verein mittlerer
bad. Verwaltungsbeamten hielt hier ani
--onntag seine 18. H a u p t v e r s a m m l u n g ab.
Als 1. Vorsitzender wurde Oberoerwaltungssekretär
Neff, als 2. Vorsitzender Verwaltungssekreiur
Nötzler. «ls 1. Schriftführer Verwaltungssekretär
Karl Schnepf. als 2. Schriftführer Verwaltungs-
sekretär Schöpflin, als Rechner Oberverwal
tungssekretär Bauer gewählt. Oberverwaltungs.
sekretär a. D. Mathes wurde zum Ehrenmitglied
ernannt.

Psorzheim. 8. Mai. Für die Typlhuskra-n,
kon stnd zwei Eisenbahnivagen mit Lobensmitteln
vom dänischen Rote„ Kreuz hier eünge-
troffen. Sr-e enthalten kondensterte Milch, But-
ter und Fleissch. Eine Kommissivn von vier Her-
ren ist von hie-r nach der Schwerz labgereist, um
dort Kakao. Ehcckolads. Reis 'unid -wndere Lebens-
mittel im Werte von einer Million Mark einzu-
kckufen. Die Typhusseuche greift lmmer nöch wei,
ter -um sich. Die Zahl der Neuerkrankungen be-
trug am Dienstag 27.

Bruchsal. 8. Mai. Der Polizei ist es velun-
gsn, die RÄUbmörder von Weiher in der
Person des 23jährigen Kraftrvagenführers Pius
Herzog von Wsiher -und des 18jährigen Fabrik-
avbeiters Hermann Abele von Büchenaiu fefftM-
ne-hmen. Botde Täter siüd geständtg. Die beiden
lhatten -sich in dem Hause der Kcrrolkne Pfeiffer
versteckt lund die Frau -als ste am Mor-gen dsni
Stall betrat mit der Axt erschlageu. Die Waron-
vorräte, die ste mit einsm Fuhriverk ncrch der
Wöhnung de§ Abele in Büchenau verbrachten,
sind dort vorgefunden worden.

Badisch Rheinfelden. 7. Mai. Grotzes Autf-
sehen errest hier dte Verhastung der Fra>u LuHe
Kreutz. Ste steht in dem schrveren Verdacht,
mit Hilfe der beiden Brüdsr Erhard und Otto
Weber thren Mann ermordet und üeffeittgt zu
haben. Der Ehemann Kroutz ist seit Febuimr ver-
schwunden, angeblich bei ein-sm Schmuggetverffuch
-m der Schweiz. Äe Frau, wie dte be'iden Byü-
der, wurden in Unterfuchungshaft genommen.

Kunst und Wissenschaft

— Studium der Landwirtschaft an der Uni-
versität Halle. Durch den Tod des Eeh. Reg.-
Rats Prof. Dr. Wohltmann erleiden die
Vorlesungen und Uebungen am Landwirt«
schaftlichen Institut der Ilniversität Halle keine
tlnterbrechung, da die von Geheimrat Wohlt-
mann angekündigten Vorlesungen und Uebun-
gen durch die Professoren Fröhlich, Hol-
defleitz und Bode vertretungsweise abge-
halten werden. Beginn der Vorlesungen am
8. Mai. Die einstweilige Leitung des Znsti-
tuts ist dem ord. öffentl. Profestor für Tier-
zuchtlehre Dr. G. Fröhlich übertragen
worden.

* Akademie für Iedermann in Mannheim. Am
Montag, den 12. Mai, abends 8l4 Uhr wird der
belannte Kunsthistoriker Dr. Paul Mahlberg-
Heidelberg über das Thema „Alfred Re-
thel" (mit Lichtbttdernl sorechen. Dr. Mahlberg
wird auch die herrlichen Zeichnungen der letzten
Zahre des Meisters zur Anschauung bringen, die
den Kunstfreunden bisher so gut wie unbekannt
geblieben sind.

* Ein Altmeister der Nasttschen PhilskBrie.

Prafessor Dr. Iustus Hermann Lipsius in
Leipzis. vollendet am 9. Mai ffein 80. Lebens-
jaHr. Er ist ein Abkönrmling der bekannten cms-
gszerchneten Gelehrtenfamilie der üvpffius. Jm
Jcchre 1869 übermchm Lipstus <m der Lestpgigev
Universttät eine autzerordentliche Profestur. Im
Jcchve 1877 ging Lipsius aanz und engültia -ur
-akademischen Tätigkeit über. Seine Forschungen
-hat Ltpsius grotzenteils m gelehrten Einzelstüdbein
n.ieidergelegt. _

A Weise ist, wer nicht traurig ist über das, was ^
er nicht hat, vielniehr frvh über das, was er hat.

Epiktet



Oev OoppelgSnger
des kjerrn Emil Lchnepfe

Roman von Carl Schüler
(13. Fortsetzung)

Das alles war so schnell gegangen. so aanz ohne
ßein Zutun. datz Dorioal die Sache kaum stlbst be-
ariff. Aber eg war ihm schon recht. cruf diese
schnelle Art >de,n Schauplatz seiner Misssiat ent-
fliehen zu können. Soviel war A>m sofort klar ge-
viorden: der Diensr hatte den Pslzmantel seines
Herrn erkannt und natürlich angenommen. datz in
dem Mantel cruch sein Herr steckte. Jm übrigen
hatte die zunehmende Dunkelheit des Spätnach-
mittags die Verwechslung begünstigt.

„Papa, ich habe ein furchtbar interessantes
-Abenteuer erlebt," hörte Dorival da dicht ndben
sich ein helles. klangreines Stimmchen sagen mnd
«>r fühlte. Wie sich ein Arm zutraulich in den sei-
nen schob.

Ietzt evst benierkte Dorival. datz er nicht allein
in ldem dunklen Auio satz. Neben ihm satz eiu
junges Mädchen. Und dies Mädchen war. das er-
kannte er sofort an -der Stimme. Ruth R-asenbers.

Armer Dorrval!

Seiiie Geistesgegenwart. die er bisher zu sei-
ne-m eigenen Erstaunen so vortr-efflich gewahrt
hatte, drohte ihn zu verlassen. Er hatte sich also
de,i Pelzmantel und Seidenhut ves Konisuls Ro-
senberg ange-eignet! Er satz in dessen Aulomobil.
Neben Nuth. die sich an ihn schmiegte und nach
sei-ner Hand tastet-e.

Er war zunächft ke'iner Antwort fähig. Das
war zu viel. Die Kehle war ihm wie zu-geschnürt.
Das kleinste Wo-rt konnte, mutzte ilm oerraten.

„Du bi>st wieder ganz in Gedanken. Papa,"
fuhr Nuth im Tone sanften Vorwurfcs fort. „Ha!
dir dex elenlde. gemeine Mensch w're-der mit de-m
'-glückfelisen Brie-s gedroht? So latz doch jetzt

ö'mnial deine Sorgen beiseite und höre. was ich dir
M erzählen habe. Dent dir. ich habe den inter-
ostanten Spitzbuben wieder gesehen. der nenlich
in der Lose im Operichaus mtz und dort verhaflet
rvuvde. Der Mervsch mutz furchtbar gerisseu sein.
Er ist damals der Polizei schn-ell wieder durchse-
wischt. denn ich siah chn schon ein va-ar Tage spü-
ter ganz gemütlich rm Tierglarten splhzieren gehen.
Da hat mich -der Frechling gegrützt. Du iveitzt doch,
ich habe es dir doch erzählt. Er stellie sich mitten
in den Weg. Nachher traf ich den Polizeileutnant
Schwarz Gineii Äusenblick kam mir der Gedanke.
den Spitzbuben verratem, äber -dann isagte ich
mir: Latz doch die Polizei allein ihre Spihbuben
fan-sen. Nicht mahr? Hab ich nicht recht? Und
heute satz er im Kaiserhof dicht neben uns. Erin-
nerst du dich des Herrn. der allein Mi eine-m Tisch
satz? Der O-berkellner wollte uns an seruen Tisch
untevbrinsen. Aber daigegeii pryte-stierte ich. Denke
dir, der Herr war der Spitzbübe. Er sah ganz gut
aus. nicht wahr, Vater? Eigentlich schade uin- den
Menschen. Gleich, nachdem du fortseaangeii
warst. kam in den Fllnstchrtee ein Kriminalbeam-
t-er. Der -ha!te i-hn sicher in das Hotel gehen
sehen. Gerade. wie der Spitzbube -beza-hlen und
weggelien mollte. wollte ihn der Krmiinalbeamte
vcrhaften. Aber weitzt du. was er g-etan hat?
Der hat dem Beamten eins mit der Faust ins Ge-
sicht gegeben. Das war surchtbar grob. Aber was
sollte er tun? Berhaften wollte er sich doch nicht
lassen. Und danii gnb es eine grotze Aufregung
und die hat er benutzt rmd hat sich gedrückt. Abcr
fein, fage ich dir. Mit der arökten Nul>«. Ich
weitz. wohin er gegaiigen Ist. Aber ich habs nicht
selagt. Em SchUtzmann kain uud wollte mlch ver-
hören. Da wurde mir die Sache zu dumm. uud
ich hnbe inich in unser -Auto gesetzt uud hier auf
dich gewartet. Weitzt du. was ich möclHe? Ich
möchte, er wischte d?c Polizei wiedex durch'

Dorival war sprachlos.

Er spürte eine eigentümliche Lcere f-m Sckhidel
Es war ihm zumute wie damals. als er in seiner
Kadettenzeit 'm der Reitbah,, uiit dem Gaul ae-
stürzt war und bei dieser passenden Gele-gemheit
mit zi-smlichmi 'Erfolg versucht hatte. mit seinem
Kopf ein Loch in die Ho''zver'!chal>una der Mit-
bahnwand zu. stotzen. Es war ihm alleo furchtbar
glc'ichgültjg. Er fülnte sich nur wohlig dumm.
Ni-enschen und Dinge. und im Besondoron beson-

ders dumm erfchien ihm ein geiwiffes Fräulöm
Ruth Rojenberg...

Dte erkannte Eeheimpolizisken auf den ersten
B.ick!

Die hielt Ihn fllr Emil Schnepfe k

Und dieffen Emil Schnopf« beMitleidete sie!

Dja — wie blödsiniiis -das alles mar — und
wie ibunderschön — und -wie lufftig...

Als sie zu erzählen begonnen hatte. war das
wie -ein Hüimnersch ag gowesen. der ihn in den
Zustand eines Blödsinnigen versetzte. Dann hörte
er aedcmkenlos zu und beobachtete. wie das Anto
über dem Leipziaer Platz, die Potsdamerstratze
hinaufeilte, und i,i den Weg einbog, der am
Lützomufer entla-ng führt, Autzerdem fcmd er
es f-abelhast schön, nebeii Ruth zn sitzen —

„Und was sasst du z-u der Geschichte. Väter-
chen?" fragte sie

Da packte ih,i der Galgenhumor.

„Na — ich persöirlich wünsche -Mch. datz der
Spitzbübe glatt durchkoinnitl" sagte er.

Ruth riickte blitzschnell von ihm a<b uud griff
üach dem -eldktrischen Ci-nff-chalter. Die elektrische
Glühbtrne an der Decke des Wagens leuchtete
auf.

„Erfchrecken Sie nicht. gnädiges Fräül-oin!"
fagte Dortval ernsthaft. „Ich tue Ihneu wirklich
nichts zuleide".

Rnth s,ah ihn mit weitaufser-istenen Augen air.

„Sie?"

»Ia, ich!"

Das jmnge Mädchen fatzte sich ffchnell. Bervun-
derungswürdig schnell.

„Sie haben den Mantel meines Vaters cviiae-
zogen. Sie stehlen also auch Mäntel?" sagte sie
fftveng.

„Nur ausiiahmsweiff-e!" versicherte Dorivcrl.
„Darf ich 'Ihneu meineii Nmnen neiinen, gnädi-
ges Fräule'm? Darf ich dies-e blcdstnnige Eeschichte
erklären?"

„Das ist n>cht nötig." wchrte Ruth ab. ..Ich
konne Sie! Als Sie im Opern-Haus verhaftet
wurdeir, ffatzen Sie neben meiner Schwester uud
meinem Schmager. Den-en b,at spüter der Logeu-
ffchlietzex erzählt. wer Sie ffind. Sie werden i-.-tzt -
so-sort alusffteigen?"

Sie driickte auf den klsbneii Gumnii-ball dcr
Pfoife, die dem Fahrer das Signal zu,n Halte-n j
gwb. Der Wagen ivar bis a-n dio Kornelius-

brllcke -gelanat und hielt dicht am Randstein des
Bürgersteigs.

Dori-val hatte Humor.

„Der Seidenhut wird vorLvusstchtlich auch Ib-
ronr Vater seliören," scvgte er. „Darf ich ihn mit
dom Mantel in Ihre Wohnung schicken? Oder -e-
stehen Sie darauf. datz ich mich slsich hier der
Sachen entledige?

Ruth zögerte.

„Sie würden mich zu Dant verpfflichten." fuhr
Dorival fort. „wenn Sie mir Mantel rmd Hut
noch ein halbes Stündchen leihen wolltein. Ich
bitte darum!"

Achthunderttausendl

Wacht auf, ihr Müden und ihr Lauen,
Wacht auf in allen deutschen Gauen,
Jhr Zögernden, eilt schnell herbei!
Achthunderttausend Volksgenosten
Sind noch vom Lagerzaun umschlossen,
Achthunderttausend noch nicht frei.

Der grotze Krieg ist längst entschieden.

An unsre Tore pocht der Frieden,

Wenn auch ein harter Frieden, an.

Nun, mag er noch so Schweres bringen,
Nie darf er dreist zum Frondienst zwingen
Die achtmalhunderttausend Mann.
 
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