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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0865

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Mütwoch, den 18. Iuni 1919

Heidelberger Seitung — Nr. 139

2. Veilage

a>>ngsbn"^

^ürger>netster?,K^

Etelkarte an Ki-. m .
PreiS niird durck^^^V

"°"°m„üssiondL^^

nr

rS Bürgeriueistcraink.

sterämter bezw.
mmisstoneu.

ng sind den anf Lager d«^
lehmen. Dte fiir die Äuigck
isung durch die FirmaA. Vlr.!

durch die Firma A. Braun LL
in Empfang grnomn'en >vM
onserven iioch nicht auf ihn:
°ma Gustav Saj.ons, Heidelkz
irch die Firma Ph. Gutemell

Z19.

idelberg - Land.

gsgefangentrml

en und SanW
sswnen (ManB'
>lagern (MannhiL
ind Henberg) M-

910

stanv

j k>

Holzraub und Friedensschlus; Bethmann über den belgischen

Durchmarsch

Die Mitglieder der Deutschen Hol-zvc-rhandlungs-
kommission sind nach Deutschlanid zurückgekehrt.
D'ic VerchanhlungLn in Versailles wrgen Hoilsl'iefe-
ruirgen von deuischer Seite sind zum Scheitern ge-
koimnen. M i t aller Ma ch t strebt Frank-
reich nach deutschem Holz. Es ist bisbcr
noch viel zu weuig beachtet worben. 'd-as; Deutsch-
land mit dem un Jriebensentwurf der Äilliiertew
vorgesehenen Mtretumgen gerade scine holzieichsten
Gebiete verlieren wüvdr. Im Deutschen Reich
sind 2n,1 Piozent. in Preuhen 23.4 Prozent der G'-
samtoberfläche mit Wald bedeckt. Die betrcffoiudcn
i-jifsern betragen für Qberschlesien 29 Prozent. Po-
len 20 Prozent. Mestpreuhen (besonders O'iraiuden-
zcx Eebiet) 21 Prozent. Elsasi-Lotbringen 31 Proz.,
die Kreise MLlimdy-Euven 31 Prozcnt. Fast
durchweg bandelt cs sich demnach um Ei'biete. de-
r.i, Holzbestand übex dem Duichschuitt liegt. Nun
war dcr Holzverbrauch in Deutschland Lireits voi
dem Kriege inifolge der Bed-ürfniffe der Pav'e«-
und Zcllulose-Industrie. sowic namentl ch insolgc
des V-darss der Bergwerke in ständigem Wachsen.
Mhread die Holzetnfuhr 1880 sich noch auf
1760 019 T. un Lverte von 50 Mill. M. bemcssvn
batte. war sie schon 1912 auf 75 091 000 T. im W?rie
.,on 377 Mill. M. gesticgen. Es ist demnach a,:ch
nicht verwunderlich. dan -der Fortfall dicser Einfuhr
während des Kriegcs zu eincm starkcii Anzichcn
der Holzvreise unid zu grotzer Holzknavvbeit ge.
sührt bat.

Dieser schon so scharfe Halzmangel abcx wivd
sich in geiadezu katastrovbaler W?rse füblbar
machen, falls der Friedenschlutz Deutschland i.m
jeine holzreichstsn Gebiete beraubcn sollte. Das
wird unrsomebr der Fall sein. als die Verhältiiiffe-
währcnd dex Kriegszeit die geordnete Durchfüh,
rung der Forstwirtschast beeinträchtigt und st.lle.l.
wei,e auch crmgcsichts des hohen Kriegsbedaifs zu
einem Raubbau geführt hat. D'r Holzmongel ab?r
wird künftrg den WicderaEau dcr dci-tsch:.,
Volkswirtschaft evheblich erschweren. Ls kommt
bicr nicht nur Fortfall uwd VermindLruug d?r Eim-
nwhmcn des Staates in Betvacht, i.n deffen, Besitz
sich 31,7 Prozcnt dcs WaldLestandcs bcfanden. wäh-
rcud 17,2 Prsz'.'nt E-emeindowaldungen. 2 8 Pro,
Stists- und Gemcin chastswaldungen un!d 48,5 Pr
zenl PriEwalÄungcn wrven: die Holzknavvhc.t
wird auch unmittelbar Len WeitcrLetiie'b zaihlrci-
cher Zndustric'n rn Mltleidenschast zichen. D soi>.
ders ist zu beachten, datz auch >:> r Wohnu n g - -
bau leiden wird. Erst neucrdii^gs sind ia s. -
ner Förderung halber d:e voliseilichen D.'ch ü kuu
g n sür Holzbautcn gemrldert worden. D' rarti-g'
wohlwollcnde Absichten des Staates werL''n aber
kaum Su oraktischen Ergebw.ssen rüb'cn köiiiu,i
wenn das Matecial mangelt oder s 'hr tcuer wird

Nau'Sbau kann da nur seitweise uiid scheinbar
Abhilie schaffen. Bet dcn langen Frist.n. m t k
ni-n einr geordnete Holzwirt-chast naturgemätz roch
nen mutz, würden grotze Abholsungrn sich alcb.ild
verhängnisvoll eilwefsen, zumal. da Aufforstuns
bisbcrigen Ackerlandes angesichts dcr Ernährungs-
lage kaum ini Brtracht kommt. Deutfchlwitd musi
dcmnach mit einer sich ständig steig rndsn Hol-'
knalpvboit rochnen, die die Iudustrie labmlegen,
deii Wohnungsbau erschw?ren wird. Auch von:
Ost'sichtsvunktc der so sehr wichtigrn Holsfragi bei>
aus, mutz demnach gefotdert werden. datz Westprcu-
tzen, Oüerschlesicn vnd das linksvheinisch' Mildge-
biet Deutschlawd erhalten blciben, wcnn seine I'
dustrie, die ihr durch den Friedens'ichlutz cvwachseu.
den Belustun-gen ectragen soll.

Theatsr und Musik

tzeidelber-'^er SladLLHeatsr

„Der Schlachtenlenker"

Komödie von Bernard Sbam
„Der liebe Krakeel"

Szene von Lady Gregorii.
dout.ch o. E. L. Stabl
Der witzige Ire Shaw, dsr in einigeu auch hier
-gespielten Dramen „Eandida" nnd ..Frau War-
rens Esaverbe," seine Parado.rsa m't einer an
Ibsen geschulten psycholorstchen Technik entfaltet.
arbeitet nn Schlachtsnlenker na-ch dem l>ewal,rlen
Nczept'. „man oorb.üfft, wenn siian nicht über-
zcugen kann". Zunächst nimmt ec eine berübmte
Esstalt der Weltgeschichte ,z. B. Eäiar. m diessm
Falle Napoleon. dem wrr. cvenn dsr Vorhang auf-
«eht, mit einem gonz fertig abgejchloffenen Schatz
oo>i Erinnncungsii und Vorstsllrmgsn geger.über-
steben. Diese Eestalt bsgiinit au.i allerhand Dmge
, n äutzern, d>e ims recht besremDen. Baninots
ApLorrsmen. die wir oon ihr durcha-iis >nast ermar-
t.t haben. und wird dann in eine g.mz opc'r,'tten-
haste Handlung hineingezoISii. il' der ctwa c>ne
als Offizier verlleidete Dcrme. entwendete mi.tta-
r >sch: Papiere, ein düpierter junger Offiz'er. em
blosistellender Brief u. a. einc grvtze Rolle spislen.
Das Eai ze ist grotcsk. alle Wabrichsmlichk- it l,i-
storsichcn Ablnuss ist aufgeliobeii. Durch dies Hni-
ciisiellen des „Helden" in eine banale Haud.ung
und durch d a Daucrsprudel »on Sprüchen zur
Lsbmswcisheit entsteht ebrn das ^ imlerbalteilde
a.üii ante Etwas. das Shaw s'>'e Kvmödie neimt.
Sohr lustig isl es sa, wenn dieicr Rapolson da-
siccht in der Strategenhaltung. mit der Hand im
Vusen, uud erklärt. Seieii Sie nie ii, Ver'egeu-
h' tt nm cine wirk/ainc moralische Post' ader „Es
gibt nnr sinen Trick der allgemsin ist. rmd das '4
di>' Fvrcht" p.der wsnn d ,ser Ranaleon pre-oigt:
..Hülc'n Sie stch vor d-r bssseren Soite Istrer Na-
tnr!" B»i der Aus-fu'rnug sntstandrn ,o.ft recht
piu nte Wirkc gen an Stsllon. >vo es bicsi „sctt
wir cine Repubük habeu" oder bei iener bsrühint
gewordenen Pesteinik geaen die Eiigländer, in dü-
nen ihnen Strupellcstgkcit unü Houche et nc chge-
fanl wird Shaw kneifi cin Auge dabei ,zu un-d
dsnkt sich dabei seiu T^tt: ncimlich: wen lusss

Jn dem soeben erschienenen ersten Band stiner
Betrcichtungeil zum Weltkrieg schreibt Beth -
m>aim Holkweg über de,i Durchmaäsch durch
Belgien:

Unsere Militärs hatten nach 'meiner Kennt-
nis seit langem uur einen Kriegsplan. basiert auf
dio untrüalicho und unbetrogeiie Novaussetzung.
dasi ein Krieg für Deutschlaud der Zwei'fronten-
krieg fein wevde. Der Kriegsplan war schnellfte
Offenstve im Westsn. während ihrer ersten Dcvuer
Defensivstettung der deutschen Truppeu iim Oston
und erst nach dem erho.fsten Eelingen der Westof-
fensive Aiigriffe grösier-!. Stils auch im Often.
Nur solche Strsttegi.e schien die Möglichkeit zu bie-
ten. der semdlichen Uebermacht Herr zu worden.
Zuin Elücken der Westo>fseilsrve sehörte nack> miilii-
tärischsm Urteil zwiiigend der Durchincrrsch diurch
Bolgien. Politifche und militärifche
Iirteresfen stiesieu hier hart aufe'in-
ande r. Das Unrecht aogen Velgien la« auif der
Hand. und die allgemoine polittsche Foilge des Un-
rechts war zu greifen. Der Lbef des Eeneval-
stabes, Eeueral v. Moltke. oevschlotz sich diesc>m
E'ödankengang nicht, erklärte aber denr militäri-
schen Zwang für absolut. Ich habe ineme An-
sicht der seinigen anpassen müssen. Für ieden auch
nur binigcrinatzeir nüchterneu Beurteiler läa die
ungeheuere Eefahr des Zweifrontenkrie-
aes so nackt zutage, dasi es eine untru.g-
bare V e r a ii t w o r t u n g gewesen wärs. von
einer Zivilstellung aus eincii nach allen Richtun-
gen durchdachten und als zwimgeird bezeichneten
militärischen Plan durchkreuzen zu wollen, deffou
Ver.e!telimg darnach als a'leinige Ursache eines
eintrcteiilden Misierfolges segolten bätte. So ist
das Ultimatum an Belgien dre volitische Ausfüh-
rimg eines militärisch >als notwendig erkannten
Cn.tschttistcs gewesen. An den Worten. mit de-
nen ich am >. Aug-fft unser Unrecht zugab aber
zu.gleich unseren Notstand als uireirtrinnbaren.
auch das Unrecht sühnenden Zwang bczeichnete.
halte ich cruch hcute f s st. Unseren Notstand
'cugnen, kann nur, wer die Augen >vor den mili-
tär'schen Tarsachen verschlicsit.

Uni uiiser Unrecht in Abrede zu stellen, fehlt
es an schliiffigan Unterkagen. Dasi wir uns auf
die absoliiteii .Festungsoerträge hätten stüsien
k'önnen. ist eime Ausicht die keiner nähcren Prü-
fung standhält. Tine diplsn'.atrschü Finte wäre
es gewcsen. dis njcht den Tag übcvdauert hatte.
Neutralitätswidrige Akte B 'gieus aber waren
uns am t. Ausnst nicht chckannt. Die Dorumente
wonach bclgische und eimUsche Milttärs i-m Jcchre
1!>06 über die militäcische BeiillizuUg Belgiens
behandelt ba'ben. sind pvst währenddes K r i e-
a e s aufgefunden wc,rdcn. Aber selbst den
Fall grsetzt. mir ware der Inhalt d'eser Doku-
inente hei Kriegsausbvuch bckannt gewesen.
glaubt iraei'd femand, dasi auf ein Borbalten
Bclaien ims den Durchmarsch gestattet haben
würde. oder dasi man d're Welt iibcrzsugi hätie.
wir bchäsien das Necht. durch B.lgien zu mavschie-
ren - Ecwisi sind d:e Dokumeure für D.staien
kon promitkierend: abcr selbst. wenn sie noch visl
kompromitticrcnder wären. a^s sie iatsächlich sind,
hätten sie iins nie davon entbunden. die Neutralt-
tätsgarantic von 1835 z„ respcktiereii. Zum Ein-
mar ch in Delgicn bliebcn wir nach wie vor un-
bevechtigi. wusiten oielmehr. wenn Belgien sich
mnserem Vcrlangen nicht fügte. genau. datz setst
wir Zwang anmcnden, d. h Belgien den Krieg
w.üchm niutzten. ALer. wie gesagt. die Voraus-
setzuug traf nichi zu. Wie gering übrigens die
Ue'berzeugungskraft der Dokumcnte war. ist prak-
ti'ch erproLt. Wir habcn d-e Schriftstücke veröf-
fentücht. 'obaid wir sie in Brüsscl fandcn. Ich habe
aber nicht Leobachten können. datz die feindliche
Propaganda nennenswerteii Schaden davon ge-
habt hätte. Dex unermesilichL Nachtcrl, den ich
durch meine, am i. August 1911. übrrgens von kei-
ner Seite angefochtenen Worte Dcutschlaird Mge-
fügt haben soll. epistiert. wie min scheint, nur in
der Vorstellung dcrer. die darin ein Kampfnmtte!
gegen mich gosehcn habün Danii wcist Herr vo.n
Dethmaim Hollwca fehr eingehend n-ach. und zwar
ai'.s^chlretzl'ch aus den Acutzerungen der englifchen.
2t,aat'7>ii"äimer. datz die Frage „Belgien" bej der
onglischeii Kriogsentscheiduag eine uratzgobsiide
Rolle nicht gespielt hcrbe.

T Zur Frie-ensfrage

Von Eenevalmaior v. LettoEok.heck

„Wir tauschen uns nicht über die SchwSrie unsd-
res Mtiomrlen Unslücks. Wer nicht Ntedecseschla-
geuhe-rt uud Meichgültigkeit können uns helfen.
SeiM -wir stdlz cruf die -Taten unv übev -
menfchl i chen Ovfex unseres VoMs. Wt«
dürfen es? Kein Volk hat iemats Aimähevnbes ges
leistet. Aus dem Stolz wivd uns auch o'm g es uu-
de r T ro tz cpwachfen, u>n!d Stolz und Troh müffen
un-seven Neüoen und Sehnen ueueu nd unevschövtz»
liche Kraft geben. Vaterlandsliebe uiid
P slicht>gefühl werden uns den Meg zetgen,
wenn wir ichn erirsthaft un!d ehrlich suchen.

Zu dem aesuudcn Sinn des dcutschcn Volkes. der
tretz Allem im Grunde eines Jedo,i von uns lcbt,
habon wir das Vertrauen, datz er uns >aus dem
ietzigeni Wtrvwavr der Eeister den Wcg sühren wirid
zu n.euer Höhe.

Das mevke sich auch Ieder, der mrser Heiligistcs
antasten will: unscre nationale Ehre?"

Sind wir noch eine Nation oder
Narren r

Uns wivd goschrieben:

Nach dem Jnchalt dcx Note will die Entenle a,u>f
e'.nmal mit uns böraten übex ldie vraktische Durch-
führung idcrjenigon Teile des Vertvages. die sich
mit dev Entschädigungssumme heschäftigen, natür-.
lich evst, wsnn wir unterschrieben haber,.
Nach den Erfaihrungen über die Ausleguns Drs
Mafseivstillstaudsverirages wevden diese Bevatun-
gen dahin auslaiu'fcn, datz wir von dex Entente
o'cnfach Natschläge ,/ntgegennchmen", wte wir ich.e
Foudevungen orfüllen sollen. Mle dte Emwenlriun-
gen unserer Delegationsmitglieder, so überzeugend
sic <ru.ch soin mögen, werden dabeie vtl. glatt un-
ter den Tksch fallen. In 4 Wochcn, die diefen
Bevatungen zugodacht sind, werden dre Polen in
Obevschlesien -li-fw'. vorgerückt seiw, sodatz die svätere
Abstimmuing -un 1 er i h r e n B aj o ne t t e n a 'ch
zu ihre n Gunstcn ausfallen wird. Dapwm
mirb avch im Vertvaa noch keine feste Svmme
als Entschädigung genannt. Elc'meNceau wc'ch
heute schon, was ex verlawgt: es handelt sich sür
ihn nur um die Fvage: was erhält Polen an
Eobictszu-wachs. Je mehv es uns bevauben kann,
umsomehr w'rd man dew Fvanzosen >auf stner
Seite vsrsvrcchcn könncn. Danach wird man
dann festsetzen, was wir su zahlen hahLii. Nach
all den DemütiLun.gen während des sanzen Maffen >
stillstandes, währcnd dem die Entente nuv for
dcrte. sich höchstens h.ibcil.etz, Noten „ci'.tk.>egen-
zunehncen" und alle niüudlichcn Verhandlungeii ab-
lehnte, vorzichte man doch -au'f diese >B e ra
tungen über dic nähere Erfüttuug der Entente
sopderungen, nachdem w i r u n t e r s ch r i eb e n
haben. Wr mützten uns ia schümen, uns
deu 1 sche Nation zu nennen.

Wollen mir vor dcr Wclt neben der grenzciiloseii
D.inütigung uns n'icht ncch narren laffen, so
müssen wir vcrlangcn, datz die'e Beratungtti eiit-
wÄ>er vor der llnterzeichnung stattfinden, cd r
abcr wir >vcrz'.chten darauf, lehnen dic ll n t-e r-
zrichnung ab und ge-ben als ch 'liche Menschcn
nur das Versprschen, dc,i Vertr'llg ohne An-
teczeichnunn zu erfüllen. Ucbor das „wic"
miüffcn wir sclbst den Wrg finden könncn.

Es siciht nicht daruach aus. als cb dle Eiiieiitc
aus ihrer Drohung mit L>,iii we'teven Cininarsch
Ernst machen wird. W.r hab'n noch -cine Hoff-
niing, allerdings die letzte, und dasTst die Z e i r,
sie avbeitet, wenn nicht alles triigt, für uns!

Stolz weht die Flagge
„schwarz.weitz°rot"

D.atz trotz aller ZwSifel, denen 'diie Miarine rn«
folge der Verbrechen eines unbcrechtigterweise Ma-
rineuniform trstgenden Ecsindels iminer noch aus-
gesctzt iist, unsere Seeleute das Hsrz noch auf dem
vechten FleckKaben und noch stolz sind auf die um
vevsänglichen Erotztateir itii Moltkriege. zeigte sich,
als der Kreuzer „Negensburg" in dsn letzten
Dagen auf der Reede von Harwich lag. Er
batte zur Ersüllung der traurigen Pflichten ds-
Waffenstillstandes oiu Dvuckdock dorthin gelciten
müssen und es- ain 30. Mai abgegeben. Die Freudo
der Cngländer über diesen durch die Hüngerblockads
ihnen zugefallenen Eewinn erhielt am Mjorgen des,
31. Assar wohl einen kleinen Dämpstr. als bsr
Flaggenparade sich in den Toppen de»'
schinucken deutschcn Kreuzers mächtige deutsche
K r iegsf la gge n entfalteten und den Englän.
der davaw erinnerten. wem im ohrlichow Kanwfe'
vor drei Jahren der Sieg zugefallen wav. Dk>s
Engläuder verliehen aber ihren Emvfindungoa 'ksi-
nen Ausdruck und > stövten die Erinnerüngsfveblde
unserer Llauen Iungen an die Tatoni ihres Schiffes'
in dep Skagexrak-Schlacht nicht. „Regens-
Lurg^' verbietz eine Stunde svätev im Schmuck Ärr
wehenden Toppflaggen die von Kriegs- und Haü-
delsschrffen roich Lelebte englische Recde. -

Evangelische Generalsynode

Karlsruhe. 17. Ium.

»Kirchenrat Sch>mitthenner (Hugrosier) er-
öffnete nach 10 Ahr als Präsident die Geneval-
synode mit einem Gebete uud stellte dann fest. datz
von 55 Mitgliedern 52 erschienen sind. Der Präsi-
den des OLerkirchenrats Dr. O. Uibel gab iu
seiner Begrüsiuirgsanspracho em Bild von der
kirchenpolitischen Lage. wis sie durch und- nach der,
Reoolution entstaüoen ist. Im allgmeinen stnd
in der Nationalversammlung die Wünsschv der
Kirche berücksichtigt worden. sin Haluptwunsch ist
abcr nicht verbürgt worden, datz der Religions-
unterricht als Pflichtfach in den Schulen zu gelten
habo. Wir hoffen aber. datz unfere Wünsche bei
Äer Schaffu'ng des Schulgssetzes Lerückfichtigt wer--
den.

Synodalmitglied Ernst Frep borichtete für
den Versasfuirgsallsschutz über don Entwurf einer
neuen Kirchenverfassung. Der Rednr spvach sich
dagsaen aus. datz der verfaffunggebendsn Landes-
snnode Mitslieder angchören sollen. die von der
Kirchnregierung ernannt werden. Evborens Atit-
glieder soll es ebenfalls nicht mehr gebsn. Der
Vecfassungsansschutz schläst vor. datz dis Syno-
dalmitglieder durch gleiche Mahlen gewählt wev-
den sollen. Auch solle das Fraue n >st i m m r e cht
eingesührt werden. Erörtert wurde im Ausschutz
ob Urivahlen oder das Eemeindeprinzip durchge-
fübrt werden solle; die Abstimmung im Aus'chutz
ergab die Annahme dss Vorschlags, die Eeneml-
synode >anf den Eemeinden aufzubauen mit allsn
geaen zwei Stimmen. Für die verfaffunggcbende
Versammlung schlug der Berichtevstatter 87 Mit-
glioder vor. Der Berichterstatter empfahl die An-
nahme des dritten Entwurfs. weil nur auf diesem
Boden eine Verständigung möglich fei.

Als Mitbevichterstatter wündte stch Pfarrer
W ür t h-Bretten lpositiv) gegen ein Flugblatt
der Mtttelpartci. das den Poiitiven Herrsctzsmht
vorwarf. Der Rodner vertrcrt den Standpunkt
der Positiven in den einzslnen Fragen und er-
klärte dabei. 'vie Positioen miisiten das Maffen-
prinzip in der Kirche ablclhneii.

Pfarver Nuzinger >Efringen) erMrte für
dis Üiberalen. datz die Linke eine wesentlichs Er-
hötzung der Zahl der Abseordneten wünsche. damit
in den Grotzstädten die Mmdevheiten bei der Ver-
tretung in dr GeneralsynodL zur Eeltung kommen
könnten. Im allgemeinen stellte stch der Redner
auf den Biiden des Vermittlunasvovschlages und
bvccntragte. diese Vorlage der Verfaffungskomiiiis-
ston zu.zuweiseii Dieser Antrag wurde anaeiio.-n-
Men. Nüchste Sisiung: Mittwoch vorinittags.

ich das sagen? Bonaparts, d::s Muster der Heu-
clzelei uud Skrupcllostgkeit! Aebevaus geistreich ist
auch die Ha tung der jMkgen Spionin. erdacht, die
dem Ecneral 'in einem Atem "ls Kaiser huldigt
und sogleich die Veleidigung. er >ei ein gcmetner
„korsischrr Parvonü" ins Gesictzt schleudert! — Die
Davstellung gelang überrchchend gut. Herr Gvün-
berg vom Mannhsimer NaÜonalthsater war
löst.ich kur.zangebunden, aufgeregt wild uud ge-
mcii' als Schlachtenlenter und übertrieb an den
Stcllen. wo er die Parolvn des Säkularme.rschen
lausgibt, in keiner LVeise. SeincDelila. die den
Nmsen hinters Licht führt. gab Frl. Nevill von
unis'erer Bühne. Sie war die llebcrraschung des
Abeuds. Wenn sie s» recht ins Feuer kam. inr Ge-
plänkel mit ihrem Sctzlachtenlenker - Shaw hat
an dieser Stelle e.>ffenbar an Lhamforts Wort ae-
dacht „Wie gerina auch ein Mann die Frauen ein-
schäsien maa. e§ gibt keine Frau. die darin richt
noch viel wc'tter gi,m nls er" - lo Mar das ein-
fach ganz köst-ich. Es war heherrschte Krast. Lau.ie
>und K ughoit iii ihrer Darstcllung. Düe uninögliche
aber lustige Finur otnes täppischen Offiziers be-
kam in der Darstellung des Herrn Schinidt Le-
be,i. Mit anerkenizenswerter Mäsiigung spielte
Herr Maile die koinische Rolle des Wrts.

D.as Publikum nahm die Shawsche Plauderei
init wävmstcr Anerkennung auf.

Es folgte ein Schwank aus de,n Irischen. In
der Krankenabteülung eines Armcnhauses liegeir
zwei Erci'e. die sich dauernd bcschimpfen und
durch Stiche.eien crnruntern. Der oine soll nun
von Vevwandten aufs Land geiisNimeir -werden.
Er mürde ganz aerne aehen. Aber dann mützte er
ja seinen lieben Eenoffan ontbehren. mit dam sich
h>eru'nrzu.zaiiken nun einmal zur Phystologie seines
Lebe.ns gehört. wie Trinken, Essen 'irird Schlafen.
Er lchnt die Einladnng der grosimlltigen Ver-
wandten ab. Der lfebe Krakeel kann wettergehen.
denn er evhöht die gute Laune. Der Schwank
wurde von den Herren D od l-und M.atle t>n ei-
nem prachtvollen Tempo. lebenswahr und tn
hübsthen Abstwsungen herunter aespielt.

Das Publikum sch'ien sich trefflich zu aülüsieren.
Da§ Haus war aut Lsseht. X. VV.

* Die Neuregclnng am Darmstädter Theater. In

d^r Leitiing des Heffischen Landestbeaters tst mm.

mt.hr e'cne Regelung cingetretcn, die noch n'cht
endsültig ist. aber immerhin die geschäftliche uno
küustlerische Lettuiig des Jnstituts für die Spielzctt
1919-20 regelt. Ein Jntendant >st nicht er-
nannt, die Stellung e'ines solchcn soll vielmehi: zu
gegcbener Zeit Gegbistanid eines Ausfchreibeno
werden. Das Theater uiitersteht dem Landcsami
für BUdunsswcscn als oberster Instanz. Die ge»
schäftliche Leituirg Lleibt voceist in dcn Händ.n
des Hcrrn Dr. Wa u o r, die Opcr leitet Herr Ee
neral»MsWirÄtor Valling, das Sckmüviel
Hevr Willy Loehr, der früher dcm Darm-
städter Theater nichrere Iahre angehörte. D'.est
drei Hcrrcn weidcn in kollegialem Zusannittiiiarbe!-
ten als Slüichbercchtigte Leiter dem Jnstititt künst-
le.'isch und geschäftlich vorstehen.

Zum Tode Nichard Tegelers

wird uns noch aesckirieben:

Am 11. Iuni 1919 ist Eeb. Obecbaurar Richard
Tegeler unerwartet in 5>eidelberg. wo er
durch eine Operatron Linderung von schwerem Lei-
den suchte. im Alter von noch nicht 60 Iahren ge-
storben. Mit ihni ist eine d-w bedeutenbsten Per-
sönlichkeiten des badischen Staatsbaudienstos da-
hingegangen, u. der Wunsch. seine Lcbcns u. Wir-
kens hier turz zu gedenken. bedarf keiner Rcchtferli-
gung. Tegeler war 1853 in Dülken(Rheiiil ) geboren
und trat 1878 nach bestandener Staatsprüfung als
Jngenteurpvaktikant in den Dienst der Waffer-
und Stratzenbauverwaltuna und von dieser 1883
zur Etsenbahnverwaltuna über. d>e ihm mit der
damalo etnsehenden Bautättnkeit mehr böelegen-
heit zur Entfaltung sciner Fähigkeiten bot. Hier
war er erst beim Babnbau Wolsach—Schiltach,
dann beim Bau der ö l l e n t a l b a h n. 188>8
bis 1890 beim Bau dcr strategischen Bahn
W e iz en —Im m e nd i n a e n beschäftigt, wo
er den Bau des kleinen Tunnels und des Kehr-
tunnels an der Stockkalde bet Erimmelshofen lei-
tete. 1890—1896 führte er als Regierungsban-
metster d.e Rheinkai- und Rheinhafenanlagen in
Mannheim aus und wurde hierauf mit Ent-

wurf und Vau des Kehler Hafens betraut.
Hier schuf Tegelcr in 6 Iabren ein Wcrk. das für
den Hnndel und Verkehr von ganz Süddeutschland
von grötzter Bedeutuna wurds und an dessen we'^
tercr Entwickluna er mit der tiefen Liebs dcs
Schöpfers tcilnahm. D:e Ausniihung des Sirom-
gefälles ain oberen und unteren Hafenende zur
Anlage eines Wafferkrattwerks war sein Gedanke
und auch an dsr Belebung des Hafenverkehrs durch
Beizug von Anternehmungen hatte cr hevvorca-
genden Anteil. 1902 wurde cr nach Ak annheim
zum Bau dcs V e r s cb i eb e b a h n h o f s. des
grötzten Bahnhofs dieser Art auf dcr Erde, rmd
1906 nach Heidelberg ^um Bau des ncuen
Bahnhofs daselbst verseht. wo er namentlich beim
Vau des K ö n i ast u h l t u u n e l s seine rcl-
chen Erfahrungen auf dieiem ihm ureigenen Ee-
biete betatinen konnte. Welcben Nuf er hier ge-
notz, geht daraus heror. datz er zu Beginii des
Krieges durch den Erotzen Eeneralstab nach dem
westlichen Krregsschauplah zur Abgabe cines Eutt-
gchtens über d-e Wiedcrherstellnng von zerstör!> 'l
Tunnels berilfen wurde. In Heid-elberg rvu>do
der Tunnel ganz und der neue Verschiebs n
Eüterbahnhof zum grötzten Teil unter seiner L i>
tuilg vollendet.

Alle von ihm pcrsönlich durchgeführten oder un:
ter seiner Leituiig entstandeuen Arbeiten und Enl-
würfe, die tleinsten. wic d e grötzten, waren ein-
gegeben von einem alücklichen technischen Errsf
und mit peinlich aewiffenhafter Abwägunq aller-
Eründe bis ins E'nzelne durchgedacht und stelle^
Mustervorbilder vollkommen technischcn Schaffen»
dar.

1913 murde er. schon 60iährig tn das Ko'
gium der Eeneraldti.ekt!on der Staatscisenbah
und turz daraus als Oberbaurat zum Vorstaud er
Vauabteiluna berufen. Der Durchführung dsr
zablreichen :>m Eana bssindlichen und neu auft"!
chenden Bauten und Bauentmürfe stellte bald ^ ''
Kriegsain-bruch erbebliche Schwierigteitcn > >t
gegen. Was aber tLotz dieser Hindermffe bei >
langen Dauer des Krieges an Zkeuanlagen wte a"
Verbefferungeii der bestebenden ^lnlagen gele, -
worden ist. verdankt das Land hauvtsüchlich se >.
Energie und Ewschicklicbkeit Der Schmerz um -
unglücklichen Kriegsaiisgana und um dte V- n
 
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