Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Soret, A.: Von dem Winkel, welchen ein Objectiv umfasst, und seiner Messung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

Von dem Winkel, welchen ein Objectiv umfasst etc.

erreichen, hat man die Anwendung einer Blende in Form
vines Sternes mit 24 oder 30 Strahlen und passender Grösse
o rgeschlagen, welche man einsehiebt, nachdem man die
Platte in der gewöhnlichen Weise nur während der Hälfte
oder ein Viertel der Zeit exponirt hat, welche zur Herstellung
des Bildes nöthig ist. Während des Restes der Expositions-
zeit bleibt die Sternblende eingeschoben, welche man jedoch
in dieser Zeit ein oder zwei Mal um ihre Axe drehen muss,
damit die Strahlen des Sterns und die Füllung zwischen den-
selben nicht auf dem Bilde sichtbar werden.
Man macht zuweilen auch den Weitwinkel-Objectiven den
Vorwurf, dass sie auch eine Uebertreibung in der Wiedergabe
der verschiedenen Ebenen herbeiführten, indem die ersten
Ebenen zu scharf, die letzten zu schwach wiedergegeben
würden. Es ist klar, dass dies in gewissen Fällen von einer
unangenehmen Wirkung sein kann, z. B. wenn man bei Auf-
nahme einer Landschaft im Vordergründe grosse Bäume hat.
Andrerseits muss man bedenken, dass diese Wirkung der
Weitwinkel - Objective doch auch die Harmonie des Bildes zu
heben im Stande ist, wenn z. B. der Hintergrund grosse
Bäume aufweist, der Vordergrund dagegen einen etwas öden
Anstrich hat. Dasselbe lässt sich in Bezug auf gewisse An-
sichten nach photographischen Aufnahmen von Strassen in zu
grosser Nähe sagen: die zu staike Convergenz der Linien
berührt unangenehm; die Ursache der Mängel ist, wie leicht
einzusehen, die schlechte Wahl der Perspective oder der Um-
stand, dass man durch die örtlichen Verhältnisse gezwungen
war, gerade diese Perspective zu wählen.
Man wird deshalb, wenn man genügend zurückgehen kann,
meist gut thun, sich mit einem mitteren Winkel von etwa 50
bis 60 Grad zu begnügen. Dieser Winkel ist nicht übertrieben
gross, denn er ist ziemlich derjenige, unter welchem man eine
Photographie zu betrachten pflegt. Wenn man darüber hinaus-
geht, weicht die erzielte Wirkung von derjenigen ab, welche
das Auge gewöhnt ist, aufzunehmen, das Resultat erscheint
dann dem Auge als ein falsches, wenn man nicht das Bild in
eine Entfernung von dem Auge bringt, welche dem Focus
des Objectivs gleichkommt, mittelst dessen es erzielt wurde.
Das geht allerdings nicht anders, als wenn man mit dem
Auge und dem Kopfe verschiedene Bewegungen macht, um
das Bild in seiner ganzen Ausdehnung zu sehen.
 
Annotationen