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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Wolf, Max: Aus der astrophotographischen Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0272

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258

Aus der astrophotographiscben Praxis,

vergeblich war, weil man eine ganz unempfindliche Platte
benutzt hat.
Wem das, — wie mir —, einigemale passirt ist, der wird
sehr bald vorsichtig. Das einzige zuverlässige Mittel, die
Empfindlichkeit zu versuchen, sind aber, wie ich bemerken
muss, vergleichende Sternaufnahmen; die üblichen Sensitometer-
proben sind für unsere Zwecke viel zu unsicher.
Besondere Vorsicht ist nun bei frischen Platten noth-
wendig. Wenn ich früher vom Fabrikanten frische Platten
bekam, so machte ich stets die Wahrnehmung, dass die neuen
Platten nicht so empfindlich waren, als die vorgehenden, und
dass ich unverhältnissmässig länger exponiren musste als früher,
so dass es fast schien, als ob die Plattenfabrikation im Rück-
sehreiten begriffen sei.
Ich benutzte zur Sternphotographie hauptsächlich die
Platten von Lumiere, Schleussner, Beernaert und
Wratten & Wain wright. Alle diese Fabrikate zeigten diesen
scheinbaren Rückgang; am stärksten bei Lumiere, weniger
bei Schleussner.
Die Erscheinung ist so stark, dass ich im vorigen Winter
mit neuen Platten von Lumiere selbst mit dei- dreifachen
Belichtungsdauer kaum die Objecte vom Himmel bekam, die
ich mit der vorhergehenden Sendung erhalten hatte. Ich
erhielt z. B. mit drei Stunden Expositionszeit nicht mehr die-
jenigen Sterne und Nebelflecke, die ich vorher in einer Stunde
mit Leichtigkeit photographirt hatte.
Ich hatte zwar früher schon gewusst, dass die Platten
beim Lagern ihre Sensibilität etwas verändern, aber dass die
Empfindlichkeit um das 3 fache steigen kann, konnte ich doch
nicht erwarten. Und doch war es so. Dieselben anfangs so
unempfindlichen Platten von Lumiere wurden nach 5 Monaten
so empfindlich, als die vorhergehenden waren und übertrafen
alle meine andern Platten an Empfindlichkeit. Aehnliches
fand ich bei andern Fabrikaten. Die orthochromatischen
Platten scheinen dieser Empfindlichkeitsveränderung weniger
zu unterliegen.
Die Empfindlichkeitszunahme steigert sich aber keineswegs
mit der Zeit mehr und mehr. Vielmehr erreicht sie bald ein
Maximum, auf dem sie sich längere Zeit hält Später nehmen
dann alle Platten wieder periodisch an Empfindlichkeit ab.
Darnach ergäbe sich eigentlich die Regel, dass man von
jedem Fabrikat ausprobiren sollte, wann es am empfindlichsten
zu werden pflegt.
 
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