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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Max Schmidt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0150

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vom Herausgeber.

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Ausblick aus die ferne Ostsee hinten an. Da ist etwas Heroisches in dieser Einsamkeit, was als urdeutsch ergreift,
so daß man meint, die alten Germanen da unter diesen Bäumen den Göttern opfernd sehen zn müssen. Mit am
grandiosesten wirkt auch die Studie der herrlichen Eichenpartie „aus dem Teutoburger Wald", wo man gar
keine Spur vom Menschen und seiner Plage mehr sieht und die unvergleichliche Poesie des deutschen Haines
so ganz rein empfindet. Unstreitig am entzückendsten ist ihm aber die deutsche Waldnatur in dem „Waldeinsamkeit"
betitelten Bilde gelungen, das offenbar der Studie „Aus den Elbwäldern" entsprang, wie es die echt poetische
Natnrempfindung des Meisters am besten charakterisiert. Denn hier hat er eine grandiose Macht der Formen
mit einem seltenen Lichteszauber sehr anmutig zu paaren verstanden, während das Helldunkel sonst nicht seine
Hauptstärke ist. Auch haben seine Baumgruppen hier eine imponierende Vornehmheit, deren Reiz durch ihren
Spiegel in dem sich still durch sie windenden Flüßchen nicht wenig gesteigert wird. In seinen vielen Bildern
von der Ostseeküste hat er auch atmosphärische Vorgänge behandelt, wie man das an dem „Aufsteigenden Wetter"
auf der Düne sieht, wo er seine Neigung für das große und weite besonders glücklich bethätigt.

Aus drin Lrutoburgrr Walde, von Max Schmidt.

Auf seinen alljährlichen Studienreisen beschäftigte sich Schmidt besonders mit Aquarellieren und begleitete
die Blätter gewöhnlich mit Bemerkungen über die Wasserfarben-Technik, die sich ihm beim Malen aufdrängten.
Ihre Sammlung führte zu einer förmlichen Abhandlung über „die Aquarellmalerei", die bereits in sechster
Auflage erschienen ist (Leipzig, Grieben), und wo er die eigenartigen Vorzüge dieser Technik mit großer Feinheit
hervorhebt. — Lernen wir da den norddeutschen Schulmeister kennen, so scheint der indes glücklicherweise dem
schaffenden Künstler doch keinen Abbruch gethan zu haben, wie sonst so leicht geschieht. Davor bewahrte ihn
jedenfalls der starke ideale Zug, der sich in seiner Natur geltend macht und ihren Schöpfungen gelegentlich
zu einer Verbindung von Anmut und Würde verhalf, wie sie wohl bei Claude und Ruysdael zn finden, bei
uns aber nichts weniger als häufig auftretend ist. Dies Stilgefühl setzte ihn denn auch in den Stand, die
Landschaft monumental zu behandeln, wie er dies mit egyptischen und griechischen Motiven im alten Museum
in Berlin, dann in der Aula des Gymnasiums zu Insterburg und im Regierungsgebäude zu Königsberg, wie
anderwärts gethan. Daß der allgemein verehrte Meister im Laufe seiner langen Thätigkeit allerhand äußere
Auszeichnungen, wie Titel und Orden erhielt, ist eigentlich selbstverständlich. Noch wichtiger für uns bleibt,
daß er sie auch offenbar verdiente.

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