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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0165

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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

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— In Wien erscheint seit einigen Jahren, vom I. Wiener
Lehrerverein „Die Volksschule" herausgegeben, eine illustrierte
Monatsschrift „Für die Jugend des Volkes", die sich bei
dem billigen Preise von 1 fl. jährlich für das kleine Volk durch
ihren guten textlichen Inhalt, wie auch durch die Bilderbei-
gaben sehr empfiehlt. Alle Freunde einer gediegenen Jugend-
lektüre seien auf diese
Publikation aufmerk-
samgemacht. Unter den
regelmäßigen künstle-
rischen Mitarbeitern ist
uns K. Moser beson-
ders ausgefallen. Wir
geben von dessen zier-
lichen Zeichnungen
nebenstehend in einer
Märchenillustration
eine kleine Probe.

— Zu der von
ihr zur Zeit veranstal-
teten Ausstellung
von Kunstdrucken,

Zeichnungen, Aqua-
rellen und Gouache-
bildern Adolph
Menzels hat die
Nationalgalerie
zu Berlin einen Katalog erscheinen lassen (Merlin, Julius Becker,
1 M-), der sich in seiner äußeren Ausstattung als eine Festschrift
dieses Instituts zum 80. Geburtstage des Meisters darstellt. Dem
Verzeichnis der ausgestellten Werke ist eine Einleitung aus der Feder
des stellvertretenden Direktors der Galerie, Professors vr. Lionel
von Donop, vorangestellt, die, wenn sie auch nach den Worten
ihres Autors nur eine Charakteristik der Ausstellung selber sein
soll, doch gerade bei dem Reichtum der letzteren zu einer eingehenden
Würdigung Menzels als Zeichner und Illustrator geworden ist.
Sie ist mit dem liebevollen Eingehen und dem feinen Gefühl
geschrieben worden, mit dem Donop auch in früheren Katalogen
von Sonderausstellungen der Galerie, die meistens Einleitungen
aus seiner Feder haben, es verstanden hat, der jeweiligen künst-
lerischen Individualität der Betreffenden gerecht zu werden. Eine
interessante Zierde des Büchleins bildet die Lichtdruckwiedergabe
eines radierten Selbstbildnisses Menzels. l608S)

— Gedankensplitter, lll. Teil. München. (Braun
und Schneider, gebd. 2'/- M.) Eine neue Sammlung dieser be-
liebten „Kleinigkeiten" aus den „Fliegenden Blättern" bedarf keiner
Empfehlung. Fein säuberlich registriert findet man bier, was
Einen allwöchentlich erfreute oder verstimmte, je nachdem man
dabei die Thorheit anderer belachte oder sich selbst wieder-
fand — zu einem Strauße von Lebensweisheit gebunden, wie er
amüsanter uns nicht präsentiert werden kann. Ueber „Kunst"
geben wir aus dem Buche die nachstehenden Proben:

Natur und Kunst sind Schwestern, d'rum censiert

Man eine nach der andern unwillkürlich:^

Die Frucht am Baume scheint uns „wie gemalt"

Und die mit Kunst gemalte „wie natürlich".

Wenn die Schönheit sich mit der Wahrheit verbindet, so
entsteht die Kunst.

Wer für die Kunst leben will, darf nicht von ihr leben

wollen.

Die Form ist das Kleid der Kunst. Die vielen Rich-
tungen und Schulen aber bestimmen der Kunst ihre Toilette.

Gewisse Künstler müssen den Geschmack des Publikums erst
verschlechtern, damit sie gefallen.

Zehn schlechte Bilder hat er gemacht —

Sie haben's ihm liebend verziehen;

Nun hat er ein gutes zu Stande gebracht —
Jetzt hassen sie ihn.

— Jsmael Gentz, dessen „Porträts-Sammlung bekannter
Persönlichkeiten" wir im Vorjahre anerkennend in diesen Blättern
besprechen konnten, hat neuerdings eine Origiua.l-Porträt-
Radierung Max Klingers veröffentlicht, die sich den bis-
herigen Arbeiten des Künstlers in würdiger Weise anreiht. Bietet
sie auch kein Bildnis des jetzigen Klingers (die Zeichnung für die
Radierung stammt aus dem Jahre 1888), so ist dem Porträt
doch nachzurühmen, daß Gentz in ihm die grüblerische Natur des
Künstlers, die sich auch in seinem Aeußeren ausprägt, in treffender
Weise zum Ausdruck gebracht hat. Die in zwei Arten von Drucken

(ü lv M. und 30 M.,
diese nur in der An-
zahl von 25 Exem-
plaren) zur Ausgabe
gelangte Radierung
wird allen Verehrern
Klingers um so will-
kommener sein, als es
bislang schwer hielt,
dessen Porträt im
Kunsthandel aufzu-
treiben. MMi
— Eine neue
Wochenschrift beginnt
unter dem Titel
„Jugend" in Georg
Hirths Kunstverlag in
München zu erscheinen.
(Herausgeber: vr. G.

Hirth, Redakteur:

F. v. Ostini. Preis
pro Quartal 3 M.) Ueber Zwecke und Ziele derselben giebt der
diesem Hefte beigegebene Prospekt der Verlagshandlung erschöpfende
Auskunft. Die als No. 1/2 in einem Doppelheft vorliegende erste
That macht als Gesamtleistung einen recht erfreulichen Eindruck,
wenngleich mancher Leser auf einzelnen Seiten gar zu viel tiu
äe siecle - Stimmung finden wird. — In der Absicht, ihren
künftigen Lesern und Abonnenten künstlerische Anregungen in
neuer Form zu bieten und zugleich auch ihre Bestrebungen zur
Förderung der zeitgenössischen Kunst zu bethätigen, schreibt die
„Jugend" eine Reihe von Wettbewerben mit Preisen im Betrage
von mehr als 1000 M. aus. Wettbewerb I betrifft Entwürfe
für Titelblätter der Jugend, die in stetig wechselndem Gewände
erscheinen soll, Wettbewerb II: Entwürfe für Menukarten, Wett-
bewerb lll: Politische Karikaturen, Wettbewerb IV: Karneval-
Plakate. Die näheren Bestimmungen für die Wettbewerbe sind
in dem ersten Heft, das als Probe-Jkummer vom Verlag bezogen
werden kann, zum Abdruck gelangt. leiMj

— Adolph Menzel. Monographie von Fritz
Sondermann. (Magdeburg, Albert Rathke, 2M.) Der Hauptwert
der kleinen Schrift besteht in den räumlich mehr als ein Drittel der-
selben einnehmenden Verzeichnissen von Werken Adolph Menzels
und darmach hergestellten Reproduktionen in den verschiedensten
Techniken, die fleißig gearbeitet sind und sich auch auf gelegentliche
Wiedergaben Menzelscher Werke in Zeitschriften und sogar Auktions-
Katalogen erstrecken. Diesen Verzeichnissen vorangestellt ist eine,
was die biographischen Details anbelangt, sorgfältig gearbeitete
Lebensskizze Adolph Menzels. Die sie durchziehende Würdigung
der Kunst des Altmeisters war eine Aufgabe, welcher der dazu
doch nicht recht gerüstete Autor lieber hätte fernbleiben sollen.

— Bon den „Vierteljahrsheften des Vereins bil-
dender Künstler in Dresden" (ebenda, E. Arnolds Hof-
kunsthandlung) gelangte unlängst das 2. Heft zur Ausgabe. Das
Unternehmen als solches hat als eine sehr anzuerkennende Dar-
bietung des Dresdener Kunsttreibens in Heft 1 des laufenden Jahr-
gangs dieser Zeitschrift besprochen werden können. Unter den Bei-
trägen des neuen Heftes, die wiederum von jüngeren Mitgliedern
des genannten Vereins herrühren, seien besonders die beiden
Blätter von Georg Müller-Breslau (eine Steinzeichnung
„Tanzende Pane") und Georg Lührig (eine Darstellung aus
dessen Totentanz) erwähnt. lsvsri

— Hildesheim und seine Umgebung. 5. Auflage.
(Gerstenbergsche Buchhandlung, ebenda. 1 M.) Für Fremde, die
bei einem Besuche Hildesheims einen tieferen Eindruck vom
„Nürnberg des Nordens" mit fortnehmen wollen, ist die vor-
herige Lektüre dieses mit zahlreichen Abbildungen gezierten
Büchleins sehr^j geeignet, ihnen den Werdegang der Stadt und
die Entstehung der darin vorhandenen Kunstschätze vor Augen
zu führen und sie so für den Genuß empfänglicher zu machen. I<-osöi

Märchrn-Illustrakion. von Kolo man Moser.

Aus „Zur die Jugend des Volkes". (Besprechung obensledend.)
 
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