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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0225

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vermischte vachrichten.

l'5

Kunst ausgeschrieben wird, dürste es in der Billigkeit begründet
sein, die Abgüsse sür den Selbstkostenpreis abzulassen. — Der
Termin sür die nächstjährigen Einsendungen ist noch nicht bestimmt.

Berlin. Bon der Jubelfeier der Akademie.
Zur Feier des 200 jährigen Bestehens der Akademie der Künste
wird eine Tafel gefertigt, welche in einem Teile die Bildnisse des
Stifters der Akademie, König Friedrich I- und des
jetzigen Kaisers enthält und im andern Teile eine allego-
rische Darstellung der Kunst zeigt. Mit ihrer Ausführung
ist das Mitglied der Akademie, Prof. Dr. R Siemeriug
betraut worden. Zu den Kosten der Jubelfeier hat der
Kaiser aus seinem Dispositionsfonds einen Zuschuß von
50000 M. bewilligt. Die weiter erforderlich werdenden
Kosten werden aus den Ueberfchüsseu der nächstjährigen
Kunstausstellung Deckung finden, die der Akademie zur
Hälfte zufallen. Die Ausstellungsko,»Mission, die diesmal
aus 21 Mitgliedern besteht, hat den Eröffnungstermin der
Ausstellung endgültig auf den 3. Mai festgesetzt und als
Schlußtermin einstweilen den 30. September in Aussicht
genommen. Wie im Jahre 1886, gelegentlich der Centennar-
Äusstellung der Akademie, so wird auch im nächste» Jahre
eine besondere Ausstellungsmedaille geschlagen werden.

Die Aussteliungskvmmissiou hat in einem bezüglichen Wett-
bewerbe, zu welchem 38 Entwürfe eingegangen waren,
fünf mit gleichen Preisen ausgezeichnet und diese Arbeiten
von Reinhold Felderhoff, Hermann Hidding,
Ferdinand Lepcke, Franz Rosse und Professor
Moritz Schulz dem Kaiser unterbreiten lassen, um
einen der Entwürfe für die Ausführung zu bestimmen.

Die Verleihung der von der Regierung zu bewilligenden
Ausstellungsmedaillen wird wie bisher durch den Kaiser
erfolgen. Die Vorschläge werden von einer internationalen
Preisjury ausgehen. Die reichillustrierte Festschrift der Aka-
demie wird der erste ständige Sekretär, Prof. I>r. Hans
Müller anfertigen. — Die Hochschule sür die bilden-
den Künste, dieses älteste Unterrichtsinslitut der Akademie,
veranstaltet eine Ausstellung von Arbeiten der Künstler,
die einst Unterricht aus der Akademie genossen oder auch
erteilt haben. — lieber diese Ausstellung, die voraussicht-
lich in den Räumen des Akademiegebüudes, Unter den
Linden, stattfindet, wird ein illustrierter Ausstellungskatalog
herausgegeben werden. leitvs

— München. Die maskierte Herren-Kneipe
der Kunstakademiker, seit Jahren zu den berühmtesten
FaschingsUnterhaltungen gehörend, fand Heuer am 5. Fe-
bruar in deir Räumen des Kindl-Kellers statt. Das dafür
gestellte Thema „Unterwelt" bot der Phantasie unserer
jungen Künstler den weitesten Spielraum, und es ist den
diesmaligen Veranstaltungen, die zur Freude der Besucher
geschaffen waren, nachznrllhmen, daß sie denen früherer
Jahre nicht nachgestanden, ja sie in mancher Beziehung
übertroffen haben. Was nur au Bewohnern, frei-
willigen und unfreiwilligen, der Unterwelt zu denken war, fand
sich in den Gestalten des Festes neben den aus der Oberwelt
kommenden Besuchern verkörpert. Und alle diese, sie bewegten
sich wohlgemut in den Räumen des Hades, zu dem der Saal
in der Dekoration der Hauptsache nach umgeschaffen war, nachdem
sie die gefährliche Fahrt aus Charons Nachen bestanden hatten.
Was soll von den Einzelheiten der Dekoration berichtet werden,
wenn man auf knappem Raum nicht allem gerecht werden kann
und doch wieder niemanden durch Auslassungen verletzen möchte?
Große phantastische Dekorationen führten in den Bauch des
Cerberus, ein riesiges Gigantenhaupt beherbergte ein Geister-
theater, auf dem der Raub der Proserpina pantomimisch dargestellt
wurde, ein Fratzenkopf, durch dessen hoch aufgerissenen Rachen
man eintrat, verbarg in einem mit Totengebein ausgeputzten
Gewölbe einen Mann, der in entsetzlichen Qualen die Sünden
seines Erdenlebens abbüßte, er hatte „Sammelvermerke" gemacht.
Durch Felsenritzen konnte man in das Boudoir der Frau Venus
blicken, ein höllisches Orpheum bot dem Besucher wundervolle
Schaustellungen, ein hohes, von Opfergerät in buntem Feuer-
schein erfülltes Gebäude, zeigte den Pegasus, auf dem ein
Ritt nur 10 Pfg. kostete, antike Bronzestatuen wurden gegen
Entrichtung des Obolus mit bewunderswürdiger Ausdauer gestellt.

Weiterhin — doch was nutzt die Aufzählung all der Herrlich-
keiten — das Fest ist dahin. Manchem Besucher mag im
schweren Traum, der ihn nach Heimkehr in der Morgenfrühe
umfangen hat, noch das grausig schöne Antlitz der Medusa er-
schienen sein, das saalhoch ausgeführt, zu den hervorragendsten
Stücken der Festdekoratiou gehörte, oder aber es ist ihm die
„gräuliche" Schindung des Marsyas wieder vor die Augen ge-
treten, die allstündlich mit Erklärungen durch einen Gymnasial-
professor vorgcnommen wurde. Unerwähnt seien nicht die Dar-
bietungen, die jeder Besucher in Gestalt von Festzeitungen,
Karten mit nach Hause nehmen konnte. Wir hoffen, aus das,

was an derartigen Sachen in der großen „Offiziellen" Kneip-
zeitung, in der „Privat"-Kneip-Zeitung der Marr-Schule und
sonstwie kolportiert wurde, noch einmal zurückkommen zu können.

— München. Gebrüder Welschs Ausstellungs-
kalender ist auch Heuer wieder für das Jahr 1896 pünktlich
erschienen. Wir entnehmen ihm, mit freundlicher Genehmigung
der ihn herausgebenden Speditionsfirma, die hierüber zum Ab-
druck gebrachte Karte der sür das Jahr 1896 in Betracht kom-
menden Ausstellungsorte, wie wir auch auf der zweiten Umschlag-
seite dieses Heftes damit beginnen, die im Kalender enthaltenen
Angaben unseren Lesern zur Kenntnis zu bringen.

— Bern. Die staatliche Subventionierung der Be-
schickung auswärtiger Ausstellungen durch schweizerische
Künstler beschäftigte unlängst wiederum die „Schweizerische Kunst-
kommission". Es wurde beschlossen, die immer verschobene Frage
jetzt einmal gründlich aufzunehmen und zu untersuchen, in welcher
Weise an den internationalen Kunstausstellungen im Auslande
eine schweizerische Abteilung eingerichtet werden könnte. 162321
— New Kork. Das in letzter Zeit viel genannte Hertersche
Heine-Denkmal wird wahrscheinlich in Baltimore Aufstellung
finden. Die dortigen Stadtbehörden sollen wenigstens einer An-
frage gegenüber das größte Entgegenkommen bewiesen haben.
 
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