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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Oettingen, Wolfgang von: Altes und Neues aus Düsseldorf
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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0260

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Von Wolfqang von Mettingen.

20Z

Kopfleiste LUS „vevö Llaims ok Osoorativs Lrt". Von Walter Lranc.

für ein wahrhaft gebildetes Publikum, überhaupt nicht
ohne hohes Können des Künstlers erreicht, und vollenden,
wenn sie erreicht sind, erst eigentlich den Begriff eines
Kunstwerkes vom höchsten Range. Bei unserer „Be-
weinung Christi" ist ersichtlich, daß sie, ohne Rücksicht
auf äußerlichen Effekt oder auf allerlei dem Gegenstände
fremde Nebenmotive, vielmehr im Streben nach voller
Aussprache ihres Inhaltes in der entsprechenden male-
rischen Form, nämlich schlicht und monumental, gedacht
ist; widerstreben diesem Eindrücke noch einzelne Klein-
lichkeiten in Modellierung und Anordnung, sowie einige
Erinnerungen an gewisse alte Italiener, so empfinden
wir sie als nur vorläufige Beeinträchtigungen einer Stil-
sicherheit und Originalität, die sich schon befestigen wird,
wenn der Künstler nicht aufhört, den Menschen in sich
zu entwickeln und harmonisch weiter zu gestalten.

Eine andere Scene aus der Geschichte Christi, die
„Auferweckung des Lazarus", ersah sich Robert Bö-
ninger zu seinem ersten Probestück, ebenfalls in lebens-
großen Figuren. Die Hand-
lung findet in der Grabes-
grotte statt; das Licht dringt
ziemlich spärlich ein und wird
mit Sorgfalt auf koloristisch
wirksame Gegenstände, näm-
lich über die prächtigen Ge-
wänder der Schwestern weg,
vorzüglich auf den sich aus
seinen Hüllen erhebenden La-
zarus geleitet. Überhaupt
herrscht in diesem Bilde eine
gewisse Absichtlichkeit; nicht
eine solche, die sich auf Poin-
tierte Effekte richtete, aber
das sichtliche Bestreben, die
Aufgabe recht gut zu lösen.

Das Ergebnis davon ist eine
Arbeit, die alle Anerkennung
verdient, aber noch wenig von
der Eigenart des Künstlers
verrät. Solche Bilder pflegte
man früher mit dem Schlag-
wort „akademisch" zu bezeich-
nen, nämlich als man noch
nicht wußte, daß eine Aka-

demie ganz verschiedenartige und selbständige Maler aus-
bilden kann, wenn es ihr nicht darauf ankommt, eine
festgefügte Schule zu begründen.

Den Beweis dafür könnten, wenn er erforderlich
wäre, die beiden nächsten unserer Debütanten erbringen.
Albert Baur sun. und Hugo Ungewitter besuchen
noch beide die Kunstakademie; aber während der erstere
seine Episode aus der Schlacht von Roßbach „Seydlitz
läßt die Kavallerie einschwenken" hauptsächlich mit In-
teresse für eine feine Stimmung des Waldschattens, aus
dem die Kürassiere Hervorbrechen, und weniger mit dem
sachlichen Interesse am Reiterstück ausgeführt hat, zeigt
sich der letztere als ein Heißsporn, dessen Phantasie eine
energische Erfindung liebt und es darauf absieht, ihr zu
einem völlig entsprechenden Ausdrucke zu verhelfen. Wie
ein Wetter läßt er seine 7. Kürassiere („Mars la Tour")
daherjagen! Staubwolken, aus denen hundert Klingen
herausblitzen, füllen den Himmel und den Hintergrund;
nicht gehemmt durch einzelne Stürzende, rast die Front

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Aus Walter Cranes Bilderbuch „Vari Vlxss".
 
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