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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Deutsche Siegesdenkmäler: zum 25. Jahrestage des Frankfurter Friedens, 2. Mai 1871
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0269

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Deutsche Siege-denkmäler.

rischen Kontraste wie ans einem Gusse geraten, wozu denn auch freilich die durchaus ideale, von keiner
Porträtfigur bedingte Komposition am meisten beiträgt. Sic ist denn auch unleugbar die, welche am ehesten
klassisch genannt werden kann. Am nächsten kommt ihr in Bezug auf malerischen Reiz und Harmonie der
Erscheinung das Siegcsdcnkmal in Mannheim mit der Nciterfigur des Kaisers Wilhelm oben und einem Siegcs-
genius sowie köstlich malerischen Figuren und Reliefs am Sockel von Gustav Eberlein in Berlin. Dabei fällt
einem gleich ein, daß diese beiden hervorragendsten Meister Süddeutsche sind, wie fast alle hier gefeierten
Helden selber Norddeutsche waren. Zn den gelungensten dieser Siegesdeukmälcr gehört dann noch das in

Dresden von Robert Henzc ausgcsührte, dessen trium-
phierende Germania ein prächtiges Rasseweib ist, während
die vier allegorischen Damen unten nicht weniger gelungen
erscheinen und das Ganze in seiner idealen Höhe einen
überaus beruhigenden, befriedigten Eindruck macht, wie er
dem Sieger ziemt. Ganz entgegensetzt wirkt indes Rudolf
Siemerings überaus reiches Denkmal in Leipzig, von
welchem Künstler auch der köstliche Fries stammt, der 1871
das schnell entstandene Germania-Denkmal bei der Feier des
Einzuges der Berliner Truppen schmückte. Wie bei Henze
alles Ruhe, so atmet am Leipziger Denkmal alles stolze
Kampflust, von der schlanken und kecken Germania (oder
Saxonia?) oben bis zu den kühn und kampflustig in die
Welt hinausschanendcn vier köstlichen Reiterfiguren der
fürstlichen Hauptführer, ist da alles Leben und Bewegung,
scheint sicgesgcwiß zum Kampf hiuauszuzicheu, nicht von
demselben zurückzukehren. Daß da der König von Sachsen
an der Spitze reitet, ist selbstverständlich, wie daß über
ihm Kaiser Wilhelm in ruhiger Majestät thront. Im
Gewühl des Leipziger Marktplatzes muß diese Ansamm-
lung stolzer Kriegcrgcstaltcn, welche dem täglichen Verkehr,
da um sie herum, alle mögliche Sicherheit zu verbürgen
scheinen, einen köstlich erfrischenden Eindruck machen. Un-
streitig giebt dieses Denkmal den kriegerischen Geist des
Jahres 1870, seine stolze Thatkraft, entschieden am besten
wieder, ja ist eine wahre Verkörperung desselben. Sehr
gelungen erscheint dann auch das, nur die Reiterfigur des
Kaisers Wilhelm in ruhiger Majestät und unter ihm die
stolze Heldengestalt Bismarcks am Sockel zeigende Mo-
nument in Görlitz von Johannes Pfuhl, das durch
einfache Größe imponiert. Mehr oder weniger gelungener
Einzelfignren finden wir dann noch eine ganze Menge,
so die Bismarcks in Köln von Fritz Schaper, dem da-
gegen die Moltkes als Pendant viel weniger gelang, ferner
Kaiser Friedrich in Merseburg von Emil Hundrieser,
Prinz Friedrich Karl von Pfuhl in Görlitz, Kaiser
Wilhelm stehend in Königsberg von Friedrich Reusch,
ein jugendlicher Kämpfer von Philipp Keil in Bremen,
und ein zweiter keck zu Pferde anstürmender von Richard
Anders in Quedlinburg, beide in ihrer idealisierenden Art
gut gelungen. Am wenigsten befriedigen eigentlich die
Gruppen realistischer Figuren, so die des Auszugs und der
Rückkehr der Kämpfer von Sicmcring in Kassel oder die des zum Tode verwundeten jungen Kriegers in
Hamburg von Schilling, wo man beidemal über eine gewisse sentimentale Prosa nicht hinauskommt. Sie stört
einen auch bei dem großen Brauuschweigcr Monument von Adolf Breymann und Robert Diez trotz einer sehr
theatralischen Germania, welche einem Infanteristen, Reiter und Artilleristen unten am Sockel kaum Platz genug zum
Stehen gönnt. Da ist doch die Nüchternheit gar zu sehr alleinige Siegerin geblieben! Glücklicherweise ist ihr
das nun auf dem neuesten dieser Monumente, dem bei Wörth erst letzten Herbst enthüllten Siegesdenkmal von Max
Baumbach nicht nur nicht gelungen, sondern cs hat in seiner gaitzen Erscheinung mit am meisten Poesie. —
Vorab, weil da Kronprinz Fritz auf einem ziemlich steif geratenen Gaul die gelungen personifizierten Nord- und

Kaiser Wilhelm-Denkmal in Königsberg,
von Friedrich Reusch.
 
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