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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Feld, Otto: Die Ausstellungen in den Champs-Elysées und auf dem Champ-de-Mars
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0355

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von Gtto Feld.

27Y

Landschaft, von Fefim Ivolkoff.

zu können zu — vorläufig freilich noch tastenden —
Versuchen, modernes Können nun in Anwendung alter
Gesetze von dem schönen Zusammenklang gewisser Farben-
verbindungen zu verfeinern. Das ist's vornehmlich, was
die Ausstellung auf dem Champ-de-Mars uns zeigt. Hat
man bisher Sonne und Licht bis in die feinsten Werte
zu studieren gesucht, so zieht man nun auch die Farbe als
solche in den Kreis der Wirkungsmittel. War sie zuerst
im Gegensatz gegen den Asphaltton grau und freudlos,
dann eine Zeit lang Wohl übertrieben gesteigert, so sucht
man nun in feinem Zusammenklingen der Töne Wirkungen
zu erreichen. Die Malerei, die Kunst der Farbe, wird
nun erst wieder im höchsten Sinne malerisch! — Aus-
wählend tritt der Künstler der Natur wieder gegenüber,
aus der verwirrenden Fülle sondernd was seiner Absicht
dienen soll. — Der Raum ist hier in einer gedrängten
Orientierungs-Skizze über zwei große Ausstellungen zu
knapp, um den Versuch zu machen, zu zeigen, wie
auch in diesem neuen Streben wieder in der
Kunst sich zeigt, was der Geist der Zeit zu fordern
beginnt, — das Hervortreten und stärkere Ausbilden des
persönlichen Momentes, wie diese Bestrebungen das
letzte Glied bilden in einer Entwicklungsreihe, die mit
dem Impressionismus begonnen, der — vielfach miß-
verstanden — nichts anderes war, als der, in die Er-
scheinung tretende Widerspruch gegen die objektive, die
sogenannte naturalistische Kunst. Ist die Reihe voll-
endet, dann mögen moderne Kunstbestrebungen bereichert
und neu befruchtet dort wieder einmünden, von wo sie
ausgegangen. Daß dies der Fall sein wird, können
wir daraus entnehmen, daß Werken gegenüber, die solches
Streben zeigen, wie z. B. die beiden herrlichen Porträts
von Lavery, die wir im Salon des Champ-de-Mars
finden, man in billigen Vergleichungsversuchen auf

Velasquez z. B. hinweist. Natürlich, die ganz Großen
haben eben immer nach denselben Gesetzen geschaffen,
und nicht eine Nachahmung liegt hier vor, sondern auf
neugebahntem Wege ist ein unabhängig Suchender zu
gleichem Ziel gelangt. Ich wüßte nichts, was ich in
der Ausstellung diesen beiden herrlichen Bildnissen an
die Seite stellen möchte, als etwa die Figuren Aman-
Jeans, denn so verschieden die Arbeiten der beiden
Meister in der Farbe sind (man möchte sagen, die einen —
Laverys — in ernstem Our, die anderen in weichem süßen
üloll), in beiden finden wir dieselbe feine vornehme Auswahl
der Mittel, dasselbe harmonische Zusammenklingen der
Farbe, dieselbe Meisterschaft in einem Bildnis die Fülle
einer reichen Menschenseele auszuschöpfen. Lavery ist viel-
leicht noch breiter, noch einfacher in den Mitteln, in einem
ersten Frauenbildnis schwarz auf braun gestimmt mit
einer einzigen kleinen roten Note, wie in dem Porträt
eines jungen Mädchens, das beglückende, ihrer selbst
nicht bewußte Schönheit füllt. Ein fröhliches, lächelndes
Mädchenantlitz blickt den Beschauer an! Das Weiß des
Kleides mit dem Schwarz des Tisches, auf den die Figur
in anmutiger Haltung sich stützt, und von dem aus ein
paar weiße Blüten emporstreben, der bräunliche Ton
des Hintergrundes durch ein paar geschickte schwärzliche
Flecke mit dem tiefen Weiß verbunden, geben einen
ruhig-schönen Zusammenklang. Selbst Guthrys beide
Kinderbildnisse, so meisterhaft die kindlichen Cha-
raktere erfaßt sind, können an dieses Werk nicht heran-
reichen. So unendlich reizvoll sie in der Behandlung
sind, sie wirken gegen jene Arbeiten noch ein wenig
kompliciert. Von Engländern noch Walton mit einem
— in München bekannten — Porträt und einer sehr
schönen Landschaft, Brangwyn, Sargent mit einem
sehr stimmungsvollen Bildnis, Burne-Jones mit
 
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