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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Springer, Jaro: Die Internationale Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1896, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0375

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von Haro Springer.

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repräsentieren sich gut, zu gut möchte man beinahe
sagen. Der Aufschwung ist hier schnell gekommen, aber
nicht von unten herauf und mit elementarer Gewalt
hervorgebrochen, sondern, ich möchte sagen, zugetragen.
Dem Ansporncn und Wirken der drei gelehrten Dres-
dener Kunsthistoriker Karl Woermann, W. von
Sei dlitz und Max Lehr verdankt die junge Dresdner
Kunst ihr bestes, und das merkt mau ihr, meine ich,
an. Ich kenne meine lieben sächsischen Landsleute gut
und darum zweifle ich, ob das von gelehrten Kunst-
freunden großgezogene Kind, so sympathisch es mir per-
sönlich auch ist, auf diesem Boden und in der Heimat
des sinnigen Philisters Ludwig Richter gedeihen kann.
Vorläufig kann man von dem regen Dresdner Kunst-
leben, soweit es in der Secession zum Ausdruck kommt,
nur mit größter Anerkennung sprechen. Der führende
Mann scheint Gotthard Kuehl zu sein, der erst
vor wenigen Jahren nach Dresden berufen wurde. Das
Lübecker Altmännerhaus war hier schon bekannt. Ganz
brillant ist die skizzenhaft ausgeführte Augustusbrücke in
Dresden.

Neben Kuehl ist von den Dresdner Secessionisten
Max Pietschmann, der freilich auf derbere Effekte
ausgeht, hier in guter Erinnerung. Sein großes Bild
Adam und Eva ist dieser Art. Wie das erste Menschen-
paar, beide von hinten gesehen, in einer gelben und
grünen Landschaft sitzen, ist das Bild nicht ohne Wirkung,
aber die grelle Färbung läßt doch nur eine grobe

Wirkung dekorativer Natur zu. Weit feiner ist ein
kleiner Frauenkopf, ein junges Mädchen mit blauem
Schleier vor rotem Grund, ein höchst pikantes Farben-
stückchen von genauester Ausführung. Da ist ein merk-
würdiges Bild von Carl Mediz, ein Feld blauer
Blumen, mitten darin eine rot gekleidete Violinspielerin
mit grünem Schleier, alles sehr derb gemalt und die
Mittel nicht weit hergeholt, aber gut in die Augen
fallend. Desselben Mediz' Birkenwald mit Satyrn ist
dagegen recht verfehlt. Anton Pepinos Atelierecke ist
wie ein trübnerischer Jnnenraum arrangiert und behandelt.
Ein Paar gute Landschaften (die finden sich nun freilich
überall in durchschnittlicher Güte) sind noch zu erwähnen:
Paul Baum, der Helle und lustige Kanal mit Weiden,
die Farben dünn aufgetupft, Carl Bantzer, eine zart
gefärbte, schattige, grüne Wiese mit einer blau gekleideten
Frau darauf, F. Walther Scholtz, die Treppe der
Brühlschen Terrasse bei Abenddämmerung mit einer
herabsteigenden Dame in halber Figur. Sehr wenig
erfreulich sind die Dresdner Alten. Das Schlimmste
ist wohl die gräßliche „Terkenschlacht" von — ich will
den Namen lieber nicht nennen. Die Porträts von
Felix Borchardt sind etwas arg posiert und aufdringlich.
Die selbständigste Erscheinung in diesem Kreis ist noch
Gustav Albert Stagura, der in dem alten Schäfer,
der hinter der Herde hergeht, in seiner Art bläuliche
Pleinairfärbung wiederzugeben versucht, der aber in der
weiten melancholischen Schneelandschaft (zwei Wagen

Die Luserweckung des Lazarus, von Robert Böniuger.
 
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