Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI article:
Springer, Jaro: Die Internationale Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1896, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0376

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Internationale Zubilaums-Aunstausstellung in Berlin 18Y6.

fahren bei trübem Tauwetter auf ein verschneites Torf
zu) ein sehr feines Stimmungsbild hervorgebracht hat.
Beide Bilder sind Gouachen. Rudolf von Habers
Stilleben sind als Fleißarbeit gewiß zu bewundern.

In der rheinischen Kunststadt wird rege und fleißig
geschafft. Zum Teil in der alten Weise, die aber hier
einer festen Tradition entspricht. Von den älteren be-
währten Düsseldorfern ist wenig zu sagen, Oswald
und Andreas Achenbach u. a. sind da, nicht anders
als sonst, aber dem Düsseldorfer Saal würden doch
gewohnte und liebenswürdige Stücke abgehen, wenn
sie fehlen würden. Gebhardt fehlt hier und hängt
dafür in der historischen Abteilung mit einem Bilde
neueren Datums.

Sein Schüler Louis
Feldmann ahmt
ihn nach wie Muther
den Volbehr, und
beinahe hat man
einen Gebhardt, wenn
man einen Feld-
mann kauft. Daß
sinnige Religions-
malerei in Altdüssel-
dorfer Kreisenheimisch
ist,^kann die Predigt
des Eremiten von
Hubert Salentin
beweisen. Das Re-
naiffancekostüm ist hier
weniger theatralisch
wie bei Gebhardt und
seiner Schule, weil
der Vorwurf gar nicht
in die Zeit Christi
verlegt ist. Vergleicht
man das Bild mit der
Gebhardtschule, so er-
geben sich wesentliche
Unterschiede. Düssel-
dorferischer ist Salen-
tins Auffassung, und
gerade diese behag-
lichen Züge geben
dem Bild einen in-
timen Reiz, der es
wert macht. Kröners
Auerhahnbalz, Fritz Roebers etwas süßliches Bild
„und die Engel lehrten ihn" setzten altdüsseldorfer Übung
fort. Petersen hat außer den großen energischen
Marinen eine Windmühle ausgestellt, die die blauen
Meerbilder übertrifft. F. Schaarschmidts Bild „Auf
dem Posilipp" ist pikant gefärbt. Ich erwähne die
nordischen Landschaften von Rasmussen und die
winterlichen von Schweitzer. Das Begräbnis im
Gebirge von Hans Bach mann ist etwas modernisiert,
es fehlt die Düsseldorfer Sentimentalität, ist dafür aber
auch langweiliger. Auch in Düsseldorf pulsiert das

kräftigste Kunstleben unter den Secessionisten. Ver-
schiedene sind darunter, die ich gern habe. So W.
Spatz, aber diesmal gefällt er mir nicht so. Das
große Bild „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig
und beladen seid", wird, wenn es nicht direkt phrasenhaft

aufgefaßt ist, was bei Spatz aber nicht zu erwarten
steht, immer wirken durch den hohen tröstlichen Gehalt.
In grüblerischer Überlegung ist das Bild gewiß sorgsam
ausgeführt, aber die fahle Färbung macht cs doch uner-
freulich. F. Brütts Lkristus Victor, der revoltierenden
Arbeitern erscheint, ist ganz modern gewollt, aber dann
doch wieder von Düsseldorfer Freude an gewählter Pose
bestimmt. W. v. Beckeraths Beweinung Christi hat
große Qualitäten, wenn man über die unmarienhafte
elegante Maria hinwegkommt. Böningers Auferweckung
des Lazarus ist ganz im Stile alter Kunst gemalt, mit
geschickter Benutzung einer wirkungsvollen Beleuchtung,
aber der entsetzlich plumpe, schwarze Rahmen kann

einem das Bild ver-
ekeln. Gerade gegen-
über hängt dafür
ein bemerkenswert ge-
schmackvoller Rahmen,
der das so liebens-
würdigeBildvonAle-
xander Frenz „der
Frühling küßt die
Erde"umgibt. Eugen
Kampfs Landschaf-
ten sind von groß-
zügigem kräftigen Pa-
thos. Das Amster-
damer Straßenbild
vonHeinrich Herr-
manns mitflimmern-
den, goldigen Lichtern
ist freilich anders als
die gleichen Sujets
unseres Hans Herr-
mann und nicht so
exakt in Wiedergabe
holländischer Luft-
stimmung, aber wenn
auch mehr venetianisch
anmutend, darum,
doch von künstle-
rischem Wert. Nütt-
gens hat die Nieder-
länder des 16. Jahr-
hunderts (Mabuse
oder so einen) in einem
Madonnenbild ganz
nett nachgeahmt und dafür gleich im preußischen Staat
einen Käufer gefunden. Theodor Rocholl ist mit
mehreren großen Bildern da, die Kriegsscenen sind dunkel
und nicht gerade kraftvoll gemalt. Dem Dekorationsbild
Fürst Bismarck und die deutschen Eisenhüttenleute fehlt
es nicht an großem Wurf. Von Ludwig Keller sind
wieder ein paar lustige, bunte, gute Porträts da.

Die beiden kleinen Säle 46 und 47 rechts vom
Haupteingang gefallen mir nach jedem Besuch besser.
Hier hängen die Karlsruher. Wenig Meister und
nicht zu viel Bilder sind hier zusammengekommen, so
daß bei der geschickten Anordnung der Überblick rasch zu
gewinnen ist. Man eilt aber gar nicht, wenn man
einmal hierher geraten ist, hastig hinaus und noch
weniger empfindet die Mühsal drückender Arbeit, wer
hier behaglich die Bilder mustert. Hut ab vor den

Lin gefährlicher Tang, von Friedrich üüllweck.

Internationale Berliner Jubiläums - Kunstausstellung )j896.
 
Annotationen