Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI article:
Schultze-Naumburg, Paul: Die Internationale Ausstellung 1896 der Secession in München, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0388

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

In der Hängematte. von Gabriel Thompson.

Die Internationale Aufstellung 1896 der Secession in München.

von Paul Zchultze-llaumburg.

^tucht man auf unserer Ausstellung nach den Hauptzügcn der Münchener oder auch deutschen Kunst, so
fällt ein langsames Weitergehen auf den Wegen, die schon in den Vorjahren die allgemein beschrittenen
waren, auf. Selbstverständlich ist es das Haupterfordernis an ein jedes Bild gewesen, das hier ausgenommen,
daß seine Wirkung allein durch rein künstlerische Mittel hervorgebracht und mit wenigen Ausnahmen ist
diese Forderung erfüllt, wenn auch ein zunehmendes Zusammengehen mit stofflichem Interesse ganz unver-
kennbar: das Beschäftigen mit Vorwürfen, die, so lange Menschen, von denen wir Kunde haben, lebten, mit
den Begriffen des Erhabenen, Großen oder Schönen verknüpft waren, zieht kein Mißtrauensvotum mehr nach
sich. Im engsten Zusammenhang damit steht das Verschwinden des asketischen Freilichtgraues, das seine
Mission erfüllt, und die Zunahme unbefangenster Farbeufreudigkeit. Eine eigentliche Programm-Malerei tritt
nirgends auf der ganzen Linie hervor, sondern viel eher das deutliche Bestreben, nur — soweit das möglich,
ohne sich von den gemeinsamen Zügen der Zeit emanzipieren zu wollen — den Gesetzen der eigenen Begabung
zu folgen. Die Haupteinslüsse, denen sich ja auch der Selbständigste weder entziehen soll noch kann, kommen
immer noch am vorwiegendsten von Böcklin, ohne daß man dabei glauben darf, nun so und so vielen
Böckliniaden begegnen zu müssen: in der vertieften, vergeistigten Art der Naturanschauung, wie sie heute
angestrebt wird, zeigt sich der Einfluß Böcklins, der eben doch unser größter deutscher Landschafter des Jahrhunderts
gewesen. Neben ihm steht der Einfluß der englischen Stilisten im Zenith; doch wüßte ich jetzt nicht ein
einziges Werk zu nennen, das direkt nachempfunden zu nennen wäre — ein jeder sucht die heute unvermeid-
lichen Einflüsse in der Richtung seiner eigenen Persönlichkeit zu verwenden. Die großen Talente, die während
der Kampfzeit die Führerrolle in Händen gehabt, suchen in kleineren Werken das zu verfeinern, was sie sich
zum Eigentume gemacht: die Landschafter machen es sich im eigenen Lande so behaglich als möglich; im
Porträt hebt sich, nachdem man so lange den Nachdruck auf die Bewältigung des Malerischen gelegt, die
Betonung des Psychologischen.

Das Gesamtbild ist ein so mannigfaltiges, daß ich versuchen will, das Wichtigste einzeln zu besprechen
und von dem übrigen einiges typische anzuführen.

Kommt man aus dem Kuppelsaal in den großen Hauptsaal, so steht man Uh des Bilde, der „Predigt
am See" gegenüber. Uhde hat eine große Wandlung durchgemacht: zuerst ein Bahnbrecher für das reine

39

I. siehe in Heft 19.

Die Runst für Alle XI, 20. 15. Juli 1896.
 
Annotationen