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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 3
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Falke, Jacob von: Druck und Illustration
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0045

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iiber alle Mebiele öeSMcßönen.

3. Ltück.

Lrscbetnt

inr ersten und dritten viertel

Derausgcber:

zferdinand Nvenartus.

Lesrcllpreis:

vierl-ljLhrlich 21/2 Mark. ! Z.

Anzeigen: 3 gesp. Nonp.-Zeile j)f. -—-—

Druck und AllustralLon.


> s ist ein bescheidenes Kapitel der Aunst, dem
?wir einmal die Aritik zuwenden, aber wie
S.immer bescheiden, ist es doch wichtig genug,
s,da es wie kein anderes unter s)edermanns
Augen tritt und uns von der Kindheit auf bis zum
lehten Blick begleitet. Wir meinen das illustrirte Buch,
das illustrirte Blatt, die Druckseite in verbindung mit
der Illustration. Nicht eigentlich um die Illustration
soll es sich handeln, sondern um ihre Beziehuugen zum
gedruckten Text, wie sich beide äußerlich vom 5tand-
punkt des Geschmacks dem Auge darstellen. Ich habe
wohl gelegentlich schon einige Worte darüber — ver-
loren, muß ich sagen, denn ich sehe nicht, daß die ge-
rügten Fehler sich gebessert hätten. Ich mache darum
von dem Necht des predigers Gebrauch, auch Dinge
Zweimal sagen zu können; vielleicht bin ich diesmal
glücklicher, wenn sich die Autorität des „Runstwarts"
derjenigen des chchreibenden hinzugesellt.

Ich will nicht von dem Streite zwischen lateinischer
und deutscher Lchrift, zwischen gerundeten und eckigen
^ettern reden. Die Sache ist weniger ästhetisch als
kulturgeschichtlich und national. Die Ästhetik deckt sich
hier mit der Deutlichkeit, denn die Deutlichkeit erfordert
das richtige Verhältnis der zarten zu den breiten
ätrichen, das richtige verhältnis im Abstand der Buch-
staben, der Wörter und der Zeilen. lVird das Ver-
hältnis verfehlt — und man kann zu weit gehen im
^chwarzen wie im Weißen —, so wird die Schrift
undeutlich, und wird sie undeutlich, so wird sie auch
uuästhetisch, denn was neben der Schönheit dem Ge-
Uauche dient, muß ja zuerst seiuen Zweck erfüllen.
das eine Auge sieht besser als das andere,

^ eine Ijeset noch mit voller Deutlichkeit, wo ein
s" ^on längst die Mühe aufgegeben hat, und
^ s e ^ wohl schwer, bestimmte Größenverhältnisse
auszustellen — oder bestimmte Regeln vorzuschreiben,

wie weit die Zeilen oder die lVörter auseinander
stehen sollen, wie dick oder wie dünn die chtriche und
was dergleichen mehr ist. Line Unart soll aber nicht
unerwähnt bleiben. Manche Schriftsteller glauben, sie
können ihre Gedanken oder lVorte dem Leser nicht
nachdrücklich und eindringlich genug vorführeu und
lassen daher alles, was sie selber für bedeutend halten,
nicht bloß wörter, sondern ganze Sätze, mit gesperrter
oder fetter Schrift drucken, ja wohl gar mit verschieden
abgestufter chchrift je nach der vermeintlichen lVichtig-
keit des Gesagten. Das ist nun eigentlich eine Be-
leidigung des Lesers, weil ein Zweifel an seiner Be-
griffsfähigkeit; aber es ist vor allem ein ästhetischer
Fehler, denn es zerstört die Gleichmäßigkeit des Txpen-
satzes, der sich uns auf der ganzen Seite als ein ein-
heitliches Bild vorstellen soll. !ver sein Buch oder
seine Schrift gut und schön gedruckt sehen will, muß
Acht geben, daß er hierin nicht des Guten oder viel-
mehr des Schlechten zu viel thue. Nian muß sehr
sparsam sein mit durchschossener Schrift und fette
Lettern den etwaigen Überschriften vorbehalten, und
auch hier sich vor Aufdringlichkeit und Auffälligkeit
hüten. Bei manchen Schriften, Aatalogen z. B. oder
lVörterbüchern, ist Verschiedenartigkeit des Typensatzes,
selbst der Schriftzüge nicht zu vermeiden, man wird
aber auch hier ästhetisch richtig vorgehen, wenn man
nicht mehr thut, als eben die Deutlichkeit, das köervor-
heben der Schlagwörter oder die Unterscheidung zwischen
Originaltext und Zitat erfordert.

Die gedruckte Seite soll ein einheitliches Bild vor-
stellen, und dieser Satz gilt ganz insbesondere mit Be-
zug auf die Zllustration, zu welcher wir auch Znitialen,
Rand- und Aopfleisten und vignetten rechnen, alles,
was bildlich oder ornamental zu dem gedruckten Texte
hinzutritt. ^ier ist nun zweierlei zu beachten, einmal
die Farbe und sodann die Form. Die Farbe — wir

Der vachdruck von lüngeren rvie kürzeren Veiträgen des „Aunstivarts" ist vom verlage nur unter deutlicher ipueilenangabr gestatt-t.

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