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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 1
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Alberti, Conrad: Sprechsaal: in Sachen: Die Theater-Agenten
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Aus der Bücherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0024

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im Falle der Nichtbenutzung gar mit «Strafe» be-
drohendes Zustitut empfahlen. Die Absichtz den Willen
einzuschränken, der bekanntlich des Menschen Lsimmel-
reich ist, stelle ich ihm als ssine ureigene Lrfindung
zurüek. lVer sich gern von den Agenten ausbeuten
läßt, dem verbleibe auch nach der Lrrichtung des vor-
gescklagenen Dammes dazu noch volle Freiheit. Daß
es dem offiziellen Auskunftsbüreau, — die richtige
Leitung vorausgesetzt, — nicht an Kunden fehlen würde,
ersehe ich aus mehreren schon an mich gelangten Bei-
stimmungen. So liegt mir z. B. aus den Areisen einer
angesehenen Bühne eine Zuschrift vor, in welcher es
u. A. wörtlich heißt: «Mit Znteresse haben wir neu-
lich Ihren Aufsatz über die Theateragenten gelesen,
der jedem nur einigermaßen mit den Bühnenverhält-
nissen vertrauten Freunde des Theatsrs äus der Seele
geschrieben sein muß.» kserr Alberti scheint mich für
einen Theoretiker zu halten, welcher das Theater «nicht
fachmännisch kennt» und «außerordentlich schön ge-
dachte», aber «praktisch undurchführbare Vorschläge»
ausbrütet. Nun — dieser Voranssetzung will ich keinen
lViderspruch entgegenstellen, denn allerdings habe ich
von den siebzig Zahren meines bisherigen Lebens erst
fünfzig, darunter nur dreißig teils als Bühnenleiter
und teils als Dramaturg, im praktischen Dienste
Thaliens zugebracht, gewiß viel zu wenig, um sich ein

Aus der

« Dle besten Wücber aller Lctten und Lileraturen.

. (Berlin, Pfsilstücker.) — Die englischeu „Listen der 100 besten
Bücher" ernmnterten den verleger, „eine Sammlung ähn-
lichcr deutschcr Listen und Aeußerungen lebender deutscher
Schriftsteller usw." dadurch anzuregen, daß er allerhand be-
kannte Leute um ihre Meinung fragte. tllax Schneidewin,
der eine „vorrede" zum Buche geschrieben hat, verwahrt sich
dagegen, daß das ganze Unternehmen „in das Licht «gekitzelter»
Eitelkcit" gestellt werde, wio das z. B. W. Iordan aethan
habe — obgleich sich die liebe Eitelkeit bei einigen der kserren
„Nitverfasser" nicht verleugnet. Natürlich finden sich die
vcrschiedensten Urtcile, von dcm Roscggers ab, der rnhig er-
klärt, er habe in seinem Leben keine hundert gutcn Biicher
gelesen, bis zu dem jener ernsthaften Leute, die cin lhäufchen
von genau hundcrt besten Büchern zusainmentrugen, uni keines
mehr, um keines weniger — und es ist gar nicht zu leugnen,
daß die Antworten der „Angefragten" zuin großen Teile'sehr
anre >end zu les> n sind, anregcnd aus den verschiedensten
Äründen. Tine Liste der hunoert besten Bücher läßt sich
freilich aus dem einfachen Grundo nicht aufstellen, weil es
keine hundert schlechthin „besten Bücher" giebt, fondern so
viel mal verschicdene hundert, wie vcrschicdene lNenschenpcr-
fönlichkeitcn. lNaii kann nur Listen „guter" Bllcher aiisstcllen,
abcr nicht Listen der „besten". Da das der lserausgeber selber
enipfunden hat, ist der Titel des töainmelwerkchens ver-
wunderlich.

« Lbronik dcs Mlencr Ltndttbcntcrs 1872—tSS4.
von vr. Tyrolt (Wien, Aonegen). Der Verfasser, welcher
während des genannten Zeitrauins selbst am Stadttheater
ununterbrochen als Schauspieler thätig war, liefert eine genaue
Zusaminonstelluiig der vorgeführten Stückc und der Besetzung,
dcs angestelltcn jdersonals und der Treignisse koine ein-
gehcnde kritische Analz>se, jedoch hie und da kurze ksindeut-
ungen auf die wahren Ursachen der wechselreichen Schicksale
unserer Bühne, die, von theinrich Lanbe begründet, stolz be-
gann nnd fchon vor dem Brande so kläglich herabsank, daß
sie in ihren letzten vier Lebensjahren sich nur als Tuinmel-
platz dcr von den verkommensten Pariser Vorstadt-Buden ein-
gefchmuggelten Ungereimtheiten noch kümmerlich zu behaupten
vermochtc. Tyrolt, der über die lehrreichste Katastrophe mit
kollegialer Schonimg hinweggleitet und den „dereinst Be-
rufeneren" das Urteil darüber vorbehält, nennt seine Arbeit
einen „kleinen Beitrag zur einsligen Geschichte der kviener
Bühnen." Als solcher wird das harmlose Buch sich unter

«fachmännisches» Urteil übsr die so unendlich «verwickelte»
Unentbehrlichkeit der Theatsragenten aneignen zu
kännen! Beschämt gestehe ich den Zrrtum ein, das
Agenturwesen bisher hauptsächlich nur für ein die Be-
quemlichkeit der Bühnenleiter steigerndes Znstrument,
und die Abschaffung desselben für eine äußerst einfache
verwaltungsangelegenheit gehalten zu haben. Hoffent-
lich wird dieser Zrrthum mir nicht als ein Aapitalver-
brechen angerechnet, wenn ich zu meiner Lntlastung
beifüge, daß ich persönlich, — obwohl mir zweimal
die Zusammenstellung eines Bühnenpersonals ub ovo
oblag, — mich der Agenten so gut wie gar nicht be-
diente und dennoch mit den von mir eugagirten
Rünstlern und angekauften chtücken die Ronkurrenz
gegsn die von Agenten bedienten Theater bestehen
konnte. Das machte mich freilich in gewisseu Ureiseu
als Urheber von nur «unglücklichen Reformver-
suchen» bekannt, denn als «unglücklich» pflegen im
heutigen Bühnen-Rauderwslsch Manche all das zu be-
zeichnen, was nicht in den landläufigen Theater-
schlendrian paßt oder denselben stört. Zu tieferem
Lingehen fehlt es hier au Raum, daher verweise ich
auf meine Anfang Gktober bei jstierson in Dresden
erscheinende Denkschrift: «Das Drangsal der deutschen
chchaubühne.»"

ZückerLi.

den Theater - Lhroniken ehrenvoll behaupten können. Der
spätere objcktive Geschichtsschreiber dürfte freilich weniger
pietätvoll die dramaturgischen Nißgrifse beurteilen, durch
welche die thatkräftigen und mitunter höchst eigcnsinnigen
Bestrebungen des Gründers uamentlich in seiner letzten
Direktionszeit verunziert sind. Ia, er wird wahrscheinliäf offen
aussprechen: Laubes letzte Schöpfung trug schon bei ihrer
Geburt in stch selbst den Keim des Lsthetischen Bankerotts,
weil Laube gleich von Anfang an den für sein junges Unter-
nehmen undurchführbaren lVettkampf mit den mimischen
Leistungen dcs Burgtheaters allzu herausforderud einleitete
und dann, als er die schlimme lvirkung der ebenso kostspieligen
wie lcidenschaftlichcn Uebcreilung erkanntc, mit dcm verzicht
auf diese, zuglcich auch gewohnheitsgemäßen Geschästs-Ansichten
huldigend, feine bessere innere Ueberzeugung jcncm augen-
blicklichen Lrfolg opferte, der ihm nur allzubald treulos wurde.
Nlöge das als Lrsatz für das abgebrannte Stadttheater neu
entstandene Uliener „Uolkstheater" aus Laubes fprunghaft
experimentirenden Mßgriffen rechtzeitig die Runst erlernen,
durch folqerichtrqere Taktik sich eine dauerndere Lebensfähig-
keit zu sichern l G. A.

Ä-: Lin in prinzipieller Bcziehung wichtiges werk über
äbusik haben wir diesmal nicht anzuzeigen, sondern nur
einen guten Aalender nnd ein gntes Geschenkbuch. Ulax
lsesses Dcutscbcr /llduslker-lsrAlender ist für das Jahr
I.8Z0 wiedergekommen — wer ihn brauchen kaun, kennt ihn
auch und weiß, was er von ihm zu erwarten hat, und fo ge-
nügt diese Mitteilung. Lin paar verbesserungen bezeugen
es: die lferausgeber bedenken, daß Stillstand Rückgang ist.
5ie dieuen auch mit ihncn vorzugsweise rein praktischen
Bedürfnissen. Das Geschenkbuch heißt: Deutscbe DklUS--
muslk mit Wlldcru, ist bei Bertel in tsannover erschienen
und bringt in Prachtband-Ausstattung siebzehn beliebte und
bewährte Bekannte von Liedern — eine gute Gesellschaft, die
Larl Reinicke zum Lintritt in das Buch ausgewählt hat.
Iedem von ihnen widmete ein hervorrageuder Aünstler eine
Zeichnung. Sehr hiibsch sind unter den letzteren beispiels-
wcise die von Uleinmichel. Naht lVeihnachten, so erinnert
sich vielleicht der oder jener unferer Leser der Sammlung,
etwa IVeib und Aind damit zu erfrcuen.
r« Lelcbuungcu vou Nlbrecbt Dürer tu Dkicbblld-
uilgcu. lserausgegcben von vr. Friedrich Lipxmann.
(Berlin, Grote.) — Ls liegen nun zwei Bände, jeder zum
Preise von 250 M., von diesem lVerke vor, das, wahrhaft

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