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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 3.1889-1890

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Heft 11
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Rundschau
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K. L.: Sprechsaal: in Sachen: Mozart contra Wagner
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https://doi.org/10.11588/diglit.8793#0183

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bindet. Das Schlachtfeld ist fa ein Freilichtbild,
surchtbar grau in gran, von blutigen Nosen durch-
blübt. Und wenn einst die Großthaten unsers volkes
die geschichtliche Perspektive, der l^orizont der Zeitge-
schichte jene Tiefe gewonnen, welche den richtigen

Lstntergrund für die episch malende Aunst bildet, dann,
so hoffen wir zuversichtlich, wird jene vaterländische
Runst erstehen, von welcher schwärmerische Seelen
heute schon träumen."

Sprecbsaal.

(vlntcr SÄcbllcbcr Vcrantvrortung dcr Dcrrcn Llnscndcr.)

Zn Sachen: Mozart oonkra wagner
hat der Salzburger Festspielausschuß seine Antwort aus
unsern Leitaufsatz gegeben. Die Lrklärung, die Lserr
N. von Freisauff erläßt, lautet wie folgt:

„<Ls fällt uns nicht bei, etwa gegen die vom
«Runstwart» geäußerten Ansichten, die ja unter der
voraussetzung, unter welcher sie geschrieben wurden,
vollkommen zutreffend erscheinen, polemisiren zu wollen.
wohl aber glauben wir berechtigt zu sein, die j)rä-
misse, von der sie ausgegangen sind, richtig stellen zu
dürsen. Da müssen wir denn vor Allem hervorheben,
daß das geplante LNozart-Festspielhaus keineswegs die
Aufgabe haben soll, nur werke Mozarts zur
mustergiltigen Aufführung zu bringen, im Gegenteil,
das künstlerische programm desselben soll alle be-
deutenden Schöxfungen der großen klassischen Meister
der Tonkunst umfassen, da die Unternehmer von der
ganz richtigen Zdes ausgehen, daß gerade in dieser
vielseitigkeit des Repertoirs der Festspiele ein wesent-
liches Moment für den schließlichen Lrfolg derselben
gelegen ist. Daß aber ein Runsttempel, der sich diese
Aufgabe gestellt hat, in Salzburg keinen anderen Namen
als den Mozarts an der Stirne tragen kann, ist wohl
selbstverständlich. Der Tharakter Salzburgs als aus-
gesxrochener Fremdenstadt ist ein internationaler. wer
Gelegenheit gehabt hat, den alten Bischofssitz an der
Salzach während des Sommers zu besuchen, der wird
dieser Ansicht sicher beixflichten; dsnn aus allen welt-
teilen strömen um jene Zeit die Bürger aller zivilisirten
Staaten in seinen Mauern zusammen, und nicht zum
geringen Teile sinden sich darunter begeisterte Runst-
und Musikfreunde, welche gewiß mit Dank den ge-
botenen Anlaß, der Nlusteraufführung irgend eines
großen klassischen Tonwerkes beiwohnen zu können,
ergreisen werden. Der Zweck des Mozart-Festspiel-
hauses ist keineswegs der, mit dem Namen «Mozart»
einen personenkultus treiben und etwa den Bayreuther
Festsxielen ein paroli bieten zu wollen. Man hofft
vielmehr, aus dem Reingewinn der Festspiele einen
Fonds schaffen zu können, der das vornehmste Musik-
institut Salzburgs, das «Mozarteum» und seine vor-
züglich geleitete Musikschule, aus all' jenen finanziellen
verlegenheiten befreicn soll, mit welchen es jetzt leider
zu kämxfen hat. Und dieses Moment verleiht, wis
uns dünkt, dem Festspielhaus-Unternehmen in Salzburg
wohl etwas mehr als den bloßen chchein einer Be-
rechtigung, es läßt seine Durchführung geradezu als
wünschenswert erscheinen. Ulan muß auch im Auge
behalten, daß das «Nlozarteum» der Festsxielhausidee
vollkommen ferne steht und vorläufig wenigstens in
keiner lVeise an derselben beteiligt ist. Dies ist auch
nicht anders denkbar; denn jenes Znstitut kann und
darf seine Rräfte nicht zersxlittern; es muß aber mit
Freuden jede neue Lchöxfung begrüßen, von der es

eine kräftige Förderung seiner Znteressen erwarten
kann. Und deshalb glauben wir auch dsr kjoffnung
Naum geben zu dürsen, daß der «Runstwart» dem in
Nede stehenden Unternehmen gegenüber wenigstens eine
wohlwollende Neutralität bewahren werde; seine ge-
wichtige Unterstützung wäre für dasselbe freilich von
ungleich größerem kverte. vielleicht gewährt er ihm
auch diese noch, wenn er erst die Überzeugung ge-
wonnen, daß das Nlozart-Festsxielhaus doch etwas
mehr werden soll, als ein moderner Götzentempel."

Ludwig Ljartmann hat bereits in der „Dr. Z."
auf diese Lntgegnung, in der er keine Berichtigung
findet, geantwortet: „Nur den guten Glauben ruft sie
an; sie ist gleichsam ein Axell an das lvohlwollen.
kvir aber hatten die Frage nach dem Necht im Auge.
Zn die Lsauptzentren des verkehrs gehöre — so sührten
wir aus — ein deutsches Gxernfestspielhaus, nicht in
die j)erixherie, nicht in das nur für die obern t0,000
erreichbare Salzburg. Dabei bleiben wir. Faktisch
zu widerlegen haben wir in dem obigen Schriftstück:

a) Daß Lserr v. Freisauff betont, «nicht nur Nkozart»
soll «aufgeführt werden», ist nicht neu. lvir er-
wähnlen auch das mit Besorgnis in unserer lvarnung.

b) Daß Ljerr v. F. «die Vielseitigkeit, alle großen
kverke aller großen Nleister dort in Nlusterauf-
führungen zu geben», eine «ganz richtige Zdee»
nennt, ist das, was wir eben bestreiten. Nicht ein-
mal die Läkularfeier hat für die Geeignetheit 5alz<
burgs, wohin alle Rräfte importirt werden müssen,
gezeugt.

c) Daß die «allgemeinen» Festspiele den Namen
«Mozartspiele» führen, ist in der That ganz gleich-
gültig.

cl) Der Fremdenverkehr nach Salzburg gilt der herr-
lichen Natur, den Alpen, den Seen; nicht dem
Theater! Daß stille Nlozartxilger mit Nührung die
Stätten besuchen, wo der göttliche Nlusiker lebte
und das Zauberflätenhäuschen, das ist noch gar
keine Zählxrobe für die Festspielbesucher.
s) Daß der Ausschuß nicht — wie kjerr von F. schreibt
— den«Zweck des s)ersonenkultus verfolgt, glauben
wir herzlich gern. De» Zweck verfolgte ursxrüng-
lich auch Bayreuth nicht; das macht sich ganz von
selbst, auch gegen den kvillen des Romitss.
kvir kommen zum Lnde. Der Gedanke, den
nötigsten und volkstümlichsten und gräßesten deutschen
Tondramatiker im Separatkabinet zu seroiren, ist zu
bekämxfen. Am meisten, wenn Musteraufführungen
erstrebt und verschafft, wenn überhaupt eine Sommer-
oper fl la Rroll in Lalzburg Mode werden sollen.
Daß dagegen keine Unfreundlichkeit gegen das Nko-
zarteum gemeint ist, haben wir sofort betont. Dieses
zu fundiren, wäre gewiß erwünscht. Aber mit einem
Fonds xerdu von Nlillion Gulden für ein Festspiel-

r?r —
 
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