fcichstes Drcchslerwerk. Diese» einfachste» Gebra»cchs-
fornie» gebe ma» aber da«» dcharakter durch die
Bemalung.
Ma» muß hierbei »ur zielbewußt vorgehe» u»d
alle Ankläiige an das, was sonst durch feiue, ver-
wickelte Tischlerarbeit erreicht wird, vermeide». Gh»e
zu stutzen gebe man den kasteuformigen Teilen die
einfachste glatte Form, indem man nur etwa das
chtirnbrett verlängert uud nach irgend einer die Be-
krönung andeutenden Liuie aussägen läßt, ebenso wie
man für Lüße, beisxielsweise Xsörmige Tischfüße, die
eiufache Plattenform wählt, der ma» »ur durch den
Neiz geschweifter Linieii nachhilft. Das rohe Aus-
sehen ist sofort überwunde», weii» die Bemaluug i»
ihre wirkung tritt. Man wähle dazu einen dechende»,
dunkle», »eutrale» Ton, um in der üblichen Farben-
stimmung unserer Zimmer zu bleibe», uud hebe das
Gerät durch aufgesehte goldene Liuien uud Der-
zierungen. Gold möchte ich für notwendig halten,
um den Mangel des politurglanzes wieder auszu-
gleiche», dessen reiches Lichterspiel der Lach allein nicht
zu ersetzen vermöchte. Zweckmäßig läßt man die
Spiegel der Füllungen im Naturtone stehe», um auf
denselben wieder dunkleres, mehr oder miuder reiches
Flachornament aiizubringe», »nd fügt dnrch farbige
Umrahmunge» dieser Spiegel, welche »ach der Tapete
abgestimmt sind, das Gerät »och imiiger der bsar-
moiiie des ganzen Zimmers ein.
Nach einigen Versnche», die ich für mich selbst
habe ausführen lasse», kann ich getrost behaupten, daß
derartige Möbel, weit entfernt davon, hinter den üb-
lichen zurückzustehen, reicher und vor allen Dinge» un°
vergleichlich ursprünglicher wirken, als jene. Zede
chtilnarretei ist von vornherei» durch die einfache»
Grundforine», welche auch eine strenge Behandlung
des Schmuckwerkes erfordern, ausgeschlossen. . . .
Zu beachte» wäre noch, daß alle diejenigen Teile,
welche häufiger Berührung unterworfen sind, zweck-
mäßig »icht niit deckender Farbe gestrichen werde»,
die sich abnutzcn würde. Das ist aber kein Unglück,
wenn man nur versteht, hieraus neue chchmuckmotive
abzuleiten. Lür Sitze, Lehne» mag man auch statt
der eiufach getönten und lackirte» kjolzflächen Leder
oder chtoffe oder lose Aisse», die reizvolle und viel zu
weuig geübte Polsterungsweise des Attttelalters, wähle».
Übrigens läßt sich ein Anstrich inindesteiis ebenso leicht
und kaum teurer erneuen, als die Politur furiiirter
Möbel; auch sei bemerkt, das lackirter Gelfarbeuan-
strich ei» Wasche» mit guter cheife durchaus verträgt.
<Ls möchte vielleicht scheinen, daß derlei Anregung
eher in eine Lachschrist als i» eine Zeitung gehöre.
Aber abgesehen von dem größeren Leserkreise und ab-
gesehen davo», daß auch alte Möbel i» der ange-
deutete» Weise die erfreulichste Berjüiiguug erfahre»
köiine», scheint cs mir durchaus ersorderlich, sich i»
solche» Dingen immer znerst an das große Publikum
zu wende». Bei der Zerfahrenheit unseres Industrie-
systems hat der kj^udwerker so weuig chelbständigkeit
behalte», daß er keinen versuch wagt, wenn er nicht
von der Aundschaft gesordert wird. chobald aber
der Bedarf nachweisbar ist, fehlt es nicht mehr an
Aräfte», demselbe» i» möglichst erschöpfender Weise
zu genüge»; und so scheint es mir denn nicht aus-
geschlosse», daß man auf dem angedeuteten Wege zu
einer gesundere» bjerflellung uuseres einfachere» kjaus-
rates gelangt."
Lprecksaal.
(rilnkcr sncblickcr Vcrnntivcrkung dcr Dcrrcn Linscndcr.)
Z» chachen: U) i d4ii u n g e n.
Üarl chpitteler hat mit dem kleinen Aufsatz „Mid-
mungen" (Aw. II, ts) wunde puiikte der moderne»
chchriftstellerei berührt; »ur dünkt mich, behandelt cr
die chache init zu wenig Ilnterscheidung der eiiizelne»
Lälle.
Daß jeht die IVidmung »icht mehr die Bedeutung
wie i» frühere» Zeiten habe, in dene» auch der
Dichtor sich durch eine öffeutliche Dedikation einen
Schützer seiner Auiist erwarb, ist wohl bis auf seltene
Ausnahmsfälle richtig. Z» G elehrte»-Areise» be-
steht ja auch heute »och ei» ähnliches verhältuis;
der verfasser weiß oder hofft, daß, we»» der Name
eines augesehene» Gelehrten auf dem zweiten Blatte
seines Buches steht, dieses von vorn herein mehr be-
achtet und höher geschätzt werde. Allein damit ist
die Frage nicht erschöpft.
Zunächst: der j)oet will häufig durch Dedikationen
seine Zugehörigkeit zu gewissen Nichtungen, Rreisen
bezeichne». Und daii» handelt es sich immerhin um
eine „öffentliche" Angelegenheit, d. h. um eiue solche,
die für die Leser des betreffeiiden Buchs nicht ohne
Znteresse ist. Anders steht es ja, wen» man ein Buch
einer Prioatperson widmet. Aber auch hier kann
durch solche Widmunge» etwas ausgedrückt werden,
das für das Buch selbst gar nicht so bedeutungslos
ist. Gesetzt, ein Dichter schilderte i» einer Novells
ein Beispiel rührender Schwesterliebe, und wir fänden
dann auf dem Titelblatte: „Meiner lieben Schwester . ..
gewidmet", so mntete uns diese Widmung kaum
ganz befremdend an. chie briugt einen Zug von
Zntimität, die auf das Buch selbst erwärmend über-
geht. Und namentlich in allen Fälle», wo bestimmte
Verhältuisse aus dem jstrivatleben des Dichters be-
handelt werde», sind solche Dedikatione» »ie gauz
ohne Znteresse für de», der überhaupt am Buche
selber Zuteresse empfindet.
Lerner: nehmen wir a», der Dichter sei so be-
kaimt, daß auch sei» Lebe», auch seiue Beziehungen
öffentlicher Art sind, daß ma» im Volke Teil nimmt
an seiner Umgebung uud a» seine» Leziehungen.
Dami kan» die Widmung freilich »och unter Um-
ständen eine große Taktlosigkeit gegen einzelne Leute
sei», sie ist aber kaum mehr ei» Verstoß gegen die
Gesetze des öffentlichen Geistes, — wie i» de» vo»
Spitteler angeführte» Fälle», i» denen ein unbekaniiter
poet einer noch unbekannteren Braut oder Mutter
seine Lrstlinge widmet. Gb in jene» Linzelfällen
eine Widmung eine Geschmacklosigkeit sei, läßt sich
daim häufig genug nur von dem Verfasser Nahe-
stehenden beurteile», häugt auch zuweile» vo» der
Form selbst ab. Ls wäre übrigens iiiteressant und
gäbe mehr, als nur einen gute» Beitrag zur >Lr-
heiterung moderner Bücher- uud Zeitungsleser, stellte
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fornie» gebe ma» aber da«» dcharakter durch die
Bemalung.
Ma» muß hierbei »ur zielbewußt vorgehe» u»d
alle Ankläiige an das, was sonst durch feiue, ver-
wickelte Tischlerarbeit erreicht wird, vermeide». Gh»e
zu stutzen gebe man den kasteuformigen Teilen die
einfachste glatte Form, indem man nur etwa das
chtirnbrett verlängert uud nach irgend einer die Be-
krönung andeutenden Liuie aussägen läßt, ebenso wie
man für Lüße, beisxielsweise Xsörmige Tischfüße, die
eiufache Plattenform wählt, der ma» »ur durch den
Neiz geschweifter Linieii nachhilft. Das rohe Aus-
sehen ist sofort überwunde», weii» die Bemaluug i»
ihre wirkung tritt. Man wähle dazu einen dechende»,
dunkle», »eutrale» Ton, um in der üblichen Farben-
stimmung unserer Zimmer zu bleibe», uud hebe das
Gerät durch aufgesehte goldene Liuien uud Der-
zierungen. Gold möchte ich für notwendig halten,
um den Mangel des politurglanzes wieder auszu-
gleiche», dessen reiches Lichterspiel der Lach allein nicht
zu ersetzen vermöchte. Zweckmäßig läßt man die
Spiegel der Füllungen im Naturtone stehe», um auf
denselben wieder dunkleres, mehr oder miuder reiches
Flachornament aiizubringe», »nd fügt dnrch farbige
Umrahmunge» dieser Spiegel, welche »ach der Tapete
abgestimmt sind, das Gerät »och imiiger der bsar-
moiiie des ganzen Zimmers ein.
Nach einigen Versnche», die ich für mich selbst
habe ausführen lasse», kann ich getrost behaupten, daß
derartige Möbel, weit entfernt davon, hinter den üb-
lichen zurückzustehen, reicher und vor allen Dinge» un°
vergleichlich ursprünglicher wirken, als jene. Zede
chtilnarretei ist von vornherei» durch die einfache»
Grundforine», welche auch eine strenge Behandlung
des Schmuckwerkes erfordern, ausgeschlossen. . . .
Zu beachte» wäre noch, daß alle diejenigen Teile,
welche häufiger Berührung unterworfen sind, zweck-
mäßig »icht niit deckender Farbe gestrichen werde»,
die sich abnutzcn würde. Das ist aber kein Unglück,
wenn man nur versteht, hieraus neue chchmuckmotive
abzuleiten. Lür Sitze, Lehne» mag man auch statt
der eiufach getönten und lackirte» kjolzflächen Leder
oder chtoffe oder lose Aisse», die reizvolle und viel zu
weuig geübte Polsterungsweise des Attttelalters, wähle».
Übrigens läßt sich ein Anstrich inindesteiis ebenso leicht
und kaum teurer erneuen, als die Politur furiiirter
Möbel; auch sei bemerkt, das lackirter Gelfarbeuan-
strich ei» Wasche» mit guter cheife durchaus verträgt.
<Ls möchte vielleicht scheinen, daß derlei Anregung
eher in eine Lachschrist als i» eine Zeitung gehöre.
Aber abgesehen von dem größeren Leserkreise und ab-
gesehen davo», daß auch alte Möbel i» der ange-
deutete» Weise die erfreulichste Berjüiiguug erfahre»
köiine», scheint cs mir durchaus ersorderlich, sich i»
solche» Dingen immer znerst an das große Publikum
zu wende». Bei der Zerfahrenheit unseres Industrie-
systems hat der kj^udwerker so weuig chelbständigkeit
behalte», daß er keinen versuch wagt, wenn er nicht
von der Aundschaft gesordert wird. chobald aber
der Bedarf nachweisbar ist, fehlt es nicht mehr an
Aräfte», demselbe» i» möglichst erschöpfender Weise
zu genüge»; und so scheint es mir denn nicht aus-
geschlosse», daß man auf dem angedeuteten Wege zu
einer gesundere» bjerflellung uuseres einfachere» kjaus-
rates gelangt."
Lprecksaal.
(rilnkcr sncblickcr Vcrnntivcrkung dcr Dcrrcn Linscndcr.)
Z» chachen: U) i d4ii u n g e n.
Üarl chpitteler hat mit dem kleinen Aufsatz „Mid-
mungen" (Aw. II, ts) wunde puiikte der moderne»
chchriftstellerei berührt; »ur dünkt mich, behandelt cr
die chache init zu wenig Ilnterscheidung der eiiizelne»
Lälle.
Daß jeht die IVidmung »icht mehr die Bedeutung
wie i» frühere» Zeiten habe, in dene» auch der
Dichtor sich durch eine öffeutliche Dedikation einen
Schützer seiner Auiist erwarb, ist wohl bis auf seltene
Ausnahmsfälle richtig. Z» G elehrte»-Areise» be-
steht ja auch heute »och ei» ähnliches verhältuis;
der verfasser weiß oder hofft, daß, we»» der Name
eines augesehene» Gelehrten auf dem zweiten Blatte
seines Buches steht, dieses von vorn herein mehr be-
achtet und höher geschätzt werde. Allein damit ist
die Frage nicht erschöpft.
Zunächst: der j)oet will häufig durch Dedikationen
seine Zugehörigkeit zu gewissen Nichtungen, Rreisen
bezeichne». Und daii» handelt es sich immerhin um
eine „öffentliche" Angelegenheit, d. h. um eiue solche,
die für die Leser des betreffeiiden Buchs nicht ohne
Znteresse ist. Anders steht es ja, wen» man ein Buch
einer Prioatperson widmet. Aber auch hier kann
durch solche Widmunge» etwas ausgedrückt werden,
das für das Buch selbst gar nicht so bedeutungslos
ist. Gesetzt, ein Dichter schilderte i» einer Novells
ein Beispiel rührender Schwesterliebe, und wir fänden
dann auf dem Titelblatte: „Meiner lieben Schwester . ..
gewidmet", so mntete uns diese Widmung kaum
ganz befremdend an. chie briugt einen Zug von
Zntimität, die auf das Buch selbst erwärmend über-
geht. Und namentlich in allen Fälle», wo bestimmte
Verhältuisse aus dem jstrivatleben des Dichters be-
handelt werde», sind solche Dedikatione» »ie gauz
ohne Znteresse für de», der überhaupt am Buche
selber Zuteresse empfindet.
Lerner: nehmen wir a», der Dichter sei so be-
kaimt, daß auch sei» Lebe», auch seiue Beziehungen
öffentlicher Art sind, daß ma» im Volke Teil nimmt
an seiner Umgebung uud a» seine» Leziehungen.
Dami kan» die Widmung freilich »och unter Um-
ständen eine große Taktlosigkeit gegen einzelne Leute
sei», sie ist aber kaum mehr ei» Verstoß gegen die
Gesetze des öffentlichen Geistes, — wie i» de» vo»
Spitteler angeführte» Fälle», i» denen ein unbekaniiter
poet einer noch unbekannteren Braut oder Mutter
seine Lrstlinge widmet. Gb in jene» Linzelfällen
eine Widmung eine Geschmacklosigkeit sei, läßt sich
daim häufig genug nur von dem Verfasser Nahe-
stehenden beurteile», häugt auch zuweile» vo» der
Form selbst ab. Ls wäre übrigens iiiteressant und
gäbe mehr, als nur einen gute» Beitrag zur >Lr-
heiterung moderner Bücher- uud Zeitungsleser, stellte
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